XIII – „Zweite und dritte Chancen“

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                                                  Getestet und verfasst von General M 

81NX5cEYKaL. SL1500 Anders als zuletzt viele andere Spiele hat XIII definitiv ein Anrecht auf ein waschechtes Remake. Immerhin hat das Original nicht nur bereits gute siebzehn Jahre auf seinem Buckel, sondern gilt auch als Pionier im Einsatz von Cel Shading und dessen Einsatz in einem Shooter. Das Ergebnis des maltesischen Entwicklerstudios PlayMagic ist bereits seit Mitte November erhätlich. Doch Unmengen gravierender Bugs und anderer Unzulänglichkeiten sorgten für ein verheerendes Echo bei Fans und Kritikern. Seit Anfang der Woche soll dank umfangreichem Patch alles besser laufen. Und weil meiner Meinung nach jeder eine faire Chance verdient, haben wir genau deswegen mit dem Test gewartet.

 
                  Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX Series X erstellt. 

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Lügen! Täuschungen! 

An der Handlung hat sich gegenüber dem Original nichts geändert. Auch hier schlüpfen wir in die Haut eines schwerverletzten Mannes, der ohne Gedächtnis an einen Strand angespült wird und sich bereits kurz darauf einem Killerkommando erwehren muss, dass ihm an den Kragen will. Nahezu mühelos nimmt es der Mann mit den Söldnerhorden auf. Verfügt er etwa über einen militärischen Hintergrund? Als Hinweis auf die eigene Identität findet sich nur der Schließfachschlüssel einer Bank sowie eine Tätowierung der lateinischen Ziffer XIII im Nacken. Auf der Suche nach Antworten machen wir uns auf den Weg zum gut gesicherten Gelddepot. Währendessen verbreitet sich im ganzen Land die Nachricht, dass der Präsident der Vereinigten Staaten einem Attentat zum Opfer gefallen ist, was sämtliche Sicherheitskräfte landesweit in zusätzliche Alarmbereitschaft versetzt. 

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Im Schließfach des Tresorraums finden wir dann tatsächlich erste Indizien, die von immer neuen Flashbacks begleitet werden, auf die sich XIII aber immer noch keinen richtigen Reim machen kann. Groß Zeit zum Nachdenken bleibt sowieso nicht, denn abermals sind wir in eine Falle getappt. Nur knapp gelingt die Flucht aus einer Bank, nur um in der nächsten Seitengasse vom F.B.I. dingfest gemacht zu werden. Nicht unbedingt, weil wir dabei eine demolierte Inneneinrichtung sowie einen Berg von Leichen zurückgelassen haben, sondern weil wir dem Attentäter des Präsidenten, einem gewissen Steve Rowland, zum Verwechseln ähnlich sehen. Aber handelt es sich bei der gesuchten Person wirklich um uns? Noch bevor diese Frage beantwortet werden kann, gelingt uns mithilfe der undurchsichtigen Agentin Jones erneut die Flucht. 

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Im Verlauf der weiteren Handlung wird mehr und mehr klar, dass wir Opfer einer gewaltigen Verschwörung geworden sind, die bis in höchste Regierungskreise reicht. Unwillig, den Sündenbock zu spielen, machen wir uns auf, die Hintermänner des Attentats ausfindig zu machen und diese ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Dabei von allein Seiten beschossen zu werden und nie so recht zu wissen, wem man eigentlich trauen kann (angefangen bei sich selbst), macht die ganze Sache natürlich nicht gerade einfacher…

Früher war alles besser

XIII präsentierte sich seinerzeit im Stil eines interaktiven Comics. Kein Zufall, denn das Spiel basiert tatsächlich auf den gleichnamigen Werken der beiden Belgier Jean Van Hamme und Willam Vance, welche seit 1984 mit großem Erfolg vertrieben werden. Auf siebenundzwanzig Bände bringt es die Reihe mittlerweile, erst in diesem Jahr erschien (bisher nicht übersetzter) Nachschub. Dem Spiel selbst war gleicher Erfolg leider nicht vergönnt. Trotz guter Kritiken und dem Release auf allen gängigen Plattformen inkusive umfangreicher Mehrspielermodi gelang es nicht, ausreichend Verkäufe abzusetzen um eine Fortsetzung lohnenswert zu machen. Wem das völlig offene Ende also gehörig gegen den Strich geht, sollte unbedingt die Buchhandlung seines Vertrauens aufsuchen. Die setzt nämlich genau dort an, wo die Macher von Ubisoft seinerzeit aufgehört haben. Auch das Remake beschreitet hier keine anderen Wege. 

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Nun wird man sich vielleicht fragen, warum ein erfolgloses Spiel überhaupt eines Remakes bedarf. Gewohnheiten ändern sich und viele Werke, ob nun in Form von Filmen, Spielen und Serien sind ihrer Zeit und den damit verbundenen Gewohnheiten oft voraus. Eine angemessene Wertschätzung erfolgt nicht selten erst viele Jahre später. XIII ist ein hervorragend erzähltes Spiel mit spannender Story und passt daher prima in ein Jahrzehnt, dass sich mehr als alle Dekaden zuvor einem gewissen Anspruch verschrieben hat. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hätte man das Spiel deswegen nicht von Grundauf neu erschaffen müssen. Dank Cel Shading sieht das Original immer noch brauchbar aus, und obwohl das verantwortliche Studio PlayMagic hier mit der Unity Engine auf ein neues Technikgerüst gewechselt hat, sind die visuellen Unterschiede nicht ganz so gewaltig, wie man es sich nach siebzehn Jahren vielleicht erhoffen mag.

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Das alles wäre aber nicht so schlimm, denn generell sollte man die damit einhergehende Nachholoption immer begrüßen, wäre das Remake nicht als technischer Totalschaden auf den Markt geworfen worden. Klar, es ist super schwierig, in Zeiten einer weltweiten Pandemie Spiele zu programmieren. Es aber dann in einem wissentlich so unfertigen Zustand auszuliefern, dass von den Animationen über Physik bis zu rudimentären Gameplaymechaniken nichts richtig funktioniert, bleibt trotz aller Umstände ärgerlich. Besonders, weil das Spiel mit circa fünfundvierzig Euro Verkaufspreis alles andere als Budgetware ist. Immerhin, PlayMagic hat nicht nur eine aufrichtige Entschuldigung folgen lassen, sondern auch Besserung gelobt. Zwei größere Patches sollten sich bisher nicht nur den ärgsten Fehlern annehmen, sondern auch dringend nötige Verbesserungen bei der Spielmechanik liefern.

Was hat sich getan, was sollte sich noch tun?

Die am Montag zusammen mit dem Update 1.03 veröffentlichte Korrekturliste ist dementsprechend umfangreich und beinhaltet weit über zweihundert gestopfter, teils schwerwiegender Löcher auf sämtlichen gegenwärtig verfügbaren Plattformen. Geschraubt wurde unter anderem am Verhalten der K.I., Balancing der Waffen, Bildrate und und und…all das aufzuzählen, würde ausreichend Raum für einen ganzen Roman bieten. Stattdessen wollen wir kurz und knapp die Frage klären, ob XIII nun endlich in einem spielbaren Zustand ist. Ja, es hat sich wirklich eine ganze Menge verbessert. Das Finale zu erreichen ist jetzt kein nervenzerreißender Kraftakt mehr. Die Macher sind auf dem richtigen Weg. ABER: Es gibt immer noch tonnenweise Probleme. Beim Ragdollverhalten muss dringend nachgebessert werden, oft bleiben besiegte Gegner sogar in Umgebungsobjekten wie Tischen hängen, generell ist die ganze K.I. weiterhin nicht mehr als Kanonenfutter, reagiert aber immerhin auf unsere Anwesenheit. 

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Auf Konsolen ist die Eingabeempfindlichkeit noch zu hoch, was speziell die Interaktion mit kleineren Objekten wie Schaltern weiterhin mühsam macht. Mit dem Übergang vom Lauf in den Sprint bin ich persönlich anhaltend unglücklich, weil das alles viel zu hakelig geschieht. Trotzdem kein Vergleich mehr zur Mitte November ausgelieferten Basisversion. Den Machern liegt offenbar etwas an ihrem Spiel und an der Zufriedenheit der Fans, was absolut löblich ist. Jetzt müssen sie nur konsequent am Ball bleiben und stetig weiter optimieren, dann sieht es für das Remake – ob man es denn nun braucht oder nicht – gar nicht mal schlecht aus. Manche Mechaniken wie das Schlösserknacken oder der Einsatz des Kletterhakens könnte man vielleicht noch modernisieren, auch dass es keinerlei zusätzliche Features wie höhere Auflösungen etc. für die erweiterten und neuen Konsolen gibt, bleibt ein Ärgernis, da wenigstens PlayStation 5 und XBOX Series X|S das Spiel locker in 1440p, bzw. nativem 4K stemmen dürften. So bleibt es gegenwärtig nur bei 1080p, was besonders auf größeren Bildschirmen aus der Nähe auch dank der Körnung etwas zu unruhig rüberkommt. 

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Dass wir dagegen noch nachträgliche Mehrspieleroptionen erhalten, glaube ich nicht. Störend ist das aber sowieso nicht, denn der Markt ist diesbezüglich längst übersättigt und die dafür nötigen Kapazitäten sind gegenwärtig besser an der Verfeinerung der Einzelspielererfahrung aufgehoben. Auf gerade einmal drei Karten kann man sich entweder lokal im Team Deathmatch oder im regulären Deathmatch via Internet miteinander messen. Das ist so belanglos, wie es klingt. Wer Lust auf eine spannende Agentenstory mit ungewöhnlichem Look hat, allerdings keine der damaligen Konsolen oder einen PC besitzt, sollte XIII nicht komplett abschreiben, aber immerhin noch einige Wochen warten und dann schauen, ob die Entwickler weitere Fortschritte gemacht haben. Es gibt genügend Entwickler, die an Fehlerbehebung nach Veröffentlichung nur noch wenig Interesse zeigen und sich lieber auf das lukrative Geschäft mit kostenpflichtigen Zusatzinhalten konzentrieren. PlayMagic muss nun beweisen, dass es das Spiel in einen Zustand bringen kann, welchen nicht nur die Spieler, sondern auch die Vorlage aus Belgien verdienen.

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„XIII ist eines dieser Spiele, die in meinen Augen locker ein paar Sequels verdient hätten, aber leider nie erfolgreich genug waren, um diese einträglich zu machen. Auch das Remake geht nicht über den Cliffhanger des Originals hinaus, damit muss man leben. Mit Version 1.03 macht die Verschwörungsjagd von Steve Rowland gleich ein gutes Stück mehr Spaß, die zahlreichen Korrekturen sind ein großer Schritt in die richtige Richtung. Aber natürlich bleibt noch unendlich viel zu tun, bis man hier wirklich von einem zufriedenstellenden Spiel sprechen kann. Wenn die Macher konsequent am Bugfixing dranbleiben, stehen die Chancen dafür allerdings ganz gut. Bis dahin muss man entweder weiterhin tolerant sein, oder gräbt einfach PlayStation 2, Gamecube und XBOX für das Original aus. Beides lohnt sich!“

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PRO:

+ Bleibt dem visuellen Stil des Originals weitestgehend treu…
+ …modernisiert die Grafik aber gleichzeitig an den richtigen Stellen
+ Spannende Story…
+ …und interessante Charaktere
+ Passender Soundtrack
+ Exzellente englische und noch gute deutsche Sprecher
+ Dank mehrerer Schwierigkeitsgrade für jeden Anspruch tauglich
+ Viele Fehler bereits erfolgreich behoben
+ Freies Speichern und Laden ist jederzeit möglich
+ Zugängliches Bedienschema über sämtliche Eingabegeräte

CONTRA:

– Insgesamt trotz vieler Verbesserungen und Comiclook grafisch nicht mehr zeitgemäß
– Relativ kurz
– Abruptes Ende lässt auch im Remake zahlreiche Fragen offen
– Trotz kleinerer Freiheiten sehr linear und dementsprechend geringer Wiederspielwert
– Schlösserknacken und Greifhakenmechanik bleibt fummelig
– Schwache K.I.
– Extrem geringe Gegnervielfalt…
– …bei immer gleichen Modellen
– Hakeliges Ragdollverhalten
– Immer noch überempfindliche Bewegungssensibilität…
– …die besonders Interaktionen mit kleineren Objekten sehr erschwert
– Zahlreiche Fehler warten immer noch auf Behebung (Version 1.03)
. Manche Ingametexte nicht übersetzt
– Belanglose Mehrspielerkomponente
– Keine Optimierungen für erweiterte und neue Konsolen

 
                                                  GESAMTWERTUNG:     5.3/10

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