UHD: „Thor“

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                                                Getestet und verfasst von General M 

             Quelle Bildmaterial: „Thor, ©2011 The Walt Disney Company. All rights reserved.“ 

                                               Erhältlich ab dem 05. September 2019

71r52vd1XUL. SL1500 Alles was ein Ende hat, muss irgendwo auch einen Anfang haben. Das mit Iron Man begonnende Marvel Cinematic Universe nahm mit Thor bereits langsam Gestalt an. Damit gehört das Debüt des Donnergottes zu den ganz frühen Beiträgen dessen, was mittlerweile das größte und erfolgreichste Franchise der Kinogeschichte darstellt. Unter Regie von Kenneth Branagh gelang der Origin Story von 2011 aber auch ganz ohne Avengers, finanziell erfolgreich zu sein. Zum Glück, denn wer weiß, wie die Zukunft sonst verlaufen wäre. In den Folgejahren hat sich aber auch technisch manches getan, weshalb Disney fleißig Lücken schließt und Thor nun erstmals auch als UHD auswertet. Dazu haben wir für euch vorab den 4K-Hammer geschwungen. 

Der Film

Wir schreiben das Jahr 965 vor Christus. Nach einem harten und verlustreichen Kampf gegen die Eisriesen auf der Erde gelingt es den Asen unter ihrem Anführer Odin (Anthony Hopkins, Transformers: The Last Knight), den eiskalten Gegenspielern die Quelle ihrer Macht zu entreißen. Während der siegreiche König ins ferne Asgard zurückkehrt und dort über mehr als ein Jahrtausend für Wohlstand und Frieden unter den Einwohnern sorgt, müssen sich die Frostriesen gedemütigt in ihre Heimat Jotunheim zurückziehen. Jahrhunderte nach diesen Ereignissen ist Odin dann doch ein wenig in die Jahre gekommen. Nun soll der Erstgeborene Thor (Chris Hemsworth, Men in Black: International) das Königsszepter übernehmen. Doch der Gott des Donners ist ein arroganter und kampfeslustiger Geselle, der Probleme lieber mit seinem Hammer Mjölnir löst, anstatt Diplomatie walten zu lassen. 

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Da ist es beinahe ein Glücksfall, dass die Krönungszeremonie ausgerechnet von den Eisriesen gestört wird. Die scheitern bei der Infiltration Asgards zwar an dessen uralten Schutzmechanismen, für Thor stellt aber alleine der Versuch einen kriegerischen Akt dar, der unbedingt vergolten werden muss. Entgegen der ausdrücklichen Order seines Vaters reist Thor zusammen mit Bruder Loki (Tom Hiddleston, Kong: Skull Island) und dem treuen Kriegergefolge über den Bifröst nach Jotunheim, um Eisriesenkönig Lauffey ein paar Manieren einzubläuen. Nur durch Odin´s Eingreifen in letzter Minuten entgehen die Ausreißer dem Tod. Ein neuer Krieg mit den Erzfeinden scheint unvermeidlich zu sein. Zur Strafe für seine Taten verbannt Odin seinen Sohn auf die Erde. Ohne seine gottgleichen Kräfte und erstmals im Leben ganz alleine auf sich gestellt soll er so jene Werte erlangen, die ein König ganz einfach besitzen muss.

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Blöd nur, dass der frisch Ausgesetzte unmittelbar nach seiner Ankunft vor die Kühlerhaube der Astrophysikerin Jane Foster (Natalie Portman, Jane got a Gun) rennt und auch danach einige Anpassungsschwierigkeiten mit dem Leben der Sterblichen hat. Thor´s Hammer Mjölnir hat es zwar ebenfalls auf die Erde verschlagen, wurde aber längst von der Regierungsbehörde S.H.I.E.L.D. abgeriegelt. Während sich der Donnergott und die neugierige Astrophysikerin beim Versuch, das mächtige Relikt wiederzuerlangen, langsam näher kommen, übernimmt Loki daheim den Thron. Dass der Gott des Schabernacks an der ganzen Misere nicht unschuldig ist, offenbart sich erst, als es fast schon zu spät ist. Kann Thor rechtzeitig zu alter Stärke, und vor allem, nach Hause zurückfinden, um den drohenden Krieg doch noch zu verhindern und sich als wahrer König zu beweisen? 

Die Rezension

Bereits Anfang der Neunziger gab es prominente Pläne, Thor in irgendeiner Form in bewegten Bildern zum Leben zu erwecken. Nachdem das Projekt aber erfolglos durch zahlreiche Hände wanderte und auch die Lizenzrechte mit den Jahren öfter durchgereicht worden sind als eine kostenlos arbeitende Prostituierte, wurde es erstmal wieder still um den Donnergott. Das änderte sich dann mit dem großen Erfolg von Iron Man und der damit einhergehenden strategischen Neuausrichtung von Marvel.  Das Studio hatte Großes vor und benötigte dafür wieder Kontrolle über die hauseigenen Schöpfungen. Die Idee des Marvel Cinematic Universe war geboren und Thor sollte zu dessen ersten und wichtigsten Vertretern werden. Der Rest ist wohl ganz einfach Geschichte. 

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Betrachtet man den Film nun nach dem vorläufigen großen Finale von Avengers: Endgame erneut, merkt man, dass sich in den letzten acht Jahren an nahezu allen Ecken und Enden einiges getan hat. Thor entstand unter deutlich kleinerem Budget als aktuelle Vertreter des MCU, trotzdem wirken Effekte und Ausstattung damals wie heute sehr gut. Und bei der im Vergleich zum Rest eher rar gesähten Action haben wir es ja auch immer noch mit einer klassischen Ursprungsgeschichte zu tun, die sich in erster Linie ganz viel Zeit nimmt, neben den Hauptfiguren auch Nebencharaktere wie Dr. Erik Selvig umfangreich vorzustellen und bereits für zukünftige Auftritte zu etablieren. Dabei kommen Emotionen und Humor auch nicht zu kurz. Regisseur Branagh hat bei der filmischen Umsetzung ein gutes Händchen für einen ausgewogenen Mix bewiesen, als klassischer Shakespeareaner entpuppte sich der Ire als hervorragende Wahl für den Chefsessel hinter der Kamera. 

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Thor mag wie die anderen Vertreter der sogenannten ersten Phase abseits des ersten Avengers-Films nicht ganz so tempo- und actionreich sein, wie man es gegenwärtig längst gewohnt ist, punktet aber mit spielfreudigen Darstellern, einem tollen Art Design und lässt dahinter bereits in Teilen all jene Qualitäten aufblitzen, die in den Folgejahren schließlich immer weiter perfektioniert worden sind. Nicht mit der Tiefe der Comicvorlage ausgestattet, aber selbst unter Berücksichtigung der Laufzeit und natürlich auch den Aspekten größtmöglicher Massenkompatibilität definiv ein unterhaltsamer, kurzweiliger Beitrag zum damals noch jungen MCU, den man nicht überspringen sollte. 

Die UHD 

Zwar wurde bereits im Entstehungsjahr 2011 mehr und mehr vollständig digital gefilmt, Regisseur Branagh entschied sich bei Thor aber für klassisch analogen 35mm – Film. Daraus fertigte man später ein 2K Digital Intermediate an, welches bereits bei der Blu-Ray – Erstveröffentlichung zum Einsatz kam, dort aber natürlich nur herabskaliert auf Full HD. Für die UHD entschied man sich gegen eine Neuabtastung, sondern nutzt weiterhin das bekannte Master, hier nunmehr hochskaliert auf 4K. Eine gute Idee sieht leider ganz anders aus, denn offenbar war man schon damals nicht gerade begeistert über das analog gefilmte Ergebnis und machte exzessiv Gebrauch von digitalen Rauschfiltern. Das Resultat war sicher kein Totalschaden wie die in solchen Momenten immer wieder als Paradebeispiel heranziehbare Ultimate Hunter Edition von Predator, reiht sich aber alles andere als referenzverdächtig in die breite Palette von Veröffentlichungen aus dem Hause Marvel/Disney ein, wobei Thor seinerzeit ja noch von Paramount vertrieben wurde, weshalb die Schuldigen wahrscheinlich eher dort zu suchen sind. Es ist der Firma mit der Maus aber auch nicht gerade positiv anzukreiden, diesen Umstand nun unter Besitz der Vertriebsrechte nicht korrigiert zu haben. Denn gerade die höhere Auflösung der UHD offenbart umso drastischer die Folgen der eingesetzten Filter. Es mangelt durchgehend an Details, ganz gleich ob bei Nahaufnahmen oder Totalen. Die Gesichter wirken wachsartig, Kleidung sowie Umgebungen lassen Texturtiefe vermissen. Durch das Filtern geht zusätzlich massig Schärfe und Tiefenwirkung verloren, die zentralen Vorzüge des neuen Mediums geraten alleine dadurch ad absurdum und sorgen dafür, dass im direkten Vergleich zur alten Blu-Ray kaum sichtbare Zugewinne vorhanden sind. 

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Dabei bleibt es allerdings nicht, denn auch von den Vorzügen des erweiterten Farbraums sowie dem ausschließlichen Support für HDR10 kann der Film kaum profitieren. Auffällig sind vor allem etwas kräftigere Primärtöne, was man besonders dem knalligeren Rot von Thor´s Umhang bei der Krönungssequenz ansehen kann. Das war´s aber im Grunde auch schon, denn weder beseitigt die UHD die vor allem in hellen Szenen viel zu dominaten Orangetöne, wodurch in diesen Momenten Hauttöne an Natürlichkeit einbüßen, noch unterscheiden sich die Kontraste groß von denen der Blu-Ray. Gut, die UHD präsentiert sich insgesamt wieder mal deutlich dunkler und bietet tatsächlich auch etwas kräftigere Schwarzwerte. Das geht aber auf Kosten der Durchzeichnung, denn wenn es mal richtig finster wird, wie beispielsweise in der Schlacht auf Jotunheim, gehen dank schlechter Abstufungen viele Details verloren, die auf der helleren Blu-Ray noch zu sehen waren. Mit der Neuveröffentlichung hat Disney sich wortwörtlich ein Eigent(h)or geschossen, denn die UHD zu Thor gehört für mich zu den enttäuschendsten Veröffentlichungen der letzten Zeit, besonders gemessen daran, dass Disney sonst wenigstens in Sachen Bild um Welten bessere Ergebnisse abliefert. Hier zahlt sich Faulheit aber keineswegs aus. Wer die Blu-Ray bereits im Regal hat, kann sich das Upgrade definitiv sparen, alle anderen sind mit der schleuderpreisgünstigen regulären HD-Veröffentlichung ebenfalls besser bedient. 

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Wie bereits erwähnt, erschien Thor im Heimkino seinerzeit noch unter der Flagge von Paramount, die dem Release wie so oft nur deutschen Ton im damals schon veralteten Dolby Digital 5.1 – Format spendiert haben, während der englische Originalton zumindest auf der Blu-Ray als verlustfreie Masterspur verfügbar war. Mit Disney haben beide Tonspuren nun ein Upgrade erfahren, wobei man leider auch hier wieder nur auf weniger starken, aber immer noch stark genug komprimierten Dolby Digital Plus 7.1 – Sound setzt. Der Originalton liegt dafür erstmals als Dolby Atmos – Mix mit verlustfreiem TrueHD – Kern vor. Aber langer Rede kurzer Sinn: Auch hier macht sich durchgehend Enttäuschung breit. Schon in der ursprünglichen Kodierung mangelte es dem deutschen Ton an Dynamik und Kraft. Mittlerweile ist das auch chronisches Markenzeichen von Disney geworden, weshalb das hauchfeine Upgrade weiterhin unter eben diesen Problemen zu leiden hat und wie fast immer auch viel zu leise abgemischt worden ist. Selbst wenn man im Center kräftig nachjustiert, bleibt der Rest eher schlapp. Gleiches muss man auch vom Subwoofer sagen, denn wann immer man angesichts der Action auf dem Bildschirm mit fetten Basseinlagen rechnet, kommt allenfalls ein müdes Wummern zurück.

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Egal, wie teuer Reciever und Boxen auch sein mögen, die mangelnden Qualitäten des Tons vermag auch die beste Ausstattung nicht auf magische Weise zu korrigieren. Wer sich vom  englischen Dolby Atmos – Track große Veränderungen erhofft, dem muss ich ebenfalls gleich den Wind aus den Segeln nehmen. Denn trotz minimalem Dynamikzugewinn bleibt auch der Originalton gemessen an aktuelleren Veröffentlichungen schwach und erreicht zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Referenzqualität. Dafür ist hinten und vorne einfach zu wenig los. Und selbst die Deckenebene mischt abseits ganz weniger Highlights kaum immersiv mit. Kurzum, in 4K ist Thor ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine Neuauflage NICHT aussehen sollte. 

Die Extras

Sämtliches Bonusmaterial findet sich auch dieses Mal ausschließlich auf der Blu-Ray wieder, die inhaltlich identisch zur Erstauflage ist und dementsprechend auch die gleichen Spezifikationen wie diese bietet. Neues Material gibt es dementsprechend auch nicht, die Ausstattung ist inhaltsgleich zur Veröffentlichung von 2011. So schlecht ist das aber kaum, denn alleine der informative und dadurch extrem hörenswerte Audiokommentar von Regisseur Kenneth Branagh ist ein tolles Feature. Dazu gesellen sich knapp 25 Minuten an Deleted Scenes und zusätzlich jede Menge Featurettes über die Herstellung des Films. Cast & Crew, Designs, Computeranimationen…all das wird gesondert mal mehr, mal weniger umfangreich unter die Lupe genommen. Natürlich gibt es auch einige Infos zur Comicvorlage und welche Änderungen nötig waren, um den Film darauf basierend überhaupt erst machen zu können. Alles in allem wird hier deutlich mehr geboten als bei den aktuelleren Veröffentlichungen aus dem MCU. Da aber eben nichts davon neu ist, ergibt sich natürlich auch hier kein Mehrgewinn zur bereits erhältlichen Blu-Ray.

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Als UHD ist Thor eine bunte Mischung aus Kurzweil und Katastrophe. Kurzweil deswegen, weil der Film auch als älterer Vertreter des mittlerweile legendären Marvel Cinematic Universe einige Daseinsberechtigung genießt und immer noch Spaß macht. Die Katastrophe findet man dagegen auf technischer Ebene. Dank Rauschfiltern erreicht das Bild der UHD nicht einmal ansatzweise vertretbare Qualität für ein Release im 4K-Segment, während bei Farben und Kontrasten auf der einen Seite kleine Zugewinne zu verzeichnen sind, andererseits aber auch gleich wieder neue Nachteile entstehen. Auch der Ton bleibt konsequent schwach und wird dem dazugehörigen Film nie gerecht. Da sich auch keine neuen Extras an Bord des Silberlings befinden, kann und muss man hier wirklich passen. Schade um das verschenkte Potenzial.“ 


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