Der Film
Die Rezension
So holprig und nichtssagend die grundlegende Synopsis des Films auch klingen mag, so schwierig ist sie in Form von Text darzustellen. Eine eindeutige Deutung wäre nicht neutral und würde zudem erfordern, deutlich mehr Handlung preiszugeben. Denn Lost Highway ist beinahe mehr David Lynch, als jeder andere seiner Filme. Der rote Faden, der sich durch die insgesamt drei verschiedenen Handlungsstränge zieht, ist nicht immer leicht zu finden, noch schwerer festzuhalten. Der starke persönliche Kontrast zwischen den handelnden Figuren aus den Welten von Fred und Pete lassen darauf schließen, dass letzterer nur Teil einer Halluzination ist, die sich der zum Tode verurteilte Musiker ausmalt, um seiner Schuld besser entfliehen zu können. Darauf lässt auch das Ende schließen. Doch so vieles dazwischen bleibt offen und zieht in einem so bunten und doch verstörenden Bilderreigen dabei, dass man am Ende dieser Tour de Force erst einmal zu sich selbst zurückfinden muss.
In subtilen Subplots behandelt Regisseur Lynch außerdem Themen wie Impotenz, Eifersucht und Tod. Immer wieder wechseln die Identitäten von Fred und Pete, immer weiter hinab in den Wahnsinn scheint die Reise zu führen. Lost Highway ist ein experimenteller Film, der so viel Raum für Interpretation bietet, dass man über die grübelnde Suche nach der Deutung seiner Motive Kopfschmerzen bekommen kann. Und doch ist man gleichzeitig auch erfüllt von Faszination. Man stellt sich bis zuletzt die Frage, welchen Zweck der Mystery Man erfüllt. Was ist real, was nicht? Die Antwort darauf ist keine einfache, die Suche nach eben jener Antwort seit Jahren Gegenstand zahlreicher Abhandlungen. Am Ende obliegt es jenem selbst, für sich zu entscheiden, worum es in Lost Highway geht. Und eben diese Tatsache macht ihn zu einem ungewöhnlichen Meisterwerk, über das man noch lange nachdenken muss.
Die Blu-Ray
Digital Remastered – damit wirbt Hauslabel STUDIOCANAL bei seiner Neuveröffentlichung zu David Lynch´s Wegbereiter zu Mulholland Drive. Dahinter versteckt sich allerdings deutlich weniger, als man erwarten könnte. Denn das Release nutzt das gleiche HD – Master aus Frankreich, welches bereits 2011 auf der deutschen Erstveröffentlichung von Concore zum Einsatz gekommen ist. Der Unterschied besteht hier lediglich im etwas anderen Color Grading. Auffällig ist, dass man dadurch den präsenten Grünstich der alten Blu-Ray deutlich reduzieren konnte, was für ein sehr viel natürlicheres Bild sorgt. Besonders die dunklen Momente kommen durch die zusätzlich neu ausbalancierten Kontraste besser zur Geltung. Eine geringfügig bessere Durchzeichnung ist hier die Folge. Den Nachteil davon bekommt man allerdings bei den helleren Szenen präsentiert: Hier legt sich oft ein milchiger Schleier über das Bild, welches dadurch sehr ins gräuliche abdriftet. Hier fand ich die alte Blu-Ray dann doch besser. Da sich bei Schärfe und Details sonst keine Unterschiede ausmachen lassen, liegt die Wahl eher bei den persönlichen Präferenzen des Betrachters. Beide Versionen haben zumindest ihre Daseinsberechtigung. Für ein wirkliches Remaster hätte ich mir aber dann doch deutlich mehr Improvement erhofft. Gemessen am Alter des Films bieten aber beide Releases gute, aber nicht überragende Bildqualität.
Identisch bleibt dafür der Ton, der auch hier jeweils in deutscher und englischer Form im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format auf die Disc gepresst worden ist. Der überzeugt durch gute Stimmverständlichkeit im Center und teilweise überraschend immersiven Raumklang, wobei die Rücklautsprecher ebenso beansprucht werden wie der Subwoofer. Beides kommt auch dann intensiv zum Einsatz, wenn der starke Score von Composer Angelo Badalamenti zum Einsatz kommt, ebenso aber auch beim restlichen Soundtrack, der sich immerhin aus Größen wie Nine Inch Nails, Marilyn Manson und sogar Rammstein zusammensetzt.
Dafür bietet die Neuauflage deutlich mehr Extras als ihr Vorgänger! Zwar sind Inhalte wie der Trailer, das Making Of sowie das 2005 entstandene Interview mit David Lynch auch hier vorhanden, zusätzlich dazu hat die STUDIOCANAL – Tochter ARTHAUS aber noch die 2002 von Lynch erschaffene Reihe an Kurzfilmen unter dem Titel DumbLand vollständig auf die Scheibe geschaufelt, ebenso sämtliche Featurettes der DYNAMIC:ONE – Reihe. Mehr Fanservice geht kaum, trotz der Tatsache, dass sich all diese Inhalte nur in Standardauflösung präsentieren. Der Mehrwert an Bonusmaterial entschädigt aber zumindest für das eher wenig aussagekräftige Remaster beim Hauptfilm und gibt somit allen Fans noch bessere Gelegenheit, ein Stückchen tiefer in die Welt von David Lynch abzutauchen als bisher.
Fazit
„Es ist schon eine besondere Welt, in die einen David Lynch mit seinen extrem vielschichtigen Werken immer wieder entführt. Der Zuschauer wird dabei stets auf eine Reise entführt, die nicht selten direkt auf die Abgründe der menschlichen Seele zusteuert, dabei im Ergebnis aber auch immer immensen Raum für Interpretationen bietet. Genau so ein Werk ist letztendlich auch Lost Highway, der in seiner Mach- und Erzählart wegbereitend für Lynch´s folgende Filme sein sollte. In berauschenden Bildern nimmt man Teil an einem irren Trip um Mord, Begierde und Wahnsinn. Etwas, auf das man sich einlassen können muss, um es wirklich genießen und verstehen zu können. Schade nur, dass die als Digital Remastered angepriesene Blu-Ray nur minimale Änderungen zur vorherigen Fassung erhält. Dafür gibt es immerhin deutlich mehr Bonusmaterial.“
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