BD: „Christopher Robin“

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Quelle Bildmaterial: „Christopher Robin, ©2018 The Walt Disney Company. All rights reserved.“ 

                                  Ab 13. Dezember 2018 erhältlich als Blu-Ray und DVD

61EhmZHSKYL. SL1200 Hättet ihr gedacht, dass der berühmte Winnie Puuh in diesem Jahr bereits 92 Jahre alt geworden ist? Erstmals tauchte der im Original als Winnie the Pooh bekannte Bär nämlich 1926 im gleichnamigen Buch des Autors A.A. Milne auf und erfreut sich mitsamt seiner Freunde seitdem weltweit und über viele Generationen hinweg größter Beliebtheit. Und das nicht nur in Buchform, sondern auch im Rahmen zahlreicher Kino- und Fernsehfilme, Trickserien und nicht zuletzt sogar Gastauftritten in Videospielen wie Kingdom Hearts. Der deutsche Hollywood – Regieexport Marc Forster hat sich den Figuren von Milne in diesem Jahr erneut zugewandt. Aber in Christopher Robin ist dieses Mal ist alles ganz, ganz anders…

Der Film

So viele Abenteuer hat der junge Christopher Robin schon mit seinen Freunden aus dem Hundertmorgenwald erlebt. Doch nun naht die Stunde des Abschieds, denn dessen Reise führt nun weiter auf´s Internat. Ein von Puuh und Co. ausgerichtetes Abschiedsfest endet mit dem Versprechen, einander niemals zu vergessen. Doch dieses Versprechen zu halten entpuppt sich als gar nicht so einfach. Erst stirbt der Vater des Jungen, dann trifft und heiratet er seine große Liebe Evelyn (Hayley Atwell,The  First Avenger), wird schließlich selbst Vater und dient im zweiten Weltkrieg auf britischer Seite. Längst erwachsen (und nun dargestellt von Ewan McGregor, T2 – Trainspotting) hat er seine Freunde von einst so gut wie vergessen. Der Job stresst, für die Familie bleibt kaum noch Zeit und bald soll auch Tochter Madeleine auf ein Internat geschickt werden. 

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Ausgerechnet in diesen chaotischen Zeiten erwacht Winnie Puuh im Hundermorgenwald aus seinem Schlaf, nur um wenig später festzustellen, dass seine Freunde Tigger, Ferkel, I-Ah und Co. nirgendwo aufzufinden sind. Klar, dass Christopher Robin der einzige ist, der bei der Suche behilflich sein kann, schließlich verstecken sich überall Heffalumps und Wusel, vor denen sich der nimmersatte Bär viel zu sehr fürchtet. Auf einer Parkbank in London treffen Puuh und Christopher Robin schließlich nach all den Jahren wieder aufeinander. Das überraschende Wiedersehen sorgt nicht nur für einigen Trubel, sondern ist gleichzeitig nur der Beginn eines neuen, aufregenden Abenteuers, in dem es nicht nur darum geht, verlorene Freunde wieder zu finden, sondern auch das Kind im Manne neu zu entdecken – sofern man es denn zulässt. Denn manchmal findet man gerade durch das Nichtstun das schönste Irgendwas…

Die Rezension

Müsste man Christopher Robin in nur einem Satz beschreiben, könnte man wohl sagen, dass es sich dabei ebenso um einen Kinderfilm für Erwachsene wie um einen Erwachsenenfilm für Kinder handelt. Jüngere Zuschauer werden im träumerischen Puuh, der die einfachen Dinge des Lebens viel mehr schätzt als alles andere genauso eine Identifikationsfigur finden, wie die Erwachsenen im alltagsgeplagten Christopher Robin. Das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen Charaktere funktioniert unglaublich gut, was nicht nur an den famos animierten und (auch im Deutschen) sensationell gut vertonten Charakteren liegt, sondern auch an der Kernbotschaft des Films: Ganz egal, wie alt du bist und wie viel Verantwortung auch auf deinen Schultern liegt, höre trotz allem nie auf, ein bisschen Kind zu sein. Die Wandlung des Karrieristen Christopher Robin, der über seine alten Gefährten genau das wieder lernen muss, wird von Ewan McGregor mit viel Wärme und Respekt vor der Buchvorlage gespielt.

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Nachwuchsdarstellerin Bronte Carmichael, die hier als Christopher´s Tochter Madeleine zu sehen ist und als solche eine tragende Rolle im Film spielt, entpuppt sich als wunderbar positive Überraschung, die ebenfalls einen großen Teil dazu beiträgt, dass Christopher Robin mit all seinen unaufdringlich transportierten Botschaften nicht nur ein Film für jedes Alter darstellt, sondern einen der besten Realverfilmungen aus dem Hause Disney überhaupt. Tolle Bilder, eine wunderbare musikalische Untermalung aus der Feder von Geoff Zanelli und durch die Bank liebenswerte Charaktere sorgen dafür, dass hier kein Auge trocken bleibt, sowohl vor Lachen als auch vor gelegentlich verdrückten Tränchen. Einfach ein ganz, ganz toller Film! 

Die Blu-Ray

Ein wenig überraschend ist es ja schon, dass Disney bei Christopher Robin weltweit auf eine 4K – Auswertung verzichtet hat. Somit bleibt die Blu-Ray auch hierzulande das Maß aller Dinge. Das muss aber nichts heißen, denn auch die reguläre HD – Version überzeugt durch ein hervorragendes Bild. Gleich vorneweg, Christopher Robin präsentiert sich anders als sonst bei Disney ganz bewusst in kühlerem, beinahe ausgewaschenen Look, was letztendlich dem Zweck dient, den grauen Alltag der Hauptfigur besser zu untermalen. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Qualität darunter leiden muss. Im Gegenteil, in Sachen Bildschärfe bewegt sich die Blu-Ray auf sehr gutem Niveau und bietet zudem ein extrem detailreiches Bild, welches bei Nahaufnahmen kleinste Falten und Poren preisgibt. Leichtes, aber nie störendes Filmkorn ist generell präsent, was den stilistischen Look ebenfalls wunderbar unterstreicht. Entstanden ist der Film übrigens bis auf ganz wenige digitale Shots komplett auf Basis von 35mm – und 65mm – Material. Eine Entscheidung, die sich ausgezahlt hat. Lediglich die Kontraste könnten hier und da etwas kräftiger ausfallen, besonders bei den Schwarzwerten hapert es gelegentlich. Richtig kräftiges Schwarz sieht man selten, stattdessen neigt driftet der Film hier öfter mal ins Graue ab. Davon abgesehen bekommt man hier eine prima Blu-Ray geboten, die sich frei von jedweden Artefakten oder ähnlichen Aussetzern am obereren Qualitätsrand bewegt. 

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Wenig zu meckern gibt es auch beim Ton. Zwar steht dem englischen, verlustfreien Originalton im DTS-HD 7.1 – Format „nur“ eine deutsche Tonspur im Disney – typischen Dolby Digital Plus 7.1 – Format gegenüber, die dann auch mit halber Bitrate auskommen muss, dem Hörgenuss tut das allerdings keinerlei Abbruch. Gerade im Londoner Trubel entfaltet sich ein kräftiger, dynamischer Raumklang mit hervorragender Direktionalität, der einen mitten ins temporeiche Geschehen transportiert. Die Stimmen im Center sind jederzeit klar verständlich, der Filmscore überzeugt durch präsente, aber nie aufdringliche Wahrnehmung und und auch sonst sind hier keine Probleme auszumachen. Eher überrascht es, wie viele Klanginformationen die Macher hier untergebracht haben, bedenkt man die Tatsache, dass man es hier ja weder mit einem Film aus dem Star Wars-, noch aus dem Avengers – Universum zu haben. Die englische Originalspur punktet im direkten Vergleich allerhöchstens noch mit minimal mehr Kraft im hinteren Bereich, dafür ist die Deutsche Fassung etwas stärker in der Front. 

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Die Extras sind kurz, aber knackig ausgefallen. Vier Featurettes beleuchtet nacheinander die Entstehung der animierten Figuren am Computer, die vielen Sprecher, die dem berühmten Bären über all die Jahre ihre Stimmen geliehen haben sowie Walt Disney´s erste Begegnung mit dem verfressenen Tollpatsch. Zu guter letzt gibt es auch noch einen Blick hinter die Dreharbeiten, in dem sich auch Cast & Crew zu Wort melden und ihre ganz persönliche Erfahrungen mit Winnie Puuh zum Besten geben. Das alles ist durchaus interessant und hat vor allem viel nostalgischen Charme, ein bisschen mehr Laufzeit hätte man den einzelnen Featurettes aber dann doch gerne widmen können.

Fazit

ava5„Ach herrje! Mit Christopher Robin hat Disney ein unkonventionelles, aber doch durch und durch gelungenes Meisterwerk abgeliefert, welches nicht nur den bekannten Charakteren aus der Feder von Autor A. A. Milne respektvoll huldigt, sondern die bunte Truppe um Puuh und Co. in ein tolles neues Abenteuer mit vielen leisen Untertönen schickt. Egal ob groß oder klein, hier wird jedem etwas geboten. Fantastische Animationen, tolle Darsteller und ein ungewöhnliches, ja fast düsteres Setting sorgen dafür, dass Christopher Robin ein Film ist, den man nicht so schnell vergisst. Dank einer mehr als nur soliden Blu-Ray, überraschend vielschichtigem Ton und kurzen, dafür aber sehr interessanten Extras, bietet die Heimkinoveröffentlichung ein rundherum gelungenes Release. Den Film dagegen habe ich ganz sicher nicht zum letzten Mal gesehen, so viel steht fest!“ 

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