Biomutant – „Bio ist nicht immer besser…“

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                                                   Getestet und verfasst von General M 

91j fKZrUuL. SL1500 Kaum eine Produktionsgeschichte der letzten Jahre ist von so vielen Mysterien und offenen Fragen geprägt gewesen wie die von Biomutant. Nach der Ankündigung Anfang 2017 war es lange Zeit still um den ambitionierten Titel des gerade einmal aus zwanzig Entwicklern bestehenden schwedischen Teams von Experiment 101. Nach der Übernahme durch Publisher THQ Nordic und einigen Gerüchten um interne Probleme wurde es dann im letzten Jahr erstmals wieder konkreter um das von vielen Interessenten lange erwartete Spiel. Nun steht Biomutant endlich in den Läden. Wir durften bereits vor Wochen Hand an das Spiel legen – und haben leider nur sehr wenig Gutes zu berichten.  

                  Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX Series X erstellt. 

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Die Welt nach uns

Die Handlung von Biomutant ist schnell erklärt: Irgendwann in der Zukunft sorgt die zunehmende Umweltverschmutzung durch den Menschen und insbesondere eines Konzerns mit dem nicht gerade ökologisch nachhaltig klingenden Namen Toxanol erst für das Aussterben von Flora und Fauna, schließlich verlässt auch unsere Gattung irgendwann das Antlitz des Planeten. In der Folge erholen sich Teile der Erde allmählich vom menschlichen Wirken und obwohl viele Areale immer noch stark verseucht und damit nahezu unbegehbar sind, gibt es genügend Raum für die Entstehung komplett neuer Arten. Dazu zählen neben allerlei monströsem Getier auch verschiedene Formen plüschiger Fellwesen, die ihr Leben an der chinesischen Kultur ausgerichtet und eine seltsame Art von Kauderwelsch als gängige Sprache etabliert haben. 

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In Gestalt eines jener Pelztierchen verbringen wir zunächst eine idyllisch-friedliche Kindheit inmitten eines lauschigen grünen Tals, ehe uns ein Monsterangriff nicht nur unserer Heimat, sondern auch gleich unserer Mutter beraubt. Ein Trauma, dass wir im Spielverlauf erst nach und nach aufarbeiten. Außerdem gibt es sowieso viel wichtigere Aufgaben, die auf uns warten. Der alles Leben spendende Weltenbaum wird seit einiger Zeit von gewaltigen Ungetümen (den sogenannten Monsterfressern) heimgesucht, die munter an dessen vier Wurzeln nagen und die Welt erneut in den nächsten Kataklysmus stürzen könnten. Als Auserwählter sollen wir genau das verhindern, was aber nicht ohne Bündnispartner funktionieren kann. Zahlreiche untereinander verfeindete Stämme bieten sich uns an, haben aber allesamt unterschiedliche Ziele. Diplomatie oder brutale Gewalt, Leben oder Tod…das alles und mehr liegt am Ende ganz alleine bei euch.

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Was man bei der Bewertung von Biomutant nie vergessen darf ist, dass sich dahinter ein kleines, unerfahrenes Entwicklerteam befindet, welches nie den Anspruch hatte, in Konkurrenz hochpreisiger Genrevertreter wie Assassin´s Creed: Valhalla oder The Witcher III: Wild Hunt zu treten. Das muss aber nicht gleich etwas Schlechtes bedeuten, denn auch kleine Produktionen können toll aussehen, eine spannende Story erzählen und durchdachtes Gameplay präsentieren. Das Problem ist nur, dass man all das hier mehr oder weniger vergeblich sucht. Die esspapierdünne Geschichte verliert sich immer wieder in Widersprüche, nervt zudem bereits nach kurzer Zeit mit aufdringlicher Ökobotschaft und verliert dabei völlig aus den Augen, Haupt- und Nebenfiguren auch nur mit einem ansatzweise stabilen Fundament zu versehen.

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Statt das gesprochene Kauderwelsch mit Untertiteln zu übersetzen, sorgt ein allgegenwärtiger Erzähler im Off für das nötige Verständnis von Handlung und Dialogen, spart aber auch nicht daran, permanent unsere eigenen Handlungen zu kommentieren. Der entspannte Großvatercharakter des Narrators mag am Anfang durchaus seinen Charme haben. Aber bereits nach wenigen Stunden ist man soweit, dass man verzweifelt nach einer Möglichkeit sucht, die zunehmend lästigen Kommentare komplett abzuwürgen. Leider ohne Erfolg, denn obwohl die Macher im Optionsmenü einen Regler für die Häufigkeit der Kommentare offerieren, wird selbst auf unterster Stufe immer noch viel zu viel gequasselt. Die Konsequenz ist, dass man mit der Zeit zwangsläufig sämtliche Dialoge überspringt. Noch schlimmer ist, dass man dadurch im Grunde nichts verpasst, denn die rudimentären, oft kontextfrei wirkenden Antwortmöglichkeiten unseres Charakters machen die sowieso schon oberflächlich geschriebenen Dialoge endgültig überflüssig. 

Hol dies, hol das…

Mindestens genauso einfallslos gestaltet wie die eigentliche Geschichte sind die zahlreichen Haupt- und Nebenquests, die man im Rahmen der insgesamt knapp dreißig Stunden Umfang absolviert, wobei man mit komplettem Fokus auf die eigentliche Story bereits nach weniger als der Hälfte ans Ziel kommen kann. Dass der kurze Weg ausnahmsweise einmal nicht der schlechteste Weg ist, wird einem spätestens klar, wenn man nach dem Tutorial in tristen Bunkerräumen erstmals an die farbenfrohe Oberwelt gelangt. Der kurze Augenöffner ist aber schnell vergessen, sobald man sich ins Questgetümmel stürzt. Dann nämlich ist es gefühlt völlig egal, ob ihr dem Hauptpfad folgen wollt oder nicht, das Prinzip ist nämlich so oder so immer gleich: Suche, Sammle, Bringe. Was einem schon in World of Warcraft trotz zahlreicher Verbesserungen immer noch als übermäßig viel Fetching vorkommt, ist in Biomutant quasi essentieller Bestandteil einer jeden Aufgabe. 

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Wenn die beste Zeit, die ich mit dem Spiel verbracht habe darin liegt, mal ganz ohne Fokus auf die aktuellen Quests mit einem gezähmten Reittier durch die Gegend zu laufen und keinem bestimmten Ziel entgegen zu reiten, ist das schon ein sehr schlechtes Zeichen. Gute Ansätze wie das Zusammenbasteln eines Kampfmechs, den wir für die Auseinandersetzung mit dem ersten Weltenfresser zwingend benötigen, klingen zunächst vielversprechend. Aber auch hier geht´s wieder nur um das Sammeln von Ersatzteilen. Eine solche Aneinanderreihung von belanglosen Fetchquests habe ich in meiner langen, langen Karriere als Gamer und Medienjournalist noch nicht gesehen. Die Option, im Anschluss an den ersten Durchgang ein Neues Spiel+ zu beginnen, erscheint gemessen daran als Anstiftung zur Selbstgeißelung. Lieber würde ich erneut sämtliche Kisten in Assassin´s Creed: Unity öffnen, als mich erneut mit dem komatösen und einfallslosen Questdesign von Biomutant herumzuplagen. 

Alles und nichts

Auf den ersten Blick wirft Biomutant sämtliche Elemente in den Ring, die bereits seit vielen Jahren zu den Standards von Action-RPG´s in einer offenen Welt maßgeblich definieren. Nur dass eben hier nichts davon so richtig funktionieren will. So gibt es auch hier ein  entscheidungsgespeistes Karmasystem, welches einem je nach Taten entweder ein gutes oder ein böses Ende beschert. Und tatsächlich ist es immer nett anzusehen, wenn sich Engelchen und Teufelchen miteinander um die Spielergunst zanken. Der ganze Sinn dahinter gerät jedoch ad absurdum, wenn sich die Auswirkungen über den gesamten Spielverlauf hinweg entweder nur sehr zaghaft oder aber wie in den meisten Fällen komplett unbedeutend zeigen. Verfolgen wir beispielsweise das Ziel, die Welt erneut in den Abgrund zu stürzen, müssen wir die Weltenfresser trotzdem erledigen – nur, dass die danach einfach munter weiter an den Baumwurzeln knabbern. Warum, wird wie so vieles andere auch einfach nicht erklärt. 

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Auf dasselbe Problem stößt man, wenn man sich die ganzen Clans einmal näher anschaut. Egal ob man sich einem guten oder bösen Verein anschließt, am Ende gilt es, alle Clans unter einem Banner zu versammeln. Sechs an der Zahl gibt es im Spiel, auf dem Papier lässt sich jeder davon ausschalten, um unserem gewählten Bündnispartner zur alleinigen Macht zur verhelfen, was natürlich eindeutig einem dunklen Pfad entspricht. Doch selbst brutalste Schlächter haben nach zwei eliminierten Clans die Option für einen friedlichen Zusammenschluss. Unmittelbar nach dem Beenden der Mass Effect: Legendary Edition, wo Entscheidungen so immens gewichtig für den Spielverlauf sind, fühlen sich die mickrigen Ansätze von Biomutant erst recht wie ein Schlag ins Gesicht an. Das ist das große, alles überstrahlende Manko des Spiels: Egal, in welche Richtung man blickt, gute Ansätze lassen sich überall finden. Nur wurde eben keiner davon zu einem logischen Ende gedacht.

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Was nützt einem umfangreiches Crafting, wenn die Menüführung verschachtelter ist als ein Labyrinth? Wozu epische Nahkampfwaffen aller Art schmieden, wenn die Kamera in umittelbarer Nähe eines Gegners komplett versagt? Warum um Timing beim Ausweichen und Kontern bemühen, wenn sich der Charakter trotz allem Einsatz so träge bewegt, dass man trotzdem jedes Mal wieder Kelle um Kelle kassiert und die Fernkampfwaffen sowieso viel effektiver sind, obwohl gerade dort dann wieder so rudimentäre Sachen wie eine automatische Zielaufschaltung fehlen? Ja selbst die ganzen Attribute, denen man bei jedem Levelaufstieg zehn Punkte hinzufügen kann, scheinen gefühlt gar keine spürbaren Vorteile zu bringen. Unter komplexen Oberflächen hallt letztendlich nur das Echo immerwährender Leere. Dabei wirkt das Klassensystem auf den ersten Blick extrem vielseitig und trumpft mit coolen Spezialisierungen wie PSI-Freak, Scharfschütze und Co. auf.

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Der Unterschied zwischen den jeweiligen Klassen liegt aber lediglich in unterschiedlichen Startausrüstungen und etwas anders gesetzten Basiswerten. Von diesem Punkt an könnt ihr trotzdem alles lernen, alles tragen und alles machen, was ihr wollt. So spielt auch dieses System im Endeffekt keine wirkliche Rolle. Und es stört einen auch nicht, dass die Macher eine komplette Klasse ausschließlich als Vorbestellerinhalt ausgelagert haben, was unter anderen Gesichtspunkten eine ziemliche Sauerei wäre. Weder gibt es klassenspezifische Sets noch Waffen, die nur einer Spezialisierung vorbehalten sind und diese gar mit einzigartigen Perks belohnen. Während man mit dem umfangreichen Charaktereditor des Spiels gefühlt Stunden damit zubringen kann, jede Farb- und Fellfacette bis ins letzte Detail zu individualisieren, sich dann vielleicht doch nochmal bonibedingt auf den letzten Drücker für eine komplett andere Rasse entscheidet und Resistenzen austariert, verfliegt außerhalb der Optik jedweder Anspruch von spielerischer Individualität im Nirvana. Bereits dann wird einem klar, dass wir es hier mit derselben schmerzlichen Erfahrung zu tun haben wie seinerzeit bei No Man´s Sky.

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Denn auch dort wurde viel versprochen, der Veröffentlichung lange entgegengefiebert, nur um erkennen zu müssen, dass sich hinter schönem Schein eine auf fast jeder Ebene schmerzhafte Enttäuschung zum Vollpreis verbirgt. Das kleine Team hat sich komplett übernommen. Viel wurde gewollt, wenig wurde erreicht. Biomutant ist ein bisschen wie eine schimmelige Wand, über die man in aller Eile ein paar Eimer Farbe gestrichen hat. Das Ergebnis mag auf den ersten Blick nett aussehen, aber nach kurzer Zeit kommt der Schimmel trotzdem wieder durch und sorgt für Atemnot. Als lineare Erfahrung, in kleinerem, arcadigeren Maßstab hätte Biomutant wunderbar funktionieren können. Als waschechtes, vielschichtiges Action-RPG in einer offenen Welt versagt das Spiel für mich aber auf ganzer Linie. Und ist einmal mehr Beweis dafür, dass Vorbestellungen aufgrund von Trailern und Konzeptgrafiken einfach keine gute Idee sind. 

Zwischen Flora, Fauna und Fiasko

Wie bereits im Opener erwähnt, läuft Biomutant auf den aktuellen Konsolen gegenwärtig nur über Abwärtskompatiblität, ein vollwertiges Upgrade soll zum Jahresende erscheinen. Das bedeutet aber nicht, dass Besitzer einer XBOX Series X|S oder PlayStation 5 komplett ohne Vorteile auskommen müssen. Wobei…wirklich verallgemeinern kann man hier ausnahmsweise nicht, denn besonders auf den Konsolen von Sony hat man es gegenwärtig mit ausreichend Problemen zu tun, um hier mindestens von einem kleinen Fiasko sprechen zu können. Zunächst wenig überraschend ist die Tatsache, dass man sich als Besitzer eines Basismodells generell auf drastische Abstriche in Sachen Auflösung, Qualität und allgemeiner Performance einstellen sollte. Weder XBOX One S noch PlayStation 4 sehen sonderlich gut aus oder laufen stabil am Rand der hier maximal möglichen 30 Frames pro Sekunde, sollten also nur die allerletzte Wahl darstellen. Besser, aber längst nicht perfekt sieht es auf der XBOX One X aus. Hier werden bereits 60 Frames pro Sekunde angepeilt, inklusive höherer Auflösung und mehr Details bei Objektdichte, Schattendarstellung und Co. Das Ergebnis sieht dementsprechend bereits eine ganze Ecke runder aus, so richtig stabile Bildraten wollen sich aber immer noch nicht einstellen. Ein guter Kompromiss aus Optik und Spielbarkeit wird aber definitiv erreicht.  

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Wandert man von dort zur PlayStation 4 PRO rüber, sieht das Spiel grafisch nur wenig schlechter aus, willkürliche Bildrateneinbrüche und Ruckler sind dagegen wesentlich häufiger vertreten und sorgen für jede Menge Frust. Wer nun glaubt, auf der PlayStation 5 würde es viel besser aussehen, wird leider enttäuscht. Ob die Abwärtskompatiblität der neuen Konsole einfach nichts taugt oder ob die Entwickler nicht in der Lage waren, die Möglichkeiten der PlayStation 5 richtig auszunutzen, darüber will ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Fakt ist aber, dass Biomutant dort nur in 1080p ausgegeben wird und die Performance sich allenfalls auf dem Niveau der XBOX One X einpendelt, also über weite Teile, aber nicht durchgehend bei 60 Frames pro Sekunde. Und das ist schon ziemlich bitter. Viel schwerer wiegt aber, dass es hier zusätzlich zu ständigen Totalabstürzen des Spiels kommt. Hier kann man allen Interessenten wirklich nur anraten, entweder auf eine andere Plattform auszuweichen (wie beispielsweise die gut optimierte PC-Version), oder die Daumen zu drücken, dass das für Jahresende angekündigte Upgrade all diese Probleme beseitigt. 

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Ein komplett anderes Bild bietet sich auf der XBOX Series X. Nicht nur, dass Biomutant hier fast permanent seine Bildrate hält, das Spiel wird auch noch in nativem 4K ausgegeben. Im direkten Vergleich zwischen den beiden momentan leistungsstärksten Konsolen auf dem Markt ergibt sich ein Unterschied wie Tag und Nacht! Obwohl auch hier nur Abwärtskompatibilität zur Anwendung gelangt, performt Biomutant über die Series X extrem nahe an der qualitätsmaximierten PC-Version und ist bietet damit mit Abstand die bestmögliche Option, das Spiel auf einer Konsole zu erleben. Selbst die Ladezeiten fallen deutlich kürzer aus als auf der PlayStation 5. Selbst die merklich schwächere Series S läuft stabiler, löst mit 1440p höher auf und liefert stabilere 60 Bilder pro Sekunde. Was ist hier nur passiert? Ganz ehrlich, ich kann diese Frage nicht beantworten. Alles, was ich sagen kann ist, ganz gleich auf welcher PlayStation man momentan spielt, viel Freude wird man mit den jeweiligen Umsetzungen ganz sicher nicht haben. Hier muss dringend nachgebessert werden, im Idealfall sofort und nicht erst Ende 2021. Anderenfalls kommt man nämlich nicht umher zu sagen, dass wir es hier mit einer der wohl schlechtesten Portierungen der letzten Jahre zu tun haben. 

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Dabei ist Biomutant nicht mal durchgehend schön anzusehen, denn trotz potentem Grafikgerüst, nämlich der Unreal Engine 4, wechseln sich hübsche Panoramen und liebevoll animierte Plüschwesen regelmäßig mit tristen Umgebungstexturen, harten Beleuchtungsübergängen und mittelprächtigen Effekten ab. Die gleichen Schwankungen findet man im Bereich der Vertonung. So nervig der Sprecher an sich auch ist, qualitativ macht er in nahezu jeder Spracheinstellung inklusive Deutsch einen guten Job, die musikalische Untermalung ist atmosphärisch und die Waffensounds klingen gelegentlich angenehm wuchtig. Dafür fehlt Nahkampfangriffen wieder jegliche Wucht und eben auch das gesprochene Kauderwelsch ist nicht das Gelbe vom Ei. Erinnern wir uns diesbezüglich über zwanzig Jahre zurück, hat Banjo-Kazooie es viel besser geschafft, trotz Fantasiesprache selbst mit Augen versehenen Bienenwaben ein gewisses Maß an individueller Persönlichkeit zu verleihen. Die Bedienung geht übrigens wenig überraschend am besten mit Gamepad von der Hand. Mit Maus und Tastatur leidet die dürftige Präzision in Kämpfen nur noch mehr, auch abseits davon funktioniert reguläres Bewegen ziemlich ungenau. 

Fazit und Wertung

profilbildapril„Als Redakteur und Gamer mit Leib und Seele erfüllt es mich stets mit Traurigkeit, ein Spiel so niedrig bewerten zu müssen wie Biomutant. Denn auch hinter den allermeisten schlechten Spielen steckt ein motiviertes Entwicklerteam mit einer Vision, in die oft jahrelange Planung und Arbeit fließen, ehe daraus ein fertiger Titel wird. Doch viel mehr als Studios und Publishern fühle ich mich deren Klientel verpflichtet, nämlich den Gamern, die manchmal wochen- und monatelang ihr Geld für neue Spiele sparen müssen, sich voller Vorfreude auf jeden neuen Screenshot stürzen und im Kalender die verbliebenen Tage bis zum Release durchstreichen. Unter all den guten Ansätze an der Oberfläche verbirgt sich oft nur gähnende Leere, egal ob man Charaktere, Handlung, Questdesign oder Mechaniken von Crafting über Kämpfe bis zur Klassengestaltung betrachtet. Und das wird sich wohl auch mit vielen Patches, die vor allem Besitzer einer PlayStation gegenwärtig dringend benötigen, auf Dauer wohl kaum ändern. Schade drum, denn in Sachen Weltdesign hat das kleine schwedische Team vieles richtig gemacht. Leider ist das nur einfach nicht genug.“ 

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PRO:

+ Visuell gelungenes Kreaturendesign
+ Abwechslungsreiche Areale
+ Im Kern frischer erzählerischer Ansatz
+ Vorbildlicher Charaktereditor
+ Viele verschiedene Talente und Upgrades
+ Großes Arsenal an ausgefallenen Waffen und Rüstungen
+ Umfangreiche Craftingkomponente
+ Circa dreißig Stunden Gesamtspielzeit
+ Viele Nebenmissionen und Sammelobjekte
+ Atmosphärische musikalische Untermalung
+ Kommentarhäufigkeit kann angepasst werden
+ New Game Plus
+ Außergewöhnlich guter Fotomodus
+ Gute Bedienung via Gamepad

CONTRA: 

– Hauchdünn gestrickte Geschichte…
– …mit zunehmend penetranter Ökobotschaft…
– …und vielen offenen Fragen
– Schwaches, extrem repetives Questdesign

– Belanglose Charaktere und Dialoge
– Aufdringlicher Erzähler
– Kauderwelsch wird schnell nervig
Karmasystem ohne nennenswerte Auswirkungen
– Unausgegorenes Stämmesystem, dass sich sinntechnisch immer wieder selbst aushebelt

– Klassen unterscheiden sich nur durch Startausrüstung und minimale Attributsveränderungen
– Nahkampf aufgrund Kameraprobleme und träger Bewegung nahezu unbrauchbar
– Selbst auf hoher Schwierigkeit kaum anspruchsvoll
– Keine Zielaufschaltung bei Fernkämpfen
– Unpräziose Maus- und Tastatursteuerung
– Viele schwachen Umgebungstexturen
– Gelegentlich schwache Beleuchtung und Effektdarstellung
– Viele Areale wirken komplett leer und statisch
– Umständliche Menüs
– Aufgesetzte Rätselpassagen…
– …mit oftmals nur begrenzten Lösungsversuchen
– A
uf der PlayStation regelmäßige Abstürze und teils starke Performanceschwankungen 

                                               GESAMTWERTUNG:     4.9/10

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