Der Film
Der Fall landet letztendlich vor Gericht und wird von großem medialen Interesse begleitet. Unter Vorsitz von Richter Cowart (John Malkovich, R.E.D.) beginnt einer der ungewöhnlichsten Gerichtsprozesse aller Zeiten. Bundy, der weiterhin auf seine Unschuld pocht, verteidigt sich erst kurzerhand selbst, flieht dann aus dem Gerichtsgebäude und wird nach sechs Tagen erneut gefasst. Während die Beweisführung immer erdrückender wird, muss selbst Liz erkennen, dass der Mann, mit dem sie all die Jahre unter einem Dach verbracht hat, keineswegs unschuldig ist. Als Bundy aber mitten im laufenden Verfahren mit seiner alten Flamme Carole Ann Boone (Kaya Scodelario, Fluch der Karibik: Salazars Rache) anbandelt und diese sogar mitten im Gerichtssaal heiratet, will Liz einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Das entpuppt sich aber als schwieriges Unterfangen…
Die Rezension
So grausam ihre Taten auch sein mögen, am Ende empfinden wir doch neben Abscheu auch immer eine gewisse Faszination für das Wesen von Serienmördern und letztendlich auch deren Taten. Wir gieren nach Sensationen, nach schockierenden Ereignissen und vergessen dabei mit der Zeit nur zu gerne, dass diese fatale Bewunderung nicht etwa noblen Menschen gilt, sondern grausamen Killern, die für das qualvolle Ableben vieler Menschen verantwortlich gewesen sind. Anders als die vielen geschmacklosen Flicks über Dahmer und Co. behandelt Extremely Wicked, Schockingly Evil and Vile nicht auf reißerische Weise die Taten jener Männer, sondern setzt sich vor allem mit deren Wirkung auf die Öffentlichkeit auseinander, darunter insbesondere den Menschen, die den Killern nahestehen und oft viele Jahre mit diesen befreundet waren oder sogar Beziehungen mit ihnen geführt haben.
Unter der Regie von Joe Berlinger entstand so ein faszinierender Film über die Selbstinszenierung, Wirkung und das Wesen eines Mannes, der bis heute zu den schillerndsten Mördern der Geschichte gehört. Nicht die Taten stehen hier im Vordergrund, nicht die Motive, sondern einzig und alleine, wie Menschen, ganz gleich ob nah oder fern, all das wahrnehmen. Zac Efron entpuppt sich dabei als Idealbesetzung für die Rolle des Ted Bundy, der aufgrund seiner Eloquenz und seines guten Aussehens bis zum Schluss Zweifel über seine Schuld säen konnte, bis er letzendlich kurz vor seiner Hinrichtung 1989 endlich ein umfassendes Geständnis ablegte. Efron, der seine Karriere als Darsteller bei Disney begonnen hat, schafft auch im Gedanken daran, dass man als Zuschauer trotz Schuldsicherheit doch manches mal an dessen Taten zweifeln möchte. Aber auch der Rest der bis in die Nebenrollen hochkarätigen Besetzung weiß zu überzeugen, allen voran Lily Collins in ihrer bisher glaubhaftesten Performance als Liz, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Polizei überhaupt erst auf Bundy´s Spur gelangt. Mit John Malkovich als Richter, Jim Parsons als Staatsanwalt und Kaya Scodelario als seltsamer Bettgenossin entdeckt man definitiv überall bekannte Gesichter, die allesamt gut aufspielen.
Was mir am Film so gut gefallen hat, dessen Titel übrigens auf einer Aussage des Richters in der Schuldspruchverkündung anspielt und übersetzt in etwa „Extrem niederträchtig, schockierend böse und abstoßend“ bedeutet, ist dessen ungewöhnlicher Handlungsansatz. Berlinger versucht sich nicht an einem Psychogramm des Serienmörders, will weder rechtfertigen noch erklären, was Bundy zu seinen Taten brachte, sondern geht stattdessen all dem auf den Grund, was anschließend folgte. Was bleibt, ist das unglaubliche aber wahre Bild eines Mannes, der Öffentlichkeit und Justiz bis zuletzt fast nach seinem Willen gelenkt und beeinflusst hat, der aber am Ende trotzdem aufgrund erdrückender Beweislast seine gerechte Strafe erhielt und im Anschluss trotzdem immer noch teils erschreckend viel positive Aufmerksamkeit seitens der Medien und Menschen geschenkt bekam. Und genau das eindrucksvoll zu zeigen gelingt Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile richtig gut.
Die Blu-Ray
Zwar entstand der Film vollständig digital, wurde aber ganz bewusst nachträglich stark bearbeitet, um den stilistischen Look der späten Sechziger und Siebziger adäquat und glaubhaft an den Zuschauer tragen zu können. Das wird nicht nur durch die durchgehend erdige Farbgebung erreicht, sondern auch durch das stets präsente, künstlich hinzugefügte Filmkorn. So gesehen entpuppt sich das Ergebnis als durchaus funktionell und wirkt dank digitaler Herkunft auch stets hochwertig, ist aber natürlich kein Referenzmaterial mehr. Dafür mangelt es einfach an Schärfe und auch die Kontraste wirken besonders bei den Schwarzwerten eher schwach und graulastig. Misst man die Blu-Ray und damit natürlich auch den Film selbst an dem, was er letzendlich bewusst darstellen will, nämlich eine über vierzig Jahre alte Geschichte, macht die Veröffentlichung aber vieles richtig. Hier muss man einfach auch nach diesen Maßstäben urteilen.
Beim Sound gibt es dagegen erwartungsgemäß wenige Überraschungen. Wie immer hat Constantin Film den Silberling mit verlustfreiem deutschen und englischen Ton im DTS-HD MA 5.1-Format bestückt. Hier haben wir es mit einem Paradebeispiel für dialoglastige Filme zu tun, denn über die Gesamtlaufzeit von knapp 108 Minuten wird vor allem geredet, geredet und nochmals geredet. Und da all das nahezu ausschließlich im Frontbereich abläuft, gibt es mangels Gelegenheiten auch für die restlichen Lautsprecher im Raum nicht viel zu tun. Lediglich der Soundtrack sorgt ab und an für etwas Leben aus dem hinteren Bereich, der Subwoofer verweilt weitestgehend im Tiefschlaf. Dafür zeigt sich die Front immer mal wieder sehr lebendig, gerade die Dialoge kommen in der deutschen Fassung aber leiser daher als im Originalton. Hier muss man ein wenig am Reciever drehen, anderenfalls droht der Soundtrack oft zu sehr zu dominieren. Abseits dieses Mankos erfüllt der Sound aber alle Ansprüche, die man an einen solchen Film stellen könnte.
Dafür sind die Extras recht mager ausgefallen, denn abseits eines neunminuten Featurettes über die Herangehensweise der Macher an die Figur des Ted Bundy gibt es weiter nichts als eine Handvoll Trailer und Werbeclips zu anderen Veröffentlichungen des Labels. Hier wäre deutlich mehr machbar gewesen, gerade weil es über Bundy tonnenweise spannendes Material gibt.
Fazit
„Anders als der hochtrabende Titel vielleicht implizieren mag, handelt es sich bei Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile nicht um einen weiteren brutalen Slasherfilm über die Taten eines Serienmörders, sondern um eine sehr interessante, wenn auch auf das Nötigste reduzierte Auseinandersetzung mit den Folgen solcher Taten. Wie gehen Nahestehende mit der Erkenntnis um, jahrelang mit einem Massenmörder gelebt zu haben, ohne etwas von seinem Tun zu merken? Wie inszenieren sich solche Menschen vor Gericht und wie manipulieren sie gekonnt Medien und Menschen, um trotz allem für Sympathien und Zweifel zu sorgen? Wen diese Fragen interessieren, ist hier genau richtig. Den bewusst erdigen Look der Ära Bundy fängt die Blu-Ray gut ein, aber auf Kosten der Gesamtqualität. Ton und Ausstattung könnten besser sein, vor allem die Extras sind angesichts des Themas sehr mau geraten.“
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