WWE 2K19™ – „So unterhaltsam wie ein Bandscheibenvorfall“

                                    Getestet und verfasst von General M 

                        Ab 09. Oktober 2018 regulär erhältlich für PC, PlayStation 4 und XBOX One 

wwe 2k19Seit der mit der Pleite von Publisher THQ verbundenen Übernahme der WWE – Lizenz durch 2K, die immerhin schon über fünf Jahre zurückliegt, hat sich die Qualität der dazugehörigen Spieleveröffentlichungen konsequent auch inhaltlich jener des tatsächlichen WWE – Programms angepasst. Eine traurige, unleugbare Tatsache, wenn man nicht gerade wie ein gewisser Dauergast unserer Kommentarspalten in einer von blindem Fanatismus geprägten Fantasiewelt lebt. Und doch versucht man, sich trotz allem irgendwie die Hoffnung zu bewahren, dass irgendwann alles wieder besser wird. Schafft Stammentwickler Yuke´s nach den zahlreichen miesen Umsetzungen der letzten Jahre nun das, was den kreativen Köpfen der WWE seit ewigen Zeiten nicht mehr zu gelingen scheint? Oder bleibt alles wie gehabt?

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Vom Lieferwagen ins Rampenlicht

Zentrales Element des diesjährigen Ablegers ist auch dieses Mal wieder der eigens erstellte Charakter und dessen Weg an die Spitze der WWE. Den erstellt ihr euch abermals mithilfe des mitgelieferten Editors, welcher euch ermöglicht, nahezu jede körperliche Facette von der Hautfarbe bis zur Durchlässigkeit der Muskulatur frei nach euren Wünschen anzupassen. Auch lassen sich via App erneut Fotos eures eigenen Gesichts importieren, was je nach Qualität des hochgeladenen Bildes mal ansehnliche und dann wieder auch sehr seltsame Ergebnisse liefern kann. Habt ihr euch erstmal für eine Klasse entschieden und den angehenden Superstar eingekleidet, kann es dann auch endlich losgehen. Leider bleibt der fertige Charakter am Ende auf das männliche Geschlecht beschränkt und bietet so entsprechend keinerlei Möglichkeiten, die Ereignisse in und um den Karrieremodus in anderer Form zu erleben.

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Dafür hat Entwickler Yuke´s sich das Feedback der Spieler aus dem letzten Jahr zu Herzen genommen und sorgt nun endlich auch mal für eine Rahmenhandlung. Als aufstrebendes Talent, welches bisher in einer kleinen, fiktiven Promotion angetreten ist, gerät der Spieler eines Tages in den Fokus von NXT – Headcoach Matt Bloom, der euch umgehend für ein Tryout anheuert. Dem folgt dann sogar ein von Triple H persönlich ausgehändigter Entwicklungsvertrag, die Freude darüber währt aber nicht sonderlich lange. Nach der provozierten Attacke eines maskierten Unbekannten, die zudem auch noch auf Video festgehalten wurde, fliegt das vielversprechende Talent gleich wieder raus und darf sich abermals über den heimischen Wohnkomfort der Ladefläche seines Lieferwagens erfreuen. Doch das Video ist viral gegangen und hat dem Spieler in Windeseile immense Bekanntheit beschert. Die will der geschäftstüchtige Inhaber eurer ehemaligen Promotion natürlich ausnutzen. Doch das wahre Ziel verliert der Spieler dabei natürlich nie aus den Augen: Es zurück in die WWE schaffen und sich an die Spitze des Main Roster zu kämpfen. Doch der Weg dorthin ist weit und führt über viele Herausforderungen – innerhalb, aber auch außerhalb des Rings. 

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Lässt man die wenig innovative Geschichte mal außer Acht, hat Yuke´s die Karriere an den richtigen Stellen sinnvoll verbessert. Eure Entscheidungen wirken sich nun noch stärker auf auf eure zukünftigen Erlebnisse als aufstrebender Wrestling – Superstar aus und auch die jeweiligen Fehden sind storylastiger ausgefallen. Zudem wurden sämtliche Dialoge nun mit Ton versehen, die bizarren Pantomimeneinlagen des Vorgängers gehören damit der Vergangenheit an. Dazu hat man übrigens auch einige WWE – Superstars wie Alexa Bliss und Braun Strowman ans Mikrofon geholt. Doch trotz aller immersiven Erweiterungen bleibt auch vieles Schlechte gleichermaßen erhalten. Nicht nur, dass die Vertonung hölzern und sehr aufgesetzt rüberkommt und damit auf gleichem unterirdischen Niveau agiert wie die allgemeine Mimik, auf dem PC sind die Dialoge auch noch derart asynchron, dass die ungünstig im Bild platzierten Untertitel noch das kleinste Ärgernis im Rahmen der steril und ausdruckslos inszenierten Zwischensequenzen darstellen. Auch der frei begehbare Backstagebereich stellt sich abermals als texturarmes und potthässliches Areal heraus, in dem man nie mehr Zeit verbringen will als unbedingt nötig. Die wenigen guten Verbesserungen, welche die Karriere in diesem Jahr erfahren hat, gehen angesichts der Vielzahl konsequent anhaltender Unzulänglichkeiten im Rahmen einer völlig veralteten Inszenierung vollständig unter. Trotz des Versuchs, mithilfe einer grundlegenden Handlung zumindest der eigenen Figur etwas Tiefe zu verleihen, bleibt diese blass und persönlichkeitsarm. Daran ändern auch die getroffenen Entscheidungen nichts. Wem es gelingt, sich 12-15 Stunden lang durch all das durchzukämpfen, ohne dabei zur Flasche zu greifen, genießt meinen uneingeschränkten Respekt. Die hohe Qualität in Sachen Präsentation und Erzählung erreicht WWE 2K19 anders als die meisten anderen Sportspiele in diesem Jahr zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd. 

Komplizierte Komplexität 

Damit ihr euren Spieler auf konkurrenzfähiges Niveau hieven könnt, müssen dessen zu Beginn unterdurchschnittle Attribute kontinuierlich ausgebaut werden. Dies geschieht anders als zuvor dieses Jahr über eine Vielzahl unterschiedlicher Talentbäume, die je nach gewählter Klasse auch eigene Unterkategorien bieten. Durch den Einsatz von Stilpunkten, die ihr für besonders spannende und vielseitige Kämpfe erhaltet, lassen sich nicht nur Werteverbesserungen freischalten, sondern auch neue Fertigkeiten wie beispielsweise Komboschläge oder die Möglichkeit, im Kampf die Polsterung vom Turnbuckle zu entfernen. Gelegentlich schaltet ihr bei eurem Weg an die oberen Gipfel der Talentbäume auch Überladungspunkte frei. Die lassen sich in besonders mächtige Boni investieren. Was gut durchdacht klingt, ist in der Praxis aber alles andere als einsteigerfreundlich ausgefallen und wirkt stattdessen selbst für Genreprofis hochgradig überfordert und unnötig kompliziert, zumal das ganze System extrem unübersichtlich ausgefallen ist. Weniger wäre hier mehr gewesen, zumal die ohnehin schon fummeligen Menüs die Navigation zwischen all diesen Talentbäumen ohnehin schon unnötig erschweren. Lobenswert ist zumindest, dass man Mikrotransaktionen wie auch im Vorjahr komplett außen vor gelassen hat. Damit entfällt zwar auch die von vielen oftmals willkommen geheißene Alternative zum Grinding, welches einem hier auf lange Sicht ebenfalls nicht erspart bleibt, will man seine Attribute und Fertigkeiten perfektionieren, andererseits vergeht einem angesichts der überladenen Umsetzung auch so schon schnell jedwede Lust, sich diesem Vorhaben überhaupt anzunehmen. 

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Gleichzeitig raubt man dem Spieler mit dem aufgesetzten Lootbox – System wieder jedwede Handlungsfreiheit bei der Ausgestaltung seiner Spielfigur. Wo man vor dem Ableger aus dem letzten Jahr von Anfang an auf das volle Paket von Accessoires, Moves und Co. zugreifen konnte, steht einem hier wieder mal nur eine winzige Auswahl an Startoptionen zur Verfügung. Die Komponente Zufall stört hier massiv, da man stets das Gefühl hat, dass die Macher mit dieser Mechanik hauptsächlich den Zweck verfolgen, das Spielgeschehen künstlich in die Länge zu ziehen. Motivation entsteht so allerdings nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Zwar lassen sich begehrte Items auch direkt via virtueller Währung (kurz VC) erwerben, die benötigt man aber auch zuhauf, um Wrestler, Arenen und viele andere relevante Inhalte freizuschalten. Und da die Ausschüttung der virtuellen Währung viel zu gering ausfällt und besagte Items außerhalb der Beutepacks maßlos überteuert sind, gerät die Jagd nach begehrten Kleidungsstücken und mehr zur zähen Belastungsprobe. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die Beutepacks wieder nur über eine ganz eigene, dritte Währung freigeschaltet werden können, die sich dann auch wieder in zwei Qualitätsstufen unterteilt. Normale Tokens bieten normale Beute mit eher durchschnittlichem Seltenheitsgrad, während man mit den Deluxe Tokens, von denen es erwartungsgemäß deutlich weniger gibt, Packs mit garantiert hochwertigeren Belohnungen freischalten kann, darunter auch temporäre Booster.

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Auch hier hat man es mit der Komplexität völlig übertrieben und bietet derart viele verschiedene Varianten für derart viele verschiedene Bedürfnisse an, dass man am Ende kaum noch weiß, was eigentlich genau wo enthalten ist. Darüber verliert all das auch stark an Identität. Was will WWE 2K19 in dieser Hinsicht genau sein? Eine Art Ultimate Team Light? Eine Simulation? Nun, was immer es sein will, es funktioniert für mich einfach nicht und lässt mich sehnsüchtig an Wrestlingspiele alter Tage zurückdenken, die gar nicht mehr sein wollten, als kurzweilige, spaßige Spiele für Zwischendurch und die entsprechend mit einsteigerfreundlicher Zugänglichkeit aufwarteten. Diesbezüglich scheitert der diesjährige Ableger grandios an seiner eigenen Überambitioniertheit. Lediglich die speziell für den Mein Spieler – Modus designten Turmherausforderungen sorgen für genau diese guten, klassischen Momente. Und da sich dort zumindest Tokens verdienen lassen, ist diese Neuerung dann auch tatsächlich mal eine kompromisslos gelungene. Neben der praktischen Möglichkeit, grundsätzlich jedem Wrestler einen Perk seiner Wahl zuweisen zu können.

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Apropos Türme – diese spielen nicht nur im Mein Spieler – Modus eine Rolle, sondern bieten abseits davon auch die Möglichkeit, sich in einem Duell gegen niemand geringeren als „The Phenomel One“ AJ Styles um eine Million Dollar Preisgeld zu prügeln. Dazu müsst ihr allerdings jeden der unterschiedlich fordernden Türme, die eine Reihe verschiedene Gefechte gegen die K.I. unter stets anderen Bedingungen darstellen, derart meisterhaft absolvieren, um euch überhaupt für die Teilnahme am großen Preisgefecht qualifizieren zu können. Anders als im Mein Spieler – Modus dürft ihr hier aber vom gesamten WWE – Roster Gebrauch machen. 

Daniel Bryan: Die Geschichte eines Underdogs

Sehnlichst von vielen Fans erwartet, feiert auch der Showcase – Modus in diesem Jahr seine Rückkehr ins Spielgeschehen. Dieser besteht zwar lediglich aus gerade mal einer einzigen Story, deren Umsetzung hat dafür besondere Beachtung erfahren. Hier bekommt ihr die Möglichkeit, die gesamte WWE – Karriere von Daniel Bryan nachzustellen, von den Anfängen im Millennium als blutjunger Absolvent von Shawn Michaels´ Wrestlingschule bishin zu den größten Triümphen viele Jahre später wird nahezu jeder Aspekt abgedeckt und detailgetreu nachgestellt. Ein besonderes Highlight stellt dabei anders als die spielerische Umsetzung die Narration von Daniel Bryan selbst dar, der locker und mit viel Selbstironie in den zahlreichen Videoeinspielern aus seinem Leben erzählt. All das zwar mit dem gewohnten Maß an WWE – Selbstbeweihräucherung, aber doch offen und frei genug, dass es nie zu gekünstelt und nach Drehbuch erzählt wirkt. 

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Wie auch zuvor gilt es, während der Matches bestimmte Vorgaben zu erfüllen und das entsprechende Match somit nahe an den wahren Begebenheiten nachzustellen. Leider wiederholen sich diese Vorgaben immer wieder auf´s Neue und bieten so nur wenig Abwechslung. Man jagt von einem Skripereignis zum nächsten, nutzt Move A an Ort B und so weiter, nur um dadurch die nächste automatische Zwischensequenz auszulösen, welche zum Glück anders als sonst auch die längst überholten Quicktime – Ereignisse verzichten. Erzählerisch also gelungen, mangelt es hier an spielerischer Freiheit. Dafür wirken die vorgefertigten Sequenzen authentischer am Geschehen als alles, was das Spiel einem sonst noch zu bieten hat. Wirklich neue Ideen im Vergleich zu den letzten Showcases sucht man hier aber vergeblich.

Quantität vor Qualität? 

Nimmt man Türme, Karrieremodus und Showcase alleine für sich zusammen, bekommt man schon einiges an Spielstunden geboten. Doch abseits davon gibt es natürlich auch in diesem Jahr Unmengen von Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Ob man nun unter die Designer geht und sich seine eigenen Schilder, Arenen Superstars und vieles mehr bastelt und die Ergebnisse dann mit der Community teilt, der kreativen Freiheit werden kaum Grenzen gesetzt. Der Umfang der Creative Suite alleine ist abermals vorbildlich ausgefallen und legt einem alles nötige in die Hand, um sich mal richtig auszutoben. Dabei bleibt die Zugänglichkeit nie auf der Strecke, die entsprechenden Assets liegen alle unkompliziert und schnell parat, um dann am Wunschobjekt angebracht werden zu können. In diesem Jahr gesellt sich übrigens die Option dazu, auch seinen eigenen Money in the Bank – Koffer designen zu können. Lediglich der von vielen so geliebte Create – A – Story – Modus hat es auch in diesem Jahr wieder nicht ins Spiel geschafft. Da Yuke´s aber mittlerweile den Ruf weg hat, die Features aus allen Jahren einfach mit jedem Ableger neu auszuwürfeln, sollte man die Hoffnung auf eine Rückkehr in der Zukunft nicht völlig begraben. Dafür ist natürlich auch in diesem Jahr wieder der WWE – Universe – Modus mit an Bord. Der wurde in seinen Grundmechaniken zwar 1 zu 1 aus dem Vorjahr, verfügt aber doch über eine kleine Bandbreite sehr nützlicher Erweiterungen, die das Geschehen für den angehenden Booker wesentlich komfortabler gestalten. So lassen sich nun endlich im Vorfeld Sieger und Verlierer eines Matches bestimmen, ohne dass ihr diese zwangsläufig spielen müsst, um den Ausgang eurer Wahl zu erhalten. Damit müsst ihr auch nicht jedes Mal die Daumen drücken, dass der Computer die simulierten Matches zu eurer Zufriedenheit ausgehen lässt. Alleine damit lässt sich schon einiges bewerkstelligen. 

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Gleichzeitig können nun sechs statt ursprünglich nur vier Titel auf eine einzelne Show verteilt werden. Auch das kann euren Storylines mehr Punch und Spannung verleihen. Um dabei nicht zu viele zufällige Superstars im Geschehen zu haben, könnt ihr das Roster nach Wunsch in verschiedene Divisionen aufteilen, die sich dann explizit um einen bestimmten Gürtel bemühen und ähnlich wie in den wahren Shows untereinander um den nächsten Titelkampf antreten. Praktisch! Zu guter letzt könnt ihr jedem Superstar nun bis zu drei Manager gleichzeitig zuordnen. Die sind zwar nur in Einzel- und Tag Team – Matches präsent, erfüllen aber gewohnt wichtige Funktionen. Eine runde Sache! Neben der gewohnten Online – Komponente mit ihren ebenfalls gewohnt laganfälligen Servern gibt es aber auch für Solisten wieder viel zu tun. Zu der ursprünglichen Bandbreite von Exhibitions gesellen sich dieses Jahr unter anderem Fünf – Personen – Kämpfe hinzu, die aber auch nicht unter anderen Regeln ausgetragen werden als beispielsweise ein Fatal – 4 – Way. Hier hat man also lediglich nur die Lücken aufgefüllt. Alles andere ist dagegen gleich geblieben und bietet die Möglichkeit, Matches in nahezu jeder erdenklichen Konstellation auszutragen, auf Wunsch und je nach Modus auch mit Freunden am selben Bildschirm. Kleinere Änderungen gibt es dieses Jahr allerdings bei den Käfigkämpfen. Hier hat man die jeweilige Größe etwas angepasst, dafür aber eiskalt die Waffen im Hell in a Cell gestrichen. Ebenso hat man die Bewegungsfreiheit hier außerhalb des Käfigs weiter eingeschränkt: Abseits festgelegter Spots gibt es hier kaum noch etwas zu erleben. Und auch Kämpfe im Publikum leiden noch immer unter den viel zu kleinen Arealen und dem Mangel an Optionen. 

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Mehr Quantität als Qualität stellt auch wieder mal das Roster dar, welches mit über 200 Athleten aus alten und gegenwärtigen Tagen wieder eine bunte, vielseitige Palette von Wrestlern bietet, dabei aber wie gewohnt auch durch zahlreiche verschiedene Varianten bestimmter Wrestler künstlich aufgeblasen wird und somit mehr Schein als Sein darstellt. Einen Sprung in Sachen Grafik sucht man hier außerdem vergeblich, lediglich die Outfits und Entrances wurden dem gewohnten Stand vom April 2018 angepasst. Alles, was seitdem in der WWE geschehen ist, bleibt außen vor, darunter die Shield – Reunion und vieles, vieles mehr. Dass zudem der gegenwärtige NXT – Champion Tommaso Chiampa hier durch chronische Abwesenheit glänzt, stößt sauer auf. Und auch viele Overalls lassen sich nur schwer nachvollziehen. Roman Reigns  (Tolle Neuerung: Wird jetzt endlich korrekt ausgebuht) wartet hier zwar nicht mehr mit völlig unrealistischem 95er – Schnitt auf, ist mit 92 aber immer noch wie viele andere Rostermitglieder chronisch überzüchtigt, während andere wiederum, wie beispielsweise Johnny Gargano mit gerade mal 80er – Schnitt viel zu schwach präsentiert werden. Rey Mysterio und Ronda Rousey gibt es übrigens nur für Vorbesteller oder Käufer des Season Passes. Mit dem 30€ teuren Paket schaltet ihr nicht nur einige neue (ebenfalls wiederverwertete) Wrestler frei, die es im Vorjahr noch im Standardroster gab, auch lassen sich sämtliche Charaktere, Arenen und Co. ohne Umwege und ohne virtuelle Währung freischalten. Tokens und Credits gibt es obendrauf ebenfalls. Alles in allem also ein überteuerter, einfallsloser Zusatzinhalt, dessen Features abermals willkürlich ausgewürfelt wirken. Und so sehr diese Rezension letztendlich von dem ebenfalls enthaltenden Vorteil profitiert, vier Tage vor dem regulären Start gespielt zu werden, so fragwürdig ist diese Tatsache an sich. 

Die Technik: Ein Nachruf

Wenn zu einem Spiel erst sehr spät Screenshots auftauchen, sagt das oft wenig Gutes aus. Entweder hat man nichts Neues zeigen, will nichts Neues zeigen oder hat Angst, dass das Gezeigte die Vorbesteller vergrault. Spätestens mit dem ersten Trailer zerstreute sich dann auch die alljährliche Hoffnung der Fans auf ein grundlegend neues Grafikgerüst inkl. umfangreichem Bugfixing bei Kollionsabfrage und all den anderen herrlichen Problemen, die man nun seit so vielen Jahren immer wieder frisch aufgewärmt serviert bekommt. Trotz gewohnt imposanter, authentisch umgesetzter Entrances – technisch bekommt man auch in diesem Jahr wieder das gleiche uralte Grafikgerüst vorgesetzt, wie es in seiner Grundform bereits seit 2006 zur Anwendung kommt. Schön, Call of Duty macht das nur wenig anders, tischt den Käufern dabei aber dabei nicht seit zwölf Jahren die immer gleichen nervigen Bugs und Probleme auf. 

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Die Kollisionsabfrage zeigt sich gewohnt fehlerhaft abseits durchgeskripteter Animationen, zu denen sich zwar eine gute Handvoll neuer gesellt haben, die besonders das Kontern ein wenig abwechslungsreicher gestalten, sonst aber kaum sichtbare Verbesserungen darstellen. Auch die Physik spackt gerne immer mal wieder herum, aber das ist ja nichts, was man nicht schon kennt (ebenso wenig wie etwas, dass man irgendwann mal in den Griff zu kriegen scheint). Das dazu, da bleibt also leider alles beim Alten. Und ebenso verhält es sich natürlich dann auch bei der stellenweise grausamen Darstellungsqualität der Haare, die sich nicht von der Teppichprobenoptik der Vorjahre unterscheiden und als solche besonders die ohnehin schon teilweise schwer zu idenfizierenden Damen entstellt. Dazu gesellt sich das übliche Klonpublikum und die detailarme, furchtbar sterile Ringoptik der Vorjahre. 

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Bei der Bildrate geben die Konsolen, ganz gleich ob Standardmodell oder nicht, grundsätzlich 30 Frames bei nativen 1080p Auflösung aus. Zu gewohnt nervigen Einbrüchen kommt es dann besonders wieder bei den Acht – Mann – Laddermatches, hier zeigt sich die betagte Engine wie immer völlig überfordert vom Geschehen im Ring. Sonst läuft das Spiel gewohnt stabil, behält aber auch seine teils langen Ladezeiten vor den jeweiligen Matches bei. Der PC peilt im Ring wenigstens 60 Frames pro Sekunde an und bietet zudem native 4K – Auflösung. Der Mehrwert an Auflösung ist hier aber eher kontraproduktiv, hebt er die Schwächen der Engine doch umso mehr hervor. Und auch die flüssigere Bildrate, die im Ring für geschmeidigere Abläuft sorgt, erweist sich abseits davon als Flaschenhals. Denn sämtliches Geschehen, seien es die Entrances oder die Zwischensequenzen im Mein Karriere – Modus bleiben hier auf der Bildrate der Konsolen kleben. Was dort noch angenehm flüssig über die Bühne geht, verkommt am PC zur unschönen Ruckelorgie im Rahmen des Framerate – Wirrwars. Im Grunde also das gleiche, lästige Problem wie auch schon im letzten Jahr, welches übrigens trotz zahlreicher Patches nie behoben wurde. Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera ist daher auch dieses Mal von der PC – Version abzuraten und den Konsolen der Vorzug zu geben, die Portierung ist abermals einfach mies ausgefallen. Hinzugekommen ist dieses Jahr übrigens noch ein sehr prägnantes, sehr störendes Schattenflimmern, welches den Superstars je nach Lichteinfall eine Imperator Palpatine – Optik beschert, die einfach nur gruselig aussieht. 

Ton und Bedienung

Gerade mal acht lizensierte Musikstücke haben es dieses Jahr ins Spiel geschafft. Die sind allerdings dafür sehr hörenswert ausgefallen und sorgen für die richtige, rockige Note. Etwas, dass „The Rock“´s Auswahl im letzten Jahr drastisch verfehlt hat. Die Kommentatoren um Michael Cole, Byron Saxton und Corey Graves haben das ein oder andere neue Sätzchen gelernt, spulen aber sonst hauptsächlich das Programm aus den letzten Jahren ab und neigen zu Wiederholungen und nicht immer akkuraten Kommentaren. Große Überraschungen bleiben auch bei der Bedienung aus. Die hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nicht geändert. Was des anderen Freund, ist es des anderen Leid.

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Nach wie vor ist das Spiel deutlich zu konterlastig, die jeweiligen Zeitfenster mitunter viel zu klein. Das raubt Tempo und sorgt weiterhin für Frust. PC – Spielern wird übrigens dringend zur Nutzung eines Gamepads geraten, denn mit Tastatur verkommt das Geschehen zum Abstieg in einen finsteren Bedienungsalbtraum. Im Vergleich zum letzten Jahr wirken die Menüs zudem teils sehr unübersichtlich. Der Schwarz – Weiß – Look weiß zwar grundsätzlich zu gefallen, gestaltet die Navigation aber schwierig. Statt echter Fotos wartet die Charakterwahl ebenfalls wieder nur mit hässlichen Ingame – Stills auf.

Ein Vor-Schlusswort

Obwohl man natürlich jedes Spiel, ob nun Fortsetzung oder nicht, für sich immer zentral einzeln bewerten muss, ist es natürlich ebenso wichtig, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Vorgänger herauszuarbeiten. Schließlich dient dessen Umsetzung auch als Maßstab für alles, was danach kommt. Umso mehr ärgert es einen dann, wenn Probleme nicht nur einmal, sondern gleich über mehrere Jahre in immer gleicher Form auftauchen. Dass man dann natürlich wenig mehr tun kann, als diese Probleme in immer gleicher Form zu beschreiben, lässt sich nur schwierig vermeiden. Und dass dann auch die Frustrationsgrenze mehr und mehr überschritten wird und man bisweilen ein drastisches Wort darüber verliert, ist nur menschlich. Ich weiß, dass ganz viele Leute diesen Testbericht als negativ auffassen und ihn dementsprechend schlecht bewerten, besonders, wenn die eigene Auffassung am Ende eine ganz andere ist als meine. Und das ist total okay. Man muss immer bedenken, dass eine Rezension nur die Meinung einer Person wiederspiegelt. Sie darf und kann nicht repräsentativ für Jedermann sein. Wer das Spiel am Ende in sein Laufwerk schiebt und bestens unterhalten wird, hat alles richtig gemacht und sein Geld gut angelegt. Und wer auf der anderen Seite unzufrieden ist, mag in meinem Artikel vielleicht die Gründe dafür bestätigt finden. Als jemand, der seit über 20 Jahren Wrestlingspiele spielt und über beinahe jede Generation von Konsolen und Co. alles erlebt hat, was das Genre spielerisch zu bieten hat, ist man natürlich persönlich immer persönlich involviert, vergleicht genau und nimmt die Dinge feiner wahr. Ich glaube, so geht es ganz vielen Leuten, die damals ein „Here comes the Pain!“ auf der PlayStation 2 erlebt haben. Dann überlegt man schon, warum diese Qualität in 20 Jahren und unter Verwendung viel besserer Technologie nie, bzw. nur noch sehr selten erreicht werden konnte. Und man bedauert, umso mehr, weil eines der besten Wrestlingtitel aller Zeiten aus dem selben Haus stammt wie die Schlechtesten, zu denen WWE 2K19 übrigens NICHT zählt. Würde ich 20 Jahre Erfahrung, Erinnerung und Erlebnis beim Verfassen dieses Artikels einfach abstellen, wäre die Bewertung am Ende vielleicht besser ausgefallen. Weniger penibel. Gelegentlich viel verzeihender. Aber dann könnte ich unmöglich mit der Leidenschaft dafür einstehen, mit der ich diesen Artikel verfasst habe. Und am Ende würde es dann auch wieder wen geben, dem das so ganz und gar nicht ins eigene Bild passt. So wünsche ich mir am Ende eigentlich nur, was ich mir grundsätzlich immer wünsche. Einen regen Austausch. Und am Ende das Allerwichtigste: Spaß am Spiel. Und trotz einer einzelnen schlechten Kritik den unbedingten Mut, sich immer eine ganz eigene Meinung zu bilden und dabei die Größe zu haben, auch gegensätzliche Meinungen zu respektieren und zu akzeptieren. Vielen Dank für die Zeit und vor allem die Chance, euch meine persönliche Meinung präsentieren zu dürfen. Viel mehr als die ist es ja am Ende auch nicht.   

Fazit und Wertung

ava4„Es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass die Entwickler Jahr für Jahr mit demselben Aufguss in nur minimal abgewandelter Form anrücken und trotz immer schlechter werdender Kritiken und immer rascherem Preisverfall weiterhin nicht durch ein ambitioniertes, frisches Studio ersetzt werden, welches wirklich gewillt ist, die WWE – Lizenz zu alten Tugenden zurückzuführen. Gepaart mit 2K´s schier unermüdlicher Lootbox – Wut und nur von wirklich wenigen sinnvollen Neuerungen begleitet, entpuppt sich auch der diesjährige Ableger als technisch hemmungslos veraltetes, völlig festgefahrenes Vollpreis – Update, welches mit den gleichen Problemen und Fehlern zu kämpfen hat, die auch schon die Vorgänger an den Rand der Katastrophe gedrängt haben. Statt sich zu überlegen, wie man das Coreplay verbessern kann, scheint man jedoch nur noch damit beschäftigt zu sein, sich halbwegs nützliche Inhalte für die jeweilige Deluxe Edition auszudenken. Die halbgare PC – Version fällt dabei abermals komplett unten durch. Wer WWE 2K18, 17, 16, 15 und/oder 14 im Regal stehen hat, kann sich die Investition sparen. Im Grunde besitzt er damit nämlich auch WWE 2K19. Doch es gibt auch Gutes zu berichten: Die Erklimmung der virtuellen Tower macht Spaß, es mangelt im Road to Glory – Modus keineswegs an abwechslungsreichen Herausforderungen und auch die Tatsache, dass die Karriere wieder mit etwas mehr Story aufwartet, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Angesichts der Qualitäten vergangener Spiele, wie beispielsweise einem Here Comes the Pain, gibt es aber auf dem Weg zurück zu alter Stärke noch unglaublich viel Luft nach oben. Statt kleiner Schritte nach vorne kann es manchmal gar nicht schlecht sein, einfach mal einen großen Sprung zurück zu machen und zu sehen, wo liegen die Wurzeln, was zeichnet die Serie aus? Und dann versuchen, diese Kernessenz in neuem Gewand für eine aktuelle Generation von Gamern neu zu definieren.“

Miktrotransaktionen/Pay-2-Win:
WWE 2K19 verfügt zwar über Lootboxmechaniken, bietet aber keinerlei Miktrotransaktionen oder gegen Echtgeld erwerbliche spielerische Vorteile. Eine Abwertung nehmen wir dementsprechend nicht vor. 

PRO:

+ Exzellent umgesetzte, teils sehr ansehnliche Entrances
+ Breit gefächtertes Roster
+ Sehr hoher Gesamtumfang
+ Eine Handvoll neuer Animationen sorgt für geringfügig mehr Dynamik im Spielablauf
+ Nett in Szene gesetzter Showcase
+ Unterstützt mehrere Spieler an einem Bildschirm

+ Dank Road to Glory und Co. umfangreiche Möglichkeiten zur Charakterverbesserung
+ Wechselnde Challenges im Road to Glory – und Turm- Modus sorgen für Abwechslung

+ Mächtige Creator Suite
+ Um ein paar sinnvolle Optionen ergänzter Universe – Mode 

+ Spaßige Turm – Challenges
+ Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Unaufdringliche Tutorials
+ Freies Sharing von erstellten Inhalten im Rahmen der Community
+ Voll vertonte Karriere

CONTRA:

– Sterile, detailarme Umgebungen, die wie aus einer anderen Zeit wirken
– Steife Animationen
– Grausig in Szene gesetzte Haare
– Klonpublikum
– Im Grunde nur ein Vollpreis – Update mit wenigen bedeutsamen Neuerungen…
– …welches inhaltlich auf dem Stand vor über einem halben Jahr dümpelt

– Fast komplett aus dem Vorjahr wiederverwerteres Roster…
– …mit teils stark schwankender Darstellungsqualität
– Belangloser Story – Einschlag im Karriere – Modus…
– …der voller WWE – Selbstbeweihräucherung steckt…
– …und weitestgehend abermals nach Schema F abläuft
– Potthässliches Backstageareal
– Oftmals groteske Mimiken
– Repetiver Matchablauf im Showcase mit immer gleichen Zielen…
– …die zudem oft unvollständig eingeblendet werden
– Aufgesetzte, emotionslose Sprecher
– Nervige Lootbox – Mechaniken, die viel kreative Freiheit rauben…
– …und die den Mein Spieler – Modus künstlich in die Länge ziehen

– Hanebüchene Einzelpreise für Accessoires
– Extrem umständliches, übermäßig komplexes Talentbaum – System 
– Lästiges Währungschaos zwischen Virtual Credits, Tokens und Stilpunkten
– Knausrige Ausschüttung von Virtual Credits zwingt zum Grinding
– Verschlimmbesserungen im Hell in a Cell
– Weder General Manager- noch Create-A-Story sind enthalten

– Viel Recycling bei den Kommentaren…
– …die sich schnell wiederholen und gelegentlich unakkurat sind
– Durch starken Fokus auf Konter teils sehr träges Gameplay
– Plagt sich immer noch mit den gleichen alten Bugs herum
– Unübersichtliche, fummelige und zudem unansehnliche Menüs
– Hässliche Stills bei der Charakterwahl statt echter Fotos
– FPS – Einbrüche bei Acht – Personen – Laddermatches
– Server – Lags
– Fummelige, frustanfällige Tastatursteuerung

– Teils lange Ladezeiten (Konsolen)
– Stark asynchrone Zwischensequenzen (PC)
– Heftiges Schattenflimmern (PC)
– Irritierender Framerate – Mischmasch (PC)

                     GESAMTWERTUNG:     

                                              51% (XBOX ONE/PLAYSTATION 4)

                                                                                     41% (PC) 

                              
                                MRAUMFANG

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