UHD „Der Soldat James Ryan“

                                                Getestet und verfasst von General M
 
                   Quelle Bildmaterial: „Der Soldat James Ryan, ©1998 Paramount Pictures. All rights reserved.“

                                                            Ab sofort erhältlich

91x2cO27wcL. SL1500 Es ist gar nicht so einfach, eine Einleitung für etwas zu finden, zu dem man eigentlich kaum noch etwas sagen muss. „Der Soldat James Ryan“, 1998 unter der meisterhaften Regie von Steven Spielberg entstanden und mit Tom Hanks und Matt Damon überaus prominent in den Hauptrollen besetzt, gehört wohl zu den besten Kriegsfilmen überhaupt. Fünffach Oscar© – prämiert, darunter für die beste Regie, belebte der Film nicht nur ein lange totgeglaubtes Genre über Jahre erneut zum Leben, sondern hatte zudem auch entscheidenen Einfluss auf die visuelle Gestaltung des zweiten Weltkriegs in Film, Fernsehen und nicht zuletzt auch Videospielen. Seit Mitte Juni ist der Klassiker, der übrigens seinerzeit in Form einer DVD mit meinem ersten Heimkinosystem geliefert wurde und damit fast ein kleines Erdbeben im Erdgeschoss des Hauses ausgelöst hat, nun auch in Form einer UHD – Veröffentlichung im Handel, welche wir uns für euch natürlich gründlich angesehen haben. 

Der Film

Nach der erfolgreichen, aber überaus verlustreichen und brutalen Invasion der Normandie durch die westlichen Allierten im Rahmen der Operation Overlord, erhält der verschlossene Captain Miller (Tom Hanks, „Die Verlegerin“) von seinen Vorgesetzten einen ungewöhnlichen Auftrag: Er soll mit einer kleinen Gruppe seiner besten Soldaten tief hinter die noch immer erbittert von den Deutschen verteidigten Linien vorstoßen und den jungen Soldaten James Ryan (Matt Damon, „Der Marsianer“) nach Hause bringen. Dessen drei Brüder sind allesamt an den Kriegsschauplätzen des zweiten Weltkriegs gefallen, das Oberkommando will der trauernden Mutter nicht auch noch einen vierten Totenschein zustellen müssen. Die Mission erweist sich als Himmelfahrtskommando, zumal aufgrund der allgemeinen Wirren niemand so genau weiß, wo sich der Soldat aufhält und ob er denn überhaupt noch am Leben ist.

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Während die ungleiche Truppe abseits der zentralen Kampfschauplätze Zeuge wird, wie nicht nur die überall verstreuten Landetruppen, sondern auch die Zivilbevölkerung erbarmungslos um ihr Leben kämpfen, hinterfragen die Soldaten zunehmend auch die Bedeutung ihres Auftrages. Nach ersten Verlusten in den eigenen Reihen werden die zermürbten Überlebenen dann letztendlich in der (fiktiven) Kleinstadt Ramelle fündig. Doch der schockierte Ryan weigert sich, einfach so seinen Posten aufzugeben und ist entschlossen, gemeinsam mit den letzten Verbliebenen seiner Einheit eine wichtige Brücke vor den nahenden Deutschen zu verteidigen. Das Team um Captain Miller entschließt sich notgedrungen, zu helfen. Doch die Deutschen sind entschlossen, den wichtigen Transportpunkt mit aller Macht zurückzuerobern…

Die Rezension

Selbst Genremuffel werden wohl zugeben müssen, dass „Der Soldat James Ryan“ aufgrund seiner brillanten Inszenierung zu den wohl packendsten und intensivsten Kriegsfilmen überhaupt gehört. Schonungslos und ganz ohne Pathos stellt er die Grauen des zweiten Weltkrieges so realitätsnahe wie nur möglich dar. Die Eröffnungszene am Omaha Beach zählt zu den absoluten Höhepunkten des Films, die selbst 20 Jahre später nichts von ihrer Intensität verloren hat. Durch den häufigen Einsatz von Handkameras hat Regisseur Spielberg das Geschehen mit so beängstigender Dichte eingefangen, dass man sich dem Gezeigten zu keinem Zeitpunkt zu entziehen vermag. Doch abseits aller handwerklich fantastischen Effekthascherei nimmt sich der Film im Rahmen seiner fast dreistündigen Laufzeit auch eine Menge Zeit für seine Charaktere und hinterfragt klug die Motive der Charaktere, sowohl auf alliierter Seite, aber auch auf jener der Nazis. Die grandiose Filmmusik von John Williams sowie die eindrucksvollen Bilder von Spielbergs Hauskameramann Janusz Kaminski drücken dem Film zusätzlich ihren eindrucksvollen Stempel auf. 

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Neben dem immensen Erfolg an den Kinokassen prägte der Film über Jahre die Medienlandschaft. Es folgte die von Tom Hanks und Steven Spielberg produzierte, extrem erfolgreiche Miniserie „Band of Brothers“, zudem entstand basierend auf dem Film auch das Videospiel „Medal of Honor“, welches eine ganz neue Form von WWII – Videospielen erschuf, und auf dessen Vermächtnis basierend später auch der Grundstein für die bis heute überaus erfolgreiche „Call of Duty“ – Reihe gelegt wurde. Aber auch andere Studios in Hollywood sorgten dafür, dass der Krieg in Film- und Serienform wieder äußerst präsent werden sollte. Ob nun John Woo´s „Windtalkers“ oder der von Randall Wallace mit Mel Gibson in der Hauptrolle inszenierte „Wir waren Helden“, der sich dem Vietnamkrieg zuwandte…es kann ohne Zweifel gesagt werden, dass „Der Soldat James Ryan“ auch heute noch zu den wichtigsten und eindrucksvollsten Filmen aller Zeiten gehört. 

Die UHD 

Auf analogem 35mm – Material gedreht und für die UHD komplett neu in 6K vom Originalnegativ abgetastet, entstand die Neuabtastung unter unmittelbarer Überwachung von Regisseur Spielberg, der hier zusammen mit den Verantwortlichen bei der Umsetzung jenem Ziel oberste Priotät einräumte, den von Spielberg intendierten Originallook der Kinofassung wiederherzustellen. Da der Film immer schon durch seine besondere Farbgebung prägte, die weitestgehend ausgewaschen und dreckig rüberkommt, war es für mich persönlich interessant zu sehen, wie dieses Vorhaben im Ergebnis wirken würde. Denn obwohl die bisherigen Veröffentlichungen auf DVD und Blu-Ray diesem gewollten Stil treu blieben, konnten sie in dessen Umsetzung doch nie die Qualität bieten, die der Film seinerzeit auf der Leinwand präsentierte. Während die DVD nach heutigen Maßstäben betrachtet einfach ausgewaschen wirkt, macht die Blu-Ray zwar immer noch einen besseren Job, kann aber ebenfalls zu keinem Zeitpunkt wirklich Referenzqualität bieten. 

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Die UHD macht besonders durch den erweiterten Farbraum dank HDR und Dolby Vision einiges besser, nicht nur in Sachen Farbgebung. So fällt im Vergleich zu vorherigen Veröffentlichungen sofort auf, dass der noch bisher vorhandene dünne schwarze Balken am oberen und unteren Bildschirmrand nun verschwunden ist, was für einen geringfügig größeren Bildausschnitt sorgt, der den Bildschirm nun vollständig ausfüllt. Warum diese Ränder seinerzeit überhaupt entstanden sind, ist und bleibt ein Rätsel, welches wohl nur die dafür Verantwortlichen klären können. Alles in allem zeigt sich das Bild nun besonders in den ruhigeren Szenen spürbar detaillierter und bietet besonders in Nahaufnahmen mehr Schauwerte, die auch besonders gut an den Texturen und Abzeichen der Uniformen sichtbar sind. Aber auch abseits davon gibt es viel zu entdecken, was dem Auge bei bisherigen Veröffentlichungen noch verborgen blieb.  Hier zeigt sich die UHD wirklich sichtbar überlegen. Doch zurück zur Farbgebung. Der störende Grünstich gehört nun endlich der Vergangenheit an, was insgesamt für ein deutlich natürlicheres Bild im Rahmen der stilistischen Farbgebung sorgt, welches besonders den Gesichtern zugute kommt und dafür sorgt, dass sich Hintergrund und Darsteller nun angenehm deutlich voneinander unterscheiden. Durch den Mehranteil an Farbe wirken auch Explosionen und Feuer hübscher als zuvor. Die deutlich stärkeren Kontraste tragen ebenfalls dazu bei, dass der von Spielberg intendierte Look nun auch endlich im Heimkino bewundert werden kann. Hier muss man dafür aber damit leben, dass dadurch besonders in dunklen Szenen das ein oder andere Detail verschwindet, dass auf DVD und Blu-Ray noch ersichtlich war. Insgesamt ist das aber ein sehr, sehr kleiner Preis im Vergleich zu all den sinnvollen Verbesserungen, welche man mit der UHD erhält. So kann man ein Upgrade von der Blu-Ray, welche der Veröffentlichung in ihrer ursprünglichen, also nicht neu aufbereiteten Form, ebenfalls beiliegt, definitiv guten Gewissens empfehlen. 

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Die Achillesferse der Deutschen Veröffentlichung ist dafür leider wieder mal der Ton. Wie auch bei der von uns in dieser Woche rezensierten UHD zu „Forrest Gump“ hat Paramount auch hier darauf verzichtet, dem geneigten Filmfan im deutschsprachigen Raum eine entsprechende Tonspur im zeitgemäßen Format zu spendieren. Stattdessen ist hier und in nahezu sämtlichen anderen Sprachen abseits der Originaltonspur wieder nur der alte Dolby Digital 5.1 – Ton verfügbar, der auch schon auf der DVD mitgeliefert wurde. Das ist hier im Vergleich zum eher dialoglastigen „Forrest Gump“ noch mal eine ganze Ecke bitterer, weil man hier wesentlich mehr Potenzial vergeudet hat, auch deutschsprachigen Zuschauern eine referenzverdächtige Neuabmischung zu schenken, wie sie die Englische Tonspur erhalten hat. Die kommt nämlich in eindrucksvollem Dolby Atmos daher und ist allen anderen Pendaten FAST immer weit überlegen. Die hohen Erwartungen, welche ich im Vorfeld besonders in Hinsicht auf das Spektakel am Omaha Beach hatte, wurden aber leider nicht erfüllt. Hier präsentiert sich der Ton wie ein sehr unstetiger Overkill an Effekten, der im Raumklang wenig nuanciert wirkt, sondern den gespannten Ohren einfach aus allen Seiten und Ecken alles entgegenwirft, was gerade am Bildschirm zu sehen ist, ohne dabei aber große Rücksicht auf die jeweilige Richtung zu nehmen. Danach wird es allerdings deutlich besser und nuancierter, wenngleich manche Unzulänglichkeiten in Sachen Richtungsausgabe offen bleiben, da diese gelegentlich auch hier kaum nachvollziehbar sind. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau, da die bessere Qualität der Atmos – Spur insgesamt deutlich hörbar ist und überdies wesentlich mehr Dynamik und Klarheit offeriert, die bei genügend Laustärke und einem ordentlichen Heimkinosystem in Kombination mit allen anderen Aspekten dafür sorgt, dass auch mal die Erde bebt. Aber eben nur auf Englisch. Schade. Da man sich hier übrigens auch die Bonusdisc der alten Veröffentlichungen gespart hat, gibt es auf der UHD sowie der beiliegenden alten DVD´s nicht ein einziges Extra. Audiokommentare, Trailer und all die interessanten Featurettes sucht man vergebens. 

Fazit

ava3„In Sachen Bildqualität bekommt man dank einem sorgfältig erstellten neuen Transfer vom Originalnegativ nun einen guten Grund geboten, DVD und Blu-Ray einzumotten. Die zahlreichen Verbesserungen, allen voran die bessere Farbgebung und der Zugewinn an Details, tun dem Film extrem gut. Tatsächlich hat ´Der Soldat James Ryan´ seit seiner Kinoaufführung nicht mehr so gut ausgesehen, bleibt dabei aber auch stets seiner düsteren Stilisierung treu. Dicke Kontrapunkte sind wieder mal Paramount – typisch der uralte Deutsche Ton, der sich trotz einiger Unzulänglichkeiten doch klar der neuen Dolby Atmos – Variante der Originaltonspur geschlagen geben muss. Ohne die Bonusdisc alter Releases mangelt es der UHD zudem vollständig an Bonusmaterial. Bedenkt man die hierzulande noch immer hohen Preise für die neuen Formate, hätte man hier WESENTLICH mehr tun können. Alleine das hervorragende neue Master ist aber dennoch eine Anschaffung wert.“

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