Blu-Ray: „Das Phantom“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                                     Quelle Bildmaterial: „©Paramount Pictures. All rights reserved.“ 

                                                                   Ab sofort erhältlich 

818OVY10dPL. SL1500 Mit dem aufkommenden Boom von Comicheften zu Beginn der Dreißiger Jahre geisterte auch Das Phantom erstmals durch zahlreiche Kinderzimmer. Das übrigens noch vor Captain America, Batman und Co. Bis heute erscheinen regelmäßig neue Abenteuer des kostümierten Superhelden, obwohl dessen Bekanntheit sich hierzulande eher in Grenzen hält. Bereits 1996 versuchte sich Regisseur Simon Wincer an einer passenden Verfilmung, die aber das Schicksal vieler ähnlich gestrickter Adaptionen im Rahmen des Jahrzehnts teilte und sanglos an den Kinokassen absoff. Zu Unrecht, wie die nun erstmals im deutschsprachigen Raum veröffentlichte Blu-Ray beweist. 

Der Film

Die Geschichte des Phantoms beginnt bereits im 16. Jahrhundert, als ein Handelsschiff fernab der Zivilisation von Piraten der Singh-Bruderschaft überfallen wird. Nachdem ein kleiner Junge den Mord an seinem Vater ansehen musste, wird er später als einziger Überlebender an der Insel Bengalla angespült, wo er von Eingeborenen gefunden und gesundgepflegt wird. Während einer Zeremonie übergeben ihm die Touganda einen Ring in Form eines Totenkopfes. Der Junge versteht, dass damit die Verantwortung verbunden ist, gegen alles Böse auf der Welt zu kämpfen. Als Erwachsener schlüpft er erstmals in die Rolle des maskierten Phantoms, um seinen Schwur erfüllen zu können. Eine Rolle, die seitdem an jeden männlichen Nachkommen des Jungen weitergegeben wird, wodurch der Eindruck aufrecht erhalten wird, dass Phantom wäre unsterblich. 

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Vier Jahrhunderte später, nämlich im Jahr 1938, führt der junge Kit Walker (Billy Zane, Titanic) diese alterwürdige Tradition fort und hat es sich als aktuelles Phantom im Dschungel von Bengalla inklusive Diener und Hund gemütlich gemacht. Als dort eines Tages dubiose Gestalten unter Führung des Verbrechers Quill (James Remar, Once upon a Time in Hollywood) auftauchen, um sich eines uralten Artefakts in Form eines silbernen Schädels zu bemächtigen, stellt sich ihnen Walker entschlossen entgegen, kann aber letztlich nicht verhindern, dass der Schädel in die Hände des New Yorker Geschäftsmannes Drax (Treat Williams, Manhattan Queen) gelangt. Der plant, mithilfe zweier weiterer Artefakte eine uralte Waffe zu erschaffen, die alten Legenden nach eine unvorstellbare Macht entfesseln kann. Es stellt sich heraus, dass er dafür mit der immer noch existierenden Singh-Bruderschaft paktiert.

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Zusammen mit der schönen Diana (Kristy Swanson, Hot Shots!), die nicht ahnt, dass es sich bei ihrer alten Liebe um das legendäre Phantom handelt und als Nichte eines bekannten Zeitungsvelegers ebenfalls ungewollt in Drax´ Machenschaften verwickelt wurde, reist Kit ins entfernte New York, um den Schädel zurück nach Hause zu bringen und gleichzeitig zu verhindern, dass sich Drax´ auch noch den verbliebenen Artefakten bemächtigen kann. Der Beginn eines gewaltigen Abenteuers…

Die Rezension

Neue Helden braucht das Land. Dieser Ansicht waren die Studiobosse zumindest seit den frühen Neunzigern und brachten uns damit Rocketeer, Shadow und der Fluch des Khan und eben Das Phantom. Alle drei Filme haben gemeinsam, dass sie an den Kinokassen gnadenlos durchgefallen sind. Nach Batman´s Rückkehr und Co. wollte man lieber moderne Helden aus modernen Zeiten sehen. Dabei ist Das Phantom alles andere als ein schlechter Film. Unter anderem gedreht vor der exotischen Kulisse Thailands und mit einer vielzahl gelungener handgemachter Tricks versehen, ist Regisseur Wincer ein opulent ausgestattetes Abenteuer mit nostalgischem Charme gelungen, welches heutzutage im Dschungel unendlicher CGI-Orgien vielleicht sogar mehr Spaß macht als zum Zeitpunkt seiner Erscheinung. Parallelen zu Indiana Jones sind da nicht ganz zufällig, zeichnet sich doch niemand geringeres für das Drehbuch verantwortlich als Jeffrey Boam, der seinerzeit das Skript für den fantastischen dritten Teil von Steven Spielberg´s Quadrologie zu verantworten hat.  

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Mit Billy Zane konnte man gleichzeitig einen Hauptdarsteller gewinnen, der spätestens ein Jahr später als herrlich widerwärtiger Geldsack in Titanic einem weltweiten Publikum bekannt werden sollte. Bereits hier bewies der mittlerweile Vierundfünfzigjährige, dass er mühelos auch Hauptrollen zu stemmen weiß. Umso mehr ist es schade, dass die eigentlich geplanten zwei Sequels zum Film nie realisiert worden sind. Kristy Swanson agiert an seiner Seite aber etwas unbeholfen und überzeugt hauptsächlich auf optischer Ebene, während Treat Williams in der Rolle von Drax so überzeichnet agiert, als wäre es tatsächlich direkt aus einem Comicheft gesprungen. Trotzdem genießt der Film mittlerweile einen gewissen Beliebtheitsstatus in vielen Ländern und hat im Heimkino erfolgreich genug abgeschnitten, um doch noch schwarze Zahlen schreiben zu können. Hierzulande wurde Das Phantom übrigens direkt auf VHS veröffentlicht. 

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Wer also mal Lust auf einen etwas anderen Helden hat und von Marvel und Co. übersättigt ist, bekommt hier ein herrlich altmodisch inszeniertes Heroflick geboten, dass selbst nach bald einem Vierteljahrhundert immer noch gut zu unterhalten weiß und trotz gelegentlichen Drehbuchschwächen einfach Spaß macht. Cineasten mit gutem Ohr für einen gelungenen Score sollten ohnehin eine Sichtung wagen. Komponist David Newman hat hier eine exzellente musikalische Untermalung abgeliefert, welche selbst ohne dazugehörige Bilder toll unterhält. Ein Reboot zur Reihe ist übrigens seit vielen Jahren immer wieder angedacht worden, konnte bisher aber nicht realisiert werden. Wer weiß, ob wir uns also nicht doch irgendwann über ein neues Abenteuer des Phantoms freuen dürfen. Ich persönlich hätte dagegen gar nichts einzuwenden. 

Die Blu-Ray

Im Ausland ist Das Phantom bereits seit gut zehn Jahren in High Definition erhältlich, wobei die Erstveröffentlichung in Übersee bisher von Lionsgate gehandhabt wurde. Für die hiesige Auswertung bedient sich der neue Rechteinhaber Paramount beim gleichen Master, dementsprechend haben wir es hier anders als bei den Veröffentlichungen der letzten Wochen nicht mit einer Neuabtastung zu tun. Das ist aber nicht schlimm, denn der bereits etwas betagte Transfer hat sich überraschend gut gehalten und weiß auch heute unter anspruchsvolleren Kriterien noch zu überzeugen. Die Bildschärfe ist durchgehend auf hohem Niveau, vor allem Nahaufnahmen offerieren zahlreiche Details auf den Gesichtern der Darsteller. Weiche Shots gibt es nur ganz selten und auch nur dann, wenn künstlich eingefügte Hintergründe zu sehen sind, beispielweise bei einigen Panoramen.

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Farblich baut der Film vor allem in den Szenen außerhalb der Großstadt auf warme Paletten und liefert damit unter anderem ein sattgrünes Dschungelparadies. Darüber dürfen sich auch die bunten Kostüme freuen, hier findet man quasi Highlights am laufenden Band. Die Szenen in New York sind dagegen eher erdiger gehalten, was für die nötige Differenzierung sorgt und nie unpassend wirkt. Wenig zu kritisieren gibt es außerdem im Kontrastbereich. Schwarzanteile hätten durchaus eine Spur kraftvoller sein können, gemessen am Alter des Masters geht das Gebotene aber absolut in Ordnung.

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Der englischen Tonspur im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1 steht abermals nur eine wiederverwertete deutsche Synchronfassung aus dem Zeitalter der DVD gegenüber, es bleibt also bei Dolby Digital 5.1. Im direkten Vergleich fällt dann auch durchaus auf, dass die Originalspur in fast allen Belangen überlegen ist, wenngleich sich die Unterschiede aber in Grenzen halten. Die Dialogverständlichkeit im Center ist prima, auch an räumlicher Aktivität mangelt es dem Film nicht. Effektdynamik und besonders Bässe fallen aber geringfügig schwächer aus. Damit kann man leben, der gewohnt fade Beigeschmack bleibt aber natürlich auch hier vorhanden. Extras gibt´s übrigens keine, weshalb wir uns den dazugehörigen Absatz ausnahmsweise einmal komplett sparen können. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Auch wenn die Comicabenteuer des Phantoms hierzulande nicht ganz so bekannt sind wie in manch anderen Ländern: Die Verfilmung von 1996 ist die einzig brauchbare, die je auf deren Basis entstanden sind. Dass das Werk erst in den Folgejahren einen zumindest kleinen Erfolg erfahren hat, ist definitiv verdient. Schöne Kulissen, ein altmodischer Held und handgemachte Tricks versprechen ein angenehm nostalgisches Abenteuer, dass einfach Spaß macht. Die verspätete Premiere als deutschsprachige Blu-Ray war überfällig und kann sich trotz jeweils kleiner Mankos sehen und hören lassen. Auf Extras muss man dabei aber komplett verzichten. Immerhin kann man den Film wie bereits auch andere kürzliche Releases von Paramount dafür schon für einen schmalen Taler in die heimische Sammlung verfrachten.“

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