WWE testet neue Storytelling-Technologie: KI soll kreative Prozesse unterstützen

KI-Grafik mit menschlichem Kopf und daneben das WWE Logo

In den vergangenen Monaten hat die WWE damit begonnen, technologische Innovationen stärker in den kreativen Prozess zu integrieren. Erst kürzlich wurde Cyrus Kowsari als Senior Director of Creative Strategy eingestellt, wie aus mehreren übereinstimmenden Berichten hervorgeht. Der erfahrene Medienstratege soll den Übergang zu einem moderneren, datenbasierten Storytelling-System leiten. Kowsari verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen digitale Produktion und strategische Markenentwicklung. Das macht ihn zu einem wichtigen Bestandteil der neuen kreativen Ausrichtung des Unternehmens.

Wie der Wrestling Observer Newsletter berichtete, arbeitet WWE inzwischen mit einer speziellen Software namens „Writer AI“. Diese künstliche Intelligenz wird mit vorhandenen WWE-Storylines gefüttert, um daraus narrative Muster und Charakterentwicklungen zu analysieren. Ziel dieser Integration ist es, kreative Prozesse zu optimieren, Ideen schneller zu strukturieren und mögliche Erzählbögen datenbasiert zu unterstützen. Der Einsatz solcher Tools ist Teil einer langfristigen Strategie, die WWE in Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern TKO Group Holdings entwickelt hat, um kreative Abläufe effizienter zu gestalten.

Diskussionen über mögliche Auswirkungen auf das Kreativteam

Die Einführung von KI in den kreativen Arbeitsablauf führte zunächst zu Diskussionen innerhalb der Wrestling-Community. Einige Beobachter befürchteten, dass diese Technologie auf Dauer menschliche Writer ersetzen könnte. Ein Bericht von Fightful Select stellte jedoch klar, dass genau das nicht geplant sei. Stattdessen werde „Writer AI“ als unterstützendes Instrument verstanden, das kreative Denkanstöße liefern, aber keine vollständigen Storylines generieren soll.

In der aktuellen Ausgabe seines Newsletters ging Dave Meltzer ausführlich auf diese Thematik ein und erklärte, dass die WWE-Führung zwar verärgert über die kursierenden Berichte (siehe hier) gewesen sei, aber die Nutzung von KI nicht leugne. Vielmehr solle die Technologie dabei helfen, Konzepte schneller zu bewerten und Inhalte zielgerichteter zu gestalten. Die Idee sei, repetitive Aufgaben zu erleichtern und so mehr Raum für kreative Entwicklung zu schaffen.

Chief Content Officer Paul Levesque (Triple H) habe in einer internen Produktionsbesprechung betont, dass niemand im Writing-Team ersetzt werden wird. Vielmehr werde die künstliche Intelligenz als Werkzeug verstanden, um die Arbeit der Writer zu unterstützen. Hinter den Kulissen äußerten dennoch einige Mitarbeiter die Sorge, dass durch den zunehmenden Einsatz digitaler Hilfsmittel künftig weniger Nachwuchs-Writer ausgebildet werden könnten, da Einsteigeraufgaben teilweise automatisiert werden.

Vertrauen innerhalb der Company bleibt angespannt

Trotz der klaren Kommunikation aus der Führungsebene bleibt die Stimmung hinter den Kulissen Berichten zufolge angespannt. Meltzer schrieb, dass das Vertrauen vieler Mitarbeiter gegenüber den höheren Ebenen von WWE und TKO derzeit gering sei. Ein Grund dafür sei der Umgang mit bestimmten Storylines in der Vergangenheit, insbesondere der kontroversen Verletzungsgeschichte rund um Seth Rollins vor einigen Monaten. Viele sahen darin ein Beispiel für die undurchsichtige Informationspolitik, die innerhalb der Organisation zeitweise herrscht.

Hinzu komme, dass TKO nach Ansicht einiger Mitarbeiter eher wirtschaftliche als personelle Loyalität in den Vordergrund stelle. In diesem Kontext betonen Insider, dass die Einführung von KI-basierten Prozessen bei WWE nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Veränderung innerhalb der kreativen Struktur des Unternehmens bedeutet. Die Herausforderung bestehe darin, Vertrauen zwischen Management, Writer und Technologie aufzubauen, damit die kreativen Prozesse weiterhin auf menschlicher Erfahrung und Emotion basieren.

Grenzen und Lernprozesse der „Writer AI“-Software

Laut Dave Meltzer steht die eingesetzte Software derzeit noch am Anfang ihrer Entwicklung. Eine interne Quelle habe erklärt, dass die größte Schwäche der „Writer AI“ momentan in den veralteten Trainingsdaten liege. Das System wurde mit Storylines aus früheren Jahrzehnten gespeist, insbesondere aus der Ära unter Vince McMahon, in der der Stil der Shows deutlich anders war als heute. Viele dieser klassischen Erzählstrukturen stoßen bei der aktuellen Generation von Zuschauern nur noch bedingt auf Interesse.

Die KI generiert daher Ideen, die sich stärker an früheren Formaten orientieren und weniger an der modernen Erzählweise, die Paul Levesque mit NXT und später mit dem Main Roster etabliert hat. Diese Diskrepanz führe dazu, dass die von der Software vorgeschlagenen Story-Entwürfe zwar strukturell funktional, aber inhaltlich nicht immer zeitgemäß seien. Die Entwickler arbeiten laut Meltzer daran, die Trainingsbasis kontinuierlich mit aktuellen Inhalten zu erweitern, um eine authentischere Verbindung zum heutigen WWE-Stil zu schaffen.

Innerhalb des Unternehmens ist man davon überzeugt, dass die Technologie mit der Zeit effektiver und präziser arbeiten wird. Je mehr aktuelle Daten aus laufenden Shows in die Software integriert werden, desto besser kann sie künftig kreative Vorschläge liefern, die dem heutigen Publikumsgeschmack entsprechen. Die Integration von KI wird daher als langfristiger Prozess verstanden, der kontinuierlich überprüft und angepasst werden soll.

Zukunftsperspektive: KI als Ergänzung, nicht als Ersatz

Der Einsatz von KI in der Unterhaltungsindustrie ist längst kein neues Thema, doch die Integration in ein kreatives Umfeld wie WWE erfordert besondere Sensibilität. Laut Meltzer sehen viele Produzenten die Technologie als Werkzeug, um menschliche Kreativität zu erweitern, nicht um sie zu verdrängen. Auch Levesque soll betont haben, dass Emotionen, Timing und Publikumsreaktionen niemals vollständig von einem Algorithmus erfasst werden können.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*