Blu-Ray: „Sailor Moon S“

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                                                           Getestet und verfasst von Exe

                                                                       Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

91lgQ5pqszL. SL1500 Eigentlich hatten wir bereits seit geraumer Zeit geplant, uns die dritte Staffel der ursprünglichen Serienadaption von Sailor Moon vorzunehmen. Weil sich die Veröffentlichung aber aufgrund von Lizenzschwierigkeiten immer wieder verschob, war fast davon auszugehen, dass die Veröffentlichung gar nicht mehr bei uns aufschlagen würde. Zum Glück ein Irrtum, denn nun hat KAZÉ endlich nachgelegt und lässt einmal mehr Kindheitserinnerungen wachwerden, wenn Bunny und Co. sich innerhalb der prall bestückten Box neuen Gefahren in den Weg stellen – alles erstmals in echtem HD und natürlich (abseits der altbekannten Dialogzensuren) komplett ungeschnitten. 

Die dritte Staffel

Von den letzten Gefechten erholt, muss sich Bunny Tsukino nun wieder ihrem wahren Erzfeind zuwenden: Den Schulbüchern. Die permanente Rettung der Erde hat die chronisch lernfaule Schülerin nämlich noch tiefer in die schlechten Zensuren geritten als ohnehin schon. Und obwohl sich ihre Mitstreiterinnen Rei, Ami, Minako und Makoto dazu bereit erklären, Lerngruppen zu gründen, will Bunny viel lieber Zeit mit ihrem geliebten Mamoru verbringen. Aber ist der überhaupt gewillt, die Hohlbirne bei so miserablen Leistungen irgendwann einmal zu ehelichen? Niemand ahnt, dass zur selben Zeit tief unter den Straßen von Tokyo eine ganz neue Gefahr auf die Sailor-Kämpferinnen lauert.

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Dort arbeitet der wahnsinnige Wissenschaftler Tomoe mithilfe seiner attraktiven Gespielinnen – den sogenannten Death Busters – daran, ihren Meister Pharao 90 zur Erde zu locken, damit sich der erzböse Parasit mit dem Planeten verschmelzen und eine neue Ära der Finsternis einläuten kann. Damit das gelingt, müssen die Death Busters die Energie reiner Herzen gleichzeitig drei Talismanen auf die Spur kommen, aus denen vereint der Heilige Gral entsteht – ein Artefakt von unglaublicher Macht, welches die Transformation abschließen soll. Gegen Tomoes Dämonen, einzig und alleine zu dem Zweck erschaffen, sich den reinen Herzen der Menschen zu ermächtigen, erweisen sich die Sailor-Kriegerinnen aber zunächst als komplett unterlegen: Bereits das erste ausgesandte Monster wischt mit der Truppe hemmungslos den Boden auf.

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Zum Glück erscheinen im letzten Moment die zwei bisher unbekannten Sailor-Kriegerinnen Neptun und Uranus auf der Bildfläche, die ebenfalls verzweifelt nach dem Gral suchen und dafür sogar bereit sind, Menschenleben zu opfern. Ist es da ein Zufall, dass zur selben Zeit das hochbegabte Pärchen Haruko Tenno und Michiro Kaio in der Stadt auftaucht? Unwahrscheinlich. Gleichzeitig schließt Chibiusa Freundschaft mit der kränklichen Hotaru, die eine geheimnisvolle Aura zu umgeben scheint und überwiegend von der Außenwelt isoliert in einem seltsamen Haus lebt. Als den Kriegerinnen klar wird, welches Geheimnis sich hinter Hotaru verbirgt und das Böse kurz davor steht, seinen finalen Zug zu machen, müssen sich die bisher feindlich gesinnten Sailor-Kriegerinnen vereinen, um die Ära der Finsternis gemeinsam abzuwenden…

Die Rezension

Damals haben die Jungs nach der Schule Kickers geschaut, der kleine Exe dagegen Sailor Moon. In den goldenen Zeiten von RTL II war der Fernsehvormittag fest in der Hand des Spartensenders aus Grünwald. Seitdem ist viel Zeit vergangen, die legendäre Titelmelodie der deutschen Fassung kann aber wahrscheinlich immer noch jeder Fan auswendig mitsingen. Die Anfang der Neunziger von TOEI Animation auf Basis der weltweit erfolgreichen Vorlage von Naoko Takeuchi geschaffene Serie erfreut sich bis zum heutigen Tage einer treuen Fanbase. Diese besonderen Kindheitserinnerungen erstmals in High Definition bestaunen zu dürfen, ist schon eine fantastische Sache. Umso schlimmer, dass die dritte Staffel erst ein Jahr später als geplant veröffentlicht werden konnte. Dennoch: Das Warten hat sich gelohnt, denn Sailor Moon S zählt in meinen Augen zu den besten Staffeln der insgesamt zweihundert Episoden umfassenden Serien und punktet zudem mit ihrer ungewohnt düsteren Tonalität. 

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Mit dem völlig durchgeknallten Professor Tomoe (in der deutschen Fassung kongenial vertont von Thomas Rauscher) und seinen Assistentinnen liefert die dritte Staffel fantastische Schurken mit einer höchst interessanten Hintergrundgeschichte. Zwei neue Sailor-Kriegerinnen, deren Motivation lange Zeit im Dunkeln bleibt, ergänzen das bestehende Team auf gelungene Weise. Freundschaft und Liebe bleiben die zentralen Themen der Serie, insgesamt wirkt die Handlung aber erwachsener als die der bisherigen Staffeln. Siebenunddreißig Episoden mit einer Gesamtlaufzeit von satten neunhunderfünfzig Minuten liefern jedenfalls genug Material für ein paar spannende Nostalgienachmittage…oder alternativ die volle Packung Sailor Moon für alle, die erst noch Fans werden wollen. Im epischen Finale bleibt garantiert kein Auge trocken, bis dahin muss man vor allem bis zum Mittelteil der Staffel aber die ein oder andere Länge hinnehmen. 

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Eingangs hatte ich ja bereits erwähnt, dass RTL II als Lizenznehmer typisch für die damalige Zeit einige Dialogzensuren veranlasst hat, um die Serie für das hiesige junge Publikum etwas harmloser zu gestalten. So sind Haruka und Michiro in der japanischen Originalfassung nämlich ein Liebespaar, was durch die Synchronisation aber weitestgehend unbeachtet bleibt. Offenbar wollte man den jugendlichen Zuschauer damals noch kein lesbisches Paar zumuten. Großen Einfluss auf die Story hat das zwar nicht, Puristen werden sich aber wahrscheinlich trotzdem eher der unzensierten japanischen Fassung zuwenden, welche sich natürlich wie immer ebenfalls an Bord der Releases befindet und auch in den dazugehörigen Untertiteln das tatsächliche Geschehen wiedergibt. 

Die Blu-Ray 

Sailor Moon S wurde für die Neuveröffentlichung auf Blu-Ray komplett neu von den japanischen Originalmastern abgetastet, alle Episoden liegen als native Transfers in 1080p vor. Satte fünf Discs sind notwendig gewesen, um die komplette Staffel in bestmöglicher Qualität stemmen zu können. Im direkten Vergleich mit den alten DVD´s, ebenso aber auch mit den ab 2014 in den Vereinigten Staaten veröffentlichten Sets wischt die Neuauflage komplett den Boden auf. Zwar erreichen die Episoden angesichts ihres ursprünglichen Herstellungstermin (welcher immerhin knapp dreißig Jahre zurückliegt) nicht den qualitativen Standard aktueller Veröffentlichungen, dennoch sind Sailor Moon und Co. nie schöner über den Bildschirm geflimmert. Besonders in Sachen Schärfe legen die Blu-Ray´s ordentlich zu und offenbaren Details, die man so bisher gar nicht wahrnehmen konnte. Allerdings werden durch die Neuabtastung in High Definition auch altersbedingte Unruhen ersichtlicher: Sequenziell genutzte Einzelbilder wie zum Beispiel die Darstellung eines Schulflurs tendieren bei näherer Beobachtung gerne mal zum Wackeln, was zwar nicht sonderlich stört, aber dennoch erwähnt werden sollte. 

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Farblich ist der Mehrwert aber nicht abzustreiten. Wo die DVD´s überwiegend blass und farblos daherkamen, zeigen die Blu-Ray´s sehr viel kraftvollere Farben, was speziell den stark aus der Masse herausstechenden Hauptcharakteren samt deren Kostümen merklich gut steht. Alles in allem bleibt die Farbgebung aber angenehm natürlich. Da die Staffel bis zur Mitte überwiegend vor hellen Hintergründen agiert, ehe es dann deutlich düsterer zur Sache geht, war ich im Vorfeld sehr gespannt auf die Kontraste, denn auch hier konnten ältere Auflagen einfach nicht so recht überzeugen. Und ja, auch die Blu-Ray´s müssen hier einmal mehr altersbedingt Abstriche hinnehmen. Überstrahlungen sind in hellen Bereichen keine Seltenheit, auch wenn diese nicht mehr ganz so drastisch ausfallen wie bisher. Wird es dann dunkler, muss man sich mit eher schwachen Schwarzanteilen arrangieren. Allerdings: Gemessen am Alter der Serie holen die Neuabtastungen wirklich das Maximum aus dem vorliegenden Material heraus. Insgesamt eine massive Verbesserung, die das Warten absolut wertgewesen ist. 

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Die größten Kritikpunkte muss sich der Ton gefallen lassen. Die deutsche Synchronfassung entstand ebenso wie das japanische Original zu einer Zeit, wo an verlustfreie Formate nicht zu denken war, weshalb auch die Blu-Ray´s beide Fassungen abermals nur in Dolby Digital 2.0 enthalten. Das ist im Kern erstmal nicht schlimm, denn eine Neusynchronisation in besserer Qualität hätte bei aller Mühe wahrscheinlich den Unmut der Fans nach sich gezogen, die mit den bekannten Sprechern aufgewachsen sind und gar nichts anderes hören wollen, auch wenn es qualitativ natürlich nicht an die Dynamik und Klarheit neuerer Veröffentlichungen heranreich. Und hey…dafür, dass die Fassungen bereits dreißig Jahre auf dem Buckel haben, klingen sie im Ergebnis echt annehmbar! Problematischer ist aber die Tonlage. Denn anders als die DVD´s mit ihrer standartisierten Bildrate von fünfundzwanzig Frames pro Sekunde laufen Blu-Ray´s grundsätzlich langsamer – um ganz genau zu sein nämlich mit 23,976 FPS. Das mag sich nicht nach viel anhören, wird in der Praxis aber sehr unschön wahrnehmbar, denn um die (eigentlich gar nicht so gut Lippensynchronität) wahren zu können, muss natürlich auch die Tonspur verlangsamt werden.

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In der Konsequenz klingen die Stimmen ohne weitere Anpassungen tiefer und träger. Und leider hat KAZÉ genau darauf verzichtet. Ganz schlimm hat es Mamoru erwischt, der oft elendig komatös klingt. Hörbar ist das Gebotene allemal, aber selbst unaufmerksameren Ohren wird schnell auffallen, dass hier irgendwas nicht stimmt. Und das ist dann doch verdammt ärgerlich. Besser sieht´s bei der Aufmachung aus. Alle Episoden werden im schicken Digipak mit einem stabilen Schuber aus Karton ausgeliefert. Die Verarbeitung ist absolut makellos, weshalb Sammler auch sorgenlos zugreifen können. Dazu gibt es ein Poster und eine Postkarte. Zudem enthält jede Disc das originale deutsche In- und Outro. Knapp über sechzig Euro werden für die komplette Staffel fällig, was gemessen am Gesamtumfang der Box wirklich nicht zuviel verlangt ist. 

Fazit

profilbildapril„Lange hat es gedauert, jetzt schlägt die bisher beste und gleichzeitig auch düsterste Staffel der kultgewordenen Animeadaption von Sailor Moon nach langer Verspätung endlich auch bei uns auf. Und obwohl ich als Erwachsener mittlerweile sehr darüber schmunzeln muss, dass bereits ein bisschen Schmuck und ein Kostüm genügen, um eine offensichtliche Identität zu tarnen, hat mich das Sailor-Fieber doch erneut gepackt. Die Neuauflage in High Definition holt das maximal Mögliche aus den alten Mastern raus und zeigt sich bisherigen Veröffentlichungen trotz altersbedingt anhaltender Schwächen deutlich überlegen. Das Versäumnis, die Tonlage der deutschen Fassung nicht an das neue Format anzupassen, wiegt allerdings schwer. Wer damit leben kann, bekommt eine sauber verarbeitete Box mit knapp sechszehn Stunden Material zum fairen Preis. Mondstein, flieg und sieg! Sorry. Konnte ich mir einfach nicht verkneifen.“ 

                        Ein Rezensionsmuster ist uns freundlicherweise von KAZÉ zur Verfügung gestellt worden. 
                                Quelle Bildmaterial: „©Naoko Takeuchi/PNP, Toei Animation. All rights reserved.“ 

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