Need for Speed: Hot Pursuit Remastered – „Rasen ohne Mehrwert“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

81 Lj3ZUduL. SL1500 Vor zehn Jahren war die Welt irgendwie noch in Ordnung. Corona verband man hauptsächlich mit einer Gerstensaftmanufaktur aus Mexiko, Wahlen liefen in den Vereinigten Staaten noch relativ geregelt und Mehrspielerkomponenten wurden mehr und mehr zum Standard in noch so seltsam anmutenden Genres, um Gamer möglichst lange zu beschäftigen. In Need for Speed: Hot Pursuit war die kompetive Hatz zwischen Rasern und Cops dagegen eine willkommene Abwechslung. In den letzten Tagen der gegenwärtigen Hardwaregeneration will Electronic Arts mit dem Remaster alte Erinnerungen wecken und neue Wettkampfgelüste wecken. Mit Erfolg? Wir haben den Racer auf PlayStation 4, XBOX One und PC getestet. 

                          Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX One X erstellt. 

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Zurück nach Seacrest County

Auf den allerersten Blick hat sich in dem fiktiven Küstenstaat seit meinem letzten Besuch auf der PlayStation 3 nicht sonderlich viel verändert, lässt man die grafischen Verbesserungen einmal außen vor. Die weitläufigen Routen ziehen immer noch Tempofreaks aus aller Welt an, die im Kampf um möglichst gute Platzierungen jede gültige Verkehrsregel missachten. Die lokalen Ordnungshüter reagieren darauf mit der Gründung einer hochgerüsteten Sondereinheit, um die notorischen Verkehrssünder möglichst schnell von der Straße zu holen. Ein einfaches Prinzip, welches hier aber mit einem besonderen Clou aufwartet, denn als Spieler können wir auf beiden Seiten agieren. Ob ihr euch also als Nachfolger von Vin Diesel bewerben möchtet oder als Cop mithilfe von Straßensperren, E.M.P. und Nagelbrettern den Rennuntergrund zum Erliegen bringt, liegt ganz bei euch. 

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Im Rahmen der mit ordentlichem Gesamtumfang versehenen Kampagne (die allerdings typisch für ihre Zeit komplett ohne Story aufwartet) öffnen sich euch für beide Seiten immer neue Events mit jeweils individuellen Herausforderungen. Je nachdem, wie gut ihr dort abschneidet, belohnt euch das Spiel mit Erfahrungspunkten in Form von Kopfgeld. Zwischen den Rängen werden regelmäßig neue Vehikel freigeschaltet, die dann ohne zusätzliche Umwege direkt in eurer Garage landen. Ingamewährungen gibt es überraschenderweise nicht.  Zusätzliche Punkte gibt es für besonders wagemutige Manöver ebenso wie für sauberes Fahren, entdeckte Abkürzungen, Metaleistungen und vieles mehr. Schon die ersten freigeschalteten Vehikel sind wahre P.S.-Protze, was die Jagd nach immer mächtigeren Boliden auf beiden Seiten zusätzlich motivierend gestaltet. Unnötiger Grind entfällt dadurch dankbarerweise komplett, so kann man sich ganz entspannt auf die verschiedenen Events und die Action auf der Straße konzentrieren.

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Und das geht wahlweise im Einzelspieler oder gegen Freunde und Fremde aus aller Welt, In Form schnelles Spiele oder nach eigens erstellten Präferenzen. Der allgegenwärtige Autolog präsentiert sich dahingehend identisch zum Original der Last Generation, misst regelmäßig eure Zeiten und informiert auch darüber, wenn Spieler aus eurer Freundesliste diese überboten haben, sofern ihr denn welche habt. Aber selbst wenn nicht macht Hot Pursuit immer noch eine Menge Spaß und bietet genügend Asphaltkonkurrenz, denn mit der Einführung von Crossplay gibt es zwischen PC, PlayStation, XBOX und Nintendo Switch keine künstlichen Hürden mehr. In der Praxis funktioniert das Feature ganz wunderbar, wobei auffällt, dass zunächst nach Spielern gleicher Plattform gesucht wird, ehe notfalls anderweitig aufgefüllt wird. Acht Spieler verteilen sich dann nach Zufallsprinzip auf Raser und Cops. Alles angenehm unkompliziert umgesetzt sorgt das für viel Kurzweil, der auch offline ohne spielerische Einschränkungen hervorragend funktioniert. 

Alles wie gehabt?

 
Genauso war es allerdings schon beim Original, was die Frage aufwirft, für wen sich das Remaster denn überhaupt lohnt. Zwar erhält man von Anfang an Zugriff auf sämtliche damals erschienenden Zusatzinhalte, nämlich eine Handvoll neuer Autos, abgesehen davon gibt es außer dem Fotomodus und der Option, seine Boliden umzulackieren, keinerlei neuen Inhalte. Tatsächlich gibt´s hier im Schnitt sogar drei Fahrzeuge weniger, weil die dazugehörigen Lizenzeverträge mittlerweile ausgelaufen sind. Es bleibt also bei einem dreißig Euro teuren Grafikupdate samt Feature für Crossplay. Und das ist einfach zu viel, bedenkt man dass die Macher sich nicht die Mühe gegeben haben, das Spiel auf eine zeitgemäßere Engine zu portieren, sondern nebst einiger verbesserter Texturen und Effekte hauptsächlich Auflösung und Performance hochgeschraubt haben. Letzteres betrifft aber gegenwärtig nur Besitzer eines erweiterten Konsolenmodells wie der XBOX One X oder PlayStation 4 PRO.

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Nur dort kann man zwischen 1080p bei 60 Frames pro Sekunde oder nativem 4K bei halbierter Bildrate wählen. In Zeiten, wo deutlich schönere Titel wie ein F1 2020 Leistung und Qualität kompromislos unter einem Dach vereinen, reicht das leider nicht aus. Auf der Nintendo Switch, der regulären PlayStation 4 sowie dem Basismodell von Microsoft werden alternativlos 1080p bei 30 Frames pro Sekunde angeboten. Das immer noch tolle Geschwindigkeitsgefühl geht dabei natürlich abhanden. Abgesehen also von der Switch, welche den Titel in Full HD sowohl im Dock als auch im Handheldmodus überraschend gut gestemmt bekommt, wäre im Einsteigersegment mit entsprechender Optimierung sicher mehr möglich gewesen. Kritisch sehe ich das vor allem in Relation zum Crossplay. Bei 60 Frames pro Sekunde spielt sich Hot Pursuit einfach geschmeidiger und intuitiver, wodurch Systemen ohne so eine Option durchaus spielerische Nachteile entstehen könnten. Danach sortiert das Spiel nämlich nicht. Auf dem PC braucht man sich über solche Kompromisse nicht zu sorgen. Natives 4K bei unbegrenzter Bildrate ist hier problemlos möglich und überfordert gehobene Mittelklassesysteme selbst unter maximalen Settings nie. 

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Dafür kommt es über sämtliche Plattformen gelegentlich zu unschönen Aussetzern beim Sound, nervig ist zudem die relativ lange Wartezeit zwischen einem Eventneustart (primär wegen der nur spät überspringbaren, zahlreichen Einblendungen). Die spürt man hauptsächlich in den  immer noch unfair bemessenen Zeitrennen, wo man als Cop bereits für kleine Kollisionen mit der Leitplanke brutale 2 Sekunden abgezogen bekommt. Da sind selbst die meisten waschechten Simulationen weniger streng. Zu den fehlenden Schwierigkeitsgraden gesellen sich gerade einmal drei verschiedene Kameraperspektiven, ein Blick ins Cockpit bleibt einem dabei weiterhin versagt. Und auch die selbst unter unrealistischsten Bedingungen stetig in unserem Nacken hängende Gummiband-K.I. ist alles andere als zeitgemäß zu bewerten, weil fahrerisches Können im Vorzug eines stetigen Miteinandergefühls dadurch massiv benachteiligt wird. Negativaspekte, die auch der nostalgisch anmutende, aber sehr passende Soundtrack nicht ausgleichen kann.

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Falls ihr das Original von Need for Speed: Hot Pursuit immer noch in eurem Regal stehen habt, könnt ihr euch den Kauf des Remasters eigentlich schenken. Höhere Auflösungen und je nach gewählten Modus bessere Performance alleine reichen im Zeitalter deutlich aufwendigerer Neuauflagen einfach nicht aus, um guten Gewissens dreißig Euro dafür hinzublättern. Und sowieso, warum ausgerechnet Hot Pursuit und nicht Underground samt dessen Nachfolger, worum die Fans bereits seit vielen Jahren flehen? Wer jetzt erstmals im Duell zwischen Cops und Raser mitmischt, bekommt immerhin einen soliden Arcader mit unterhaltsamer Mehrspielerkomponente samt Crossplay geboten, dem mehr Features und zeitgemäßere Anpassungen in nahezu allen Belangen aber mehr als gut zu Gesicht gestanden hätten.“ 

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PRO:

+ Angenehm umfangreiches Eventangebot im Karrieremodus
+ Kurzweilige Mehrspielerkomponente…

+ …mit funktioneller Crossplayfunktion
+ Faires, motivierendes Freischaltungssystem…
+ …welches komplett ohne Währungen aller Art auskommt
+ Hohe Anzahl lizensierter Fahrzeuge…
+ …die sich jeweils ganz unterschiedlich in Handling und Motorenklang anfühlen
+ Praktischer Autolog
+ Einige sinnvolle Grafikverbesserungen
+ Immer noch sehr ansehnliche Crashsequenzen
+ Fotomodus und Lackierungsfeature sind gute Ergänzungen
+ Gut gewählter Soundtrack mit leichtem Nostalgiefaktor
+ Zugängliche Bedienung über sämtliche Plattformen

CONTRA:

– Keinerlei Neuerungen bei Fahrzeugen, Strecken und Gameplay
– Technisch trotz Verbesserungen nicht mehr wirklich zeitgemäß
– Zivilverkehr allenfalls sporadisch
– Karriere bleibt dank mangelnder Story trist inszeniert

– K.I. mit chronischem Rubberbanding…
– …und gelegentlichen Allgemeinaussetzern
– Insgesamt drei Autos weniger als beim Original
– Weiterhin nur 30 Frames pro Sekunde auf regulären Konsolen…
…und ebenso im Grafikmodus auf XBOX One X und PlayStation 4 PRO
– Unfair hohe Zeitstrafen
– Relativ lange Wartezeiten zwischen Eventneustarts
– Nur drei Kameraperspektiven, keine Cockpitansicht

                                              GESAMTWERTUNG:     7.0/10

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