DVD: „Auf der Suche nach dem Ultra-Sex“

                                               Getestet und verfasst von General M
 
              Quelle Bildmaterial: „Auf der Suche nach dem Ultra-Sex, Pierrot Le Fou, DVD“

222.133 Wo unsere Generation sich heute mit PornHub und Co. aushilft, wenn der Zipfel einem mal kräftig juckt und niemand zum Kratzen verfügbar ist, hatten unsere Eltern und Großeltern VHS – Kassetten mit bunten und illustren Filmen der 70er und 80er. Wo Leder noch Leder war und die Frauen untenrum das dichte Gebüsch freudig zur Schau stellten. Der gewöhnliche Wald- und Wiesen – Pornodarsteller dieser Zeit musste als Mann auch kein durchtrainierter Kampframmler sein, sondern entsprach optisch gerne dem gewöhnlichen Mann von nebenan. Pornobalken, Vokuhila, eben jemand, mit dem man auch mal Tennis oder so spielen gegangen ist. Diese Ära des Pornofilms haben sich die beiden französischen Filmemacher Nicholas Charlait und Bruno Lavaine mal zur Brust genommen und sind mit folgender Idee an die Sache herangegangen: „Was wäre, wenn man aus knapp 2500 Pornofilmen einen ganz neuen Film zusammenschneidet, das explizite Spiel heraus nimmt und aus dem Übrigen versucht, einen in Sachen Handlung stimmigen Streifen zu erschaffen?“ Das Ergebnis heißt „Auf der Suche nach dem Ultra-Sex“! 

Bumsfidele Epidemie

Etwas Furchtbares ist geschehen! Der Ultra-Sex wurde entwendet. Mangels erotischer Regulierungen verfällt die gesamte Bevölkerung des Planeten Erde in einen wahren Rausch der Hemmungslosigkeit. Während geile nackte Rollerskater nicht nur auf der Bahn munter ihre Runden drehen, verschüttet die Stewardess rein zufällig Kaffee auf der Hose des Kapitäns, nur um kurz darauf mal genau zu prüfen, ob es durch den Feinripp gesickert ist. Wahrhaft chaotische Zeiten. Zum Glück gibt es da die notgeile Besatzung eines Raumschiffs, welche den Ultra – Sex – Dieben nachjagt. Die Sache kann also nur gut ausgehen. Bis dahin jedoch sind die Menschen gezwungen, sich gegenseitig schamlos in immer absurderen Situationen hemmungslos über den Haufen zu pimpern. 

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            Auf zur fröhlichen Pimmelparade! Ohne Regulierung dreht die Menschheit total durch. 

Klingt nach einem irre miesen Film? Ist es irgendwie auch, auf eine gewollt trashige Weise. Und wer hat auf dem Gebiet mehr Ahnung als die hauseigenen Tele 5 – SchleFaZ – Experten Oliver Kalkofe und Peter Rütten? Eben. Niemand. Deswegen haben beide auch die vollständige Synchronisation übernommen und verleihen jeder Szene die nötige Edelnote Klamauk. Ganze 60 Minuten dauert das Spektakel übrigens. Dann ist endgültig Steppenbrand am Rosettenrand und Schweinchen Fick versteckt sich wieder mit Räuber Fotzenglotz im Wald. Und all das. Ihr wisst schon. 

Die Rezension

„Auf der Suche nach dem Ultra – Sex“ richtet sich weniger an Fans von Komödien, erst recht nicht an Nostalgiker und schon gar nicht an alle, die irgendetwas erwarten, was auch nur ansatzweise in Richtung Pornofilm geht. Viel mehr ist mit dem Werk eine ganz spezielle Hommage an die damalige Pornoindustrie inszeniert worden, welche den Anspruch hatte, selbst mit billigsten Mitteln und kleinsten Budgets irgendwie Form von Handlung um´s Vögeln zu basteln. Bunte Kostüme und schöpferische Einfallskunst sorgten dann dafür, dass man möglicherweise nie gleich wusste, ob man hier gerade einen Pornofilm im Rekorder hatte, oder eine Folge von Raumschiff Enterprise. 

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                         Auch die Power Rangers haben schon deutlich besser Zeiten gesehen. 

Und diese ganz spezielle Hommage bedarf wohl auch eines ganz speziellen Publikums. Ein gewisser künstlerischer Anspruch ist dem Ergebnis durchaus nicht abzusprechen. Gleichzeitig ist er aber auch so hemmungslos bescheuert, dass man am Ende als ganz ordinärer Cineast ein wenig das Gefühl hat, gerade um eine Stunde Lebenszeit betrogen worden zu sein. Die Gedanken kreisen zwischen Verwirrung  und dem akuten Verlangen nach einem Jägermeister. Rütten und Kalkofe werten die Sache zwar durch ihre gewohnt bissigen Kommentare auf, massentauglich machen sie den Streifen dadurch dennoch keineswegs, zumal beide schon wesentlich witziger waren als hier. „Auf der Suche nach dem Ultra – Sex“ ist aber gleichzeitig auch ein sehr mutiges Experiment und wird sicher seine kleine, arthausbegeisterte Klientel finden. Ich würde aber mal behaupten, dass alle anderen gut daran täten, einen großen Bogen um das Projekt zu machen, welches übrigens ab 16 Jahren freigegeben wurde. 

Die DVD

Man muss beinahe von Glück sprechen, dass das Projekt lediglich auf DVD erschienen ist und nicht noch eine HD oder gar UHD – Auswertung erfahren hat. Durch den Zusammenschnitt zahlreicher schlechter VHS – Master alter Pornofilme, welche meistens auch allesamt über eine unterschiedliche Farbgebung verfügen, wäre alles oberhalb der DVD eine akute Beleidigung des jeweiligen Mediums. Im damaligen Format 4:3 präsentiert sich der Streifen mit jeweils dicken Balken zur linken und zur rechten Seite des Bilds, während man über die gesamte Stunde Laufzeit wohl angesichts der extrem bescheidenen Bildqualität zu jeder Sekunde dankbar ist, dass sich das Medium des Heimkinos technisch in den letzten 20 – 30 Jahren so vorteilhaft weiterentwickelt hat. Ein Augenschmaus sieht definitiv anders aus.

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                          Ich bin nicht in der Lage, eine passende Bildunterschrift zu finden. 

Beim Ton bedient sich die DVD neben der franzöischen Originalfassung auch bei der Deutschen Synchronisation einer medientypischen Dolby Digital 5.1 – Tonspur, dabei werden die hinteren Boxen aber kaum bis gar nicht angesprochen. Das Spektakel ist sehr stereolastig und differenziert qualitativ extrem zwischen den Originalgeräuschen der der gezeigten Szenen und dem wesentlich höherwertigen Overlay von Peter Rütten und Oliver Kalkofe. Im Rahmen der Möglichkeiten wäre eine bessere Abmischung wohl kaum möglich gewesen. Spartanisch, aber immerhin bemüht geben sich die wenigen verfügbaren Extras. Trailer, ein Featurette und ein paar Karaoke – Clips sind enthalten. 

Fazit 

ava2 „Wer bei den auf dem Cover abgebildeten Gesichtern von Kalkofe und Rütten einen weiteren im Handel erhältlichen Teil von SchleFaZ erwartet, wird daheim womöglich bitter enttäuscht werden. ´Auf der Suche nach dem Ultra-Sex´ ist mehr als alles andere in die Kategorie ´Ist das Kunst, oder kann das weg?´ einzuordnen und bietet über 60 Minuten Laufzeit eine so extreme Form von Trash, dass wohl nur hartgesottene Exzentriker und Rotwein – Kenner den Kern des Projekts erkennen und entsprechend schätzen können. Ich respektiere die Idee, für so ausgefallenen Kram habe ich echt eine Menge übrig. Nur das Ergebnis funktioniert für mich vorne und hinten nicht. Da können auch zwei der bissigsten Deutschen Comedians nicht viel retten.“  

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