
– Erik und Ivar, besser bekannt als die War Raiders, gehören seit Jahren zu den markantesten Tag Teams in der WWE. In einem offenen Gespräch mit Gorilla Position gewährten die beiden nun tiefere Einblicke in ihre Karriere, ihre kreative Reise innerhalb der WWE und ihre klare Haltung gegenüber dem Stellenwert des Tag Team Wrestlings. Besonders deutlich wurde dabei ihre Kritik an früheren Entscheidungen des ehemaligen WWE-Vorsitzenden Vince McMahon und ihre Enttäuschung über die kreative Umbenennung bei ihrem Main Roster-Debüt.
Ein Tag-Team aus Überzeugung: Die War Raiders lehnen die alte Sichtweise ab
Tag Team Wrestling wurde in der Vergangenheit bei WWE oft als zweitrangig behandelt – ein Eindruck, der sich über viele Jahre hinweg verfestigte. In dem Interview wurden Erik und Ivar gefragt, ob sie glauben, dass viele Talente sich nicht voll dem Tag Team Wrestling widmen, weil es intern weniger Priorität genieße. Hintergrund ist die weitverbreitete Ansicht, dass Vince McMahon in der Vergangenheit kaum Interesse daran zeigte, Tag Teams langfristig aufzubauen oder ihnen im TV gleichwertige Aufmerksamkeit wie Singles Wrestler zu schenken.
Erik machte deutlich, dass ein Teil dieses Denkens wirtschaftlich motiviert gewesen sein könnte. Er erklärte, dass es früher eine Denkweise gegeben habe, wonach ein Singles Match kostengünstiger sei, weil man nur zwei Talente bezahlen müsse. Bei einem Tag Team Match hingegen würden vier Gehälter anfallen. In dieser veralteten Perspektive seien Tag Teams eher als Sonderattraktion betrachtet worden, nicht als zentrale Stütze des wöchentlichen Programms. Für Erik und Ivar sei das jedoch ein überholter Ansatz, mit dem sie sich ausdrücklich nicht identifizieren.
Sie selbst betrachten das Tag Team Wrestling als eine eigene Kunstform, die ihnen zutiefst am Herzen liegt. Beide starteten ihre Karrieren zunächst als Singles Wrestler, doch mit dem Zusammenschluss entdeckten sie eine neue kreative Erfüllung. „Wir haben über zehn Jahre lang gesagt: Ich bin ich, nicht wir. Aber als wir zusammenfanden, hat es einfach Klick gemacht. Es hat funktioniert“, erklärte Erik. Die Leidenschaft, die sie für das Tag Team Wrestling empfinden, sei über die Jahre gewachsen und habe sich trotz aller Herausforderungen als feste Überzeugung gefestigt.
Ein Titel oder zwei? Die Bedeutung von Chancen in der Tag Team Division
Ein weiteres Thema war die Struktur der Tag Team Division innerhalb der WWE. Angesprochen auf die Frage, ob es sinnvoll sei, nur eine Tag Team Titel Championship statt zwei zu haben, äußerte Ivar Bedenken. Er argumentierte, dass dies die Zahl der Chancen für andere Teams erheblich einschränken würde. Wenn es nur eine Championship gäbe, wären es immer dieselben Teams, die ins Rampenlicht rücken. Mit zwei Titelpaaren hingegen sei die Bühne größer und es gebe mehr Möglichkeiten für unterschiedliche Konstellationen. Je mehr Teams regelmäßig Chancen erhalten, desto lebendiger und vielfältiger bleibe die Division. Für Ivar ist klar: Mehr Titel bedeuten mehr Gelegenheiten und damit auch mehr kreative Möglichkeiten.
Frust über das Main-Roster-Debüt: Die ungeliebte ‚Viking Experience‘
Trotz ihres Engagements für das Tag-Team-Wrestling und ihres Erfolgs blieben kreative Rückschläge in der Karriere der War Raiders nicht aus. Ein besonders einschneidender Moment war ihre Umbenennung in „The Viking Experience“, als sie 2019 ins Main Roster berufen wurden. Der neue Name, der bei vielen Fans auf Unverständnis stieß, bedeutete auch für Erik und Ivar eine große Herausforderung.
„Ja, es war frustrierend, als wir einberufen und unsere Namen geändert wurden“, gab Erik offen zu. „Aber gleichzeitig war es der größte Moment in unserem Leben. Also haben wir versucht, das Beste aus dem zu machen, was man uns gegeben hat.“ Die Diskrepanz zwischen ihrem persönlichen Stolz auf den Karrierehöhepunkt und dem kreativen Eingriff in ihr etabliertes Gimmick war für beide schwer zu verarbeiten. Dennoch entschieden sie sich, professionell zu bleiben und sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
Auch Ivar erinnerte sich an diese Zeit und betonte, dass viele Momente trotz kreativer Differenzen auch Freude bereiteten. So seien etwa die Comedy-Segmente mit den Street Profits während der Pandemie zwar von vielen als albern empfunden worden, doch hinter den Kulissen habe man eine Menge Spaß gehabt. „Viele dachten, wir seien frustriert, aber wir haben es angenommen und einfach unser Bestes gegeben“, so Ivar.