Dustin Rhodes kritisiert das Stammesdenken der Wrestling-Fans: „Es geht nicht darum, wer besser ist“, AEW Dynamite (21.05.2025) in voller Länge und mit deutschem Kommentar

– Dustin Rhodes ist nicht nur ein Wrestling-Veteran mit über drei Jahrzehnten Erfahrung, sondern auch eine Stimme, die Gewicht hat – sowohl bei Fans als auch innerhalb der Branche. Als jemand, der über viele Jahre hinweg fester Bestandteil der WWE war und nun seit der Gründung von All Elite Wrestling eine zentrale Rolle im AEW-Backstagebereich und On-Air einnimmt, kennt Rhodes beide Welten wie kaum ein anderer. Doch trotz seiner reichen Erfahrung sieht er eine Entwicklung, die ihn tief beunruhigt: das zunehmende „Stammesdenken“ unter Wrestling-Fans, das nach seiner Einschätzung nicht nur spaltet, sondern auch den Blick auf die tatsächliche Leistung der Beteiligten vernebelt.

In einem ausführlichen Interview in der aktuellen Ausgabe von Close Up with Renee Paquette äußerte sich Rhodes nachdrücklich zu dieser Problematik und sprach über die Auswirkungen auf AEW, seine persönliche Motivation, weiterzumachen, und die Rolle der Fans in einer sich wandelnden Wrestling-Landschaft.

Dustin Rhodes über Tribalismus im Wrestling – „Das tut unserem Business nicht gut“

Rhodes wurde im Verlauf des Gesprächs gefragt, warum er sich so intensiv mit AEW identifiziere und was ihn nach all den Jahren noch antreibe, Teil der Promotion zu sein. Seine Antwort fiel deutlich und ungewohnt emotional aus: „Ich spüre es jeden Tag. Und wissen Sie, bei all dem Stammesdenken da draußen – über den anderen Ort und uns und was gut ist, was schlecht ist, was auch immer, sie sind nicht im Bilde darüber, wie hart wir arbeiten und was dahintersteckt.“

Der 56-Jährige kritisiert damit eine Form von Fanverhalten, die er als gefährlich empfindet. Gemeint ist das immer stärkere Bedürfnis vieler Zuschauer, sich einer bestimmten Promotion blind zu verschreiben und alles andere grundsätzlich abzuwerten. In sozialen Medien ist diese Dynamik längst zu einem Dauerthema geworden. Hashtags wie #TeamWWE oder #AEW4Life stehen beispielhaft für eine Frontenbildung, die sich nicht mehr nur auf subjektive Vorlieben bezieht, sondern zunehmend von Abwertung, Spott und Aggression geprägt ist.

Für Rhodes ist das nicht nur frustrierend, sondern auch eine Missachtung all jener Menschen, die täglich hinter den Kulissen ihr Bestes geben. „Wir sind nicht irgendeine kleine Indie-Company. AEW ist ein Unternehmen, das Jahr für Jahr wächst, in der ganzen Welt arbeitet und ernsthafte Zahlen macht. Es ist harte, tägliche Arbeit und mit einem echten Ziel, mit Leidenschaft und mit einem Teamgeist, wie ich ihn selten erlebt habe.“

Die Bedeutung von AEW für Rhodes – mehr als nur ein Arbeitsplatz

Dustin Rhodes betonte im Gespräch, dass AEW für ihn nicht einfach eine berufliche Station sei, sondern ein Ort, an dem er Erfüllung findet. „Es ist ein Ort, an dem ich sein und meine Karriere beenden möchte“, sagte er. Damit formuliert er nicht nur ein klares Bekenntnis zur Company, sondern setzt auch ein starkes persönliches Statement. Für jemanden, der in der WWE als „Goldust“ zur Ikone wurde, ist diese Entscheidung bemerkenswert. Sie zeigt, wie sehr sich AEW für ihn zu einer kreativen und emotionalen Heimat entwickelt hat.

Diese Loyalität hat nicht nur mit dem familiären Umgang hinter den Kulissen zu tun, sondern auch mit dem Vertrauen, das ihm und anderen Veteranen von Tony Khan und dem Management entgegengebracht wird. Rhodes ist als Mentor, Coach und Leader innerhalb der AEW-Strukturen aktiv, betreut junge Talente und hilft beim Aufbau der nächsten Generation. Er empfindet seine Rolle nicht als Ausklang, sondern als aktive Mitgestaltung des Wrestling-Erbes, das er selbst über Jahrzehnte geprägt hat.

Der verzerrte Blick von außen – Wie Fanverhalten die Wahrnehmung verzerrt

Besonders besorgt zeigt sich Rhodes darüber, dass viele Fans – insbesondere in sozialen Netzwerken, nicht mehr differenzieren. „Es geht so oft nur noch darum, wer besser ist. Wer hat mehr Zuschauerzahlen, wer hat mehr Merchandise-Verkäufe, wer hat das lautere Publikum? Dabei wird vergessen, dass in beiden Unternehmen großartige Menschen arbeiten, mit Hingabe, Ehrgeiz und sehr viel Herzblut.“

Er beschreibt ein Klima, in dem Leistungen bei AEW häufig kleingeredet oder ignoriert werden, nur weil sie nicht im WWE Universum stattfinden. Für Rhodes ist das eine Entwicklung, die nicht nur respektlos gegenüber den Talenten ist, sondern auch dem Wrestling als Ganzes schadet. „Was wir machen, ist echtes, intensives Arbeiten – im Ring, in der Produktion, in der Planung. Und jeder verdient dafür Anerkennung, nicht Verachtung, nur weil er nicht bei der Company ist, die jemandem besser gefällt.“

Ein Appell an die Fans – „Feiert das Wrestling, nicht nur eure Seite“

Rhodes’ Aussagen gipfeln in einem klaren Appell an die Wrestling-Community: weg vom Lagerdenken, hin zu mehr Respekt für das Produkt und die Menschen dahinter. „Am Ende geht es um Wrestling. Es geht darum, den Sport zu lieben. Es geht um die Geschichten, die wir erzählen, die Emotionen, die wir auslösen, die Leidenschaft, die wir jeden Abend auf die Bühne bringen. Wenn man das durch eine Fanbrille mit nur einer Farbe sieht, dann verpasst man die Hälfte.“

– Hier gibt es AEW Dynamite aus der Vorwoche in voller Länge und mit deutschem Kommentar:

1 Kommentar

  1. Na ja, ein etwas entspannterer Ton täte den Diskussionen mal ganz gut. Aber: ich denke nicht, dass das etwas neues ist. WWE/WCW war auch nicht anders, nur es gab die sozialen Medien noch nicht. Und: wenn mir ein Produkt gefällt und das andere eben nicht ist das mein gutes Rech und ich muss nicht Leistungen von Matches schönreden, die ich persönlich schlecht finde.

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