Der Film
Unter Leitung des jüdischen Verwalters Itzhak Stern (Ben Kingsley, Ghandi) beginnt die Emaillenfabrik rasch zu florieren. Die Arbeitsplätze sind besonders unter den Juden sehr begehrt, denn als Produktionshelfer kriegswichtiger Güter sind die Arbeiter vor dem Zugriff der Gestapo weitestgehend geschützt, was in diesen Zeiten mehr wert ist als jede Geldsumme. Der neue Reichtum öffnet Schindler Tür und Tor, die Schicksale seiner Untergebenen interessieren ihn zunächst aber nur wenig, weshalb er auch verärgert darüber reagiert, als er entdeckt, dass Stern besonders jene für die Arbeit rekrutiert, die in den Augen der Besatzer als wertlos eingestuft werden und die anderenfalls längst ermordet worden wären. Das immer mehr Juden in Züge ohne Wiederkehr gepfercht werden, ist längst kein Geheimnis mehr.
Als der gnadenlose SS – Offizier Amon Göth (Ralph Fiennes, Skyfall) mit dem Auftrag in Polen eintrifft, dort Aufbau und Leitung eines Arbeitslagers zu übernehmen, erreicht das Morden neue Dimensionen. Durch seinen Sadismus und seine Grausamkeit, die besonders bei der gewaltsamen Räumung der Ghettos niemandem entgeht, wird auch Schindler erstmals Zeuge der barbarischen Brutalität der Nationalsozialisten. Als auch dessen Arbeiter allesamt interniert werden, kämpft Schindler erst aus Gewinnsucht, später aber immer mehr aus reiner Menschlichkeit um das Leben seiner Angestellten. Während sich der Krieg allmählich gegen das Blatt der Deutschen wendet, wird der Holocaust in Auschwitz und Co. immer härter vorangetrieben. Die Namen auf Schindler´s Liste werden zum Entscheidungsträger über Leben und Tod…
Die Rezension
Für Steven Spielberg, der mit 17 Jahren erfuhr, dass ein Teil seiner jüdisch-ukrainischen Familie in Konzentrationslagern den Tod fand, war Schindler´s Liste eine Herzensangelegenheit. Und das so sehr, dass der Regisseur den Film ohne Annahme einer Bezahlung verwirklichte und bis heute auch kein filmrelevantes Material signiert. Stattdessen wandert bis heute jeder Gewinn in das Fortbestehen der von Spielberg gegründeten Shoah Foundation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Schrecken des Holocaust für nachfolgende Generationen zu konservieren.
Die Dreharbeiten waren für alle Beteiligten extrem beschwerlich und öffneten vielen Beteiligten erst wirklich die Augen über die Schrecken nationalsozialistischer Verbrechen. Spielberg, der gleichzeitig via Satellit die Fertigstellung des im gleichen Jahr veröffentlichten Jurassic Park überwachte, arbeitete bis über den Rand der Erschöpfung hinaus. Zu großen Teilen vor Originalschauplätzen und ganz ohne jedwede Computereffekte erschaffen, entstand ein packendes, eindringliches wie gleichermaßen schockierendes Meisterwerk, welches den Zuschauer gnadenlos in die Abgründe der vielen Verbrechen unter Deutscher Kriegsbesatzung entführt. Schindler´s Liste ist ein Film gegen das Vergessen. Er ist Erinnerung und gleichzeitig Mahnung, wozu Menschen in ihren schlimmsten wie besten Momenten fähig sein können. Es ist schon wahr, was im Talmut steht: Wer ein Leben rettet, der rettet die ganze Welt. Schindler selbst überlebte den Krieg und starb verarmt im Jahr 1974. Begraben liegt er bis heute in Jerusalem. Seine letzte Ruhestätte wird noch immer von vielen Juden besucht.
Brillant gespielt entfaltet der Film eine beängstigende und depressive Sogwirkung, der man sich unmöglich entziehen kann. Kameramann Janusz Kaminski gelang es, die wahren Geschehnisse in derart aussagekräftigen Bildern einzufangen, dass man gelegentlich wegsehen will, es aber doch unmöglich kann. Und auch die längst legendäre Filmmusik von Komponist John Williams trägt einen großen Teil zur düsteren Atmosphäre bei, besonders dank des schwermütigen und emotionalen Violinespiels von Itzhak Perlman. Die Belohnung für alle Mühen: Neben zahlreichen Nominierungen und Preisen rekordverdächtige zwölf Oscar© – Nominierungen, von denen der Film sieben gewinnen konnte, darunter für den besten Film, die beste Regie und die beste Filmmusik. Schindler´s Liste ist kein Film, den man gesehen haben sollte. Es ist ein Film, den man schlicht gesehen haben MUSS. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen.
UHD und Blu-Ray
Bereits die Erstveröffentlichung des Films auf Blu-Ray konnte durch gute Bildqualität überzeugen. Deswegen war es besonders interessant zu sehen, inwiefern die von Spielberg persönlich überwachte und abgesegnete 4K – Neuabtastung vom Originalnegativ da noch eins draufsetzen würde. Einen guten Ersteindruck konnte man bereits im letzten Jahr pünktlich zum Jubiläum in den Vereinigten Staaten erhaschen, wo die UHD längst erhältlich ist. Die lange Wartezeit hat sich aber hierzulande gelohnt, denn anders als dort findet das neue Master hier auch auf der neu aufgelegten Blu-Ray Verwendung, die also ebenfalls vom Remaster profitiert und die der 4K – Version als Bonus beiliegt. 1993 entstanden, wurde der Film auf 35mm – Analogmaterial gebannt und ist wie bereits erwähnt bis auf wenige Ausnahmen komplett in Schwarzweiß gehalten. Der größte Unterschied zwischen dem Remaster und der ursprünglichen HD – Veröffentlichungen liegt vor allem im präsenteren Filmkorn, was den Film im Ergebnis näher an das originale Kinoerlebnis heranbringt. Gleichzeitig darf man sich bereits hier über etwas kräftigere Schwarzwerte freuen, die den einprägsamen Look nochmals verstärken. Lobenswert ist, dass Universal hier nicht den gleichen Weg eingeschlagen hat, wie es seinerzeit FOX beim Remaster von Predator getan hat. Dort ruinierte der übermäßige Einsatz von Filtern, besonders von Weichzeichnern, das Filmerlebnis komplett. Schindler´s Liste stattdessen bemüht sich um ein Höchstmaß an Authentizität. Das körnigere Bild mag nicht jedermanns Sache sein, bietet aber für wahre Cineasten doch das bessere Ergebnis im Vergleich zur Erstveröffentlichung. Ein Upgrade lohnt dann aber auch wirklich nur für Puristen.
Deutlich interessanter ist da schon die UHD geraten, die übrigens natives 4K bietet und gleichzeitig neben dem erweiterten Farbraum auch Support für HDR10 und Dolby Vision an Bord hat. Zunächst fällt auf, dass die UHD formatstypisch einen Ticken dunkler daherkommt als die Blu-Ray, was dem Film aber gut zu Gesicht steht. Die deutlich kräftigeren Kontraste stechen hier als zentrales Merkmal hervor. Alleine die Schwarzwerte bewegen sich hier im Rahmen der 4K – Auswertung auf Referenzniveau, wobei besonders die Szenen bei Tag zu erwähnen sind. In den dunkleren Momenten dominieren eher Grautöne, für einen Schwarzweißfilm ganz normal und anders auch nicht zu machen. Die gelegentlich auftretenden Unschärfen, die besonders bei Weitwinkelaufnahmen sichtbar sind, kann auch das Remaster nicht beheben, da die jeweiligen Szenen kamerabedingt einfach nicht in anderer bzw. besserer Form verfügbar sind. Stören tut das aber nicht, die Schärfewerte sind abseits davon hervorragend. Der Auflösungsvorteil geht aber noch weiter, denn das auf der Blu-Ray noch sehr präsente Filmkorn ist hier deutlich feiner geraten und sorgt für ein ruhigeres, dabei aber immer noch natürliches und authentisches Bild. Das Upgrade von der Blu-Ray zur 4K – Disc lohnt also deutlich mehr als von der HD – Erstauflage zum HD – Remaster.
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man sich auch im deutschsprachigen Raum bei beiden Formaten über ein Upgrade beim Sound freuen kann. Während die alte Blu-Ray noch mit regulären DTS – Ton aufwartete, bieten sowohl UHD als auch die neue Blu-Ray erstmals deutschen Dolby Atmos – Sound mit TrueHD – Kern. Durch die zusätzliche Deckenebene öffnet sich der Film etwas mehr in den Raum, hält sich aber sonst in ihren Alleinstellungsmerkmalen eher bedeckt. Besonders Szenen wie die am Bahnhof gehören noch zu den erinnerungswürdigeren Momenten, hier ist der Trubel der Menschenmengen viel greifbarer und immersiver, wozu auch die toll von oben klingende Dampflokomotive einiges beiträgt. Und auch die kontrovers diskutierte Duschszene bekommt durch die realistisch von oben kommenden Wassergeräusche eine noch viel beklemmendere Atmosphäre. Alles in allem sinnvolle Verbesserungen, einen wirklich großen Mehrwert auf der dreidimensionalen Ebene bietet Schindler´s Liste aber mangels Möglichkeiten kaum. Den Zugewinn erhalten deutsche Zuschauer eher auf der regulären Ebene, denn im Vergleich zum alten DTS – Ton präsentiert sich die Atmos – Spur aus allen Richtungen kraftvoller und dynamischer, was auch dem Score gut tut. Die Stimmverständlichkeit im Center ist hervorragend.
Hinweis: Die hiesige Erstauflage des Films enthält bedauerlicherweise einen Masterfehler. In einer Szene ist für kurze Zeit deutlich die italienische Synchronspur zu hören. Universal Pictures Deutschland ist sich des Problems bewusst und bietet sämtlichen betroffenen Käufern einen kostenlosen Austausch der jeweiligen Discs an. Betroffen sind davon sowohl Blu-Ray als auch die 4K – Veröffentlichung.
Extras
Bereits die alte Blu-Ray bot eine Vielzahl an Extras. Die Neuauflage beinhaltet diese ebenfalls, bietet darüber hinau aber auch ganz neues Bonusmaterial. Das besteht unter anderem aus einem vierzigminüten Interview mit Regisseur Steven Spielberg und Teilen von Cast und Crew, welches im letzten Jahr auf dem Tribeca Filmfestvial aufgezeichnet wurde. Neben zahlreichen Hintergrundinformationen zur Geschichte geben die Beteiligten auch interessante Geschichten zur beschwerlichen Produktion preis, dazu werden stets auch passende Szenen eingeblendet. Dazu gibt es nochmals satte 80 Minuten gesammelter Interviews mit den überlebenden Schindlerjuden, auch die Geschichte der Shoah Foundation und deren Bedeutung wird nochmal separat betrachtet. Zu guter letzt findet sich auch noch ein bewegendes Plädoyer für Menschlichkeit unter den Extras. Allesamt extrem sehenswerte Extras, die wirklich einen enormen Zugewinn darstellen und das bisher erhältliche Bonusmaterial perfekt abrunden.
Fazit
„Schindler´s Liste gehört, wenn auch bis heute kontrovers diskutiert, zu den wohl bedeutsamsten und wichtigsten Filmen der Moderne. In beklemmenden Bildern und mit gnademlosen Realismus zeigt Steven Spielberg nicht nur das schonungslose Leiden der Juden im besetzten Polen, sondern erzählt gleichzeitig auch die bewegende Geschichte eines Mannes, der in den Wirren des Krieges vom skrupellosen Geschäftsmann zum Menschenfreund avancierte und somit zahlreiche Juden vor Gaskammer und Erschießungskommando bewahrte. Eben diese Menschlichkeit scheint heute mitunter so selten zu sein wie damals. Wir leben in anderen, aber nicht minder gefährlichen Zeiten, wo bösartige Ideologien unseren Verstand und unser Handeln mehr und mehr zu vergiften drohen. Und wenn einen der Film eines lehrt, dann dass Liebe sich allem Hass stets in den Weg stellen sollte. Die Aufbereitung des Quellmaterials ist gelungen, wenngleich sich die Vorteile besonders im regulären HD – Segment eher in Grenzen halten. Die toll kontrastrierte UHD jedoch ist definitiv ein Upgrade wert, zumal die umfangreichen neuen Extras alleine schon einen Kauf rechtfertigen.“
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