BD: „Die Todeskandidaten“

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                                                      Getestet und verfasst von General M 

                                         Quelle Bildmaterial: „©2007 Sony Pictures Entertainment. All rights reserved.“ 

                                             Ab 12. März 2020 erhältlich als Blu-Ray und DVD

81LLz3MEcEL. SL1500 Zu einer Zeit, als der Begriff WWE noch nicht für Watch Wrestling Elsewhere stand und der Name Vince McMahon noch nicht für Angst und Schrecken bei zurechnungsfähigen Fans sorgte, belebte der Marktführer aus Connecticut mit den frisch gegründeten WWE Studios die alte Idee zu neuem Leben, seine hauseigenen Superstars über intern gelenkte Filmproduktionen auch über den Ring hinaus bekannt zu machen. Zu deren besseren Werken zählt Die Todeskandidaten mit WWE Hall of Famer „Stone Cold“ Steve Austin von 2007, der nun Sony sei Dank nach erfolgreicher Listenstreichung vom Index erstmals unzensiert in Deutschland veröffentlicht wird. Die Gelegenheit zum Test haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Der Film

Weil sich der skrupellose Regisseur Ian Breckel von Hollywood in seinen kreativen Grenzen eingeschränkt fühlt, hat sich der Multimillionär mitsamt seinem loyalen Produktionsteam auf eine abgelegene Insel im Südpazifik abgesetzt, wo er nun seine neueste Vision umsetzen will: Zehn zum Tode verurteilte Straftäter aus den wichtigsten Nationen der Welt sollen in einem erbarmungslosen Kampf auf Leben und Tod gegeneinander antreten. Dem letzten Überlebenden winkt die Freiheit. Interessierte Zuschauer dürfen das Spektakel via Live Stream über das Internet verfolgen, wobei Unmengen von über die gesamte Insel verteilte Kameras die passenden Bilder liefern. Damit will Breckel erfolgreicher sein als der Superbowl, der immerhin im Schnitt um die 40 Millionen Zuschauer generiert. Für knapp 50 Dollar darf sich jeder Interessierte via Kreditkarte einloggen.

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Unter den sogenannten Todeskandidaten befindet sich auch der ehemalige amerikanische Elitesoldat Jack Conrad („Stone Cold“ Steve Austin, The Expendables), der kurzfristig als Ersatz für einen eigentlich eingeplanten Araber auf die Insel geschickt wird. Seine Gegner: Massenmörder, Vergewaltiger und Anhänger der White Supremacy – Bewegung, kurzum also der Abschaum der Menschheit. Ein am Fußgelenk angebrachter Sprengsatz soll die vorzeitige Flucht von der Insel verhindern. Während sich die meisten Teilnehmer sofort untereinander bekriegen und bereits in den ersten Minuten Tote zu vermelden sind, rotten sich die restlichen Überlebenden notgedrungen zu Zweierteams zusammen und hoffen so, ihre Überlebenschancen vorerst zu erhöhen. Nur Jack zieht es vor, alleine zu kämpfen, was sich angesichts der Tatsache, dass jeder nur auf eine passende Gelegenheit wartet, den Kurzzeitverbündeten in den Rücken zu fallen, als gute Idee erweist. 

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Was allerdings niemand der Kandidaten oder im Produktionsteam von Breckel weiß: Der durchgeknallte Regisseur hat nicht vor, den Ausgang seiner Sendung dem Zufall zu überlassen. Mit dem psychopathischen Killer McStarley (Vinnie Jones, Die glorreichen Sieben) versorgt er klammheimlich einen ganz persönlichen Favoriten mit Waffen und anderen Versorgungsgütern im Austausch für eine möglichst spektakuläre Show. Doch während die U.S. – Behörden fieberhaft daran arbeiten, die Insel zu lokalisieren, hat Jack nicht vor, den Ausgang des längst von Millionen verfolgten Mörderspiels einem vorgefertigten Skript zu überlassen und trägt den Kampf direkt in das ungesicherte Lager von Breckel. Dort kommt es zum explosiven Showdown, an dessen Ende nur einer die Todesinsel lebendig verlassen wird…

Die Rezension

Die Todeskandidaten entstand als Teil der ersten Welle von Eigenproduktionen der WWE Studios, zu denen neben The Marine auch der kurzweilige Horrorschocker See no Evil zählte. Allesamt umfangreich in den Weeklys beworben und handwerklich jeweils solide umgesetzt, blieb der große Erfolg im Rahmen kleingehaltener Kinoauswertungen und später nachgereichter Heimkinoveröffentlichungen allerdings konsequent aus. Weil sämtliche Produktionen gerade mal die Kosten einspielen konnten und auch bei den Kritikern alles andere als gut ankamen, verlagerte man den Fokus wenig später komplett auf preiswert gefertigte Werke, die dann auch ohne Umwege auf DVD landeten. Aber selbst davon ist mittlerweile nur noch wenig zu hören, denn spätestens nach dem gefühlt hundertsten miesen Aufguss der Marine – Reihe (zuletzt mit Mike „The Miz“ Mizanin, Shawn Michaels und Becky Lynch in den Hauptrollen) hat man bei der WWE wohl endgültig eingesehen, dass man mit dem Wrestling als Kernkomponente sowie saudischem Blutgeld als Schmiermittel immer noch erfolgreicher fährt. 

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Dabei ist Die Todeskandidaten durchaus als solider Actioner zu betrachten, der das Rad zwar nicht neu erfindet und sich inhaltlich sehr an einem klassischen Battle Royale – Szenario orientiert, Genrefans dafür aber mit kompromisslos zur Schau gestellter Gewalt verwöhnt und wenigstens kurzweilig zu unterhalten weiß. Inhaltlichen oder gar darstellerischen Anspruch sucht man aber über die gesamte Laufzeit vergebens. Klischeebehaftete Charaktere, stumpfsinnige Dialoge und hölzern agierende Akteure dominieren das Geschehen von Anfang bis Ende. Hall of Famer „Stone Cold“ Steve Austin darf ein paar gelungene Oneliner zum Besten geben, bleibt sonst aber eher wortkarg und zeigt in erster Linie physische Präsenz. Lediglich Vinnie Jones macht als unkontrollierbarer Sadist richtig Spaß und füllt seine Rolle mit guter Energie aus. Die Tatsache, dass man den Film dann ausgerechnet mit Musik von Nickelback enden lassen muss, lässt einen aber wesentlich betroffener zurück als alle anderen Unzulänglichkeiten. Wer allerdings mal wieder Lust auf kompromisslose Action hat und sich an Rambo II und Kohorten längst sattgesehen hat, sollte zu ein paar Bierchen ruhig mal einen Blick riskieren. 

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Mit dem Inhalt des Films, primär der Gewaltdarstellung gepaart mit Selbstjustiz und der konsequenten Missachtung menschlicher Würde, hatten die hiesigen Behörden seinerzeit mehr als genug der üblichen angeführten Gründe zur Hand, um Die Todeskandidaten in ungekürzter Form prompt auf den Index der jugendgefährdenden Schriften zu setzen. Umso kurioser ist es, dass der Privatsender Pro 7 es bei der Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen trotzdem irgendwie geschafft hat, den Film ohne Schnitte auszustrahlen. Für den sonst so zensurfreudigen Verein, der für völlig unpassende Nachmittagsplatzierungen von Filmen mit Freigabe ab 12 Jahren gerne mal satte 20 Minuten und mehr Material kürzt und sich so für einige der schlimmsten Schnittmassaker der jüngeren Fernsehgeschichte verantwortlich zeigt, wahrscheinlich nicht mehr als ein Versehen, welches sich seitdem auch nicht wiederholen sollte. Sämtliche Folgeausstrahlungen lassen seitdem etwas mehr als vier Minuten Gewalt und Dialogkürzungen vermissen. Nun folgt also nach Neuprüfung endlich eine ungekürzte Auswertung abseits SPIO/JK, die allerdings zurecht weiterhin die höchstmögliche Freigabe ab 18 Jahren trägt. 

Die Blu-Ray

Die deutsche HD-Premiere von Die Todeskandidaten wird von Sony als Remastered in Bild und Ton beworben. Dementsprechend neugierig war ich auf die finale Veröffentlichung, schließlich konnte mich bereits die englischsprachige Erstauflage seinerzeit qualitativ überzeugen und kann selbst mit aktuelleren Veröffentlichungen noch sehr gut mithalten. Da wir leider nicht mit Sicherheit klären konnten, ob der Neuveröffentlichung ein frischer Transfer zugrunde liegt, oder ob man das bereits existierende Master schlicht nochmals überarbeitet hat, bewerten wir in den folgenden Zeilen lediglich das, was die Blu-Ray liefert und sparen uns eventuelle Mutmaßungen – auch, weil sich die alte Importfassung mittlerweile aus meinem Regal verabschieden musste und es daher an Vergleichsmaterial mangelt. Egal, denn die gute Nachricht lautet, dass Sony hier einen absolut erstklassigen Transfer abliefert. 

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Die Detailauflösung ist erstklassig, selbst feinste Texturen auf Umgebung, Kleidungsstücken und Haut werden von der Blu-Ray wunderbar herausgearbeitet. Das geht stellenweise soweit, dass man sogar Sandkörner in den Gesichtern einzeln zu zählen vermag. Selbst in schnellen Szenen bleibt das Bild stabil und verfügt über mustergütige Laufruhe. Aber auch bei den Kontrasten präsentiert sich die Blu-Ray richtig stark. Kräftige Schwarzwerte garantieren auch bei dunklen Einstellungen beste Durchzeichnung. Anders als man es bei einem Film in karibischen Gefilden vielleicht erwarten könnte, haben sich die Macher nicht für eine sattwarme Farbgebung entschieden, sondern bauen eher auf eine erdige Palette, die dem ganzen Setting einen erfrischend urbanen Look verleiht. Das verhindert zwar mögliche Referenzwerte bei der Vegetation mit ihrem grundgegebenen Potenzial für leuchtend-kräftiges Grün, dafür darf man sich über natürliche Hauttöne und immer noch einige schöne Akzente freuen. Alles in allem ein unglaublich stimmiges Bild, welches hier im Gesamteindruck ein optimales Remaster erfahren hat. 

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Auch beim Ton liefert Sony saubere Ergebnisse ab und versieht den Silberling mit einer jeweils verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Spur für die deutsche und englische Sprachvariante. Sieht man einmal von der mittelprächtigen weil ziemlich lustlos geratenen deutschen Synchronisation ab, liefert die Blu-Ray in Sachen Klangkulisse genau das ab, was man sich von einem klassischen Actioner auch erwarten darf. Schusswechsel werden präzise und kraftvoll über die Heimkinoanlage wiedergegeben, während die Dialoge im Center jederzeit beste Verständlichkeit aufweisen. Wenn es dann mal richtig auf dem Bildschirm kracht, geht auch der Subwoofer aktiv mit und sorgt für eine angemessen druckvolle Untermalung. Mangelnde Dynamik kann man Veröffentlichung zu keinem Zeitpunkt vorwerfen. Dazu dröhnt ein rockiger Soundtrack wuchtig aus den Lautsprechern, ohne sich zu sehr über das restliche Geschehen zu stellen. Hier wird einiges geboten, um die Bude zum Beben zu bringen. So und nicht anders muss immersiver Raumklang sein. 

Die Extras

Trotz Katalogtitel hat der Major die Disc bis zum Rand mit Extras vollgepackt, die allesamt in Standardauflösung vorliegen und es mit kombiniert über eineinhalb Stunden Laufzeit auf einen beachtlichen Gesamtumfang bringen. Dabei entfällt ein Großteil zunächst auf die exklusiv auf der Blu-Ray untergebrachten Deleted bzw. Expanded Scenes mit teilweisem Audiokommentar von Regisseur Scott Wiper, die es alleine auf satte 48 Minuten bringen. Das meiste davon ist aber nicht ohne Grund auf dem Boden des Schneideraums liegengeblieben, schließlich bringt es der Hauptfilm mit gut 114 Minuten ja auch bereits auf eine ordentliche Länge, zumindest gemessen am Genre.

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Weitere 38 Minuten gehen für das mehr als umfangreich geratene Making Of drauf, welches wirklich jeden Aspekt der Produktion im Detail beleuchtet, wobei der Hauptdarsteller besonders viel Raum einnehmen darf. Dazu gibt es ein kurzes Featurette direkt aus den WWE – Archiven, denn „Stone Cold“ Steve Austin und Vinnie Jones sind sich bereits 1998 bei einer Wrestlingveranstaltung im Vereinigten Königreich begegnet, worüber beide hier resümieren. Abgerundet wird das umfangreiche Material mit einem zügig durchgespulten Clip über Austin´s Besuch im Movie World sowie zwei separate Audiokommentare von Scott Wiper und Steve Austin. Auch der Trailer zum Film darf natürlich nicht fehlen. Respekt. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Zugegeben, es gibt jede Menge bessere Actionfilme als Die Todeskandidaten, andererseits aber auch noch viel mehr deutlich schlechtere. Kompromisslose Shootouts, beinharte Nahkämpfe sowie ein ordentliches Maß an Blut und Explosionen sollten Genrefans aber über viele Schwächen bei Story und Darstellern hinwegtrösten. Das Hirn ausschalten und Spaß haben kann man mit dem Film aber definitiv. Technikenthusiasten dürfen sich auf eine nahezu makellose Blu-Ray freuen, die sowohl in Bild als auch in Ton dank gelungener Aufbereitung seitens Sony mehr als gute Ergebnisse abliefert. Jede Menge Extras runden das Gesamtpaket stimmig ab und machen die unzensierte deutsche HD – Premiere von Die Todeskandidaten zu einer rundherum gelungenen Veröffentlichung.“ 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
   

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