Stark im Team
Dadurch entsteht eine ganz interessante Dynamik auf dem Bildschirm, denn die je nach Platzierung erreichten Punkte werden kurzerhand addiert und müssen sich demnach an den kombinierten Leistungen der gegnerischen Teams messen. Aber hinter dem System steckt mehr als lediglich das Teilen der Punkte, denn auch auf der Strecke selbst könnt ihr eure Teammitglieder ebenso unterstützen wie diese euch. Seid ihr nahe genug an euren Verbündeten, könnt ihr nicht nur aufgesammelte Items traden, sondern euch auch via Windschatten gegenseitig einen Geschwindigkeitsschub verschaffen. Je mehr dieser Teamaktionen ihr ausführt, desto schneller steigt die Leiste für einen Team-Boost. Der lässt euch bei Aktivierung deutlich schneller über die Strecken heizen und verleiht auch euren Gefährten einen massiven Turbo, ganz gleich wo diese sich gerade befinden.
Die Teammechaniken gehen besonders mit menschlichen Mitspielern wunderbar auf, wenn man aber gezwungen ist, mit K.I. – Kumpanen zu fahren, offenbaren sich auch zentrale Schwächen am Balancing. Denn wirklich klug verhalten sich die virtuellen Freunde nicht. So kann es vorkommen, dass man selbst zwar zuerst über die Ziellinie fährt, sich aufgrund der wenig um den Sieg bemühten K.I. – Kollegen trotzdem in der Wertung weit hinten einordnen muss. Ohnehin muss man sich in all das zu Anfang erstmal ein wenig einfinden, da auch die allgemeine Bedienung etwas komplexer ausgefallen ist als bei den bisherigen Genrevertretern, nach etwas Übung stellt die Steuerung aber kein Problem mehr da, wobei man natürlich auch am PC idealerweise zum Gamepad greifen sollte. Wirklich perfekt lässt sich das Spiel selbst dann aber nicht immer bedienen, besonders das Ausweichen gerät immer mal wieder schwerfällig und auch in Kurven lässt es sich bei aktiviertem Turbo nur sehr schwer manövrieren. Hier zeigt sich ein Mario Kart 8 deutlich zugänglicher.
Nicht frei von Fehlern
Das gilt ebenso beim Fahrverhalten der Gegner, die einem aufgrund der von mir spätestens seit der Urfassung von Drive Club verhassten Gummibandmechanik permanent am Heck kleben und stur ihren vorgegebenen Routen folgen. Dadurch entsteht nicht selten ein unfairer Nachteil für den Spieler. Hier muss Sumo Digital dringend noch etwas nachbessern, denn der damit verbundene Wegfall von Dynamik zugunsten höheren (aber eben nicht immer fairen) Anspruchs ist besonders bei einem Fun-Racer schnell mal ein riesiger Sargnagel. Frustmomente gab es diesbezüglich während der Testphase einige.
Davon mal abgesehen bietet Team Sonic Racing eigentlich alles, was ein spaßiges Kartspiel braucht. Mit fünfzehn Fahrern ist das Roster relativ umfangreich ausgefallen und bietet viele bekannte Gesichter aus dem Sonicverse. Auf den insgesamt 21 Strecken mangelt es trotz hübsch kunterbuntem Design dafür chronisch an Abwechslung. Auch diesen Punkt verliert das Spiel an den Platzhirsch aus Japan, denn wo dieser dank ganz mehr Fokus auf Höhen und Tiefen sowie gut platzierten Sprungschantzen punktet, wirken die Abschnitte hier mit diversen Goodies und Gimmicks derart überladen, dass die Bahnen schnell ihre Alleinstellungsmerkmale einbüßen. So fühlt sich nach diversen Durchgängen abseits der hübschen Optik zumindest der Ablauf auf der Strecke überall identisch an.
Bei den Items kann man übrigens kaum darüber hinwegsehen, dass man sich schamlos beim Klempner bedient hat, denn abseits von Optik und Farbe erfüllen die aufgesammelten Items hier oft einen verdächtig identischen Zweck. Dafür fehlen dem Spiel viele beliebte Elemente der aus gleichem Hause stammenden Vorgänger. Allem voran die Verwandlungen werden schmerzlich vermisst. Die Entwickler haben einige coole Mechaniken der Vergangenheit für die neue Teamkomponente geopfert. Somit erinnert Team Sonic Racing mehr an ein Sequel zum ersten Teil der Reihe, nämlich Allstars.
Kartschmiede
Doch selbst mit all diesen Problemen macht Team Sonic Racing überraschend viel Spaß und zählt definitiv zu den besseren Vertretern des umkämpften Genres. Das liegt auch am Gesamtumfang, der neben einer soliden Mehrspielerkomponente inkl. Leaderboards im Rahmen des Team-Abenteuer-Modus auch mit einer kleinen Story aufwartet. Der erzählt zwar eine völlig banale Geschichte, auf die man gerne gleich komplett hätte verzichten können, ist aber inhaltlich stimmig umgesetzt. Über eine 2D – Karte arbeitet ihr euch hier durch verschiedene Events und Herausforderungen, deren erfolgreicher Abschluss euch mit Punkten belohnt, die anschließend in Lootboxen investiert werden können. Zwar schellen bei dem Wort direkt die Alarmsirenen, die Entwarnung folgt aber zum Glück sofort, denn erhältlich sind diese ausschließlich gegen Ingamewährung, die auch fair ausgeschüttet wird. Dem unglücklich gewählten Namen für die Beutekisten zum Trotz entsteht hier also kein Nachteil.
In den besagten Truhen findet ihr dann Teile, mit denen ihr euer Kart nach ganz persönlichen Vorlieben individuell ausstatten könnt. Manche Teile sorgen für höhere Geschwindkeit, andere verbessern das Handling. Damit verbunden ist aber immer auch ein Malus, der euch dafür an anderer Stelle Nachteile verschafft. Es macht Spaß, mit den jeweiligen Teilen zu experimentieren und sich dann aus Vor- und Nachteilen das optimale Gefährt zu basteln. Welchen Charakter ihr dann letztendlich hinter das Steuer eurer Eigenkreation setzen wollt, bleibt ebenfalls ganz euch überlassen. Durch die Vielzahl an kosmetischen Items lassen sich auch ausgefallenste Kombinationen erstellen. Für einen Fun-Racer ist all das definitiv gut und umfangreich gestaltet. Dank abwechslungsreicher Challenges und dem motivierenden Werken kann man trotz lascher Handlung viele unterhaltsame Stunden im Team-Abenteuer-Modus verbringen.
Streckentechnik
Für unseren Testbericht stand uns diesmal neben der PC – Version ausschließlich die PlayStation 4 – Fassung zur Verfügung. Es ist aber anzunehmen, dass zumindest abseits der Switch auf der XBOX One sehr ähnliche Ergebnisse bei Visuals und Performance vorhanden sein sollten. Angepeilt werden generell 60 Frames pro Sekunde für geschmeidiges Gameplay, durchgehend erreichen konnte dieses Ziel im Test aber lediglich der PC. Die PlayStation 4 PRO zeigt sich bereits in besonders effektreichen Momenten anfällig für Einbrüche bei der Bildrate, die immerhin kurzzeitige Einbußen von bis zu 10 Frames bedeuten können und damit für spürbare Ruckler sorgen. Problematisch wird es dann aber auf dem Standardmodell, wo besagte Einbrüche nicht nur viel häufiger auftreten, sondern auch drastischer. Bis zu 20 Frames kann man hier verlieren, was auf Geschwindigkeit ausgelegte Gameplay natürlich massiv negativ beeinflussen kann. Um gesonderte Punktabzüge kommen wir dementsprechend leider auch nicht herum.
Die reguläre PlayStation 4 löst dabei nativ in 1080p auf, während das PRO – Modell es immerhin auf native 1512p bringt. Im direkten Vergleich muss man Unterschiede bei der Bildqualität trotzdem mit der Lupe suchen, denn der Comiclook präsentiert sich trotz unterschiedlichen Auflösungen visuell auf beiden Konsolen identisch. Um in den Genuss der toll gestalteten Strecken und Fahrermodelle samt Boliden zu gelangen, muss man also nicht zwingend vom Standardmodell upgraden. Lediglich die Schattenqualität bei den Fahrzeugen lässt zu wünschen übrig, damit plagt sich aber jede Plattform. Natives 4K wird dafür auf dem PC geboten, erst dann wirkt das Spiel deutlich schärfer. Viel Leistung ist dafür aber nicht erforderlich, Team Sonic Racing bleibt auf dem Rechenknecht genügsam und lässt bereits bei Mittelklassehardware hohe Detailstufen und Auflösungen zu. Kudos für eine saubere Portierung, die sich zumindest der ebenfalls getesteten PlayStation 4 – Version gegenwärtig deutlich überlegen zeigt.
Über die Steuerung wurde ja bereits alles wichtige gesagt, aber wie sieht es mit der Vertonung aus? Gut gefallen hat mir vor allem der coole Soundtrack, der sich für das Genre überraschend elektrolastig zeigt, dabei aber viele hörenswerte Variationen bekannter Melodien aus den Vorgängern bietet. Extrem nervig ist dafür die deutsche Sprachausgabe geraten, über deren mittelprächtige Qualität man zwar im Rahmen der nur gelegentlich mit Sprache versehenen Story noch hinwegsehen kann, von der man während der Rennen aber aufgrund der Quasselstrippigkeit der Charaktere förmlich heimgesucht wird. Jede Aktion wird kommentiert und das in der hiesigen Sprachausgabe einfach nicht gut. Nach einiger Zeit habe ich da wirklich entnervt die Lautstärke weit in den Keller drehen müssen.
Fazit und Wertung
„Über die Jahre habe ich so viele miese Arcade- und Funracer vorgesetzt bekommen, dass ich mich wirklich darüber gefreut habe, mit Team Sonic Racing mal einen durchaus soliden Kartspaß vor der Nase zu haben. Doch trotz einiger interessanter Ansätze, besonders natürlich den Teammechaniken, reicht es am Ende einfach bei weitem nicht, um an die Oberklasse eines Mario Kart heranreichen zu können. Die Gründe dafür sind zahlreich. Angefangen bei der Gummiband – K.I., der miesen deutschen Synchro und den Performanceproblemen der Konsolen mangelt es auch bei Finesse im Streckendesign und genügend eigenen Ideen, um sich von der Konkurrenz annehmbar absetzen zu können. Was bleibt ist ein unterhaltsamer, aber keineswegs überragender Kartracer, der besonders mit Freunden zur Entfaltung kommt, Solisten aber abseits einer gelungenen Mischung aus Events und Challenges abseits umfangreicher Customization nur wenig Neues zu bieten hat.“
Pay-2-Win/Mikrotransaktionen: Team Sonic Racing bietet keinerlei Möglichkeiten, sich gegen Echtgeld spielerische Vorteile verschaffen zu können. Eine Abwertung nehmen wir dementsprechend nicht vor.
PRO:
+ Bunter, ansehnlicher Look
+ Interessanter Fokus auf Teammechaniken
+ 15 Fahrer und 21 Strecken
+ Sehr guter Gesamtumfang
+ Zahlreiche, gut balancierte Anpassungen verfügbar
+ Hohe gestalterische Freiheit beim Vehikeldesign
+ Solide Mehrspielerkomponente…
+ …die wie alles andere auch lokal mit Freunden angegangen werden kann
+ Soundtrack mit vielen Variationen aus den Vorgängern
+ Zugängliche Bedienung (Controller)
CONTRA:
– Belanglose Story
– Gummiband – K.I.
– Virtuelle Kumpanen sind nicht gerade mit Intelligenz gesegnet
– Nervige Streckenkommentare
– Unpräzises Ausweichen und Kurvenführung
– Mit Gimmicks zu überladenene Strecken…
– …die sich dadurch abseits der Optik spielerisch kaum voneinander unterscheiden
– Teils heftige Performanceprobleme (PS4/PS4 PRO)
GESAMTWERTUNG: 7.0/10