
Karrion Kross, der ehemalige NXT-Champion und einst als Hoffnungsträger für das WWE Main Roster gehandelt wurde, hat in einem aufschlussreichen Interview mit Steve Fall von 10 Count eine Idee offengelegt, die großes Potenzial gehabt hätte, aber nie zur Umsetzung kam: eine moderne Wiederbelebung der legendären Attitude-Era-Gruppierung „The Corporate Ministry“. Diese Allianz bestand 1999 aus dem Zusammenschluss von Vince McMahons „Corporation“ mit dem düsteren „Ministry of Darkness“ von The Undertaker. Sie gilt bis heute als eines der kontroversesten, aber auch faszinierendsten Stables in der WWE-Geschichte.
Kross erklärte, dass er das Konzept in einem zeitgemäßen Stil zurückbringen wollte, jedoch mit einem neuen erzählerischen Fokus. Seine Version hätte nicht nur Nostalgie geweckt, sondern aktuelle gesellschaftliche Themen wie Verschwörungsideologien, dunkle Machtstrukturen in Unternehmen und kultähnliche Dynamiken aufgegriffen. Laut Kross war seine Vision eine Mischung aus Esoterik, Manipulation und skrupelloser Macht – dramaturgisch verpackt in einer Gruppierung, die zugleich an die Ursprünge der WWE erinnert und sich dennoch modern anfühlt.
Eine düstere Idee, die nie das Licht der WWE-Stage erblickte
Er habe mit mehreren WWE-Writern über das Konzept gesprochen, die seine Pläne als innovativ und vielversprechend einschätzten. Erste Visualisierungen, darunter Vorschläge für Kulissen wie ein rituell anmutendes Podium und die Auswahl möglicher Stable-Mitglieder, wurden intern bereits diskutiert. Allerdings gelangte das Projekt nie zur obersten kreativen Instanz und somit auch nie zu den beiden Persönlichkeiten, die für ein glaubwürdiges Revival hätten eingebunden werden müssen: The Undertaker und Vince McMahon. Beide waren die zentralen Figuren des Originals und hätten laut Kross zwingend einbezogen werden müssen.
Dass es nie zur Umsetzung kam, führt Kross nicht auf Desinteresse, sondern auf einen fehlenden zeitlichen Slot zurück. Es sei schlicht nie der richtige Moment gewesen, um das Konzept final zu pitchen. Trotzdem ist er überzeugt davon, dass ein solches Stable nicht nur seine Karriere, sondern auch das WWE-Produkt kreativ bereichert hätte.
Eine Promo, die Spuren hinterließ – und ein Charakterprofil, das nie rehabilitiert wurde
Neben seinen verworfenen kreativen Ideen sprach Kross auch über einen Moment, der seine Karriere in der öffentlichen Wahrnehmung nachhaltig verändert hat: die berüchtigte Promo von Adam Cole in der NXT-Fehde zwischen den beiden. Das Segment, ausgestrahlt im Jahr 2021, gilt bis heute als Paradebeispiel für eine Promo, die nicht nur einen Charakter verbal dekonstruierte, sondern dessen Position im gesamten Produkt nachhaltig schwächte. Cole bezeichnete Kross damals abfällig als „nichts weiter als ein Auftritt, Rauch und ein Mädchen“. Viele Fans kritisierten diese Worte als unnötig demütigend, da sie ohne dramaturgische Reaktion oder Gegenrede im Anschluss blieben.
Kross stellte nun klar, dass die Promo vollständig gescriptet war und nicht auf Adam Coles Initiative zurückging. Im Gegenteil: Cole sei im Vorfeld auf ihn zugegangen und habe sich erkundigt, ob das Gesagte für ihn in Ordnung sei. Menschlich sei ihr Verhältnis stets respektvoll gewesen, doch inhaltlich empfand Kross das Segment als kreative Fehlentscheidung. Seiner Meinung nach sei es widersinnig gewesen, einen Charakter, der zuvor monatelang als mystisch, dominant und unbesiegbar aufgebaut wurde, in einem einzigen Monolog zu demontieren – ohne Gelegenheit zur Verteidigung oder narrative Einordnung.
Noch gravierender sei gewesen, dass er in den Folgewochen keine Möglichkeit erhielt, in weiteren Promos zu reagieren oder seine Darstellung zu stärken. Er habe zuvor gelegentlich die Freiheit gehabt, eigene Ideen in Promos einzubringen, doch in diesem Fall sei das strikt untersagt worden. Kross kritisierte diese Entscheidung als strategisch unklug. Die WWE habe Geld und Zeit in den Aufbau seiner Figur investiert, um diese dann willentlich zu schwächen – ohne langfristigen Payoff. Es sei eine konstruierte Erzählung gewesen, die einzig dazu diente, Adam Cole zu stärken, allerdings auf Kosten eines anderen Charakters, der danach nie mehr vollständig rehabilitiert wurde.
Ein neuer Vertrag abseits des Rings
Während WWE in Bezug auf Karrion Kross’ Vertragssituation auffällig still bleibt, hat der Wrestler nun selbst das nächste Kapitel eingeläutet – außerhalb des Rings. Kross gab auf seinem offiziellen X-Profil bekannt, dass er einen Vertrag mit Audible unterzeichnet hat. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit erscheint bald sein erstes Hörbuch, das er selbst eingesprochen hat. Der Titel des Projekts lautet Life is Fighting – ein persönlicher und reflektierender Einblick in seine Lebensgeschichte, sein Mindset und seine Entwicklung als Kämpfer im physischen wie mentalen Sinne.
Im Ankündigungsvideo zeigte Kross sich bei der Aufnahme erster Kapitel und bedankte sich bei seiner Community für die anhaltende Unterstützung. Mit dieser Entscheidung betritt er erstmals professionell kreatives Neuland und nimmt die Kontrolle über seine Erzählung selbst in die Hand. Das Projekt wirkt wie ein bewusst gesetzter Kontrapunkt zu seinem WWE-Erlebnis: Dort wurde er oft von außen definiert, hier formt er seine Geschichte selbst.
Um endlich deine Fragen zu beantworten…
Ja, ich habe einen Vertrag mit Audible unterschrieben 💯
Und mein Buch wird von mir gesprochen – wie du gewünscht hast.Danke an alle, die mich weiterhin ermutigen & unterstützen, weiterzumachen oder neue Dinge auszuprobieren.
Das hat sehr viel Spaß 👊🏼👊🏼#BTS 📖👂 #LifeIsFighting… pic.twitter.com/aUCqaPqYIQ
— Kevin Robert Kesar (@realKILLERkross) June 6, 2025
Parallel berichtete Fightful Select, dass sich Kross aktuell im letzten Vertragsjahr bei WWE befindet. Es soll bisher keine Gespräche über eine Verlängerung oder einen neuen Vertrag gegeben haben.
Hmm ganz ehrlich ich mag ihn. So in backstage Segmenten überzeugt er und er sieht auch gut aus. Aber im Ring ist er leider irgendwie meh.