LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga – „Vergenzen der Macht“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

81YN2FwWYXL. SL1500 Aus LEGO kann man alles bauen. Und weil das so ist, tut sich der dänische Klötzchenkoloss seit einigen Jahren regelmäßig mit starken Franchises wie Harry Potter und Der Herr der Ringe zusammen, um sein Publikum noch zu erweitern. Die mit Abstand erfolgreichste Kooperation: LEGO Star Wars. Dazu liefern Traveller´s Tales seit jeher die passenden Spiele. Deren bisher ambitioniertestes Projekt, nämlich Die Skywalker Saga, vereint erstmals die Geschichte aller neun Episoden unter einem Dach. Eine neue Engine, komplett überarbeitete Kämpfe und vieles mehr sollen auch Kenner der bisherigen Adaptionen aus der Galaxie weit, weit entfernt anlocken. Doch ist die Macht wirklich mit diesem Mammutprojekt, oder…?

                        Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde mit der PC-Version erstellt. 

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Treffen der Generationen 

Egal ob Prequels, die klassische Trilogie oder die Klonkriege – über die letzten siebzehn Jahre wurden Traveller´s Tales nicht müde, jeden halbwegs relevanten Eintrag im Franchise als Videospiel auf Basis der dazugehörigen LEGO-Spielzeuge umzusetzen. Doch nach Episode VII: Das Erwachen der Macht war dann erstmal Schluss. Man ahnte wohl, dass die altbekannte Formel langsam Staub anzusetzen begann. So ganz verzichten wollte man auf neue Spiele aus George Lucas´ legendärem Universum aber auch nicht, immerhin zählen besonders die Star-Wars-Games zu den erfolgreichsten Titeln der britischen Spieleschmiede. Warum also nicht die Gelegenheit über den finalen Abschluss der Saga nutzen, alle neun Film unter einem Dach vereinen und das Ganze visuell und spielerisch auf eine homogene, modernisierte Linie bringen?

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Fünf Jahre hat das Team damit verbracht, eine frische Engine zu programmieren und das Gameplay zeitgemäßer zu gestalten, ohne dabei die ursprüngliche Formel komplett aus den Augen zu verlieren. Das Ergebnis liefert euch erstmals die komplette Skywalker Saga in einem Spiel, wobei die bereits adaptierten Episoden I-VII nochmals von Grundauf neu gestaltet worden sind, dazu gibt es zum ersten Mal auch Mittelteil und Finale der neuen Saga. Selbst Raumschlachten darf man jetzt untermalt vom Originalsoundtrack aus der Feder von John Williams austragen. Also ein Rundumsorglospaket, bei dem selbst LEGO-Star-Wars-Veteranen eine Menge Neuerungen erwarten dürfen. Über dreihundert freischaltbare Charaktere, tausende Sammelobjekte und zahlreiche weitere Nebenbeschäftigungen warten auf eurer Reise durch die generationsübergreifende Saga darauf, von euch entdeckt zu werden. Gute vierzehn Stunden seid ihr alleine mit den Hauptmissionen beschäftigt, wer aber wirklich jedes einzelne Collectible in seinen Besitz bringen will, kann die zu veranschlagende Zeit locker verdreifachen. 

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Bei alldem darf natürlich nicht der typische Humor der Macher fehlen. Besonders an den vielen fragwürdigen kreativen Entscheidungen der aktuellen Trilogie arbeitet sich Traveller´s Tales immer wieder genüsslich ab. Aber auch die übrigen Episoden leben von ihrem unaufdringlichen, primär visuell umgesetzten Witz, ohne dabei die eigentliche Geschichte aus den Augen zu verlieren. Trotzdem gilt einmal mehr das alte Sprichwort: Aller Anfang ist schwer. Denn obwohl ihr die drei Trilogien in beliebiger Reihenfolge angehen könnt (die jeweiligen Episoden dafür aber beim ersten Mal zwingend in der entsprechenden Reihenfolge absolviert werden müssen), starten allerhöchsten sinistre Sith mitten im Geschehen. Eigentlich keine schlechte Idee wenn man bedenkt, dass der ursprüngliche Einstieg mit Episode I: Die dunkle Bedrohung spielerisch mit Abstand am schwächsten geraten ist.

Viel zu lernen du noch hast!

Danach geht´s aber stetig bergauf, so dass es sich mit LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga schnell wie mit jedem anderen LEGO-Titel verhält: Je länger ihr spielt und je mehr Charaktere samt besonderer Fähigkeiten ihr freischaltet, desto mehr öffnen sich euch die Welten um euch herum. Am Anfang bleibt einem kaum mehr übrig, als der linearen Story zu folgen. Die meisten Sammelobjekte bleiben vorerst unerreichbar. Erst mit dem Freischalten neuer Klassen und den dazugehörigen Charakteren lohnt es sich, über das Freie Spiel erneut auf die insgesamt vierundzwanzig Planeten zurückzukehren und den Unmengen an Boni nachzujagen. All das wahlweise mit einem Freund am selben Gerät. Lokal ist das problemlos möglich, einen Onlinemodus bietet das Spiel gegenwärtig leider nicht. Und zugegeben, ganz so viel hat das Spiel anders als bisherigen Einträge im kaum mehr überschaubaren LEGO-Kosmos von Traveller´s Tales ohnehin nicht zu bieten. Das Rätseldesign ist simpel, überschaubar und mit der Zeit sogar recht repetiv geraten, besondere Kopfnüsse mit Fokus auf zwei Spieler gibt es nicht. 

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Das nächste Ärgernis wartet bei der deutschen Synchronisation. Die LEGO-Figuren haben bereits vor langer Zeit das Sprechen gelernt und nicht wenige Fans finden, dass ohne Kauderwelsch und Gestikulieren viel Humor verlorengegangen ist. Zwar findet sich unter den vielen freischalten Cheats tatsächlich eine Option, das unverständliche Gebrabbel zurückzubringen, abseits der Dialoge bleiben die dazugehörigen Sequenzen aber identisch, weshalb das Ganze mehr ein Gimmick und weniger eine waschechte Alternative darstellt. Darauf sollte man sich einstellen. Nein, das wahre Problem liegt in den mittelmäßigen deutschen Sprechern. Bisher durfte man sich immer darauf einstellen, wenigstens einen Großteil der aus den Vorlangen bekannten Synchronakteure erneut in ihren Rollen hören zu dürfen (sofern nicht verstorben). Auf LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga trifft das leider nicht zu. Bekannte Stimmen findet man allerhöchstens in den neuen Episoden, auf Hans-Georg Panczak, Wolfgang Pampel Philipp Moog und Co. muss man komplett verzichten. Dadurch haben die ersten sechs Episoden nicht nur etwas atmosphärisch extrem fremdartiges an sich, auch qualitativ macht der Ersatz keine gute Figur und schwankt zwischen generisch oder schlichtweg fehlbesetzt. 

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Auch nicht völlig überzeugen will das komplett umstrukturierte Kampfsystem. Statt simplem Tastenhämmern offerieren jetzt speziell machtaffine Charaktere eine ganze Palette an verschiedenen Combos, können eingehenden Attacken ausweichen oder diese schlicht blocken. Das alles richtig zu verketten ist aber gar nicht so einfach, weil einem die Doppelbelegung mancher Tasten dabei immer wieder unschön in die Quere kommt. Mit einfachem Draufhauen ist es nur noch selten getan, denn ebenso wie unsere Charaktere haben auch die Gegner den ein oder anderen neuen Trick gelernt und sind ebenso imstande, eingehende Angriffe zu parieren. Ein weiteres Problem ist, dass man in dichtgedrängten Gefechten gerne mal den Überblick über die richtigen Eingaben verlieren kann. Das resultiert schnell in Frustration. Grundlegend begrüßere ich das anspruchsvollere Kampfsystem, zumal LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga dabei immer noch eine sehr zugängliche, überwiegend fast zu einfache Erfahrung bietet. Im Vergleich zu den Schießereien, welche wie vieles andere sehr von den neuen Kameraperspektiven profitieren und die sogar taktisches Beschießen einzelner Körperzonen ermöglichen, fühlen sich die unübersichtlichen Nahkämpfe aber sehr fummelig an und machen nur wenig Lust darauf, Blaster gegen Lichtschwert zu tauschen. 

Machtfluktuationen im Konsolenkosmos 

Auf den klangvollen Namen NTT hört das eigens für das Spiel entwickelte Grafikgerüst. Und es wird wohl gleichzeitig auch das letzte Mal sein, dass wir davon hören. Gerüchte über anhaltende Schwierigkeiten im Umgang mit der neuen Engine, schlechten Arbeitsbedingungen und Co. überschatteten nahezu die gesamte Produktion von LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga. In der Konsequenz wird Traveller´s Tales zukünftig nur noch auf Basis der Unreal Engine entwickelt. Schade, denn die Ergebnisse der langjährigen Bemühungen können sich durchaus sehen lassen. Die vielen Welten wurden mit viel Liebe zum Detail überwiegend auf Basis der Klötzchen nachgebildet, nur bei größeren Hintergrundgebilden nutzt man weiter klassische 3D-Modelle. Partikeleffekte, Beleuchtung und Physik wissen zu überzeugen und wirken durchgehend zeitgemäß. Auch die Animationen der Charaktere sind absolut gelungen. Da gibt es überhaupt nichts zu beanstanden. Die vielen Zwischensequenzen sind mit viel Nähe zur Vorlage erschaffen worden, auch das ist so ein Punkt, wo die flexiblere Kameraführung einen immensen Mehrwert bietet.  

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Auf den Basismodellen der Last Generation sind maximal 30 Frames pro Sekunde möglich, gemessen an Gameplay lässt sich das Spiel so immer noch sehr gut spielen. Auflösungen von maximal 1080p sind möglich, die erweiterten Modelle skalieren auf dieser Basis lediglich nach oben. Alles in allem ist man dort in dem Segment aber trotzdem besser bedient, weil die Bildrate hier einfach stabiler ist. Weitaus schöner sieht das Spiel im Grafikmodus auf PlayStation 5 und XBOX Series X aus. Dynamisches 4K bei besseren Texturen und Reflektionen lassen das Spiel sehr viel zeitgemäßer aussehen als die Vorgängerkonsolen, natives 4K erreichen die Plattformen aber fast nie, Werte um die 1900p sind hier im Schnitt gemessen worden, bei der Series S sind durchschnittlich 1200p die Norm und es bleibt überall bei 30 Frames pro Sekunde. Alle drei Plattformen verfügen über einen alternativen Leistungsmodus, der im Vorzug zur doppelten Bildrate auflösungstechnisch weiter herabskaliert. Hier geht die PlayStation 5 als klarer Verlierer vom Feld, denn im Vergleich zur XBOX Series X, die weiterhin dynamisches 4K anpeilt, sind dort nur noch maximal 1440p möglich. Trotzdem kommt es dort immer mal wieder zu kleineren Einbrüchen, gleiches gilt für die Series S. Im Konsolensegment landet die Series X mit weitem Abstand auf dem ersten Platz. 

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Die Version für Nintendo Switch muss grafisch die größten Kompromisse hinnehmen. Maximal 720p im Dock und 576p im Handheld-Modus…schön ist das gemessen an allen übrigen Plattformen nicht mehr, zumal die Konsole zusätzlich drastische Abstriche in nahezu allen übrigen visuellen Belangen hinnehmen muss. Dafür gibt es hier sehr stabile 30 Frames pro Sekunde. Das war´s dann aber auch schon. Wer komplett auf Kompromisse verzichten will, kommt um die PC-Version nicht herum. Unbegrenzte Bildraten, natives 4K und mehr sind gute Argumente, aber auch preislich ist die Fassung mit knapp fünfzig Euro von allen Versionen die günstigste. Dank dem hervorragenden Controllersupport und der insgesamt überaus sauberen Anpassung an die Bedürfnisse der Community hat uns diese Version neben der XBOX Series X am besten gefallen, während sich der Rest nur im Mittelfeld, die Switch sogar noch ein gutes Stück darunter einordnen muss. Nicht nur in Hinblick auf die Performance, sondern auch die Einbindung des DualSense lässt die PlayStation 5 einfach zu viele Wünsche offen. Kurz und knapp: Alle Versionen sind spielbar, wenn man jedoch die Wahl zwischen mehreren Plattformen hat, sollte man sich vorher gut informieren, was man darauf im einzelnen geboten bekommt.

Fazit und Wertung 

profilbildapril„Fünf Jahre sind seit dem letzten LEGO-Star-Wars-Spiel vergangen. Jetzt melden sich Traveller´s Tales mit der kompletten Skywalker Saga zurück, vereint in einem Spiel und grafisch wie spielerisch optimiert für eine neue Generation von Fans und solchen, die es werden wollen. Das neue Konzept geht überwiegend auf: Nach dem schwachen Einstieg wird das Spiel stetig besser, sprüht nur so vor gutem Witz und bietet vor authentisch nachgebauten LEGO-Kulissen tonnenweise Umfang, welcher lediglich durch die mittelmäßige kooperative Komponente und das repetive Rätseldesign etwas ausgebremst werden. Grafisch ist das Spiel besonders auf PC und den neuen Konsolen sehr gelungen, die PlayStation 5 kämpft dagegen mit Performanceproblemen und deutlich geringerer Auflösung im Leistungsmodus, während die Switch zwar stabil läuft, dafür aber visuell brutal Feder lassen muss. Die überwiegend schwachen deutschen Sprecher kosten massiv Atmosphäre. Für zukünftige Projekte sehe ich viel Luft nach oben…aber die grundlegende Richtung stimmt auf jeden Fall. Und mehr Star Wars kriegt man momentan sowieso in keinem anderen Spiel!“ 

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PRO:

+ Alle neun Episoden der zentralen Saga in einem Spiel
+ Über dreihundert Charaktere mit verschiedenen Fähigkeiten und Upgrades
+ Vierundzwanzig Planeten…
+ …mit weit über tausend Sammelobjekten
+ Gut gemachte Zwischensequenzen
+ Schöne Beleuchtung und Partikeleffekte
+ Sinnvoll modernisierte Kameraperspektiven…
+ …welche sowohl atmosphärischen als auch spielerischen Mehrwert bieten
+ Spaßige Shootouts dank anvisierbarer Körperzonen und Deckungssystem
+ Circa vierzehn Stunden Hauptmissionsumfang…
+ …plus jede Menge mehr für Nebenmissionen, Collectibles etc.
+ Raumschlachten als gute Ergänzung
+ Guter Wiederspielwert…
+ …weil sich erneute Besuche mit neuen Freischaltungen lohnen
+ Überwiegend zündender Humor
+ Originalsoundtrack aus den Filmen

CONTRA:

– Unübersichtliche Nahkämpfe
– Kooperative Komponente hätte umfangreicher ausfallen können…
– …und ist gegenwärtig ausschließlich auf lokales Zusammenspiel beschränkt
– Schwache erste Episode
– Bis auf wenige Ausnahmen mittelmäßige bis schlechte deutsche Synchronisation
– Oft unübersichtliche Nahkämpfe…
– …welche durch die fummelige neue Combomechanik zusätzlich frustrieren
– Repetive Miniaufgaben
– Eintönige Rätselpassagen
– Nicht komplett durchdachte Bedienung

                                                GESAMTWERTUNG:     7.7/10
 
                         Ein Rezensionsmuster ist uns freundlicherweise vorab zur Verfügung gestellt worden. 

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