BD: „Professor Marston and the Wonder Women“

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                                                                Ab sofort erhältlich

91SNvO xzNL. SL1500 Nein, keine Sorge: „Professor Marston and the Wonder Women“ ist kein weiterer Superheldenfilm aus dem DC – Filmuniversum, welches wohl immer noch damit beschäftigt ist, sich die Wunden von „Justice League“ zu lecken. Aber damit zu tun hat der Film dennoch, erzählt er doch die wahre Geschichte um den Schöpfer der Wonder Woman nach. Und die ist nicht minder spannend und interessant als der Realfilm über die mächtige Amazone. Wer sich irgendwann mal ein wenig mit den Schöpfern all jener berühmten Comichelden befasst hat, wird nicht überrascht sein, dass sich auch hinter dem Zeichentisch oftmals tolle Geschichten finden lassen. Ob diese hier dazugehört, zeigt der Test der Blu-Ray.

Der Film

Im Jahr 1928 sind William Moulton Marston (Luke Evans, „Fate of the Furious“) und seine Frau Elizabeth (Rebecca Hall, „Iron Man 3“), beide als Lehrer und Forscher tätig, kurz davor, den ersten Lügendetektor der Welt fertigzustellen. Als Forschungsassistentin heuert Marston zur Unterstützung die Studentin Olive Byrne an. Aus dem stetigen Miteinander der drei entwickelt sich schnell eine polyamoröse Dreiecksbeziehung, in welcher sämtliche Probanden ihre jeweiligen Gefühle füreinander auszuleben beginnen, wobei Elizabeth stets den dominaten Part innehält. Im prüden Amerika sind solche Beziehungen natürlich nicht gerne gesehen, für die stark von ihren Männern abhängigen Frauen der damaligen Zeit ist Feminismus so gut wie unbekannt. Als erste Gerüchte über das Dreiecksverhältnis die Runde machen, verlieren sowohl William als auch seine Frau ihre Jobs und finden zusammen mit der mittlerweile schwangeren Olive Zuflucht in New York.

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Mit der Zeit gebährt auch Elizabeth Nachwuchs, Olive wird ebenso abermals schwanger. Während letztere fortan als vermeintliche Witwe daheim die Versorgung der Kinder übernimmt und Elizabeth als Sekretärin einen Großteil zum Lebensunterhalt beiträgt, versucht sich William zu Anfang mehr schlecht als recht als Autor. Als er jedoch Gefallen an der Welt des Fetischs findet, entschließt er sich, all seine bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse in die Schöpfung einer neuen Comichelding einfließen zu lassen. Die „Wonder Woman“ ist geboren und erfreut sich schnell immenser Beliebtheit. Als die Dreiecksbeziehung jedoch auffliegt und sich die Wonder Woman – Comics immer größeren Angriffen der Sittenwächter ausgesetzt sehen, droht das fragile Glück aller Beteiligten schnell vollständig zu zerbrechen…

Die Rezension

Dass der unter der Regie von Angela Robinson entstandene Film zwar im Kern die wahren Begebenheiten über die Erschaffung einer der berühmtesten Comicikonen nacherzählt, dabei aber auch viele düstere Aspekte (insbesondere hinsichtlich der Dreiecksbeziehung zwischen den Marstons und Olive Byrne) bewusst auslässt, muss sich das Werk als Kritik gefallen lassen. Bei der Erschaffung einer filmischen Biographie (und diesen Anspruch erhebt der Film für sich), sollte man bemüht darum sein, alle Aspekte einer Erzählung abzudecken und entsprechend zu recherchieren. Glaubt man der Aussage von Marstons Enkeltochter, hat Regisseurin Robinson nichts davon getan, sondern lediglich ihre eigene Sicht der Dinge geschildert. Entsprechend sollte man den Film trotz seines wahren Kerns nicht als allgemein gültig hinnehmen, dafür bleibt er gemessen an den tatsächlichen Begebenheiten zu wohlwollen und oberflächlich.

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Und doch ist es gelungen, einen interessanten, vor allem in den Kulissen aufwändig produzierten Film zu erschaffen, welcher die Geschichte um die Wonder Woman zwar nur in groben Zügen nacherzählt, dies aber doch zu jeder Zeit nachvollziehbar und spannend vollbringt. Ein großes Lob muss man hier den drei Hauptdarstellern aussprechen. Sowohl Luke Evans als auch Rebecca Hall und Bella Heathcote, welche die Rolle der Olive Byrne spielt, verkörpern ihre Charaktere mit Hingabe und Glaubwürdigkeit, die Chemie stimmt. Tatsächlich gehört die Entstehungsgeschichte über die berühmteste Amazone der Welt unter allen Hintergrundgeschichten mit zu den faszinierendsten und vielschichtigsten ihrer Art. „Professor Marston and the Wonder Women“ weiß in dessen Nacherzählung zwar durchaus zu überzeugen und ist entsprechend eine Empfehlung wert, nimmt sich dafür aber gemessen an den wahren Begebenheiten etwas zu viele Freiheiten heraus. 

Die Blu-Ray 

Zwar überzeugt das Bild der Blu-Ray durch eine grundsätzlich hervorragende, bewusst übermäßig warme Farbgebung mit besonderem Fokus auf kräftigen Rottönen, was als Stilmittel sehr gut zum Film passt, leicht störend wirkt dafür ein besonders in dunkleren Szenen stetig wahrnehmbares, aber dafür nur leichtes Bildrauschen. Dennoch punktet das Bild mit vielen Details bei sehr schöner, homogener Bildschärfe und guten Schwarzwerten. Also im Fazit gar kein schlechtes Ergebnis.   

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Gleiches gilt auch für den Ton, welcher sowohl in Deutsch und Englisch als verlustfreie DTS-HD 5.1 – Tonspur an Bord ist und für einen stark dialoglastigen Film dennoch überraschend guten, intensiven Raumklang bietet. Obwohl die Deutsche Fassung professionell und passend vertont daherkommt, gehen ihr im direkten Vergleich zur Originaltonspur aber einige Begriffe und Feinheiten verloren, die so wohl auch nur schwerlich in unsere Sprache zu übersetzen sind. Bei der allgemeinen Abmischung gibt es aber keine nennenswerten Unterschiede. Als Bonusmaterial präsentiert der Film zwei sehenswerte Features über William Moulton Marston und die Einflüsse, welche zur Erschaffung der Wonder Woman geführt haben, ferner gibt es ein paar Deleted Scenes und einen ausführlichen Blick auf die Regisseurin und ihre Heransgehensweise bei der filmischen Umsetzung. Diese entschädigen am Ende dann doch etwas für den stellenweise etwas zu seichten Hauptfilm. 

Fazit

ava3„Gar nicht mal so unspannend, die Geschichte um die wohl berühmteste Frau der Comicgeschichte. Bei deren filmischer Nacherzählung hätte ich mir allerdings etwas mehr Mut gewünscht, da das Ergebnis über weite Strecken besonders die düsteren Aspekte der Dreiecksbeziehung um Professor William Moulton Marston auslässt. Der Substanz des Films hätten eben jene Aspekte durchaus gut getan und für etwas mehr Facettenreichtum und Charakterdynamik gesorgt. Aber deswegen ist `Professor Marston and the Wonder Women´ kein schlechter Film, im Gegenteil: Dank der spielfreudigen Darsteller, der wunderbaren Kulissen und dem überdies tollen Soundtrack wird dem geneigten Zuschauer trotzdem gute, wenn auch nicht gänzliche authentische Unterhaltung geboten.“  

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