Als Goldberg bei der WWE Survivor Series 2016 nach zwölf Jahren Abstinenz in den Ring zurückkehrte, erwarteten die meisten Fans eine klare Machtdemonstration von Brock Lesnar. Stattdessen erlebten sie einen der wohl schockierendsten Momente der modernen WWE-Ära: In nur 86 Sekunden besiegte Goldberg den „Beast Incarnate“ und schrieb damit Geschichte.
Paul Heyman erklärte in einem Gespräch mit Inside the Ropes, warum dieser Moment so funktionierte. Für ihn war es entscheidend, dass Goldberg der einzige glaubwürdige Gegner für ein solches Szenario war. Während ein Match wie Brock Lesnar gegen AJ Styles zwar qualitativ hochwertig gewesen wäre, hätte niemand ernsthaft geglaubt, dass Styles Lesnar in weniger als zwei Minuten besiegen könnte. Goldberg hingegen verkörperte die physische Dominanz und die Nostalgie einer Legende, die für einen letzten großen Moment zurückkehrt.
Heyman verglich die Situation mit einem Filmhelden, der noch einmal für einen finalen Kampf zurückkehrt. Die Geschichte sei von Beginn an auf den Überraschungseffekt ausgelegt gewesen. „Die Fans dachten, Lesnar würde Goldberg überrollen, doch stattdessen bekamen sie einen letzten Spear, einen letzten Jackhammer, einen letzten großen Moment“, erklärte Heyman.
Das Match selbst verlief mit atemberaubender Geschwindigkeit. Kaum hatte der Gong geläutet, traf Goldberg Lesnar mit einem Spear. Sekunden später folgte ein zweiter Spear, bevor die Zuschauer überhaupt realisieren konnten, was passierte. Als Goldberg den Jackhammer zeigte, rechneten viele mit einem Kickout. Doch stattdessen endete das Match nach nur 86 Sekunden.
Heyman betonte, dass dieser Ausgang kein Zufall war, sondern bewusst so geplant, um die Fans in einen kollektiven Schockzustand zu versetzen. Bis heute gilt das Match als einer der größten „What just happened?“-Momente in der WWE-Geschichte und zeigt, wie effektiv Überraschung im Wrestling eingesetzt werden kann.
Kritik an Jon Moxley und WrestleMania 32
Ein weiteres Thema, das Heyman ansprach, war die Fehde zwischen Brock Lesnar und Jon Moxley (damals noch Dean Ambrose), die 2016 in einem Match bei WrestleMania 32 kulminierte. Viele Fans hatten sich ein spektakuläres, brutales Match erhofft, das Moxleys kompromisslosen Stil zur Geltung bringen würde. Stattdessen wurde es zu einer der größten Enttäuschungen der Veranstaltung.
Heyman machte kein Hehl daraus, dass er Moxley eine erhebliche Mitschuld an diesem Ergebnis gibt. Er erinnerte an Moxleys Auftritt im „Stone Cold Podcast“ kurz vor WrestleMania. Dort habe er nicht nur Steve Austin, sondern auch viele Fans enttäuscht, weil er sich unvorbereitet und wenig engagiert präsentiert habe. „Wenn man so auftritt, überträgt sich das auch auf das Match“, so Heyman.
Heyman stellte klar, dass es gefährlich sei, im Ring mit Brock Lesnar eigene Dinge auszuprobieren. Namen wie Braun Strowman, Randy Orton und sogar der Undertaker hätten erlebt, dass Lesnar in solchen Momenten keine Gnade zeigt. Wer versucht, vom Plan abzuweichen, wird am Ende von Lesnar komplett kontrolliert. „Wenn du dich mit Brock Lesnar anlegst, läuft das Match nicht gut. Er wirft dich herum, bestraft dich nach Belieben – und für ihn geht es danach einfach weiter“, erklärte Heyman.
Noch Jahre später gilt die Begegnung als eines der schwächsten Matches in Lesnars WWE-Karriere. Für Heyman ist klar: Die Verantwortung lag nicht bei Lesnar, sondern bei Moxley, der es versäumt habe, die Chance seines Lebens richtig zu nutzen.
Harte Worte zu Chris Benoit
Besonders ernst wurde es, als Heyman im Interview auf Chris Benoit angesprochen wurde. Der kanadische Wrestler galt lange Zeit als einer der besten Techniker im Ring. Doch im Juni 2007 erschütterte eine Tragödie die gesamte Wrestling-Welt, als Benoit seine Frau Nancy und seinen siebenjährigen Sohn Daniel tötete, bevor er sich das Leben nahm.
Heyman machte deutlich, dass er keinerlei Verständnis für Rechtfertigungen oder Erklärungen hat. Auch die oft diskutierte Rolle von CTE, also möglichen Hirnschäden durch wiederholte Kopfverletzungen, könne die Geschehnisse nicht entschuldigen. „In dieser Nacht starben drei Menschen in diesem Haus. Nur einer von ihnen hatte die Wahl. Die anderen beiden hatten keine Wahl zu sterben“, sagte Heyman unmissverständlich.
Er erinnerte daran, dass er große Pläne für Benoit in der ECW hatte und ihn sogar als möglichen World Champion vorgesehen hatte. Auch wenn er Benoits Talent anerkannte, zog er eine klare Grenze: „Kein Match, keine Championship und kein Vermächtnis rechtfertigen das, was passiert ist.“
Die WWE hat seit der Tragödie versucht, Benoits Namen aus ihrer Geschichte zu tilgen. Seine Matches werden nur selten erwähnt, eine Aufnahme in die Hall of Fame gilt als ausgeschlossen. Heymans Worte zeigten deutlich, dass für ihn das Handeln Benoits das sportliche Erbe für immer überschattet.
Anmerkung: Die Aussagen von Paul Heyman basieren auf mehreren Gesprächen und Rückblicken aus Inside-the-Ropes-Interviews mit Paul Heyman, die im Laufe der vergangenen Jahre geführt wurden. Diese Passagen wurden in späteren Formaten zusammengeschnitten und erneut veröffentlicht.
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