Der Film
Fest entschlossen, den Weg nach Hause anzutreten, steht dem Jungspund ein unerbittlicher Kampf gegen die Flora und Fauna der Eiszeit bevor. Als Keda nur knapp einen Wolfsangriff übersteht und einer der Wölfe verletzt zurückbleibt, entschließt er sich nach einigem Zögern, den auf den Namen Alpha getauften Streuner gesund zu pflegen. Der dankt es ihm, indem er Keda auf seiner Odyssee zurück nach Hause fortan nicht mehr aus den Augen lässt. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten wächst das Vertrauen zwischen den ungleichen Gefährten, die sich fortan gemeinsam den vielen Gefahren stellen, die auf der gefährlichen Reise noch warten…
Die Rezension
Was anfänglich wie ein Eiszeit – Abklatsch von The Revenant klingt, entwickelt sich schnell in eine ganz eigene, faszinierende Richtung. Alpha erzählt die berührende Geschichte einer konträren Partnerschaft, die in erster Linie von seinen atemberaubenden Bildern getragen wird und zudem mit einem toll aufspielenden Kodi Smit-McPhee aufwartet. Für die fantastischen Landschaftsaufnahmen zeichnete sich der Wiener Martin Gschlacht verantwortlich, der der das Setting der Eiszeit mit weitläufigen Panoramen in tollen Lichtstimmungen eingefangen hat. Alleine auf visueller Ebene ist Alpha als absoluter Geheimtipp zu betrachten. Doch auch die Geschichte um eine der ungewöhnlichsten Freundschaften der jüngeren Kinogeschichte weiß zu begeistern. So ganz ohne Kontroversen ist der Film allerdings nicht erschienen: Da während des Drehs fünf Bisons ums Leben kamen, verweigerte die amerikanische Tierschutzaktion der Produktion ihr Siegel, in dessen Folge auch die Organisation PETA sich für einen Boykott des Films einsetzte.
Regisseur Hughes, der hier erstmals ohne seinen Bruder Regie führte, ließ für den Film eine ganz neue Sprache entwickeln, die man so aber nur im Originalton zu hören bekommt, denn für die deutsche Fassung hat man sich entschieden, die wenigen gesprochenen Sätze deutsch zu synchronisieren. Zwar geht dadurch etwas Atmosphäre verloren, aber alleine die Narration von Joachim Kerzel macht auch diese Fassung sehr hörenwert. Im Heimkino kommt Alpha neben der regulären Kinofassung auch als Director´s Cut um die Ecke. Der stellt aber keine Extended Version im klassischen Sinne dar, sondern läuft sogar minimal kürzer als die Standardversion. Dafür kann man den Film hier in der wahrscheinlich ursprünglich vorgesehenen Schnittfassung bewundern, der vor allem chronologisch etwas anders abläuft und gleichzeitig besonders zum Ende hin einen anderen Fokus auf das Schicksal des Alphawolfs legt. Diese Version weiß dadurch auch eher zu überzeugen als die eher mainstreamkompatible Kinofassung, ist dieser also absolut vorzuziehen. Dass der Film sich trotzdem bei der Darstellung seiner Zeit zahlreiche Freiheiten erlaubt, kann man zugunsten der Unterhaltung ruhig hinnehmen.
Die Blu-Ray
Zwar beginnt der Film etwas verrauscht und unscharf, doch spätestens nach den ersten Minuten beweist das komplett digital entstandene Filmmaterial, wozu es auf Blu-Ray imstande ist. Denn dann offenbart sich eine exzellente Bildschärfe, feine Details wie Schmutzpartikel und Texturen auf Umgebungen, Kleidung und Gesichtern werden eindrucksvoll wiedergegeben. Dabei passt sich die Farbgebung stets passend der Umgebung an. Steppen erstrahlen in satten Erdtönen, während in den von Eis und Schnee heimgesuchten Gebieten wenig überraschend kühle Farben dominieren. Aber auch Grüntöne präsentieren sich in sattem Glanz und heben die Vegetation auf ein sehenswertes Level an, ohne dabei je künstlich oder gar übersaturiert zu wirken. Etwas Filmkorn hätte das Setting sicher noch etwas atmosphärischer gestalten können, so jedoch kommt das Bild auch aufgrund seiner digitalen Quelle blitzsauber daher. Zu guter letzt sei zu erwähnen, dass der Film je nach Effekteinsatz qualitativ auch mal sichtbar absacken kann. So fallen besonders die am Computer eingefügten Hintergründe gerne als solche auf. Und auch die Schwarzwerte sind nicht immer ganz optimal und wandern ab und an ein wenig ins violette ab. Alles in allem hat man Alpha aber in Sachen Bildqualität eine mehr als würdige Heimkinoauswertung spendiert, die leider in 4K ausschließlich über diverse VoD – Anbieter erhältlich ist – eine fragwürdige Entscheidung, die hoffentlich in naher Zukunft nicht zur Norm gerät. Eine UHD hätte hier nämlich sicher noch ein bisschen mehr auf den Bildschirm zaubern können.
Wie bereits erwähnt wurde für Alpha eine neue Sprache erfunden, die man so aber nur im Originalton zu hören bekommt. Der findet sich aber zusammen mit der deutschen Synchronfassung ebenfalls auf der Blu-Ray ein und empfiehlt sich somit für ein mindestens zweifaches Anschauen, zumal beide Fassungen im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format an Bord sind. Wo wenig gesprochen wird, muss natürlich der restliche Klang umso mehr überzeugen, was Alpha auch gelingt. Alleine die Bisonherde am Anfang gibt der Heimkinoanlage einiges zu tun. Die belohnt den Zuschauer dafür mit wuchtigen Bässen und einem herrlich immersiven Raumklang. Aber auch danach bietet der Film ein klasse Hörerlebnis. Die Umgebungseffekte stehen hier klar im Vordergrund und bieten aufgrund der Vielseitigkeit des Settings immer neue Highlights, die klar und dynamisch über die jeweiligen Lautsprecher ausgegeben werden. Hier bietet Alpha immer mal wieder Referenzmaterial und beweist eindrucksvoll, dass ein Film auch mit wenigen Worten für ein tolles Klanggefühl sorgen kann.
Obendrauf gibt es etwas mehr als 25 Minuten Bonusmaterial, welches durchaus sehenswert ist. Besonders das Featurette, welches sich mit dem für den Film genutzten Wolf Chuck und seiner Beziehung zu Hauptdarsteller Smit-McPhee auseinandersetzt, ist sehr interessant. Dazu gibt es knapp 10 Minuten an Deleted Scenes mit zuschaltbarem Kommentar des Regisseurs. Auch die Welt von Alpha wird nochmals näher beleuchtet. Alles in allem ein sehr solides Beiwerk, dass einen Blick mehr als lohnt.
Fazit
„Mit Alpha ist Regisseur Albert Hughes ein interessanter Film gelungen, der zwar seine Referenzen zu The Revenant in vielerlei Hinsicht kaum leugnen kann, durch seine einzigartige Erzählung über einen unerfahrenen Jäger und einen Wolf als Begleiter auf dem Weg nach Hause trotzdem eigene Wege einschlägt. Fantastische Bilder, zwei tolle Hauptdarsteller und einige unaufdringliche Herzschmerzmomente empfehlen den Film für nahezu jedes Publikum – sofern man mit den vielen erzählerischen Freiheiten leben kann, die historisch für einige Unregelmäßigkeiten sorgen. Der hier angebotene Director´s Cut ist klar die bessere Variante, dank guter Bild- und Tonqualität und einigen interessanten Extras kann man sich die Blu-Ray wirklich guten Gewissens ins Haus holen.“
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