Dishonored 2: Der Tod des Outsiders – „Fanservice Deluxe“

                                             Getestet und verfasst von General M

Dishonored 2 hat sich abermals als Achtungserfolg für Publisher Bethesda und Entwickler Arkane erwiesen. Das Entwicklerstudio aus Lyon, welches sich in der Zwischenzeit weitere Lorbeeren mit dem exzellenten „PREY“ verdienen konnte, hat sich nun wieder Dishonored zugewandt und mit „Der Tod des Outsiders“ eine Standalone – Erweiterung veröffentlicht, mit welcher man die sogenannte „Kaldwin-Ära“ endgültig beenden möchte. Zum kleinen Preis von knapp 30€ gibt es acht neue Missionen, die mit dem aus Dishonored 2 bekannten Charakter der Billie Lurk/Meagan Foster bewältigt werden müssen. Wir sind ein letztes Mal nach Karnaca gereist…

Wie man einen Gott tötet

Der Tod des Outsiders ist ein Prequel zum zweiten Dishonored, spielt also nach dem Niedergang von Delilah Copperspoon und ihrem illustren Zirkel finsterer Vasallen. Die ehemalige Attentäterin und geschickte Diebin Billie Lurk, welche Corvo/Emily als Schiffskapitän der Dreadful Whale zu Beginn unter dem Namen Meagan Foster kennengelernt haben (und die Serienfans bereits aus dem „Knife of Dunwall“ – DLC kennen), hat mit ihrer blutgetränkten Vergangenheit abgeschlossen und verdient sich weiterhin als Kapitän. Nun jedoch ist ihr alter Mentor Daud (ebenfalls aus dem bereits erwähnten DLC bekannt) wieder auf der Bildfläche aufgetaucht und prompt in die Gefangenschaft einer okkulten Gesellschaft geraten. Die hat mittlerweile halb Kanacka in allen Gesellschaftsschichten unterwandert und strebt nach der Macht über das Nichts, das Reich des mysteriösen Outsiders. Und eben diesen möchte der alternde Daud nun töten. Hierzu wird eine magische Klinge benötigt, welche den uralten Outsider einst erschuf. Dieses Artefakt ist jedoch in der lokalen Bank hervorragend gesichert. Ein waghalsiger Coup mit ungewissem Ausgang nimmt seinen Lauf…

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                           Der geheimnisvolle Outsider steht im Mittelpunkt der Kampagne.

Im Gegensatz zu Corvo und Co. verfügt Billie nicht über das Zeichen des Outsiders, ist aber dennoch mit (wenigen) besonderen Kräften ausgestattet. Nützlichstes Hilfsmittel ist und bleibt die Teleportation, mit deren Hilfe die tödliche Dame schnell von Punkt zu Punkt gelangen kann und dabei sogar gleich die Person in blutigen Staub verwandelt, die unglücklicherweise am Ankunftspunkt wartet. Gleichermaßen nützlich ist auch das Talent, einer beliebigen Person kurzzeitig die Identität zu klauen. So mogelt man sich geschickt an Wachposten vorbei und kann sogar ganze Gruppen unterwandern. Das funktioniert jedoch nur so lange, wie Mana vorhanden ist. Außerdem entfernt seltsames Verhalten oder das Entdecken des zuvor Betäubten die Tarnung sofort. Das dritte Talent ist die Fähigkeit, sich in Geistgestalt frei durch das Gebiet zu bewegen und somit bereits im Vorfeld feindliche Areale auszukundschaften und die überall versteckten Runen und Artefakte zu markieren. Hier natürlich aber ebenfalls nur so lange, wie das Mana hält.

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   Abermals prächtig in Szene gesetzt bietet Karnaca zahlreiche Möglichkeiten…und Gefahren. 

Da all diese Talente bereits von Anfang an zur Verfügung stehen, haben die Entwickler die gesamte Spielwelt optimal auf diese Tatsache einstellen können. Im Hauptspiel blieb es noch dem Spieler überlassen, welche Talente (wenn überhaupt) freigeschaltet werden sollten. Auch gibt es dieses Mal kein Chaos – System, weswegen Billie auch beherzter töten kann – wenngleich das natürlich immer noch optional bleibt. Denn auch die Erweiterung bietet dem Spieler völligen Freiraum darin, seine Aufträge zu erledigen. Entweder metzelt man sich effektiv durch die Gegnerhorden, oder aber man geht lautlos und subtil vor und beendet das Spiel im besten Fall ganz ohne Todesopfer oder Alarme. Puristen werden wahrscheinlich das Schattendasein bevorzugen, während sich andere mit Handgelenkspistole, Schwert und Co. zum Ziel kämpfen. Ferner stehen Billie zahlreiche Varianten von Minen zur Verfügung, darunter die neue Hakenmine, welche Gegner in ihrem Wirkungsbereich anzieht und je nach Wunsch betäubt oder zerfetzt. 

Abwechslungsreiches Karnaca

Die Umsetzung jener spielerischen Freiheit ist wie in den Vorgängern hervorragend gelungen. Viele Wege führen zum Ziel, optionale Möglichkeiten und andere Hinweise lassen beispielsweise durch das Belauschen von Bürgern oder Wachen aufdecken. Das kann ein Türcode sein, oder aber eine genaue Positionsangabe des Ziels. Hinschauen lohnt sich ebenso wie hinhören! Nebenbei erfährt man im weiteren Verlauf der mit 5-6 Stunden Spielzeit extrem fair für den Preis ausgefallenen Kampagne (ein zum Vollpreis angebotenes Call of Duty ist für gewöhnlich auch nicht viel länger) einiges mehr über den Outsider, seinen Ursprung und sein Wesen. Ebenso aber auch neue Details über Billie Lurk selbst. Die Narration ist exzellent und erschafft dank der bis in die Nebenrollen prima geschrieben Charaktere eine belebte und glaubhafte Welt, in welcher die Leute ihrer Arbeit als Fischer, Maler und Co. nachgehen, gerne auch mal einen kurzen Plausch halten oder bei Rattenfusel die beschwingende Wirkung von Blutinfusionen genießen. Wer das Spiel einmal erfolgreich beendet hat, schaltet zudem den „Neue Kräfte+“ – Modus frei.

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        Die Tarnung sitzt! Mit dem neuen Talent kann Billie kurzzeitig Identitätsdiebstahl begehen. 

Hier beginnt man das Spiel von Anfang an, hat aber auch die aus dem Hauptspiel bekannten Fertigkeiten, was abermals neue Wege und Möglichkeiten eröffnet und den Wiederspielwert weiter erhöht. Abseits der zumeist über zahlreiche Schritte ablaufenden Hauptmissionen, die bis zum großen Finale allesamt im immer wieder anderen Grundgebiet stattfinden, kann man sich im Schwarzmarkt neben Upgrades auch Zusatzmissionen abholen. Mal soll ein unfreundlicher Barkeeper entführt, ein anderes Mal ein Pantomime ausgeschaltet werden. Besonders im Rahmen lautlosen Agierens stellen diese Missionen eine knackige Herausforderung dar und sorgen für zusätzliche Abwechslung. Bis zum Ende wird man bestens unterhalten, die Erweiterung ist Fanservice auf höchstem Niveau. Viel Neues darf man dafür im Core Gameplay jedoch nicht erwarten. Dennoch spielt sich Billie im Rahmen der neuen Fertigkeiten und Regeln spürbar anders als Corvo und Emily zuvor. 

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             Kenner des zweiten Teils treffen auf alte Bekannte. Vorwissen ist jedoch nicht nötig. 

In Sachen Technik baut man wieder auf die Void Engine, welche auf der id – Tech von Bethesda basiert, aber weiterhin durch ihren unvergleichlichen Stil auftrumpfen kann. Die dreckig – düstere Mischung mit ihrem leicht comichaftem Hauch überzeugt auch gut ein Jahr nach Veröffentlichung des Hauptspiels noch, wenngleich sie dennoch nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt. Lobenswert ist für Besitzer der PC – Version eine umfangreiche Zahl möglicher Feineinstellungen, nativer 4K – Support bei 60 Frames und mehr, besonders weil die Erweiterung spürbar sauberer läuft als das Hauptspiel, welches bis heute bei zahlreichen PC – Usern Probleme verursacht. Aber auch Konsolenspieler können beherzt zugreifen. PlayStation 4 und XBOX One – Version sind identisch und bewegen sich auf dem gleichen Niveau wie der Vorgänger, hier bei den gewohnten 30 Bildern pro Sekunde. Ebenfalls sehr gelungen ist die Deutsche Synchronisation, die zwar dieses Mal ohne eine bekannte Stimme wie die von Manfred Lehmann auskommen muss, dennoch aber professionell, passend und stimmig besetzt wurde. So richtig lippensynchron ist das gesprochene Wort allerdings noch immer nicht. Dafür funktioniert die Bedienung mit Maus und Tastatur noch immer wunderbar, mit Gamepad sogar noch einen Tick besser. Kenner des zweiten Teils werden sich hier aber direkt heimisch fühlen. 

Fazit und Wertung

ava2 „Mit dem Tod des Outsiders liefert Arkane Studios nicht nur den voraussichtlich letzten Ausflug in die Welt des Corvo Attano und seiner zahlreichen Verbündeten, sondern ebenso auch besten Fanservice. Die neue Protagonistin weiß zu gefallen, die Story ist abwechslungsreich und spannend inszeniert und dem Spieler selbst werden abermals sämtliche Freiheiten überlassen, die Mission so anzugehen, wie er es wünscht. Zum fairen Preis von 30€ bekommt man hier einen angemessenen Umfang geboten, der zu jeder Zeit qualitativ inszeniert wirkt und auch ohne Vorkenntnisse des zweiten Teils exzellent funktioniert. Der „Neue Kräfte+“ – Modus motiviert überdies zu einem zweiten Durchgang. Genau so müssen Erweiterungen sein. Dishonored 3 kann für mich gar nicht schnell genug angekündigt werden.“

PRO:

+ Billie Lurk als glaubhafte Protagonistin mit neuen Fähigkeiten
+ Hohe spielerische Freiheit dank unterschiedlichen Herangehensweisen
+ Schön in Szene gesetztes, lebendiges Karnaca
+ Gut erzählte Handlung mit vielen Hintergrundinfos und Bezügen zu den Vorgängern
+ Knackige Zusatzmissionen
+ Missionsgebiet verändert sich mit jedem Auftrag
+ Sehr stimmiges Preis – Leistungsverhältnis
+ Sehr gute Deutsche Synchronisation
+ Eingängige Bedienung
+ Aufmerksame Gegner
+ Angenehm steigende Lernkurve
+ Hoher Wiederspielwert
+ „Neue Kräfte+“ – Modus krempelt Spiel nochmals um

CONTRA:

– Trotz gelungener Atmosphäre technisch nicht mehr ganz zeitgemäß
– Dialoge oft nicht ganz lippensynchron
– K.I. im Nahkampf etwas zuleicht üpertölpelbar
– Schnell Ressourcenüberfluss

                                                   GESAMTWERTUNG:     90%

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