The Legend of Zelda™: Link´s Awakening – „Wiedergeburt einer Legende“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

81HuiMRn3IL. SL1500 Nachdem sich The Legend of Zelda™: A Link to the Past auf dem Super Nintendo als absoluter Systemseller entpuppte, der bis heute unter vielen Fans zu den besten Ablegern der langlebigen Reihe gehört, müssen sich die Macher die Frage nach dem „Was nun?“ wohl mehr als einmal gestellt haben, denn die Erwartungen an den Nachfolger konnten kaum höher sein. Überrascht von den ersten gelungenen Versuchen, einen vollwertigen Ableger für den Nintendo Game Boy zu programmieren, entstand schließlich nach über eineinhalb Jahren The Legend of Zelda™: Link´s Awakening – und sorgte einmal mehr für steigende Absätze und hervorragende Kritiken. Nach zahlreichen Neuauflagen und über 25 Jahre später gibt es den Kultklassiker nun erstmals als waschechtes Remake für die Nintendo Switch. Zeit für eine weitere Legende?

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Schiffbruch auf der Eierinsel

Nach den Ereignissen von A Link to the Past entschied sich Link dazu, die Heimat Hyrule für einige Monate zu verlassen und sich in der großen weiten Welt durch intensives Training auf zukünftige Gefahren vorbereiten zu können. Jetzt aber soll es via Nussschale über den Ozean zurück nach Hause gehen, allerdings kentert Link mitsamt seines Kahns während eines handfestens Sturms und wird bewusstlos am Strand der Insel Cocolint angespült. Zufällig von der hübschen Einheimischen Maron gefunden und wieder aufgepeppelt, möchte Link die Insel eigentlich schnellstmöglich wieder verlassen, doch niemand auf Cocolint ist das je gelungen. Klar, dass die Sache nicht mit rechten Dingen zugehen kann. 

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Nun ist guter Rat teuer. Auf der Suche nach seinem verlorenen Schwert trifft Link am Strand auf einen sprechenden Uhu, der den Hyrulaner über die besondere Magie der Insel aufklärt und ihm gleich noch eine neue Mission erteilt: Wenn Link Cocolint jemals wieder verlassen will, muss er zuerst den Windfisch erwecken. Der hockt eingeschlossen in einem riesigen Ei auf dem höchsten Berggipfel der Insel und kann nur durch den gemeinsamen Klang acht verschiedener magischer Musikinstrumente erweckt werden (weil ein regulärer Wecker ja noch niemanden gut aus dem Schlaf geholt hat). Blöd nur, dass die allesamt gut bewacht von gewaltigen Monstern in gefährlichen Labyrinthen versteckt sind. 

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Kurzerhand schnappt sich Link zu seinem Schwert auch noch einen passenden Schild und macht sich auf in ein neues, geheimnisvolles Abenteuer, in dessen Verlauf er nicht nur mehr über die eigenartige Insel erfährt, sondern sich auch mehr und mehr mit deren Einwohnern anfreundet. Doch Cocolint birgt ein Geheimnis, von dem selbst der mit allen Wassern gewaschene Link noch nichts ahnt…

Ein bisschen Geschichte 

The Legend of Zelda™: Link´s Awakening stellt seit jeher einen willkommenen Stilbruch mit den klassischen Handlungselementen der Reihe dar. Ausnahmsweise ist es mal nicht Ganondorf, der im Hintergrund seine sinistren Fäden zieht und auch die titelgebende Prinzessin lässt sich wirklich nur noch im Namen finden. Stattdessen wagte das Team um Game Director Takashi Tezuka sowie Produzent und Serienschöpfer Shigeru Miyamoto etwas gänzlich neues. Eine frische Story mit frischen Charakteren aber altvertrauten Mechaniken erschien als logischer nächster Schritt im Zeldazyklus. Tezuka, der ein großer Fan der amerikanischen Mysteryserie Twin Peaks ist, ließ sich von David Lynch inspirieren und erschuf eine zwar leicht durchschaubare Rahmenhandlung, hinter der sich aber weitaus mehr verbirgt, als das Auge auf den ersten Blick erahnen mag. Alleine dadurch hebt sich Link´s Awakening bis heute maßgeblich von nahezu allen Teilen der Reihe ab. 

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Das riskante Konzept ging am Ende allerdings voll auf. Nicht nur das Spiel, sondern auch der Game Boy als Plattform verkauften sich zum und nach dem Release wie geschnitten Brot. Alleine die Erstveröffentlichung ging weltweit fast vier Millionen Mal über die Ladentheke und kam bei Fans und Kritikern hervorragend an. Die Jahre vergingen, es folgten weitere, nochmals deutlich erfolgreichere Ableger über sämtliche Generationen von Nintendokonsolen, dennoch hat Link´s Awakening nichts von seinem Legendenstatus eingebüßt. Dass irgendwann ein richtiges Remake kommen würde, war eigentlich klar. Dass es aber in diesem Jahr soweit sein würde, so ganz abseits irgendwelcher Jubiläen, war dann doch eine dicke Überraschung. Verantwortlich für Umsetzung zeigt sich das japanische Studio Grezzo, die bereits einige Erfahrungen mit der Reihe sammeln konnten, schließlich stammen aus gleichem Hause unter anderem die 3DS-Portierungen zu Ocarina of Time und Majora´s Mask.

Legenden sterben niemals

Das Remake zu The Legend of Zelda™: Link´s Awakening bleibt dem Original in Sachen Handlung und Spielewelt absolut treu. Kenner werden sich definitiv sofort wieder heimisch in Cocolint fühlen, denn alles ist dort, wo es sein soll. Die Dungeons, der Wald, ja selbst Gegner und Gräser…alles exakt am selben Fleck. Es ist einfach nur irre, mit welcher Detailversessenheit die Macher an die Sache herangegangen sind. Dazwischen wartet weiterhin ein klassisches Zelda, mit all seinen Bossen, Dungeons und gut hinter unscheinbaren Mauern versteckten Geheimnissen. Zunächst gilt es, den Eingang zum nächsten Labyrinth zu finden, sich Kompass, Karte und ein exklusives, für den weiteren Fortschritt nötiges Item zu sichern und schließlich mit dem großen Schlüssel den finalen Bossraum zu öffnen. Ob Bogen, Bomben oder Bumerang, die neue Ausrüstung ist nicht nur für die fetten Bösewichte nötig, sondern hilft Link auch außerhalb, bisher unzugängliche Passagen zu erreichen. Dadurch entsteht ein angenehm natürlicher Spielfluss, der einen immer wieder dazu motiviert, an bereits besuchte Orte zurückzukehren und zu sehen, ob man nicht etwas neues entdecken kann. Das Prinzip funktioniert damals wie heute unverändert gut. 

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Es macht einfach riesig viel Spaß, sich durch die facettenreichen Dungeons zu knobeln, die tatsächlich mit zum Besten gehören, was die Reihe an Einfallsreichtum und Abwechslung je hervorgebracht hat, auch wenn die Bosse am Ende heute noch genauso simpel zu bezwingen sind wie seinerzeit im Original – selbst im erstmals hier verfügbaren Heldenmodus, in dem Link stets doppelten Schaden kassiert. Hier hätte man im Rahmen des Remakes gerne ein bisschen am Schwierigkeitsgrad schrauben können. Kompromisslos überzeugt dafür der komplett neu eingespielte Soundtrack aus der Feder von Minako Hamano und Kozue Ishikawa. Manchmal ertappt man sich dabei, einfach im jeweiligen Gebiet zu verharren und den Klängen der Musik zu lauschen, die ja auch ein zentrales Motiv des gesamten Spiels ist. Ob Wüste oder Berglandschaft, Seen oder Wälder, alles hat sein eigenes Leitmotiv und natürlich auch seinen ganz eigenen optischen Charme. Und was letzteres angeht, haben die Macher wirklich ganze Arbeit geleistet. So farbenfroh, detailreich und lebendig war Cocolint noch nie. Der etwas kindlich wirkende Look fügt sich ebenfalls bestens ins Setting ein, auch wenn die grafische Umsetzung sicher jene enttäuscht, die sich ein etwas erwachsener aussehendes Remake gewünscht hätten.

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Allerdings passt die Optik einfach nur perfekt zum Geschehen und präsentiert sich vom Charakter- über das Gegner- bis schließlich dem Weltdesign als absolut passend, wunderbar atmosphärisch und extrem detailreich. Egal ob ihr unterwegs zockt oder daheim vor dem großen Fernseher, das Spiel sieht einfach nur wunderschön aus und sorgt in jeder Situation für allerbestes Urlaubsfeeling auf einer sonnigen Karibikinsel – und genau das ist Cocolint ja auch!  Damals wie heute ist der Ausflug aber insgesamt recht kurz geraten und steht in keinem Verhältnis zu Vorgängern oder Nachfolgern. Da man aber nicht vergessen darf, dass das Original ja usprünglich für den Game Boy entwickelt wurde, dessen Module eben über eine sehr begrenzte Speicherkapazität verfügen, darf man mit dem Remake ebenfalls kein Umfangmonster erwarten. Link´s Awakening bot schon immer eher Klasse statt Masse. 

Bessere Technik = Besserer Komfort

Obwohl die essentiellen Dinge alle gleich geblieben sind, dürfen sich Fans des Originals mit dem Remake trotzdem über ein paar sinnvolle Verbesserungen in Sachen Komfort ebenso freuen wie über viele gute Erweiterungen abseits spielmechanischer Kernelemente. So kann Link nun von Anfang an deutlich mehr Rubine tragen, was gerade den Anfang deutlich flüssiger gestaltet. Auf der liebevoll gestalteten Karte können wir nun bis zu 30 Pins gleichzeitig an beliebigen Punkten platzieren, was besonders bei der Jagd nach Herzteilen und Muscheln praktisch ist, da man so immer weiß, wo man bereits (erfolgreich) gesucht hat. Von beiden Sammelobjekten finden sich nun übrigens deutlich mehr in der Welt. Nebenbei darf man sich über wesentlich mehr Schnellreisepunkte zwischen den Welten freuen und spart sich so ab der zweiten Hälfte jede Menge nerviger Laufwege. Komplett überarbeitet wurden auch die Minispiele. Ob das Event mit den Stromschnellen oder die Greifhakenherausforderung, alles wirkt jetzt zeitgemäßer und integriert sich viel besser ins Geschehen, selbst das Angeln wurde von Grundauf neu designt und gerät im Remake deutlich kniffliger. 

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Die für mich beste Neuerung ist aber die Steuerung selbst, die anders als die auf Steuerkreuz und zwei Aktionstasten beschränkte Bedienung via Gameboy sämtliche Vorzüge der gegenwärtigen Technik voll ausnutzt. Freies Speichern ist dadurch viel unkomplizierter, selbst eine Autosavefunktion haben die Entwickler eingebaut, die glücklicherweise aber separat zu den manuellen Spielständen funktioniert. Wo man früher noch umständlich Schwert und Schild immer wieder mit anderen notwendigen Items tauschen musste, bekommt man jetzt einfach direkt zwei zusätzliche Gegenstandsfelder spendiert, die Standardbewaffnung ist also immer aktiv und muss nicht mehr umständlich gewechselt werden. Klasse! Wenn man dem Original abseits seiner kurzen Spielzeit und den lächerlich einfachen Bosskämpfen nämlich eines vorwerfen konnte, dann das klobige Gegenstandsmanagement. Dem hat man glücklicherweise auf simple, aber höchst effektive Weise endlich Abhilfe geschafft. Bei der Entwicklung des Remakes haben die Entwickler sogar daran gedacht, den exklusiv in der Game Boy Color – Version vorhandenen optionalen neunten Dungeion zu integrieren. Der kann zwar qualitativ nicht wirklich mit dem Rest mithalten, dass man darauf aber trotzdem nicht verzichten muss, ist definitiv eine schöne Sache.

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Dafür hat man den Fotomodus alter Tage gestrichen, stattdessen erwartet euch in der Hütte von Totengräber Boris nun ein komplett neues Feature: Der Dungeon Creator. Je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto mehr Assets aus bereits bewältigten Dungeons bekommt ihr zur freien Verwendung im Editor freigeschaltet. So könnt ihr euch ganz nach Belieben eigene Labyrinthe basteln und anschließend versuchen, diese möglichst schnell abzuschließen. Via separat erhältlichem Amiibo kann man sogar einen Schattenlink platzieren, der für zusätzliche Herausforderungen sorgt, aber auch eine Handvoll entwicklerbasierter Challenges sind vorhanden. Was aber auf den ersten Blick als Spiel im Spiel klingt, entpuppt sich in der Praxis als streng limitiertes Feature, denn weder können wir bestimmen, in welchen Räumen Kisten platziert werden und was sie enthalten, noch lassen sich Zugänge bzw. Übergänge frei setzen. Toll wäre auch die Option gewesen, seine Kreationen anschließend mit anderen Spielern teilen zu können. Dank dieser starken Einbußen in Sachen kreativer Freiheit ist es am Ende wirklich nicht mehr als eine nette Beigabe, die aber viel Potenzial verschenkt. 

Er läuft und läuft und läuft…

…aber läuft er auch flüssig? Zumindest nach den ersten spielbaren Sequenzen im Rahmen der diesjährigen E3 wurden darüber einige Zweifel laut. Seitdem haben die Entwickler aber noch kräftig an der Optimierung geschraubt und liefern mit dem fertigen Spiel ein wesentlich zufriedenstellenderes, wenn auch nicht perfektes Ergebnis ab. Egal ob im Handheld- oder Dockmodus, The Legend of Zelda™: Link´s Awakening nutzt durchgehend dynamische Auflösungsskalierung, um die jederzeit angepeilten 60 Frames pro Sekunde halten zu können. Zwischen 720p und 1080p sind dabei im Dock möglich, wobei sich das Spiel im Praxistest dort generell eher in der Mitte beider Werte aufgehalten hat.

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Unterwegs sind maximal 720p möglich, erreicht werden die aber höchstens in kleineren Innenräumen, während es draußen bei Vollbetrieb runter auf 576p gehen kann. Abseits wahrnehmbarer Unschärfen halten sich die dadurch entstehenden Einbußen dank des kleinen Displays aber dankbarerweise in Grenzen. Die Performance bleibt identisch zum Dock, immer wieder von kleineren Einbrüchen geplagt und bei Szenenübergängen kann es zu heftigen Rucklern kommen, was vor allem für ein Exclusive aus dem Hause Nintendo eher verwundert, alles in allem ist das Remake aber stets gut spielbar und bewegt sich stets im Bereich mindestens akzeptabler Bildraten. Egal ob ihr mit Joy Con´s oder Controller spielt, die Bedienung geht mit beiden Eingabemöglichkeiten gut von der Hand. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Damals eine Legende, heute eine Legende. The Legend of Zelda™: Link´s Awakening erstrahlt im liebevollen Remake in nie gekannter Schönheit, die Nintendo einen weiteren Systemseller bescheren dürfte. Denn was die Entwickler hier gezaubert haben, sucht qualitativ absolut seinesgleichen. Angefangen beim liebevollen, kunterbunten Grafikstil, den vielen Komfort- und Gameplayverbesserungen bis hin zur grundlegend neuen Vertonung hat man keinen Stein auf dem anderen gelassen und dabei trotzdem jedes noch so kleine Gebüsch genau dort platziert, wo man es auch im Original vorfinden konnte. Zwar hätte ich mir etwas mehr Herausforderung von den Bossen versprochen und zudem mehr kreative Freiheit im Dungeon Creator, abseits davon hat man aber ein nahezu perfektes Remaster abgeliefert, welches abseits einiger Performanceprobleme die Messlatte für zukünftige Remakes maßgeblich bestimmen wird.“

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PRO:

+ Wunderschön erneuertes und doch ganz klassisches Cocolint
+ Interessante, im Rahmen der Reihe einzigartige Story
+ Detailverliebte Landschaften
+ Hübsch ausgeleuchtete Innen- und Außenareale
+ Minimalistische und doch wunderschön animierte Charaktere

+ Dank unter anderem mehr Sammelobjekten wird auch Kennern viel Neues geboten
+ Sinnvoll überarbeitete Minispiele 
+ Optionaler neunter Dungeon aus der Game Boy Color – Version ist enthalten

+ Heldenmodus sorgt für zusätzliche Herausforderungen
+ Deutliche Komfortverbesserungen bei Bedienung und Inventar
+ Wesentlich übersichtlichere Karte, auf der sogar Markierungen gesetzt werden können

+ Fantastischer Soundtrack
+ Hervorragend lokalisierte Untertitel, mehrere Sprachen frei wählbar 
+ Freies Speichern/Laden sowie eine praktische Autosavefunktion sind gegeben 

CONTRA:

– Recht kurz
– Bosskämpfe sind immer noch zu leicht
– Stark eingeschränkte kreative Freiheit im Dungeon Creator
– Unstetige Performance, sowohl im Handheldmodus als auch im Dock

                                              GESAMTWERTUNG:    9.1/10

    MRAPRÄS     MRSTORY     MRDESIGN

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