In mehreren Ausgaben seines Podcasts 83 Weeks widmete sich Eric Bischoff ausführlich der Frage, wie sich die derzeitige Situation bei Warner Bros. Discovery auf AEW auswirken könnte. Als ehemaliger WCW-Präsident verfügt Bischoff über direkte Erfahrungen mit den Folgen großer Medienfusionen und Konzernumbauten. Dass diese Entwicklungen AEW betreffen könnten, begründete er mit detaillierten Hinweisen auf die wirtschaftlichen Mechanismen, mit denen große Medienhäuser in Umbruchphasen agieren.
Bischoff schilderte, dass Warner Bros. Discovery nach seiner Einschätzung tief in Prozessen steckt, die auf eine Aufspaltung oder einen Verkauf hinweisen. Besonders betroffen wären lineare TV-Kanäle wie TNT und TBS, die die Heimatprogramme von Dynamite und Collision darstellen. In solchen Phasen lege ein Konzern seine Prioritäten vor allem darauf, die eigenen Geschäftszahlen zu stabilisieren und keine langfristigen finanziellen Verpflichtungen einzugehen.
Er erklärte, dass diese Art von Zurückhaltung ein klassisches Muster sei, wenn ein Medienkonzern seine Struktur verändert. Um dies zu verdeutlichen, nannte er seine frühere Erfahrung bei AOL Time Warner. Kurz bevor WCW verkauft und schließlich eingestellt wurde, setzte der Konzern auf Kostensenkungen und auf das Ziel, ein möglichst attraktives EBITDA zu erreichen. Diese Kennzahl ist oft maßgeblich für den Unternehmenswert. Bischoff erinnerte daran, dass dies ein kritischer Moment sei.
Diese Einschätzung bedeutet für AEW, dass sich der vertraute Medienpartner derzeit offenbar nicht in der Lage sieht, über neue langfristige Verträge zu sprechen. Die veröffentlichten Aussagen deuten darauf hin, dass sich Warner Bros. Discovery in einer Übergangsphase befindet, die jegliche Investitionsentscheidungen behindert. Bischoff formulierte es wie folgt: „Sie werden keine großen Schecks ausstellen und keine langfristigen Verpflichtungen eingehen.“
Für AEW könnte diese Situation zu einem Stillstand in allen Vertragsgesprächen führen, unabhängig davon, wie zufrieden der Partner mit dem Produkt ist.
Parallelen zu historischen Entwicklungen im Wrestling-Markt
Bischoff machte deutlich, dass er in AEWs Lage Parallelen zu der wirtschaftlichen Abwärtsspirale sieht, die WCW in den Jahren 2000 und 2001 erlebte. Schon damals wurden kreative und operative Entscheidungen nicht mehr von programmlichen Bedürfnissen, sondern von betriebswirtschaftlichen Kalkulationen bestimmt. Das Ziel lautete, mit möglichst geringen Ausgaben ein möglichst hohes EBITDA zu erzielen, um den Verkaufspreis zu steigern.
Er erklärte, dass AEW nun in einer ähnlichen Situation sein könnte und deshalb mit Zurückhaltung rechnen müsse. Besonders heikel sei, dass AEW sich dem Ende seines langfristigen TV-Vertrags nähere und bisher keine öffentlichen Fortschritte über neue Vereinbarungen bekannt geworden sind. Bischoff sagte hierzu: „Sie nähern sich dem Ende ihres Vertrags mit ihrem bestehenden Partner, ohne ernsthafte Gespräche geführt zu haben.“ Seine Einschätzung lautet, dass dies weniger mit dem Wrestling-Produkt selbst zu tun habe, sondern vielmehr mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Medienkonzerns.
Darüber hinaus wies er darauf hin, dass es keine Garantie gibt, dass zukünftige Besitzer der Kanäle TNT oder TBS Wrestling überhaupt weiterführen möchten. Auch wenn AEW in den vergangenen Jahren stabile Quoten und eine engagierte Fan-Community aufgebaut hat, könnten neue Eigentümer andere Prioritäten setzen. Dies sei ein Risiko, das nicht unterschätzt werden dürfe, da die Zukunft der TV-Platzierung für jede Wrestling-Promotion existenziell sei.
AEWs strukturelle Herausforderung im Umgang mit Sponsoring und Vermarktung
In einer weiteren Podcast-Folge ging Bischoff nicht nur auf externe Risiken ein, sondern auch auf interne Prozesse bei AEW. Nach seiner Einschätzung investiert die Promotion zu viel Geld in die Verpflichtung neuer Talente, während zentrale Wachstumsfelder unzureichend genutzt werden. Er stellte fest, dass neue Wrestler zunächst einmal Kosten verursachen, jedoch keine direkten Einnahmen generieren. Seine Aussage dazu lautete: „Neue Leute einstellen? Scheiß drauf. Die bringen dir kein Geld ein.“
Stattdessen betonte er, dass AEW dringend ein professionell geführtes Vertriebs- und Marketingteam benötige. Dieses Team müsse aktiv Werbekunden suchen, die bisher nicht mit dem Sender verbunden sind. Solche Sponsoren seien für Wrestling-Unternehmen besonders wertvoll, da sie neue Umsatzquellen erschließen, die unabhängig vom TV-Partner funktionieren. Bischoff erklärte, dass erfolgreiche Sponsoring-Akquise nicht von Wrestling-Fans oder kreativen Köpfen umgesetzt werde, sondern von Spezialisten, die aus dem Medien- und Wirtschaftsbereich stammen.
Er formulierte deutlich: „Man muss mehr sein als nur ein Internet-Wrestling-Fan, um professionelle Käufer zu überzeugen.“ Dieser Satz richtet sich nicht gegen bestehende Mitarbeiter, sondern beschreibt ein strukturelles Defizit. AEW besitze die kreative Energie und die sportliche Grundlage, aber es fehle an einem Team, das die Marke gezielt an unabhängige Werbekunden verkauft. Nach seiner Einschätzung könnte AEW dadurch seine wirtschaftliche Zukunft aktiv selbst gestalten. Er fasste dies zusammen: „Auf diese Weise könnte man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.“
Warum die kommenden Jahre entscheidend werden
AEW steht aus Bischoffs Sicht vor einer komplexen Mischung aus externen und internen Herausforderungen. Einerseits besteht das Risiko, dass strukturelle Veränderungen bei Warner Bros. Discovery die Verhandlungen über einen neuen TV-Vertrag verzögern oder erschweren. Andererseits müsse AEW seine Geschäftsstrategie anpassen, um sich von der einseitigen Abhängigkeit eines einzigen Medienpartners zu lösen.
Die Quotenentwicklung, die zuletzt im Jahresvergleich rückläufig war, spielt für diese Diskussion eine zusätzliche Rolle. Sie beeinflusst die Wahrnehmung des Unternehmens und stärkt oder schwächt die Verhandlungsposition gegenüber möglichen neuen Partnern. Für jedes Wrestling-Unternehmen ist die Balance aus Reichweite, Markenpositionierung und wirtschaftlicher Stabilität entscheidend. Bischoff erinnerte daran, dass Marktveränderungen oft überraschend schnell auftreten können und Wrestling-Promotionen darauf vorbereitet sein müssen.
Seine Analyse ist eindeutig. Er möchte damit laut eigener Aussage keine persönliche Kritik üben, sondern eine nüchterne Beurteilung wirtschaftlicher Faktoren abgeben. Er betonte dies selbst mit den Worten: „Das ist nichts Persönliches, das ist reine Mathematik.“ Damit signalisiert er, dass AEW die aktuelle Lage nicht als Angriff, sondern als Analyse eines erfahrenen Branchenkenners verstehen solle, der bereits erlebt hat, wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen ein Wrestling-Unternehmen prägen können.
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