UHD/BD: „Sicario 2“

                                 Getestet und verfasst von General M 

                               Ab 29. November 2018 erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

91YSpYBVdBL. SL1500 Wirklich authentische Thriller sind rar geworden in den letzten Jahren. Als Zuschauer im Sessel zu hocken, die Hände in die Auflage gekrallt und so sehr gebannt vom Geschehen, dass man gelegentlich das Atmen vergisst – all das macht für mich einen perfekten Thriller aus. Und für all das hat 2015 ein Film gesorgt, der mehr aus Zufall und Langeweile im Player landete: Sicario. Der von Blade Runner 2049 – Regisseur Dennis Villeneuve inszenierte Film wusste auf ganzer Linie zu überzeugen. Starke Darsteller, fantastische Bilder und ein hochspannender Plot, der mit Action und harten Schauwerten nicht geizte…klar, dass da irgendwann eine Fortsetzung her musste. Die erschien dann auch in diesem Jahr und machte manches anders als der Vorgänger. Warum der Film dennoch in jede gut sortierte Genresammlung gehört, klärt unser Test wie immer pünktlich zum Heimkinostart.

Der Film

Dass die mexikanischen Drogenkartelle nicht nur Rauschgift, sondern auch Menschen in die Vereinigten Staaten schmuggeln, ist bekannt. Nun jedoch hat die Skrupellosigkeit der Kartellbosse endgültig neue Grenzen überschritten. Denn als auf U.S. – Boden ein islamistisch motivierter Terroranschlag verübt wird und sich herausstellt, dass der Täter über Mexiko eingeschleust wurde, beauftragt der Verteidigungsminister den CIA-Paramilitär Matt Graver (Josh Brolin, Deadpool 2) damit, dem illegalen Grenztreiben ein Ende zu setzen. Der skrupellose Agent, der bereits einige Erfahrung im Kampf gegen die Kriminellen jenseits der Grenze hat, verfügt zum Glück bereits über einen passenden Plan.

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In einer verdeckten Operation soll Isabela, die 16 – Jährige Tochter des für den Schmuggel hauptverantwortlichen Kartellchefs Carlos Reyes entführt werden, die Tat soll dessen Konkurrenten in die Schuhe geschoben werden. Graver erhofft sich dadurch, dass sich die Kartelle anschließend untereinander zerfleischen und die Einfuhr von Menschen und Drogen dadurch vorerst, noch besser aber endgültig versiegt. Mit von der Partie ist auch wieder der dubiose Söldner Alejandro Gillick (Benicio del Toro, Oscar© für Traffic), der mit Reyes noch eine ganz persönliche Rechnung offen hat. Das Unternehmen scheint vorerst zu glücken. Doch als die Regierung das Mädchen tot sehen will, regen sich selbst im eiskalten Gillick erste Gewissensbisse…

Die Rezension

Noch härter, noch düster, noch kompromissloser – Stefan Sollima, der hier für die Regie verantwortlich war, verzichtet in der Fortsetzung deutlich mehr auf jene moralische Komponente, für die zuvor noch Emily Blunt zuständig war. Die allerdings spielt im zweiten Teil nicht mit, was Tür und Tor für ein bleihaltes Spektakel öffnet, in dem die Grenze zwischen Held und Schurke gefährlich nahe beeinander liegt, ja oft sogar ineinander verschwimmt. Das Drehbuch für Sicario 2 stammt dabei abermals aus der Feder von Autor Taylor Sheridan, der bereits das Skript für den Vorgänger verfasst hat und zudem mit Hell or High Water sowie Wind River bewiesen hat, dass er es meisterhaft versteht, interessante und vielschichte Charaktere zu kreiieren. Und die findet man hier überall. Nicht nur, dass Benicio del Toro wieder mal brillant aufspielt und gerade immer dann am besten ist, wenn er einfach nur geheimnisvoll in der Ecke hockt (was man ja auch erstmal schaffen muss), auch bekommt dessen eigentliche Hauptrolle nun deutlich mehr Substanz verliehen, ohne dabei entmystifiziert zu werden. Josh Brolin sorgt abermals für die coole, harte Komponente des Films und beweist, dass er selbst nach zig tragenden Rollen des Kinojahres 2018 immer wieder zu begeistern weiß. Dementsprechend trägt er die erste Stunde des Films auch mühelos alleine. 

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Aber auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt. Sängerin und Jungschauspielerin Isabebela Moner, die momentan für den Dora the Explorer – Kinofilm vor der Kamera steht, entpuppt sich als eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente der letzten Jahre. Die so gewissenhafte Rolle, die Emily Blunt noch im ersten Teil verkörperte, vermisst man hier aber doch. Denn ohne jene Komponente verkommt die Moral selbst zum zentralen Bösewicht des Films, gegen die alle Charaktere auf ihre ganz eigene Weise anzukämpfen haben. Die Frage, wie weit man bei der Sicherung der eigenen Grenzen und der Verteidigung seiner Bürger gehen darf, schwebt wie ein permantes Damoklesschwert über der gesamten Handlung, die den Zuschauer dadurch in einen Strudel aus Gewalt und Zweifeln reißt, aus dem es so schnell kein Entkommen mehr gibt. Dadurch entfaltet der Film aber auch eine einzigartige Dynamik und Spannung, der man sich ebenso wenig entziehen kann wie im Vorgänger. Trotz kleinerer Schwächen ist Sicario 2 aber eine absolut gelungene Fortsetzung, die den Maßstab für gute und harte Thriller abermals auf einen neuen Maßstab hebt. Ein dritter Teil ist übrigens längst in Planung. 

UHD und Blu-Ray

Sicario 2 entstand komplett digital unter Einsatz von Arri ALEXA XT Plus und ALEXA Mini – Kamerasystemen. Aus deren Ausgangsauflösungen von bis zu 3.4K entstand ein 2K Digital Intermediate, welches auch bei Blu-Ray und UHD zum Einsatz kommt, natürlich entsprechend runter- bzw. hochskaliert. Somit bietet letztere natürlich auch kein natives 4K. Das Ergebnis kann sich aber trotzdem absolut sehen lassen. Angefangen bei der Blu-Ray, die dem Look des Vorgängers in nichts nachsteht und hier auf das gleiche, stilistisch gelblastige Bild bei allen Szenen in und um Mexiko setzt, dafür in Büroräumen etc. bewusst eher auf kühle Farbtöne setzt, bis zu den Kontrasten, die sich fast durchgehend auf hervorragendem Niveau präsentieren, kann Sicario 2 bereits in der regulären HD – Version überzeugen. Dabei stimmen auch die Details, denn in Nahaufnahmen zeigen sich die Gesichter in absoluter Referenzoptik und lassen kleine Falten und Poren erkennen. Je nach Hintergrund fällt auch das leichte Filmkorn mal mehr, mal weniger stark ins Auge, störend ist es aber zu keinem Zeitpunkt. 

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In hochskaliertem 4K darf dann auch die UHD zeigen, was sie drauf hat und bietet nochmals feinere Details, die selbst die schon hervorragende Blu-Ray nicht mehr erfassen kann. Gleichzeitig verweilt die Schärfe konsequent auf absolutem Spitzenniveau und versumpft auch in hektischen Momenten nicht. Hier macht das Format genau das, was ich mir von ihm grundsätzlich erwarte. Dank des erweiterten Farbraums werden die Farben hier nochmals etwas wärmer und nuancierter ausgegeben, zudem bietet die UHD Support für HDR10 und Dolby Vision. Damit kommen aber auch einige Unterschiede zutage, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Während Dolby Vision nämlich bei helleren Szenen die Nase vorne hat, präsentiert sich HDR10 in dunklen Szenen überlegen. Hier sind zwar die Schwarzwerte weniger kräftig ausgeprägt, dafür gehen in den arg finsteren Dolby Vision – Momenten deutlich weniger Details verloren. Außerdem bietet der Film mit HDR10 angenehmere Gesichtstöne, hier neigt Dolby Vision etwas zur Überkontrastierung, punktet aber dafür wieder bei allen restlichen Kontrasten. Es ist schwierig, hier einen Gewinner auszumachen, alles in allem würde ich aber HDR10 knapp den Sieg zusprechen. Da bietet die Blu-Ray fast schon den besten Kompromiss beider Welten. Alles in allem zeigt sich die UHD aber alleine schon dank der teils deutlich höheren Gesamtqualität überlegen und stellt trotzdem die erste Wahl für anspruchsvolle Cineasten dar. 

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Beim Sound gibt es dagegen weitaus weniger Grund für Detailvergleiche, denn alle Fassungen warten vorbildlicherweise gleich mit deutschem und englischem Dolby Atmos – Ton auf. Und der haut von der ersten Sekunde so unbarmherzig rein, dass man sich sofort mitten im Geschehen wägt. Alleine der Subwoofer liefert bisweilen enorm kräfte Bässe, aber auch die Effektverteiligung auf der regulären Ebene ist einfach nur sensationell. So lassen sich Schüsse korrekt und äußerst präzise aus den passenden Richtungen ausmachen, auch Hintergrundgeräusche schallen mit guter Präsenz aus den Rücklautsprechern. Gleichzeitig sind die Stimmen stets prima zu verstehen, gehen also nie im Trubel unter. Auch der fantastische Score der Isländerin Hildur Guðnadóttir lässt sich in den richtigen Momenten optimal heraushören. Auf der Deckenebene gibt sich der Film überraschend zurückhaltend, was aber durchaus von Vorteil ist, da die wenigen, sich hauptsächlich auf Helikoptergeräusche beschränkenden 3D – Elemente dafür umso besser zur Geltung kommen und sogar in Sachen Effektplatzierung nie aus der Reihe fallen. Statt sich also unnötig aufzudrängen, untermalt die Deckenebene das Geschehen einfach stets im richtigen Moment. Kombiniert man all diese Impressionen, steht ohne Frage fest, dass wir es bei Sicario 2 mit einer der eindrucksvollsten Tonspuren des Heimkinojahres 2018 zu tun haben. Dafür an dieser Stelle ein großes Lob. 

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Einen kleinen Wermutstropfen gibt es letztendlich aber doch, denn das Bonusmaterial ist eher mager ausgefallen. Die Gesamtspielzeit von mehr als einer halben Stunde wird in drei Featurettes unterteilt, die glücklicherweise hier auch direkt auf der UHD zu finden sind. Neben dem Making Of, welches sich gut fünfzehn Minuten lang den Dreharbeiten widmet, wird ebenso auch die Reihe an sich etwas genauer beleuchtet, auch Cast und Crew dürfen am Ende nochmal ausführlich über ihre Rollen sinnieren. Das ist zwar alles ganz schön und gut, etwas mehr Boni wie beispielsweise ein Audiokommentar wäre allerdings wünschenswert gewesen. 

Fazit

ava5„Das Überraschungsmoment des ersten Teils kommt Sicario 2 zwar ein bisschen abhanden, dank kompromissloser Härte und einer nervenzerfetzenden Spannung von Anfang bis Ende sowie gewohnt starken Darstellern ist die Fortsetzung zum Thrillerhit von 2015 aber trotzdem mehr als sehenswert ausgefallen und bietet Genrefans genau das, was sie sich wünschen. Dass ich mich bereits auf den dritten Teil freue, liegt aber nicht nur am Film selbst, sondern auch an der in fast allen Belangen vorbildlichen Heimkinoveröffentlichung. Bereits die Blu-Ray bietet ein tolles Bild bei referenzverdächtigem Ton, während die UHD einfach nochmal eine Schippe drauflegt, dabei aber in Sachen Kontrasten eher den Kürzeren zieht, dafür in allen anderen Punkten nochmals überragt. Da fallen dann auch die eher mageren Extras nicht groß ins Gewicht. Wer also noch unsicher ist, ob er Sicario 2 ins Regal stellen will, kann beruhigt werden – dank des schicken Steelbook ist die UHD nämlich bereits in Sachen Aufmachung die allererste Wahl.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

 

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