BD: „Papillon“

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                      Quelle Bildmaterial: „Papillon, ©1973, Renewed 2001 FILMTRANSAC, A.G. All rights reserved.“ 

                                                  Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

91TeWcwihiL. SL1500 Ich liebe ja den Charme alter Filme. Nicht nur wegen des Looks, sondern oftmals auch, weil eben jene Filme Geschichten auf eine Weise erzählen, wie es der moderne Kinofilm nur noch selten zu tun vermag: Hart. Dreckig. Und ohne Hektik. Nur auf diese Weise ist es wirklich möglich, eine Handlung so darzustellen, dass die agierenden Charaktere samt Setting sich wirklich entfalten können und den Zuschauer so ganz in ihren Bann ziehen können. Ein solcher Film ist der 1973 entstandene Papillon, der auf dem Buch des echten Henri „Papillon“ Charriére basiert und diesem weitestgehend treu folgt. Das Ergebnis: Ein absoluter Klassiker. Den Test zur Blu-Ray: Wie immer bei uns. 

Der Film

Anfang der Dreißiger Jahre werden gut einhundert Gefangene aus Frankreich in die Strafkolonien auf Französisch-Guayana deportiert. Für ihr Land existieren sie damit offiziell nicht mehr. Wer seine Strafe abgebüßt hat, wird gezwungen, danach zusätzlich die gesamte Zeit seiner Haftdauer als Zwangskolonist auf den Inseln zu verbringen, ehe er wirklich als frei gilt. Zumindest Henri Charriére (Steve McQueen, Das Kanonenboot am Yangtse-Kiang), genannt Papillon, scheint davon jedoch ausgeschlossen zu sein. Beschuldigt eines Mordes, den er vehement bestreitet, gehört er zu den vielen lebenslänglichen Insassen ohne Aussicht auf Freiheit. Fest zur Flucht entschlossen, verbündet er sich mit dem reichen Fälscher Dega (Dustin Hoffmann, Die Unbestechlichen), dessen Verbrechen ihn zum Ziel für seine Mithäftlinge machen und der etwas Protektion daher gut gebrauchen kann. 

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Der unmenschlichen Deportation, die nicht alle Häftlinge überleben, folgt letztendlich ein nicht minder unmenschliches Arbeitslager. Zusammengepfercht wie Tiere sind die Gefangenen gezwungen, unter menschenunwürdigen Bedingungen härteste Arbeit zu verrichten, nicht wenige lassen dabei ihr Leben und werden anschließend den Haien zum Fraß vorgeworfen. Eine Flucht scheint unmöglich. Doch Papillon wagt dennoch immer wieder erfolglos den Ausbruch. Durch grausame Einzelhaft körperlich gebrochen, landet er schließlich stark gealtert und verkrüppelt auf der gefürchteten Todesinsel. Und gibt selbst in diesem Zustand nie den Gedanken an Flucht auf. Soll ausgerechnet dort das Unmögliche möglich sein?

Die Rezension

Franklin J. Schaffner´s beißende Kritik am französischen Justizsystem der Dreißiger Jahre ist ein packendes und eindringliches Plädoyer dafür, dass selbst Straftäter Menschen sind und es verdienen, ganz gleich ihrer Taten auch als solche behandelt zu werden. Von Anfang an gelingt es dem verstorbenen Meisterregisseur hier, eine derart konträre, klaustrophobische Atmosphäre zwischen Inselparadies und Arbeitslager aufzubauen, dass es einen als Zuschauer sofort völlig einnimmt und mittendrin ins brutale Geschehen versetzt. Für die filmische Umsetzung zu Henri Charriére´s Buch wurde das Gefängnis nahezu 1 zu 1 nach originalen Plänen neu erbaut und stellt als solches weit mehr dar als nur eine einfache Kulisse. Viel mehr ist es ein Symbol der Brutalität und Menschenverachtung, wie es sich zur damaligen Zeit längst vor dem Nationalsozialismus gegeben hat. Der echte Charriére besuchte zwar das Set und gab dem Produktionsteam wichtige Hinweise, erlebte aber die Premiere des fertigen Films nicht mehr. 

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Raubein Steve McQueen spielt Papillon, so genannt wegen dem Schmetterlingstattoo auf seiner Brust. Der viel zu früh verstorbene Schauspieler agiert meisterhaft in der Rolle des ausbruchswütigen Insassen, von dem letztendlich nie geklärt wird, ob dieser das ihm zur Last gelegte Verbrechen denn wirklich begangen hat. Die Wandlung, die seine Charakter während der Einzelhaft erfährt, setzt dieser so grandios um, dass es einen bis ins Mark und Bein erschüttert. Aber auch Dustin Hoffmann überzeugt zu jeder Zeit als exzentrischer Fälscher und bietet so genau die richtige Portion an ergänzender Emotionalität und Leichtigkeit, die dem Film ungemein gut tut und die den Zuschauer angesichts seiner intensiven Bilder zudem vor der aktuten Kurzzeitdepression bewahrt. Mit zweieinhalb Stunden Laufzeit muss man einiges verkraften, besonders das letzte Drittel zieht sich spürbar unangenehm in die Länge. Doch am Ende lohnt sich die Geduld. Und mit dem Abspann wird einem unmittelbar klar, dass man soeben wohl einen der besten Ausbruchsfilme aller Zeiten hinter sich gebracht hat.

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Von diesen Qualitäten nicht verschont ist übrigens auch das vor einiger Zeit in den Kinos angelaufene Remake des Klassikers. In die Rollen von Papillon und Dega schlüpfen hier Charlie Hunnam und Rami Malek. Allerdings hat sich das Original optisch und inhaltlich so gut gehalten, dass man es trotzdem hier letztendlich mit einer eher überflüssigen Neuauflage zu tun hat. Zudem wirkt diese weitaus weniger atmosphärisch und eindringlich wie die Vorlage, ist aber dennoch einen Blick wert. Natürlich werden wir bei Zeiten auch das Remake ausführlich besprechen, der gegenwärtige Termin für den Heimkinostart lautet Ende November. 

Die Blu-Ray

Zu Beginn des Films stellte sich hinsichtlich der Bildqualität des HD – Transfers schnell Ernüchterung ein. Ein unscharfes, extrem körniges Bild weckte die Befürchtung, dass ich mich nun gut zweieinhalb Stunden durch einen technisch enttäuschendes Film quälen muss. Doch der erste Eindruck täuscht glücklicherweise. Denn kaum ist das Gefangenenschiff an seinem Zielort angelangt, zeigt die Blu-Ray zum 45. Jahre alten Film ihre Stärken und präsentiert farbenprächtige Panoramen, angenehmeres (wenngleich immer noch omnipräsentes) Filmkorn sowie einen deutlichen Zugewinn an Schärfe. Zwar ist das Master auch hier altersbedingt mit einem stetig wahrnehmbaren Gelbstich versehen und lässt die Charaktere somit nur wenig natürlich wirken, dafür stimmt das Drumherum. Gute Kontraste zeichnen das Bild aus, auch die Schwarzwerte können sich später sehen lassen, allerdings leidet in den dunklen Momenten meist auch immer wieder die Schärfe. Wer die ersten dreißig Minuten des Films übersteht, wird trotzdem belohnt. Denn gemessen am Alter des Films kann sich die HD – Veröffentlichung wirklich sehen lassen. 

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Altersbedingt kann erwartungsgemäß auch der Ton nicht mit Referenzqualität glänzen. Zwar wird auf der Rückseite der Verpackung nur eine deutsche DTS-HD MA Monospur angegeben, tatsächlich gibt sich der Sound dann aber doch immerhin in Stereo, bleibt also komplett frontlastig und lässt sämtliche anderen Lautsprecher inkl. Subwoofer vollständig außen vor. Die englische DTS-HD MA 5.1 – Spur ist da nicht viel besser, der Upmix bietet kaum einen Mehrwert zur deutschen Synchronfassung, zumal auch hier der Center fast vollständig dominiert. Beiden Spuren mangelt es entsprechend an Effektverteilung und Dynamik, das Mittendringefühl entsteht hier ausschließlich über die eindrucksvollen Bilder. Die Stimmverständlichkeit ist dafür sehr gut ausgefallen, auch der restliche Ton braucht sich gemessen an seinem Alter nicht zu verstecken. 

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Als einzige Extra hat es neben dem Trailer zum Film, den wir auch ganz oben verlinkt haben, ein knapp 12 Minuten langes Featurette mit dem Titel “ Ein großartiger Rebell“ geschafft. Dieses beleuchtet werbewirksam die anstrengenden Dreharbeiten zum Film und bietet neben kurzen Interviewschnipsel mit Cast und Crew zudem einen Setbesuch mit dem sichtlich ergriffenen echten Papillon. Das ist nicht viel, aber immerhin etwas. 

Fazit

ava4„Papillon ist eine tief ergreifende, zeitlose Geschichte und zudem stets auch ein eindringliches Plädoyer für die Menschenrechte, welches durch toll aufspielende Darsteller und drastische Bilder in Erinnerung bleibt. Zwar zieht sich das letzte Drittel des Films etwas, das wunderbare Ende entschädigt dafür aber allemal. Steve McQueen und Dustin Hoffmann spielen hier zu absoluten Höchstleistungen auf, die Regie von Altmeister Franklin J. Schaffner tut dank tollen Bildern ihr übriges dazu. Zwar dauert es eine ganze halbe Stunde, ehe die Blu-Ray sich in qualitativ akzeptable Bereiche bewegt, dann jedoch bekommt man ein an nur wenigen Alterserscheinungen leidendes Bild geboten, welches mit viel nostalgischem Charme punkten kann. Auf gleiche Weise präsentiert sich auch der Ton. Alles nicht ganz perfekt, aber doch sehr, sehr erträglich. Schade nur, dass es nicht mehr Extras auf die Scheibe geschafft haben.“

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