Der Film
Der Wunsch nach Veränderung ist nachvollziehbar. Anwalt Rachid bekommt nur arabische Klienten, die gegen das Burkaverbot klagen wollen, Schauspieler Charles wird nur als afrikanischer Krimineller besetzt, Chao fürchtet sich zunehmend vor Gewalt gegenüber wohlhabenden Asiaten und David ist fest davon überzeugt, dass er nur deswegen keinen Erfolg im Leben hat, weil er Jude ist und man ihm sowieso alles neidet. Kaum wieder im vertrauten Heimatland angekommen, lassen die vier Ehemänner im Beisein ihrer Herzensdamen bei einem gemeinsamen Wiedersehensessen die Bombe platzen: Allesamt wollen sie in ihre jeweilige Heimat auswandern, nur Charles will sich in Indien als Bollywooddarsteller versuchen. Und die Frauen sollen natürlich mitkommen!
Für Claude und Marie ist die Ankündigung nach dem Fiasko ihrer Auslandsreise ein Riesenschock, schließlich ist es nirgendwo schöner als zuhause und auch die Enkelkinder wollen beide gerne aus nächster Nähe aufwachsen sehen. Das Ehepaar setzt alle Hebel in Bewegung, die Ausreisewilligen zum Bleiben zu bewegen und schreckt dabei auch vor schmutzigen Tricks nicht zurück. Als Marie dann auch noch vorübergehend den Flüchtling Arash bei sich im Hause aufnimmt, ist das Chaos perfekt, denn Claude, der fest davon überzeugt ist, dass es sich bei dem Afghanen um ein Mitglied der Taliban handelt, entdeckt seine alten Vorurteile erneut. Als dann auch noch Charles´ nicht minder konservative Eltern von der Elfenbeinküste zu Besuch kommen, droht die ohnehin schon komplizierte Situation endgültig zu eskalieren…
Die Rezension
Vorurteile abbauen und für ein tolerantes Miteinander werben, das war die Botschaft von Monsieur Claude und seine Töchter. Und letztendlich geht es auch genau darum in der Fortsetzung zum Überraschungshit von 2014. Schade nur, dass die ihre Wirkung dieses Mal deutlich verfehlt und eher eine gegenteilige Wirkung entfaltet. Wirklich neu macht das Sequel nichts, sondern verlässt sich ganz auf bewährte Elemente, frei nach der Devise „Was vor fünf Jahren funktioniert hat, funktioniert sicher auch jetzt noch“. Ganz so einfach ist es leider nicht, denn um den abermals bewusst auf allerlei Völkerklischees basierenden Plot überhaupt in Bewegung zu bringen, wirft Regisseur und Co-Autor Phillipe de Chauveron all die guten Charakterentwicklungen über Bord, mit denen er der Vorgänger einst enden ließ. So hat man das Gefühl, dass sich sämtliche Figuren wieder zurückentwickeln, nur um dann eine sehr ähnliche Geschichte mit nur leichten Abwandlungen erneut erzählen zu können. Ausgerechnet dort, wo sich wirklich fantastisches Potenzial für ein Sequel verborgen hätte, nämlich in den Reisen der Verneuils und den aberwitzigen Ereignissen, von denen der Film nur kurz im Off erzählt, nimmt man viel zu schnell Abstand und bewegt sich wieder auf altbekannte Pfade. Wirklich witzig wird es dabei nur selten, denn die Gags wirken dieses Mal zu forciert und vorhersehbar, um für handfeste Überraschungen sorgen zu können.
Ganz unsympathisch ist Monsieur Claude 2 aber nicht, was in erster Linie am dem bunten und spielfreudigen Cast liegt. Trotzdem, qualitativ kommt der Film nicht an seinen Vorgänger heran. Der wirkte durch und durch frischer, hat sich mehr getraut und wusste vor allem seine Figuren besser einzusetzen. All das sind Dinge, die man hier vermisst. Auch finanziell blieb die Fortsetzung deutlich hinter den Erwartungen zurück, denn dieses Mal konnte man weder in Frankreich noch dem Rest Europas an die fantastischen Einspielergebnisse des Erstlings heranreichen. Und das ist, dass muss man in diesem Fall leider deutlich sagen, angesichts der mangelnden Qualitäten des Films auch nicht wirklich verwunderlich.
Was übrigens auch vermisst wird, ist die deutsche Feststimme von Christian Clavier, der bereits seit vielen Jahren sensationell gut von Altmeister Michael Pan synchronisiert wird, hier aber von Wolfgang Müller (unter anderem bekannt als Sprecher von Jason Isaacs in den Harry Potter – Verfilmungen) ersetzt wird. Die Gründe dafür sind wieder mal finanzieller Natur, denn nachdem Pan nach dem immensen finanziellen Erfolg des Vorgängers eine angemessene Gagenerhöhung für das Sequel forderte, schmiss man diesen kurzerhand raus. Mittlerweile leider eine gängige Praxis, die gar nicht groß genug ins Rampenlicht gedrängt werden kann. In Zeiten, wo man aus marketingtechnischen Gründen lieber YouTuber sowie andere völlig unversierte Sprecher engagiert und den ausgebildeten Profis angemessene Bezahlung verweigert, dafür aber eine minderwertige Synchronfassung in Kauf nimmt, eine absolute Frechheit. Hauptsache, der Verleih kann sich die Taschen füllen. Aus Gründen des Informationsanspruch und der Solidarität haben wir daher zwar nicht auf das Review verzichten wollen, sehr wohl aber auf die Anfrage einer offiziellen Kooperation mit dem verantwortlichen Label. Zwar macht Müller einen guten Job, die Klasse von Pan erreicht er aber nie. Und alleine das wertet den Film in der deutschen Synchronfassung nochmals etwas mehr ab.
Die Blu-Ray
Bei aller angebrachten Kritik gegenüber dem Rechteinhaber kann man zumindest über die Bildqualität der Blu-Ray als Maß aller Dinge nichts Negatives berichten. Wie schon der Vorgänger aus gleichem Hause glänzt auch Monsieur Claude 2 in allen qualitätsrelevanten Aspekten. Das Bild besticht durch eine durchgehend hohe Laufruhe und zeigt sich durchgehend knackscharf und bis in die kleinsten Details zeigefreudig – egal ob in Nahaufnahmen oder Totalen. Die Farben präsentieren sich sattwarm und kräftig, driften aber nie in unnatürliche Bahnen ab. Hauttöne bewahren sich ausreichend Neutralität. Gut sieht es auch bei den Kontrasten aus. Hervorragend klare Weißanteile, kräftige Schwarzwerte und eine generell saubere Durchzeichnung runden das Bild der Blu-Ray optimal ab.
Dafür mangelt es dem Ton etwas an Kraft. Der präsentiert sich sowohl in Deutsch wie auch in Französisch im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format und überzeugt in erster Linie durch sehr gute Dialogverständlichkeit im Center, was gemessen am Genre definitiv auch den wichtigsten Punkt auf der Liste darstellt. Bei allem anderen sieht es aber etwas mau aus, denn wirkliches Raumklanggefühl samt passender Audioimmersion will auch in der Fortsetzung nie so recht aufkommen. Dafür werden die Rears abermals zu wenig in die Szenerie einbezogen, das Geschehen kommt in erster Linie wahrnehmbar von vorne. Darunter leidet natürlich auch die musikalische Untermalung, die es auch deswegen nicht immer leicht hat, weil auch der Subwoofer chronisch träge rüberkommt. Bei einem handfesten Actioner wäre all das wohl ein Todesurteil gewesen, gemessen an einer Komödie haben besagte Schwächen aber kaum negative Auswirkungen auf das Gesamturteil. Erwähnen sollte man diese Kritikpunkte aber natürlich trotzdem.
Ein kurzes Making Of, eine Handvoll Deleted Scenes sowie Outtakes vom Set stellen den Kern der beiliegenden Extras dar. Dazu gibt es Interviews mit Cast und Crew, abgerundet wird das überschaubare Bonusmaterial mit einem Rap von David-Darsteller Medi Sadoun. Viel mehr ist für eine Komödie wohl auch nicht zu erwarten.
Fazit
„So erfolgreiche Filme wie Monsieur Claude und seine Töchter haben stets das Stigma an sich, dass die Erwartungen für eine mögliche Fortsetzungen immens sind und oft kaum zu erfüllen sind. Genau an diesem Vorhaben ist auch Monsieur Claude letzendlich gescheitert, denn statt die Charaktere konsequent weiterzuentwickeln und die Verneuils vor neue Herausforderungen zu stellen, verlässt man sich zu sehr auf bewährte Elemente und nur ein Minimum an Variation. Problematisch ist dabei, dass alle positiven Entwicklungen der jeweiligen Figuren völlig über den Haufen geworfen werden, nur um sich am Ende dann doch wieder dem Stand vom Finale des Vorgängers annähern zu können. Kreativ ist anders. Die Blu-Ray überzeugt durch ein exzellentes Bild, dafür schwächelt der Ton ein wenig auf räumlicher Ebene. Die Extras gehen gerade so in Ordnung.“
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