In einem ausführlichen Gespräch in der Ariel Helwani Show hat Tony Khan mehrere der meistdiskutierten Themen rund um All Elite Wrestling detailliert erläutert. Die Fragen betrafen unter anderem die Hintergründe der veröffentlichten Backstage-Aufnahmen des Vorfalls zwischen CM Punk und Jack Perry bei All In 2023, die aktuelle Situation von Chris Jericho, die wahren Gründe hinter der nie realisierten Showidee Shockwave sowie den Stellenwert der Einschaltquoten und Streaming-Zahlen von AEW auf HBO Max.
CM Punk, der Vorfall mit Jack Perry und die Veröffentlichung der Sicherheitsaufnahmen
Der Konflikt zwischen CM Punk und Jack Perry bei AEW All In 2023 war einer der einschneidendsten Momente in der Geschichte der Promotion. Während eines Pay-per-Views verwendete Perry echtes Glas und äußerte einen Kommentar vor laufender Kamera, der Punk provozierte. Hinter den Kulissen kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung, die die Beziehung zwischen Punk und AEW dauerhaft erschütterte.
Monate später sprach Punk in einem Interview mit Ariel Helwani über den Vorfall. Kurz nach dieser Ausstrahlung veröffentlichte AEW das vollständige Sicherheitsvideo, das die Auseinandersetzung im Backstagebereich zeigt. Dies führte zu kontroversen Diskussionen darüber, ob die Veröffentlichung als Reaktion auf Punks Aussagen gedacht war.
Tony Khan ging in seiner neuen Gesprächsrunde detailliert auf diese Frage ein. Auf die direkte Nachfrage, ob er etwas bereue, antwortete er zunächst allgemein, dass es viele Dinge gebe, über die man rückblickend nachdenken könne. Als Helwani die Frage auf das Sicherheitsvideo eingrenzte, äußerte Khan, dass er mit Teilen der Darstellung in Punks Interview nicht einverstanden gewesen sei. Er erklärte jedoch klar:
„Ich war nicht unbedingt mit allem einverstanden, was in diesem Interview über den Hergang der Dinge gesagt wurde. Aber es war keine Absicht, Punk nach dem Gespräch bloßzustellen. Das Material wurde gezeigt, weil es sehr hohe Einschaltquoten erzielt hat und weil es logisch war, es in dieser TV-Show zu verwenden.“
Damit stellte Khan zwei Punkte heraus: Zum einen, dass das Unternehmen das Video als inhaltlich relevant und öffentlichkeitswirksam einschätzte, zum anderen, dass aus seiner Sicht keine persönliche Motivation hinter der Ausstrahlung stand.
Auf die Frage, ob er Aussagen von Punk korrigieren wolle, erklärte er: „Ich denke, das Video spricht für sich. Es ist passiert, und es war ein wesentlicher Grund dafür, dass es mit uns nicht weitergehen konnte.“
Während Punk inzwischen erfolgreich bei WWE als World Heavyweight Champion arbeitet, macht Khan deutlich, dass er die damaligen Entscheidungen als notwendig betrachtet und AEW mit dem Kapitel endgültig abgeschlossen hat.
Chris Jericho zwischen AEW-Geschichte und Zukunftsplänen
Die zweite große Frage im Interview betraf die Zukunft von Chris Jericho. Der mehrfache World Champion gehört seit der Gründung von AEW zu den prägendsten Figuren des Unternehmens und galt als zentrales Aushängeschild in der Aufbauphase der Promotion. In jüngerer Zeit fehlte Jericho allerdings im TV, was Spekulationen über eine mögliche Rückkehr zur WWE auslöste.
Tony Khan betonte im Gespräch mehrfach, wie wichtig Jericho weiterhin sei. Er erinnerte daran, dass Jericho auch im laufenden Jahr mehrere starke Leistungen gezeigt habe, etwa sein Match gegen Bandido, und hob hervor, dass er sowohl sportlich als auch persönlich eine Schlüsselfigur sei.
Khan erklärte ausführlich: „Chris Jericho ist jemand, der von Anfang an bei AEW dabei war. Er war eine Zeit lang nicht aktiv, aber auch in diesem Jahr hat er starke Matches gezeigt, wie den gegen Bandido. Vom ersten Tag an war er für AEW genauso wichtig und entscheidend wie jeder andere, um das Unternehmen auf den Weg zu bringen.“
Zur aktuellen Situation von Jericho sagte Khan, dass ihm Jericho beruflich und persönlich sehr am Herzen liege. Er habe ihm erst kürzlich zum Geburtstag gratuliert und sei weiterhin begeistert von seinem Beitrag für AEW. Auf die Frage, ob eine unmittelbare Rückkehr bevorstehe, erklärte er „Dazu kann ich nichts sagen, aber ich schätze es sehr, Chris bei AEW zu haben. Die Tür steht ihm jederzeit offen.“
Khan erläuterte zudem, dass Jerichos Pause in erster Linie mit Terminplanung und der Abstimmung seiner vertraglich vereinbarten Einsatztage zusammenhänge. AEW und Jericho verhandeln jährlich eine bestimmte Anzahl an Auftritten, und Jericho habe sich in seiner aktiven Zeit stets vollständig eingebracht.
Khan erinnerte auch an früher entwickelte Konzepte, um Jericho und seine Band Fozzy trotz Tourterminen regelmäßig in AEW-Produktionen einzubinden, etwa durch Videoaufzeichnungen oder kurze Einspieler. Solche Modelle könnten auch künftig wieder genutzt werden, sofern beide Seiten die Terminplanung koordinieren können.
Damit lässt Khan alle Möglichkeiten offen, zugleich wird jedoch klar, dass Jericho weiterhin als Teil der AEW-Familie betrachtet wird und die Zusammenarbeit jederzeit fortgesetzt werden kann.
Shockwave: Warum AEW den Projektnamen fallen ließ
Ein weiteres Thema, das Khan ansprach, war die lang anhaltende Fan-Spekulation rund um ein Projekt mit dem Titel AEW Shockwave. Viele Zuschauer nahmen an, dass AEW an einer zusätzlichen TV-Show arbeitete, möglicherweise sogar an einer FOX-Produktion. Khan klärte im Interview, dass dieser Eindruck auf einer Fehlannahme beruhte.
Er erklärte erstmals ausführlich, dass Shockwave lediglich ein früherer Arbeitstitel war, den er im Rahmen eines kreativen Brainstormings angemeldet hatte. Dabei war ihm nicht bewusst, dass die NWA bereits zuvor eine Show namens Shockwave produziert hatte.
Khan schilderte das Gespräch mit Billy Corgan so: „AEW Shockwave war nur eine Idee. Ich habe viele verschiedene Namen für mögliche Shows schützen lassen. Dies war ein Name, von dem ich nicht wusste, dass ihn schon jemand anderes verwendet hatte. „Nachdem ich mit Billy Corgan gesprochen hatte und er mir sagte, dass NWA eine Shockwave-Show hatte, habe ich ihm gesagt, dass sie den Namen gerne wiederverwenden können.”
Khan bezeichnete das Gespräch mit Corgan als sehr freundlich und erklärte, dass er großen Wert auf respektvolle Beziehungen innerhalb der Wrestling-Branche lege. Damit beendete er endgültig die Spekulationen über ein eingestelltes TV-Projekt.
Die Bedeutung der Streaming-Zahlen und das veränderte Zuschauerverhalten
Ein besonders aktuelles Thema war die Frage nach den Einschaltquoten von AEW auf TBS und den Streaming-Zahlen auf HBO Max. Khan erklärte offen, dass er keinen vollständigen Zugang zu den Streaming-Daten habe. Während die klassischen TV-Zahlen präzise geliefert werden, seien die Abrufzahlen im Streaming nicht in gleicher Detailtiefe verfügbar. Er bestätigte:
„Ich habe nicht alle DVR-Zahlen. Ich kenne die Streaming-Zahlen nicht. Viele Zuschauer sehen die Sendung inzwischen über HBO Max. Wir wissen jedoch, dass die Ausgabe auf TBS rund 600.000 Zuschauer erreicht hat und zu den beliebtesten Shows des Abends gehörte.“
Khan betonte, dass die tatsächliche Gesamtreichweite vermutlich höher liege, da das Streaming insbesondere bei jüngeren Zielgruppen stark genutzt werde. Konkrete Zahlen könne er jedoch nicht nennen, da die Plattform nicht alle Daten zur Verfügung stelle.
Er führte weiter aus: „Es war unsere meistgesehene Show seit Monaten auf TBS. Daher gehe ich davon aus, dass sie auch im Streaming sehr stark war. Im Sport bekommen wir ebenfalls nicht immer alle Streaming-Zahlen, aber wir wissen von der NFL, dass das digitale Publikum wächst. Das gilt auch für uns.“