Matt und Nick Jackson gehören zu den bekanntesten Tag Teams der modernen Wrestling-Ära. Ihre Karriere war von Anfang an von Innovation, Risikobereitschaft und Selbstreflexion geprägt. In einem aktuellen Gespräch im The Battleground Podcast sprachen die Brüder nun offen über eine Phase, die für sie persönlich zu den schwierigsten ihrer AEW-Zeit zählt.
Während ihres sogenannten EVP-Heel-Runs bei All Elite Wrestling beschlossen die Young Bucks, ihren Wrestling-Stil bewusst zu verändern. Sie wollten, wie Matt Jackson erklärte, „den Fokus stärker auf die Geschichte und weniger auf spektakuläre Aktionen legen“. Das bedeutete, dass sie auf viele ihrer bekannten High-Flying-Sequenzen, schnellen Übergänge und spektakulären Double-Team-Moves verzichteten. Die Idee war, durch den bewussten Stilbruch eine andere emotionale Wirkung zu erzielen und so einen neuen Charakteraspekt zu zeigen.
Doch das Experiment ging nicht auf. Matt Jackson erklärte, dass viele Fans irritiert waren, weil sie seit über zwei Jahrzehnten einen bestimmten Stil von den Bucks gewohnt waren. „Wir haben versucht, uns selbst neu zu erfinden, aber das hat einfach nicht funktioniert. Die Zuschauer haben uns immer für die Intensität, Kreativität und Energie geliebt, die wir in jedes Match bringen. Als wir das zurückgefahren haben, haben sie uns das gespiegelt – und unsere Matches haben darunter gelitten.“
Nick Jackson ergänzte, dass sie diese Erfahrung als wichtigen Lernprozess betrachten. Schon nach wenigen Wochen hätten sie gemerkt, dass es keinen Sinn ergebe, sich selbst ihrer Stärken zu berauben. Statt zu ihrem alten Stil zurückzukehren, entschieden sie sich, ihn sogar noch zu verstärken. „Wir haben einfach wieder aufgedreht und das gemacht, was uns ausmacht“, so Nick Jackson. Diese Rückkehr zu ihren Wurzeln habe nicht nur das Vertrauen der Fans zurückgebracht, sondern auch ihren eigenen Spaß im Ring neu entfacht.
Kreative Rückkehr: Being The Elite erlebt eine neue Phase
Neben ihrer Arbeit im Ring ist Being The Elite eines der wichtigsten Projekte der Young Bucks. Der YouTube-Kanal, der ursprünglich 2016 gestartet wurde, begleitete die Brüder und ihre Freunde auf Tour, zeigte humorvolle Backstage-Momente und wurde zu einem zentralen Medium für den Aufbau von AEW. Nach einer langen Pause meldeten sich Matt und Nick Jackson im Sommer 2025 mit neuen Inhalten zurück, allerdings in veränderter Form.
Im Interview mit Undisputed erklärte Matt Jackson, dass sie sich bewusst gegen eine vollständige Rückkehr im alten Stil entschieden haben. Statt wöchentlicher Episoden veröffentlichen sie seit August kürzere Clips und spontane Formate, die sie intern als „HdO-Inhalte“ bezeichnen. Die Entscheidung, den Kanal flexibler zu nutzen, sei laut Matt eine Reaktion auf die gewachsene Verantwortung innerhalb von AEW und den Wunsch, die kreative Freiheit zu bewahren.
„Wir wollen Being The Elite nicht als Verpflichtung sehen, sondern als Möglichkeit, Spaß zu haben und mit unseren Fans zu interagieren“, erklärte er. Die Reaktionen der Zuschauer seien überwältigend positiv, und viele hätten sich gefreut, die Bucks wieder in einem lockeren Umfeld zu sehen. Being The Elite hat bis heute über 500.000 Abonnenten und war für viele Fans das Herzstück des AEW-Spirits – eine Plattform, die Nähe, Humor und Kreativität vereinte.
Ob das Format jemals wieder zu seiner alten Struktur zurückkehrt, lassen die Brüder bewusst offen. Gegenwärtig wollen sie sich treiben lassen, spontan produzieren und den Spaß an der Sache in den Vordergrund stellen. Für viele langjährige Anhänger ist allein die Rückkehr von Being The Elite ein positives Signal, dass die ursprüngliche Energie von AEW weiterhin lebendig ist.
Zusammenhalt statt Trennung: Warum die Bucks niemals getrennte Wege gehen wollen
In einem weiteren Gespräch betonte Matt Jackson, dass es für ihn und seinen Bruder niemals eine dauerhafte Trennung der Young Bucks geben wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Teams, die irgendwann in Einzelkarrieren übergehen, wollen sie bewusst diesen Weg vermeiden. AEW ermögliche es ihnen, langfristige Geschichten zu erzählen, ohne auf stereotype Wrestling-Formeln zurückzugreifen.
„Viele Wrestling-Firmen folgen demselben Muster: Zwei Partner, die sich nicht verstehen, trennen sich und beginnen eine Fehde gegeneinander. Das ist vorhersehbar, und genau das wollen wir nicht“, sagte Matt Jackson. The Young Bucks möchten sich stattdessen durch kontinuierliche Weiterentwicklung auszeichnen – sowohl als Charaktere als auch als Brüder.
Matt erinnerte daran, dass sie während ihrer kurzen Zeit bei TNA schon einmal getrennt wurden, was für sie eine der unbefriedigendsten Phasen ihrer Karriere gewesen sei. „Wir haben damals gemerkt, dass wir als Team stärker sind als allein. Und wir wollen die Ersten sein, die zeigen, dass ein Tag Team nicht auseinanderbrechen muss, um relevant zu bleiben.“
Zukunftsperspektive: Eigene Promotion nach der aktiven Karriere möglich
Neben ihren Aktivitäten bei AEW denken Matt und Nick Jackson bereits über die Zeit nach ihrer Vollzeitkarriere nach. Beide betonten, dass sie sich vorstellen könnten, in Kalifornien eine eigene Wrestling-Promotion zu gründen oder möglicherweise die traditionsreiche Liga Pro Wrestling Guerrilla (PWG) zu übernehmen.
PWG spielte in der Geschichte der Young Bucks eine zentrale Rolle. In der Independent-Szene Südkaliforniens feierten sie dort einige ihrer wichtigsten Matches und trugen entscheidend zur Entwicklung und Popularität der Promotion bei. Matt Jackson erklärte, dass es ihm ein Anliegen sei, der nächsten Generation von Wrestlern eine Bühne zu bieten und die kreative Energie der 2010er-Jahre zurückzubringen, die PWG einst so einzigartig machte.
Beide Brüder betonten, dass sie mittlerweile über die nötige Erfahrung, das Netzwerk und die finanzielle Stabilität verfügen, um ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen. Ziel sei es, die Independent-Szene in Südkalifornien wieder zu beleben und eine Plattform zu schaffen, die sowohl etablierte Stars als auch neue Talente fördert.
Ob es zur Gründung einer eigenen Promotion oder zur Übernahme von PWG kommt, ist noch unklar. Fest steht jedoch, dass die Young Bucks ihre Leidenschaft für Wrestling auch nach ihrer aktiven Karriere fortsetzen möchten – dann als Mentoren, Produzenten und möglicherweise als neue Förderer der Independent-Bewegung hinter den Kulissen.