Blu-Ray: „Zombie Land Saga, Volume 1 & 2“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                         Ab sofort erhältlich als Blu-Ray, DVD und via Crunchyroll

81tRErevX5L. SL1500 Ein herzliches Willkommen im neuen Jahr! Der Januar beginnt ruhig. Grund genug, sich noch der ein oder anderen Veröffentlichung aus 2021 zu widmen. Mit Zombie Land Saga präsentieren wir euch heute eine etwas unkonventionelle Serie, die ausnahmsweise mal nicht auf einer Mangavorlage basiert, sondern ein komplett eigenständiges Projekt der rennomierten MAPPA Studios darstellt. Der vielgehegte Traum vom Singen wird hier für eine Gruppe junger Mädchen wahr. Einziger Haken an der Sache: Sie sind alle tot. Klingt abgefahren, ist es auch – und gleichzeitig verdammt komisch. Wir haben die komplette erste Staffel für euch gesichtet und klären, für wen sich die Abenteuer der untoten Girlgroup lohnen. 

Die erste Staffel

Vor langer, langer Zeit, nämlich im mittelalterlichen Jahr 2008, träumt die junge Oberschülerin Sakura Minamoto von nichts anderem, als eine berühmte Sängerin zu werden. Ein gewisses Talent ist vorhanden, die Chancen stehen also nicht schlecht. Akribisch hat sie sich auf das anstehende Vorsingen vorbereitet und steht nun so kurz davor, den großen Traum Wirklichkeit werden zu lassen…wäre da nur nicht dieser verflixte Lastwagen, der Sakura unmittelbar vor der eigenen Haustür überrollt. Zehn Jahre nach ihrem scheinbaren Ableben kommt das Wannabe-Idol in einer gruseligen Villa in der weit von zuhause entfernten Präfektur Saga wieder zu Bewusstsein – und findet sich prompt unter einer Gruppe hungriger Zombiemädchen wieder! Zwar gelingt ihr erfolgreich die Flucht aus dem alten Gemäuer, doch als der erstbeste Polizist erschrocken das Feuer auf sie eröffnet wird klar, dass hier irgendwas nicht stimmt. Der Schock ist groß, als Sakura feststellt, dass sie selbst ebenfalls zur Untoten mutiert ist. 

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Dahinter steckt der undurchschaubare Totenbeschwörer Kotaru Tatsumi, der es sich zum Ziel gemacht hat, die wirtschaftlich schwächelnde Präfektur wieder bekannt zu machen – und zwar mit der weltweit ersten Zombie-Girlgroup ever! Für das ultimative Setup hat Kotaru die vielversprechendsten Talente diverser Epochen wieder zum Leben erweckt. Dumm nur, dass der Rest der Besetzung immer noch in hirntotem Zustand vor sich hinvegetiert und kaum in der Lage ist, zu performen. Der Auftritt bei einem regionalen Metal-Event soll dem Gemüse die nötige Stimulation bescheren, tonnenweise Schminke verhindern, dass irgendjemand die Zombies als solche erkennt (die Vorurteile gegen die unnatürliche Wiederbelebung von Menschen sind eben einfach nicht so leicht zu überwinden).

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Tatsächlich gelingt es durch die tatkräftige Unterstützung von Sakura, den Auftritt zu einem kleinen Erfolg werden zu lassen, am nächsten Tag hat ein Großteil der insgesamt sieben Mädchen das Bewusstsein zurückerlangt. Nur das Idol mit der Nummer 0, Tae Yamada, verbeißt sich immer noch in alles, was auch nur ansatzweise fleischig riecht. Aber das ist kein Problem, dass sich auf der langen Reise zum Ruhm nicht bewältigen ließe. Fortan versucht die Gruppe, bei immer neuen Auftritten bekannt zu werden. Und auch ein passender Name ist nach einiger Diskussion gefunden: Franchouchou. Doch das Dasein als Zombie und die völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten der Mädchen sorgen immer wieder für neue Schwierigkeiten. Ob es Sakura und Kotaru gelingt, die Gruppe zusammenzuhalten, wo doch die Körperteile der Mädchen selbst so einige Schwierigkeiten damit haben, dauerhaft an den dafür vorgesehenen Stellen zu haften? 

Die Rezension

Seit Jahrzehnten tummeln sich regelmäßig Schreckgestalten mit dem Traum vom Ruhm auf den Fernsehbildschirmen dieser Welt. Dass nun eine Horde semi-attraktiver Zombies demselben Ziel nachjagt, ist da gar nicht mehr so verwunderlich, oder? Es genügt ein flüchtiger Blick auf den Plot um zu erahnen, dass sich die völlig abstruse Story nicht allzu ernst nimmt und stattdessen voll und ganz auf Spaß setzt. Und den liefern die insgesamt zwölf Episoden der ersten Staffel definitiv. Neben einer gehörigen Portion Situationskomik setzt sich die Serie aber auch ausreichend mit dem schwierigen Schicksal seiner Protagonistinnen auseinander. Die Erinnerungen an die Zeit als Lebende werden immer wieder unaufdringlich thematisiert und helfen dabei, jedem einzelnen Charakter eine eigenständige Persönlichkeit zu verleihen. Das daraus natürlich auch Konflikte innerhalb der Gruppe entstehen, dürfte klar sein. Schwere Kost ist aber zu keinem Zeitpunkt zu erwarten, weshalb sich Zombie Land Saga wunderbar als Programm für die grauen Wintertage eignet. 

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Wo eine Band im Vordergrund der Handlung steht, darf natürlich auch die passende Musik nicht fehlen. Knalliger J-Pop dominiert die Playlist der Serie, das muss man mögen. Was im Originalton noch deutlich prägnanter rüberkommt, wird in deutschen Synchronfassung aber etwas abgeschwächt. Dafür wurden die Songs nämlich komplett neu in hiesiger Sprache eingesungen, hier ist also viel Aufwand investiert worden, was man durchaus loben kann, zumal die übersetzten Songs wirklich klasse klingen. Auch die Sprecher wurden gut gewählt. Serien ohne Vorlage haben es in Japan oft nicht leicht, weil es schwierig ist, diese Formate ohne bereits bestehende Anhängerschaft erfolgreich zu machen. Zombie Land Saga hat dieses Problem nicht, denn basierend auf dem Erfolg der ersten Staffel sind längst passende Mangas veröffentlicht worden, welche die Hintergrundgeschichten der Sängerinnen näher beleuchten. Eine komplette zweite Staffel ist ebenfalls mit gutem Erfolg nachgeschoben worden und kann bereits jetzt als OmU auf Crunchyroll gesichtet werden. 

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Die Zukunft sieht für Franchouchou also alles andere als schlecht aus. Zurecht, denn dank schräger Ideen, gelungenem Witz und coolen Songs fühlt sich die Serie inmitten aller Mitbewerber angenehm frisch an. In Russland landete die Serie übrigens kurzzeitig neben anderen Animeserien auf dem Index. Dort störte man sich am Konzept der Reinkarnation, welches angeblich zum Suizid anstiften könnte. Als hätte die Welt keine anderen Probleme. Aber das ist dann wieder ein Thema für einen anderen Tag. 

Die Blu-Ray´s

KAZÉ hat die komplette Staffel mit ihren zwölf Episoden auf zwei Volumes geteilt, GROB (!) gerechnet kommen also sechs Folgen auf eine Veröffentlichung. Ungewöhnlich in der Tat, aber auch unproblematisch für die Blu-Ray. Die je knapp zwei Stunden Gesamtlaufzeit passen mühelos auf den Silberling, einmal mehr liegt jede Episode als Transfer in nativem 1080p vor. Im Ergebnis weiß das Bild überwiegend zu überzeugen, lediglich in den sehr düsteren Momenten nach Sakuras Erwachen im Herrenhaus wirkt es am Fernsehschirm im Detailbereich etwas sumpfig, was hier aber eher der Kontrastgebung zuzuschreiben ist. 

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Das gibt sich allerdings schnell, alles in allem bekommen wir hier ein sehr detailreiches Gesamtbild geboten. Feinheiten wie zum Beispiel Nähte oder die oftmals reichhaltig texturierten Innenräume werden über die einzelnen Blu-Ray´s prima wiedergegeben. Farblich kriegt man es situationsbedingt vor allem zu Beginn immer mal wieder mit einer bewusst ausgewaschen wirkenden Kolorierung zu tun, aber auch hier dominieren mit der Zeit knallig-warme Paletten und liefern immer wieder schöne Highlights. Die nicht immer gelungene Kontrastgebung in besagten dunklen Szenen ist nahezu alles, was man an dieser Veröffentlichung bemängeln könnte. Aber das ist wirklich Kritik auf hohem Niveau. 

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Den Sound gibt es wie immer zweisprachig als deutsche und japanische Fassung im verlustfreien Format DTS-HD 2.0 – und der steht hier vor einer besonderen Herausforderung. Klar, wenn die Mädchen die Bühne rocken und das Publikum ausrastet, vermisst man jenes Mittendringefühl, welches nur eine vollständige Raumklangkulisse produzieren würde. Was dann aber aus der Front kommt, kann sich ebenfalls hören lassen. Kraftvoller Sound, gut eingebundene Nebengeräusche und nicht zuletzt optimal verständliche Dialoge kitzeln sorgsam miteinander kombiniert jedes machbare Quentchen aus dem Format heraus. Da habe ich im Vorfeld deutlich mehr Schwierigkeiten erwartet. Trotz der üblichen formatbedingten Kompromisse passt hier am Ende also alles wunderbar zusammen. 

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Veröffentlicht werden beide Volumes jeweils in einem etwas schnöden Keepcase mit passendem Pappschuber. Auf der ersten Disc finden sich das titelfreie In- und Outro, dazu gibt es als physische Beilage eine Artcard. Der zweiten Volume spendiert das Label zusätzlich dazu noch ein zwanzig Seiten starkes Booklet mit Episodenguide und Hintergrundinformationen, das Ganze ist wie immer sehr hochwertig verarbeitet und dürfte auch nach dem hundertsten Durchblättern nicht auseinanderfallen. Bei knapp fünfundvierzig Euro pro Volume haben wir es hier nicht gerade mit einer preiswerten Veröffentlichung zu tun, die großzügig aufgeteilten Episoden machen das jedoch wieder einigermaßen wett – regulär wäre es nämlich nicht ungewöhnlich gewesen, wenn KAZÉ die Staffel noch auf eine dritte Volume gestreckt hätte. So geht´s also gerade noch. 

Fazit

profilbildapril„Let´s go, Franchouchou! Die erste Staffel von Zombie Land Saga beweist eindrucksvoll, dass man auch in wiederauferstandenem Zustand erfolgreich seine Träume verwirklichen kann, sobald das Köpfchen wieder eingeschaltet ist. Damit haben die notdürftig zusammengeflickten Mädels der gegenwärtigen Influencerpest einiges voraus – da ist der Hirntot der Protagonisten nämlich irreversibel. Die ungewöhnliche Kombi aus Musik und Witz in untotem Setting funktioniert ganz wunderbar und weckt auch dank der toll lokalisierten Songs viel Vorfreude auf die zweite Staffel. Die dazugehörigen Blu-Ray´s überzeugen abseits kleinerer Schwächen im Kontrastbereich ebenso, vor allem der Sound stimmt trotz Formatbeschränkungen mehr als zufrieden. Bei knapp fünfundvierzig Euro pro Volume muss man sich angesichts der schlichten Aufmachung und der nur rudimentären Extras aber auf einen teuren Konzertabend einstellen.“  

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