Neue Abenteuer
Gespielt wird die leider abermals inhaltlich eher belanglos inszenierte Hauptgeschichte ausschließlich auf der brandneuen Schwierigkeitsstufe Meisterrang, die wohl selbst erfahrensten Huntern einiges abverlangen wird. Alleine schon deswegen macht es wenig Sinn, ohne die bestmöglichen Grundvoraussetzungen in die neue Zone zu reisen. Die neue Schwierigkeitsstufe ist aber nicht ausschließlich der Raureif-Weite vorbehalten, sondern lässt sich auf Wunsch auch im bisherigen Content nutzen. Der bleibt in Iceborne übrigens nicht unbeachtet, denn ein guter Teil der Geschichte um den Drachenältesten Velkhana spielt sich in altvertrauter Umgebung ab. Habt ihr aber erstmal Segel zum neuen Gebiet gesetzt, könnt ihr euch anschließend direkt vor Ort in einer neuen Basis einrichten.
Neue Gefilde
Die Umstellung von subtropischen zu arktischen Gebieten stellt euren Hunter natürlich vor ganz eigene Herausforderungen, denn warme Winterkleidung war bisher kaum nötig. Das sollte sich nun allerdings drastisch ändern, denn die Raureif-Weite ist ein erbarmungsloser Mix aus Eis und Schnee – und sieht als solcher einfach unverschämt schön aus. Lebendiger noch als die bisherigen Gebiete gestaltet, lassen sich an allen Ecken liebevoll gestaltete Details ausmachen. Monster Hunter World: Iceborne steht atmosphärisch auf einer Stufe mit den eingeschneiten Gebirgen eines Red Dead Redemption II oder der ebenfalls in arktischen Gefilden spielenden Erweiterung zum vielfach gelobten Horizon: Zero Dawn. Nicht zu vergessen natürlich die Monster selbst, die sich inmitten von alledem gelegentlich Revierkämpfe liefern, die mit solcher Brachialität verlaufen, dass man nicht weiß, ob man einfach zusehen will oder doch den Mut aufbringen mag, sich einzumischen.
Atmosphärisch liefert Iceborne richtig genial ab. Neben Kleinvieh (welches aber auch Mist macht) konfrontiert einen die Erweiterung aber auch mit ein paar richtig erlesenen Brocken. Manche davon sind alte Bekannte, andere basieren auf gänzlich neuen Kreationen. Ein besonders zäher Brocken ist der Beotodus, der sich unterirdisch bewegt und seine Feinde am liebsten mit seinem gewaltigen Horn überrascht. Der Banbaro dagegen rammt mit seinem Geweih nicht nur alles weg, was sich im in den Weg stellt, sondern schleudert euch damit auch noch die halbe Flora und Fauna um die Ohren. Ein alter Bekannter ist der Tigrex, der sein Debüt erstmals in Monster Hunter Freedom 2 gefeiert hat. In Iceborne kehrt der mächtige Flugwyvern nun zurück, um selbst mutigsten Jägern das Fürchten zu lehren, zumal er auch gleich ein paar neue Tricks im Gepäck hat.
Aber auch viele andere, bereits aus dem Hauptspiel bekannte Gegner haben die Macher mit neuen Angriffen versehen, weshalb selbst die erfahrensten Hunter sich auf die ein oder andere Überraschung gefasst machen dürfen. Um darauf angemessen reagieren zu können, dürfen sich aber zum Glück auch die Jäger über ein paar neue Verbesserungen freuen. Die Klammerklaue beispielsweise erweitert die Schleuder um die Funktion, sich an bestimmte Körperteile der Monster heranziehen zu können. Dadurch könnt ihr nach erfolgreichen Ausweichmanövern nun noch schneller gezielt Schwachpunkte attackieren. Übrigens dürft ihr den vertrauten Helfen jetzt auch nutzen, während eure Hauptwaffe gezogen ist. Wer schnell das Weite suchen muss, kann das mit dem ebenfalls neuen Zurückschrecken-Schuss problemloser als je zuvor tun. Der befördert euch schnell auf Abstand und gibt euch wertvolle Sekunden Ruhe, um die Lebenspunkte aufzufüllen oder die Waffe nachzuschärfen.
Neue Waffen
Unverändert vierzehn verschiedene Waffentypen gibt es im Spiel, alle ebenso verschieden und mit Stärken und Schwächen versehen wie die Monster, die ihr damit um ihre Herstellungsmaterialien berauben wollt. Im Rahmen der Erweiterung und den damit einhergehenden neuen Feinden gibt es zahlreiche neue Ressourcen zu ergattern, aus denen sich einige der bisher stärksten Waffen und Rüstungen des gesamten Spiels craften lassen. Da jedes Monster andere Taktiken erfordert, solltet ihr euch für die Raureif-Weite einmal mehr ordentlich mit einer Vielzahl verschiedener Sets und Waffengattungen ausrüsten. Selbstredend gibt es auch für den Palico viel neues Zeug.
Zum Glück müsst ihr zum Schmieden oder Bearbeiten nicht jedes Mal zurück in eure bisherigen Basis reisen. Stattdessen wird direkt vor Ort ein neuer Stützpunkt für euch errichtet, der nahezu die gleichen Möglichkeiten bietet, wie jener des Hauptspiels. Der bleibt aber natürlich ebenso weiterhin für euch zugänglich. Seliana ähnelt einer lauschigen Berghütte inmitten der eisigen Weiten, nur im XXL – Format. An gemütlichen Feuerstellen mangelt es ebenso wenig wie an guter Verpflegung, auch alle nötigen Händler haben sich hier niedergelassen. Wer dort sein regelmäßig unterwegs aufgelesenes Brennmaterial im Dampfofen verfeuert, darf sich außerdem über zusätzliche Ressourcenbelohnungen freuen.
Aber auch abseits von der alltäglichen Jagd bietet Iceborne viel Neues. Angler und Insektenfreunde freuen sich über neue Arten für ihre Sammlung, selbst auf Fotosafari darf man gehen. In Seliana bekommt ihr einmal mehr eigene vier Wände, die ihr ganz nach Belieben mit euren Trophäen und Sammlungen ausschmücken dürft. Zuhause ist es eben immer noch am Schönsten. Manche wichtigen Funktionen hat man dieses Mal aber nach draußen in die offene Welt verlagert, was einem zumindest ein paar der weiterhin vielen und nicht selten auch langen Ladezeiten erspart. Statt klassischem Schnellreisesystem lassen sich außerdem jetzt manche Monster als Reittiere nutzen, die folgen allerdings ausschließlich vordefinierten Wegen, um euch zu eurem vorher gewählten Ziel zu bringen. Leider hat man aber bei allen sinnvollen Erweiterungen und Verbesserungen erneut darauf verzichtet, euren Jäger endlich mit einer Stimme zu versehen. Der bleibt nämlich weiterhin stumm und ist dadurch selbst das sterilste Element in der sonst so lebendigen Welt, die aber immer noch unter alten Schwierigkeiten bei der Technik leidet, allem voran massives Clipping und einer selten optimalen Kameraführung.
„Heutzutage gehören richtige, vollwertige Erweiterungen leider längst der Vergangenheit an. Zu verlockend und einträglich ist das Geschäft mit DLC´s, als dass man noch Zeit und Ressourcen in die teure Entwicklung von wahrhaftig neuen, einprägsamen Inhalten stecken müsste. CAPCOM hat sich zum Glück entschieden, hier andere Wege zu gehen. Das Ergebnis erweitert die Welt von Monster Hunter World nicht nur um eine große, extrem atmosphärische neue Zone, sondern bietet auch jede Menge neue Ausrüstung im Kampf gegen die vielen neuen und wiederkehrenden Gegner. Dank vieler großer und kleiner Verbesserungen an allen Ecken und Enden, einem erweiterten Schwierigkeitsgrad und den bekannten Features zur schnellen Mitspielersuche ist Iceborne eine der wohl besten Erweiterungen seit The Witcher 3: Blood and Wine. Und das will wirklich etwas heißen!“
PRO:
+ Raureif-Weite als großes, neues Gebiet mit hohem Alleinstellungsmerkmal
+ Lebendige Spielwelt mit vielen feinen Details
+ Neue Monster, neue Ausrüstung, neue Herausforderungen
+ Meisterrang – Schwierigkeitsgrad auch im bisherigen Content wählbar
+ Abseits der Jagd viele neue Inhalte
+ Sinnvolle Erweiterungen vieler Monsterfertigkeiten
+ Hübsch in Szene gesetztes Basislager
CONTRA:
– Weiterhin stumme Jäger
– Nervig lange Ladezeiten
– Die Anfälligkeit für starkes Clipping ist geblieben
– Mounts lassen sich nicht frei steuern
GESAMTWERTUNG: 9.0/10
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