Die Rezension
Spätestens seit Mitte der 90er Jahre begann die Thematik des Okkultismus sich immer stärker in der Medienlandschaft breitzumachen. Die Groschenromane von John Sinclair fanden reißenden Absatz, Vampire und Hexen wurden plötzlich wieder serientauglich und bis ins neue Millennium Stammgäste in Film und Fernsehen. Die Neun Pforten beschäftigt sich dagegen nicht mit warzennasigen Mumen oder Blutsaugern, sondern mit dem Teufel selbst. Zur Zeit der Inquisition sind nicht wenige Schriftsteller auf dem Scheiterhaufen gelandet, weil sie im Verdacht standen, mit dem Teufel verpaktet gewesen zu sein. Ereignisse wie diese bilden eine gewisse historische Basis für die Geschehnisse in Roman Polanski´s Film, der sein Werk mit zahlreichen Referenzen und Anspielungen versehen hat.
Der kann nicht nur atmosphärisch überzeugen, sondern punktet zudem durch einen spielsicheren Johnny Depp als aalglatter Buchdetektiv und eine herrlich mysteriöse Story voller Wendungen und Wirrungen. Glücklicherweise versinkt er dabei nie in einer so übermäßigen Komplexität, dass man als Zuschauer den Überblick verliert. Basierend auf dem 1993 erstmals veröffentlichen Roman Der Club Dumas von Arturo Peréz-Reverte entstand ein bis heute sehenswerter Film, der sich zwar im Vergleich zur Buchvorlage einige Freiheiten erlaubt, aber dennoch nicht minder spannend geraten ist wie das Quellmaterial selbst.
Die Blu-Ray
Im technischen Bereich kann ich nun endlich an die Einleitung anknüpfen. Denn wie bereits erwähnt erschienen über die letzten Jahre immer neue Veröffentlichung zu Die Neun Pforten, darunter erst Anfang März 2017 im Vertrieb von ALIVE! – Entertainment. Und die war alleine schon aufgrund der massiven Weichzeichner ein Schuss in den Ofen. Unter neuem Vertrieb der STUDIOCANAL – Tochter ARTHAUS soll nun alles besser werden. Das Ergebnis fällt relativ zwiespältig aus. Zwar verzichtet der Film hier auf unnötige Filter, sondern präsentiert sich extrem nahe am Kinoerlebnis, eine wirklich gute Bildqualität wird aber trotzdem nicht geboten. Das liegt daran, dass schon das Ausgangsmaterial von 1999 nicht im besten Zustand vorgelegen hat. Der Blu-Ray mangelt es durchgehend an Schärfe, worunter natürlich auch die Detaildarstellung leidet. Zwar wirken die Farben relativ natürlich (besonders Rottöne kommen teilweise sehr kraftvoll rüber), allerdings erwecken die zusätzlich sehr milchigen Kontraste am Ende kombiniert mit dem rauschanfälligen Bild eher den Eindruck, dass man es hier statt einer Blu-Ray eher mit einer nicht einmal sonderlich gut skalierten DVD zu tun hat. Bedenkt man aber den Zustand der Originalmaterials und vergleicht man die aktuelle Veröffentlichung mit den bisherigen, stellt Die Neun Pforten in dieser Version trotzdem die bestmögliche Fassung dar. Und muss als solche wohl auch für alle Zeiten ausreichen.
Identisch zu vorherigen Releases präsentieren sich dafür Ton und Sonderausstattung. Deutscher und englischer Ton sind im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format an Bord. Große Höhepunkte im Raumklang sparen sich aber beide Spuren, stattdessen werden die Rücklautsprecher auf regulärer Ebene nur gelegentlich mal durch Hintergrundgeräusche wie Vogelzwitschern oder einen vorbeifahrenden Zug genutzt. Sonst ist es eher der stimmungsvolle Soundtrack, der noch am ehesten Gebrauch von den Rear Speakern macht. Das allermeiste findet in der Front statt, die nicht nur mit gut verständlichen Dialogen im Center punktet, sondern auch durch sehr brauchbare Direktionalität bei der Effektverteilung, die besonders im letzten Drittel aktiv wahrnehmbar ist. Von schlechtem Ton kann man hier nicht sprechen, es mangelt zwar an Dynamik, aber gemessen am den Entstehungsalter ist die Klangqualität sehr typisch in ihrem Wirken. Lediglich die Tatsache, dass Johnny Depp hier ausnahmsweise mal nicht von seinem Stammsprecher David Nathan gesprochen wird, kann ein wenig irritieren. Aber damals wechselten die Sprecher ja auch dauernd.
Die Extras bestehen aus einem einem etwas über halbstündigen Gespräch mit Regisseur Roman Polanski, diversen Interviews mit Cast und Crew sowie einem mit zwei Minuten Laufzeit sehr enttäuschend ausgefallenen Blick hinter die Kulissen. Dazu gibt es noch drei Trailer zu anderen Veröffentlichungen des Labels. Das gesamte Material abseits der Vorschauen kam bereits auf früheren DVD – Veröffentlichungen zum Einsatz und ist dementsprechend auch nur in Standardauflösung vorhanden. Wirklich interessant ist der Audiokommentar von Regisseur Polanski selbst, der alleine schon deswegen extrem hörenswert ist, weil er neben einem interessanten Kommentar zur Produktion auch viele persönliche Anekdoten einstreut, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Fazit
„Da schon das Ausgangsmaterial nicht gut war, konnte man auch bei der Neuveröffentlichung zu Roman Polanski´s Okkultthriller Die Neun Pforten nicht mit Wundern rechnen. Zwar hat das Label hier den originalen Kinolook bestmöglich wiederhergestellt und damit zumindest ein bisschen was erreicht, trotzdem verweilt die Bildqualität der Blu-Ray eher auf DVD-, weniger auf HD-Niveau. Wer mit dieser Tatsache gut leben kann, darf sich hier auf einen spannenden Film mit einem gut aufgelegten Johnny Depp in der Hauptrolle freuen. Mich hat das Okkulte immer schon fasziniert (wer meiner Oma mal begegnet ist, weiß warum). Und so hat mich auch der Film gut unterhalten. Der Teufel könnte ruhig öfter mal auf die Leinwand zurückkehren!“
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