Sabus letzte Jahre: Schmerz, Loyalität und die harte Wahrheit hinter einem Hardcore-Leben – Filmemacher dokumentierte sein letztes Match – Kontroverse um letztes Match mit Joey Janela sorgt für heftige Diskussionen

Nach dem Tod von Sabu: Kontroverse um letztes Match mit Joey Janela sorgt für heftige Diskussionen

Die Wrestling-Welt trauert um einen ihrer härtesten und legendärsten Akteure: Sabu (bürgerlich Terry Michael Brunk) ist am 11. Mai 2025 im Alter von 60 Jahren verstorben. Der Tod des Hardcore-Pioniers erschütterte nicht nur Fans, sondern auch Weggefährten, Medien und Promoter auf der ganzen Welt. Während viele seinen Einfluss auf das moderne Hardcore-Wrestling würdigen, rückt sein letztes Match gegen Joey Janela bei GCW Joey Janela’s Spring Break 9 zunehmend in den Fokus der öffentlichen Diskussion – begleitet von scharfer Kritik, emotionalen Statements und dem Verdacht, dass dieses Match womöglich nie hätte stattfinden dürfen.

Ein Vermächtnis aus Blut, Schmerz und Selbstaufopferung

Sabu war ein Symbol für eine Ära, in der Schmerz zum Markenzeichen wurde. Bekannt durch seine Einsätze bei ECW, FMW, TNA, WWE, AEW und GCW, war sein Stil geprägt von ungeschützten Stürzen, riskanten Manövern, Stacheldraht, Tischen und Glas. Er war das Gesicht des Extreme Wrestling und bezahlte über Jahrzehnte den höchsten Preis. Wie Dave Meltzer im Wrestling Observer Radio erklärte, hinterließen Sabus Auftritte sichtbare Spuren: „Er hatte eine Menge Probleme mit Schmerzmitteln und ständig körperliche Beschwerden. Ich erinnere mich an ein Match, bei dem er rückwärts ungeschützt auf den Boden fiel. Das war sinnbildlich für das Ende eines Lebens voller Schmerz.“

Doch auch seelische Narben prägten sein Leben. Meltzer verwies auf eine früh verstorbene Vertraute: „Ich weiß nicht, ob es seine Freundin war oder was auch immer, aber sie starb sehr jung. Es hat ihn tief getroffen.“ Dieser Verlust habe Sabu nie wirklich losgelassen.

Ein Gimmick wird zur Last – zwischen Mythos und Realität

Sabu war bekannt dafür, nie Schutzausrüstung zu tragen – trotz eindringlicher Bitten von Kollegen und Ärzten. „Weil die Leute sonst sagen würden, es sei nicht hart“, so Meltzer. Für Sabu war sein Gimmick Verpflichtung. Er musste der Härteste sein. Immer. Selbst als sein Körper längst nicht mehr mitmachte. Diese innere Erwartung führte dazu, dass er selbst in hohem Alter noch Matches absolvierte, obwohl sein Gesundheitszustand bereits stark eingeschränkt war.

Verpasste Millionen, gelebte Loyalität

Finanziell blieb Sabu trotz seiner Popularität weit hinter vielen seiner Kollegen zurück. Während andere im Wrestling-Boom der 90er Jahre große Verträge unterschrieben, blieb er ECW treu – eine Entscheidung, die ihn zwar als Kultstar etablierte, aber mögliche finanzielle Sicherheit kostete. „Als das große Geld da war, bekam er es nicht“, so Meltzer. „Wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte er vielleicht Millionen verdient.“

Ein letztes Match – gezeichnet von Schmerzen, Drogen und Diskussionen

Sein letztes Match bei GCW Joey Janela’s Spring Break 9 fand im Rahmen des WrestleMania-Wochenendes 2025 statt. In einem „No Rope Barbed Wire“-Match traf er auf Joey Janela. Das Match war als großes Abschiedsspektakel inszeniert – eine Hommage an Sabus Vermächtnis. Das Match wurde für eine Dokumentation gefilmt, die bereits vor seinem Tod in Produktion war. Filmemacher Joey DeFalco schrieb auf Facebook: „Unheimlich, wenn ich daran denke, dass ich Sabu gerade für die Dokumentation seines letzten Matches gefilmt habe. Ruhe in Frieden, Terry.“

Doch dieser letzte Kampf, den Sabu offiziell gewann, verlief chaotisch. Sabu hatte offensichtlich Schwierigkeiten beim Gehen und Stehen. In zwei gefährlichen Spots flog er zunächst mit einem Stuhl durch den Stacheldraht und krachte in eine Drahtkonstruktion. Später warf Janela ihn mit einem Irish Whip durch ein Holzbrett – Sabu stürzte kopfüber aus dem Ring und schlug hart mit dem Kopf auf den Boden auf. Dennoch beendete er das Match. Die Fans feierten ihn. Joey Janela half, die Spots optisch überzeugend aussehen zu lassen.

Janela spricht – Kratom, Zweifel und eine verhängnisvolle Entscheidung

Wenige Tage nach dem Match sprach Joey Janela in einem Interview mit Yahoo Sports über die Hintergründe des Matches – ohne zu wissen, dass das Gespräch nach Sabus Tod eine ganz neue Tragweite bekommen würde.

Joey Janela berichtete, dass Sabu kurz vor dem Event körperlich in sehr schlechtem Zustand war und kaum noch laufen konnte. Laut Janela habe Sabus Team ihm daraufhin Kratom verabreicht – ein in den USA legales Schmerzmittel mit opioider Wirkung. „Sie sagten mir: ‚Er kann nicht laufen. Seine Knie sind steif, seine Füße bluten. Er wird nicht kommen‘“, erinnerte sich Janela. „In dem Moment dachte ich, das wird der peinlichste Auftritt meiner Karriere.“

Doch dann kam es anders. „Zwei Stunden vor Showbeginn rief mich plötzlich jemand an und sagte: ‚Er hüpft gerade auf dem Bett herum und sogar vom Bett… wir bringen ihn.‘ Sabu schien wie in einer anderen Welt zu sein… und wir haben den Auftritt trotzdem durchgezogen..“

Nach Sabus Tod ging dieses Interview in sozialen Netzwerken viral – mit massiven Konsequenzen. Janela sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, Sabu gefährdet oder sogar durch das Match mitverantwortlich für dessen Tod zu sein. Einige Fans warfen ihm vor, er habe einen körperlich angeschlagenen Mann zu einem gefährlichen Match gedrängt.

Emotionale Reaktionen und Rechtfertigungen von Janela

Janela reagierte zunächst wütend auf die Vorwürfe: „Wir haben ihm kein Kratom gegeben – sein Team hat das getan. Es ist nicht illegal und 85 % der Wrestler nutzen es“, schrieb er auf X. „Sabu war ein erwachsener Mann. Er hat getan, was er tun musste. Ich habe nur versucht, ihm einen letzten großen Abend zu ermöglichen. Ich würde nichts daran ändern.“

Später erklärte er in einem weiteren Statement: „Ich bin am Boden zerstört. Sabu hat jahrelang täglich Kratom genommen – es half ihm, von anderen Substanzen wegzukommen. Ich habe zwei Tage nach dem Match das Interview gegeben. Ich wusste damals nicht, was passieren würde. Ich wollte nur zu seiner Legende beitragen. Ich habe Sabu geliebt.“

GCW unter Druck – Promoter Brett Lauderdale bezieht Stellung

Auch GCW geriet in die Kritik. Viele Fans stellten infrage, warum man Sabu überhaupt in diesem Zustand in den Ring ließ. Laut einem Bericht von Fightful Select soll GCW-Promoter Brett Lauderdale „frustriert, beschämt und gedemütigt“ gewesen sein, als das Interview öffentlich wurde. Er führte ein Gespräch mit Janela, um die Situation zu klären.

In einer öffentlichen Stellungnahme erklärte Lauderdale: „Jede Behauptung, dass GCW, Joey Janela oder ich Sabu zu diesem Match gezwungen oder seinen Tod verursacht haben, ist falsch und schädlich. Ich würde niemals jemanden wissentlich in den Ring schicken, der eine Gefahr für sich oder andere darstellt. Ich habe schon öfter Wrestler, manchmal kurz vor Matchbeginn abgezogen. Und ich würde es wieder tun.“

Er ergänzte: „Ich habe vor dem Match mit Sabu gesprochen. Er war derselbe Sabu, den ich seit Jahren kannte – auch am nächsten Tag auf der WrestleCon, wo er Autogramme gab und Interviews führte.“

Ein Vermächtnis, das bleibt

Trotz der Tragödie und der hitzigen Diskussionen bleibt Sabu eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Hardcore-Wrestlings. In den Tagen nach seinem Tod veröffentlichten zahlreiche Ligen, darunter AEW, WWE, TNA, GCW, NWA und NJPW emotionale Tribute. Viele Weggefährten erinnerten sich an gemeinsame Zeiten, prägten persönliche Nachrichten auf Social Media und zollten einem Mann Respekt, der sein Leben für das Wrestling gegeben hat.

Mit der bald erscheinenden Dokumentation über sein letztes Match wird das Vermächtnis von Sabu filmisch festgehalten. Ein Nachruf auf einen Mann, der alles für sein Publikum gab und an genau dieser Hingabe zerbrach.