Kampf auf Kampf
Der Story mangelt es neben inhaltlicher Einsteigerfreundlichkeit aber auch generell an Abwechslung. Eine offene Welt wie in Naruto: Ultimate Ninja Storm gibt es nicht, stattdessen hetzt man im Verlauf der über 40 Kapitel (von denen viele lediglich aus besagten Zwischensequenzen bestehen) von Kampf zu Kampf, besiegt die vorgesetzten Feinde mit den vorgegebenen Charakteren und versucht dabei, neben dem Sieg einen bestmöglichen Wertungsrang abzustauben. Je besser das Endergebnis, desto mehr und bessere Belohnungen werden ausgegeben. Dabei handelt es sich um kosmetische Items in fünf Seltenheitsstufen, mit denen ihr sämtliche Charaktere frei schmücken könnt. Auch neue Voicelines und Mottos sind freischaltbar. Einen spielerischen Vorteil bieten diese Items jedoch nicht.
Zwar sind die Kämpfe opulent inszeniert und setzen den bunten Look der Vorlage adäquat um, angesichts der nur 22 insgesamt verfügbaren Charaktere und deren jeweils auf Grundangriffe und zwei Spezialangriffe beschränkten Movesets hat man sich am Gezeigten auch schnell wieder sattgesehen. Auch die gewaltigen Ultimates der Naruto – Reihe sucht man hier leider vergebens. Trotzdem bietet das Spiel einige Atmosphäre und strotzt nur so voller farbenfroher Effekte. Und die wichtigsten Helden sind auch enthalten. Dass man zusätzlich die komplette Riege der japanischen Originalsprecher verpflichtet hat, die ihren Charakteren auch im Spiel ihre Stimmen leihen, ist vorbildlich. Überraschenderweise ist das aber auch die einzige verfügbare Sprachausgabe im Spiel. Lediglich passende Untertitel stehen in zahlreichen Sprachen zur Verfügung, wobei die deutsche Lokalisierung zwar fehlerfrei ausgefallen ist, aber alleine schon wie in der Serie durch die Tatsache nervt, dass man die sogenannten „Quirks“ hier als „Macken“ bezeichnet, was mehr nach Behinderung als nach Talent klingt.
Abseits der Story darf man sich auch im Missionsmodus an verschiedene Herausforderungen wagen. Die Charaktere sind hier frei wählbar und müssen innerhalb eines bestimmten Zeitlimits unter besonderen Handicaps die vorgesetzten Feinde bezwingen. Beim Sieg winken Münzen, mit denen man sich kosmetische Upgrades für die Helden zulegen kann, außerdem ein wenig Erfahrung. Habt ihr genügend davon angesammelt, darf sich der jeweilige Charakter über einen Stufenanstieg und damit einhergehende Werteverbesserungen freuen. Die sind auf den höheren Herausforderungsleveln auch dringend nötig, erfordern aber gelegentlich auch ein wenig Grinding, welches aber glücklicherweise voll im Rahmen ist und nicht dem albtraumhaften Beispiel eines NBA 2K folgt.
Natürlich dürft ihr auch online gegen Spieler aus der ganzen Welt antreten und euch auf den Weltranglisten nach oben arbeiten. Da die Mehrspielerkomponente sich aber aus dedizierten Servern speist, der Host also immer einer der Spieler ist, kann es je nach Qualität von dessen Internetleitung zu nervigen Rucklern kommen. Von Eingabeverzögerungen jedweder Art sind wir aber im Verlauf unseres Tests verschont geblieben. Viel mehr als das erneute Spielen des Tutorials bleibt leider nicht, sobald man Story und Challenges zu 100% absolviert hat. Ein überraschend geringer Umfang für ein Vollpreisspiel.
Allmächtige Technik?
My Hero One´s Justice nutzt die aktuelle Unreal – Technologie als Grafikgerüst, was man angesichts der simplen Comicgrafik allerdings kaum bemerkt. Wie erwähnt stimmt die optische Umsetzung der Vorlage, tröstet aber nicht darüber hinweg, dass Dragonball FighterZ, welches ja ebenfalls auf einem Anime bzw. Manga basiert, deutlich mehr aus seinen Möglichkeiten macht. Der Effekt – Overkill ist zwar nett anzusehen und auch die Umgebung wird teils heftig in Mitleidenschaft gezogen, trotzdem unterliegt das Spiel grafisch der Konkurrenz aus eigenem Hause.
Für den Test lag uns die PlayStation 4 – sowie die PC – Version vor. Erstere löst in nativem Full HD auf und peilt rasante 60 Frames pro Sekunde für einen geschmeidigen Spielverlauf an. Die werden meistens auch solide gehalten, in besonders effektreichen Momenten sind aber kurze Slowdowns wahrnehmbar. Auf der PRO gibt es diese nicht, dafür aber auch keine anderen Verbesserungen wie beispielsweise eine höhere Auflösung. Entsprechend ist auch dort leichtes Kantenflimmern an den Konturen der Charaktere wahrnehmbar. Alles kleine Probleme, aber Probleme sind es ja dennoch. Und die hat die PC – Version allesamt nicht. Die bietet nicht nur natives 4K und besseres Anti – Aliasing, was für ein deutlich schärferes und sauberes Bild sorgt, auch die gelegentlichen Performanceeinbrüche sucht man hier vergebens. Dabei ist das Spiel hinsichtlich seiner Hardwareanforderungen recht genügsam und somit auch auf Mittelklassesystemen dank vielern justierbaren Feineinstellungen wunderbar lauffähig. Nur auf die hohen Auflösungen muss man dann natürlich verzichten.
Schade ist, dass man statt Originalsoundtrack der Serie hier auf eher generische Eigenkompositionen setzt, lediglich das Leitmotiv präsentiert sich hier als Remix. Der klingt ganz cool, läuft dafür aber auch in Dauerschleife. Spätestens nach der zehnten Wiederholung dreht man die Musikregler in den Optionen dann auch entnervt nach unten. Dafür stimmt die Bedienung, die sich übersichtlich und angenehm zugänglich gibt. Dank des bereits angesprochenen Tutorials sitzen die einfachen Spielmechaniken bereits nach wenigen Minuten. PC – Spielern rate ich aber dringend zum Gamepad, denn die fummelige Tastatursteuerung kann einem den Spielspaß sonst schnell verderben, besonders im manuellen Modus, wo man deutlich mehr Tasten drücken muss, um bestimmte Attacken ausführen zu können. Und solchen bietet My Hero One´s Justice auch, allerdings trotzdem im Vergleich zur Konkurrenz überraschend uninspiriert und viel zu kurzweilig.
Fazit und Wertung
„Das erwartete Spielhighlight für Fans der Serie oder des Mangas ist My Hero One´s Justice leider nicht geworden. Zwar stimmt die optische Umsetzung des Heldenuniversums und bietet nebenbei sehr zugängliche und effektvolle Unterhaltung, lässt aber dabei Neueinsteiger beim Storytelling komplett außen vor. Die Story bedient sich komplett aus dem vorhandenen Universum und führt den Spieler mit einem Mindestmaß an Narration von Kampf zu Kampf. Da weiß abseits davon auch die Hatz nach neuen optischen Items nur kurz zu motivieren. Selbst die Challenges lassen sich mit ein wenig Übung relativ problemlos absolvieren. All das vor einer nicht im Vergleich zur Konkurrenz nicht mehr ganz so zeitgemäß wirkenden Comickulisse. Die Macher haben mit dem Spiel zwar einen guten Einstieg abgeliefert, lassen aber tiefgehende Mechaniken und die angemessene Präsentation des Academia – Kosmos zu sehr außer Acht. Als großer Fan der Serie wurde ich kurzweilig unterhalten, aber eben auch nicht mehr. Trotzdem würde ich mich über eine Fortsetzung freuen. Die muss dann aber einiges mehr auffahren.“
Miktrotransaktionen/Pay-2-Win: My Hero One´s Justice bietet keinerlei Möglichkeiten, sich gegen Echtgeld spielerische Vorteile verschaffen zu können. Eine Abwertung nehmen wir diesbezüglich nicht vor.
PRO:
+ Fängt das Setting sowie die Atmosphäre der Vorlage toll ein
+ Teils hübsch anzusehende Effekte
+ Zerstörbare Umgebung
+ Meist geschmeidige Performance
+ Einsteigerfreundliche Bedienung
+ Zahlreiche kosmetische Accessoires sorgen für optischen Pfiff
+ Enthält die kompletten (japanischen) Originalsprecher der Serie
CONTRA
– Lahm erzählter Storymodus…
– …der Serieneinsteiger erzählerisch komplett außen vor lässt…
– …und so gut wie keine spielerische Freiheit bietet
– Technisch nicht auf der Höhe der Zeit
– Spielerisch kaum fordernd
– Überschaubares Roster
– Relativ geringer Gesamtumfang
– Nur ein freischaltbarer Zusatzcharakter
– Fummelige Tastatursteuerung (PC)
– Je nach Host Ruckler im Online – Modus
GESAMTWERTUNG: 67%
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