UHD: „Blade“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

                                           Quelle Bildmaterial: „©Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.“

                                                                     Ab sofort erhältlich

81kXICP2vKL. SL1500 Dass sich Blade bald dem Marvel Cinematic Universe anschließen wird, ist längst in trockenen Tüchern. Niemand geringeres als Oscar©-Preisträger Mahershala Ali wird dann in die Rolle des ikonischen Vampirjägers schlüpfen. Eine deutlich zahmere Gangart ist dann aus Gründen der Massentauglichkeit zu erwarten. Bis es soweit ist, können wir uns weiterhin an der Erstverfilmung von 1998 freuen. Unter der Regie von Stephen Norrington entstand eine angenehm kompromisslose Comicverfilmung mit einem arschcoolen Wesley Snipes, die bis heute als eine der besten frühen Umsetzungen hohen Status bei Fans genießt. Nun gibt es das Spektakel erstmals als 4K UHD. Das ganze natürlich komplett unzensiert. 

Der Film

Vampire. Bereits seit vielen Jahrhunderten wandeln die beinahe unsterblichen Blutsauger unter den normalen Menschen. Während die blutreine Elite in geheimen Versammlungen die Geschicke der Gesellschaft zu steuern versucht, fröhnt das in ihren Augen minderwertige weil lediglich nachträglich verwandelte Straßenpack ein wesentlich wilderes, mordlustigeres Dasein im Schatten der Nacht. Die Schwächen sind aber immer gleich: Knoblauch, ultraviolette Strahlung und Silber. Manchmal jedoch kann es vorkommen, dass Mutationen im Verwandlungsprozess etwas gänzlich anderes erschaffen. Als sogenannter Daywalker durchstreift Blade (Wesley Snipes, Der Prinz aus Zamunda 2) jede Nacht die dunklen Straßen einer Großstadt, um den verhassten Vampiren den Garaus zu machen. Nachdem die hochschwangere Mutter von einem Vampir gebissen wurde, übertrugen sich sämtliche Stärken des Nachtvolks auf den Ungeborenen. Die Entbindung überlebte sie jedoch nicht. 

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Übermenschliche Zähigkeit, Agilität und Kraft sind nur wenige der Werkzeuge, die Blade als Erwachsener in den Kampf gegen die Untoten führt. Sonnenlicht macht ihm ebenso wenig aus wie ein kräftig gewürztes Knoblauchbrot, nur der ureigene Durst nach Blut quält ihn. Als Waisenjunge geriet Blade früh unter die Fittiche des Vampirjägers Whistler (Kris Kristofferson, Convoy), der das Potenzial des Daywalkers erkannte und ihn über die Jahre nicht nur zum versierten Killer ausbildete, sondern ihn auch mit den dafür notwendigen Waffen versorgt. Gemeinsam suchen sie zudem nach einem Mittel, um das Verlangen nach Blut effektiv eindämmen zu können. Währenddessen plant der niedere Vampir Deacon Frost (Stephen Dorff, True Detective), „sein Volk“ endgültig an die Spitze der Nahrungskette zu erheben. Mit dem Versteckspiel soll endgültig Schluss sein. Dazu soll der uralte Blutgott La Magra wiedererweckt werden, von dessen Macht sich Frost die Weltherrschaft verspricht. 

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Nachdem Blade die Ärztin Karen Johnson nach erfolgtem Biss gerade noch von der endgültigen Verwandlung heilen konnte, schließt sie sich Blade und Whistler kurzerhand der Jagd nach Frost an. Der hat mittlerweile sämtliche Vampirfürsten ausgeschaltet und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, das Trio vor der alles entscheidenen Nacht um die Ecke zu bringen. Der chronisch wortkarge Blade wird dieses Mal allerdings weit mehr als Knoblauch und Silber benötigen, um die Menschheit vor dem Schlimmsten zu bewahren…

Die Rezension

Die Figur des Blade war ursprünglich nie als Hauptcharakter einer Jahrzehnte überdauernden Comicreihe gedacht. Der erste Auftritt erfolgte 1973 als Nebenfigur der Reihe Tomb of the Dracula, mauserte sich in der Folgezeit aber zum absoluten Fanliebling und durfte schließlich zwei Jahre später erstmals in eigenen Geschichten zu Werke gehen. Mitte der Neunziger bekam er dann seine eigene Serie. Die Verfilmung bleibt der Vorlage angenehm treu. Düster, brutal und blutig geht es hier über knapp zwei Stunden Laufzeit zu. Damals topmoderne Computertricks sorgten dafür, dass die Blutsauger so effektiv wie nie zuvor dahinschieden. Für die hiesigen Moralwächter Grund genug, den Film nach erfolgreichem Run in den deutschen Lichtspielhäusern prompt auf den Index jugendgefährdener Schriften zu verfrachten. Mit dem 2011 erfolgten Versuch, den sogar folgeindizierten Film in unzensierter Fassung vorzeitig von seinem Schicksal zu befreien, scheiterte Warner 2011. Erst acht Jahre später gelang das Vorhaben nach erneutem Anlauf.

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Seitdem darf Blade nicht nur ungekürzt mit Freigabe ab 18 Jahren im Handel vertrieben werden, auch im TV kommt man endlich in den Genuss der originalen Kinofassung. Vorbei sind also die Zeiten, wo einem als Alternative zur stark geschnittenen Fernsehversion (die gelegentlich vor 23 Uhr immer mal wieder ausgestrahlt wird) nur der Import aus dem Ausland bleibt. Blade lebt aber nicht nur von seiner gelungenen Atmosphäre, sondern vor allem von seinen Darstellern. Wesley Snipes entpuppte sich auch dank seiner Kampfsportkenntnisse als absolute Idealbesetzung für die Rolle des Einzelgängers, der mit coolen Sprüchen und Sonnenbrille zu jeder Tages- und Nachtzeit Angst und Schrecken unter den Vampiren verbreitet.

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Mit Kris Kristofferson in der Rolle des Whistler gelang es den Machern, ein menschliches Gegenstück zu etablieren, während sich Stephen Dorff große Mühe gibt, seine Figur als machtgieriger Vampir mit Minderwertigkeitskomplexen mit der nötigen Tiefe zu versehen. Hip Hop statt Heavy Metal untermalt die stylisch choreografierten Kampfsequenzen optimal und trug mit dazu bei, dass sich Blade spätestens mit seinem Kinodebüt einen festen Platz in der Popkultur der Neunziger verdienen konnte. Zugegeben, ganz ohne Oberflächlichkeiten kommt der Film zwar nicht aus und heute werden diese umso deutlicher, dennoch zählt der Film für viele zu den besten Produktionen aus dem Hause Marvel, noch Jahre bevor die mit ihrem Cinematic Universe selbst das Ruder über ihre hauseigenen Schöpfungen übernahmen und sämtliche Rekorde an den Kinokassen brechen sollten. Ein klasse Film, der neben Videospielen und Co. noch zwei schlechtere Fortsetzungen und sogar eine kurzlebige Serie hervorbrachte.

Die UHD: Das Bild

Blade bekam für seine Neuauswertung eine frische Abtastung vom analogen 35mm-Material in echtem 4K spendiert, dementsprechend haben wir es hier mit einer komplett nativen Scheibe zu tun, die zusätzlich mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision aufwartet. Die ebenfalls beiliegende Blu-Ray nutzt leider weiterhin das bereits bekannte Master, profitiert in dieser Form also nicht von den Neuerungen, dient andererseits aber als guter Vergleich zwischen den beiden Versionen. Schnell zeigt sich dabei, dass die Blu-Ray modernen Ansprüchen nicht mehr gewachsen ist. Obwohl die Detailwiedergabe für Produktionen aus damaligen Verhältnissen nicht schlecht ist, merkt man dem Transfer sein Alter an. Farben werden teilweise arg übersaturiert ausgegeben, während die vielen dunklen Szenen die Kontrastgebung immer wieder an die Grenzen des Machbaren treiben. Ansehbar bleibt der Film auf diese Weise definitiv, dass es aber doch besser geht, beweist die UHD vom ersten Moment an. 

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Alleine die vierfach höhere Auflösung bringt Details zurück, die man so bisher gar nicht wahrnehmen konnte. Dadurch entstehen aber nicht nur Vorteile, denn manche der Effekte (speziell die liquide Form von La Magra) sahen damals schon nicht gerade ansehnlich aus und wirken in dieser Form nur noch altbackener. Blade ist visuell immer dann am stärksten, wenn die Tricks praktischer Natur sind. Alleine die Kamerafahrt über die verkohlte Leiche von Quinn präsentiert sich als noch ekelhafter als bisher. Aber auch Nahaufnahmen legen im Vergleich zur Blu-Ray deutlich an Feinzeichnung zu. Einige extrem weiche Shots sind aber erhalten geblieben. Die sind allerdings in dieser Form wohl schon auf dem Originalnegativ so vorhanden gewesen. Wenn sich mitunter kristallklare Einstellungen aber mit wachartigen Folgeszenen abwechseln, stört einen das natürlich dennoch. Besonders das Aufeinandertreffen zwischen Blade und Frost bei hellichtem Tag ist hier als Musterbeispiel zu nennen. Und man wird den Verdacht nicht los, dass Warner bei der Körnung nachträglich etwas gefiltert hat. Ein feines Korn ist zwar erhalten geblieben, vergleicht man aber die wesentlich auffälligere Körnung der Blu-Ray mit dem der UHD, kann diese nicht alleine auf die Neuabtastung zurückzuführen sein. Dadurch geraten weiche Einstellungen und die nicht immer guten Effekte leider noch offensichtlicher. Alles in allem darf man sich aber über ein sehr homogenes Bild mit hoher Laufruhe freuen, welches die alten Veröffentlichungen trotz Schwächen mühelos in die Tasche steckt. 

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Auch bei Farben und Kontrasten hat sich einiges getan. Sofort fällt auf, dass die Schwarzanteile sich über die UHD wesentlich kraftvoller darstellen, was den düsteren Look des Films sehr viel besser unterstreicht. Nur gelegentlich hat die Durchzeichnung darunter zu leiden, gerade die dunklen Haare vieler Darsteller samt passender Kleidung verlieren ohne angemesse Ausleuchtung an Nuancen. Insgesamt ist aber auch hier ein deutlicher Mehrwert zu erkennen. Die Szene, in der Blade in komplett weißem Raum auf eine alte Bekannte stößt, kann sich ebenfalls sehen lassen. Hier präsentieren sich die Weißanteile derart klar und kraftvoll, dass es eine wahre Augenweide ist. Bei der Farbgebung gibt sich die UHD deutlich ausgewogener als die Blu-Ray. Hauttöne werden neutraler dargestellt und präsentieren sich nicht mehr ganz so übersättigt wie bisher. Dunkle Szenen werfen oft von Blau- und Silbertönen dominiert. Scheint genügend Licht, wandert der Film in wärmere Gefilde und kann besonders bei den Rotanteilen satte Ergebnisse abliefern. Das alles wirkt sehr stimmig und angenehm homogen. 

Die UHD: Der Ton

Während Warner der englischen Tonspur eine taufrische Abmischung in Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern spendiert hat, werden deutschsprachige Konsumenten leider einmal mehr nur mit der alten Klangkonserve aus dem DVD-Zeitalter abgespeist. Der Mix in Dolby Digital 5.1 hat schon vor fünfzehn-zwanzig Jahren kaum vom Hocker reißen können und enttäuscht jetzt umso mehr. Obwohl die Dialoge aus dem Center durchgehend sauber verständlich sind, mangelt es dem Film in dieser Form an sämtlichem Drum und Dran. Viel zu frontlastig ist das Geschehen hier, während im Hintergrund entweder nur schwache oder sogar gar keine Aktivität vorhanden ist. Nehmen wir als Referenz die legendäre Blutorgie am Anfang, werden diese Schwächen überdeutlich. Unschön übersteuernder Bass dröhnt aus dem Subwoofer und obwohl man mitten drin in einer feiernden Menge steht, kommt nahezu die komplette Aktivität ausschließlich von vorne. Wenn Blade wenig später seinen Bumeran einmal im Uhrzeigersinn durch den Raum wirft, nimmt man das ebenfalls kaum im Heimkino wahr. Solche Lackluster ziehen sich dann bis zum Ende durch den gesamten Film. Es mangelt an Dynamik, Kraft und passender Effektplatzierung. 

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Wandert man rüber zur englischen Neuabmischung, ergibt sich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Gemessen an der gleichen Szene wirken die Bässe sehr viel ausbalancierter und überdröhnen die gesamte Einstellung nicht mehr. Hier steigt die Deckenebene direkt voll ein und gibt den Blutregen eindrucksvoll von oben wieder, Soundtrack inklusive. Eben so, wie es sein sollte. Nimmt Blade dann sein blutiges Handwerk auf, werden Schüsse kraftvoll und korrekt platziert wiedergegeben, der Bumerang rauscht komplett durch den ganzen Raum um den Zuschauer herum. Auch im Finale wird einiges geboten. Wenn die „Geister“ der Vampirführer durch den Raum fliegen, fühlt man sich einmal mehr mitten im Geschehen, wo man bei deutschen Tonspur zum Zuschauer verdammt ist und sich La Magra gleich freiwillig anbieten will. Bei der Folterszene des Archivars brutzelt es herrlich aus allen Richtungen. Selbst die alte Masterspur der Blu-Ray liefert in all diesen Aspekten so viel besser ab. Es ist einfach eine Schande, wie gut Blade klingen kann, wenn man ihn nur ließe. So scheißt Warner weiterhin auf sämtliche Ansprüche zahlungswilliger Cineasten außerhalb englischsprachiger Länder. Anders kann man es leider nicht ausdrücken.

Die Extras

Kurz und knapp, sämtliche bereits bekannten Extras sind auch dieses Mal wieder mit an Bord und finden sich komplett auf der beiligenden Blu-Ray wieder. Neues Material gibt es also nicht, was den happigen Preis der bereits vergriffenen Erstauflage (die im Jahr der Scalper leider gegenwärtig nur noch überteuert bei einschlägigen Auktionsplattformen erhältlich ist) nicht viel besser macht. Immerhin ist das Gebotene sehr umfangreich geraten und informiert umfangreich über die Herstellung des Films. Alleine „La Magra“ bietet einen knapp einstündigen Einblick in die Produktion, neben zahlreichen Interviews findet man dort sogar einige Deleted Scenes und das ursprüngliche geplante Ende. 

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Eine knappe weitere Stunde widmet sich aufgeteilt auf drei Featurettes den Ursprüngen der Figur, erklärt den Vampirmythos auf wissenschaftlicher Ebene und lässt dabei sogar Experten zu Wort kommen, während Production Designer Kirk Petruccelli den Zuschauer abschließend hinter die Kulissen aller relevanten Gestaltungsprozesse entführt. Definitiv interessante Beigaben also, nur leider als solche alles andere als neu. Wer bisher aber noch nicht mit Blade in Kontakt gekommen ist, bzw. dessen Bonusmaterial, sollte sich dieses definitiv zu Gemüte führen. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Nach all den Jahren auf dem Index samt verstümmelter Fernseh- und Kaufhausfassungen durften sich Fans des kultigen Vampirkillers umso mehr auf die Premiere der UHD freuen. Und obwohl der Film dank nativer Abtastung in 4K vor allem in Sachen Bildqualität teilweise massiv zulegt und dadurch alleine schon Grund genug zum Upgrade liefert, hinterlassen der lustlos wiederverwertete Uralt-Ton sowie die völlige Abwesenheit neuer Extras einen bitteren Nachgeschmack wenn man bedenkt, wie viel Warner für das mittlerweile nur noch zu Mammutpreisen erhältliche Steelbook verlangt. Wen das nicht stört, kann aber guten Gewissens zugreifen. Abseits alter Mankos und schlecht gealterter Effekte sah Blade nie besser aus. Allen anderen wird die altgediente Blu-Ray aber auch weiterhin brauchbare Dienste leisten.“

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