No Man’s Sky – Unendlich oft das Gleiche

                                            Getestet und verfasst von General M

Da ist es nun endlich – No Man’s Sky. Kaum ein anderer Titel wurde in den letzten Monaten so gehyped wie NMS. Das Ergebnis harter Arbeit eines kleinen, aber ambitionierten Entwicklerteams mit einer Vision. Nämlich, den Begriff der Unendlichkeit in ein Spiel zu übertragen. Und tatsächlich – geboten werden so gut wie unendlich viele Planeten. Und ja, auch wird es wie so oft gesagt wohl nahezu unmöglich sein, dass all diese Planeten jemals erforscht werden. Aber was hat der Titel abseits davon zu bieten? 

Kein Spiel für Jedermann

Vorab: Ihr erwartet Action? Eine packende Handlung? Spannende Charaktere? Spiel, Spaß und Schokolade? Vergesst No Man’s Sky. Besorgt euch irgendwas anderes. Ihr wollt einfach mal abschalten? Das All erkunden? Tieren und Pflanzen eure Namen geben? Oder euch ab und an mit Weltraumpiraten rumschlagen? Dann ist No Man’s Sky genau euer Ding! 

Tatsächlich ist der Titel gewollt repetiv inszeniert und will sich gar nicht messen mit anderen Weltraumspielen dieser Art (wobei es nichts dieser Art zuvor gegeben hat). Stattdessen geht es, wie bereits erwähnt, um eine Vision. Darum, etwas einzigartiges zu schaffen, dass Vergleiche jedweder Art überhaupt nicht ermöglichen kann, weil die Basis für besagten Vergleich schlichtweg fehlt. Und das ist im Grunde etwas sehr, sehr anerkennenswertes. 

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Euer Weg wird hin und wieder von kleineren Storyfetzen beeinflusst, der euch als großes Spielziel zum Zentrum der Galaxis führen soll. Und obwohl Captain James Tiberius Kirk seinerzeit bewiesen hat, dass sich dort nichts weiter befinden als Wüste und ein dank geringem Budget für Special Effects sehr unansehnliches Hologramm mit Machtambitionen, scheint dieses Ziel doch noch etwas zu bedeuten. Schon die ersten Schritte auf einem der Planeten, auf welchem uns das Spiel zufällig absetzt, machen einige Dinge recht deutlich. Erstens, wir alle schreiben unsere Geschichte selbst. Wir haben die Macht, Entscheidungen zu treffen und ihnen zu folgen. Doch vorher will das Raumschiff repariert werden. Mein Planet heißt „Sokmeddelnin-Anut“. Genau wie der Typ gegenüber. Na, beinahe zumindest. Er besteht hauptsächlich aus Felslandschaften, bietet dazwischen aber auch eine geringe Auswahl verschiedener Tiere, Pflanzen und Mineralien. Letztere muss ich nun sammeln, um Antrieb und Schubdüsen des Raumschiffs zu reparieren, anschließend muss auch noch vollgetankt werden. Die dafür nötigen Ressourcen wie zum Beispiel Eisen, lassen sich praktischerweise überall mithilfe unseres Minenlasers abbauen. Dabei wird auch eine weitere Sache sehr schnell klar: Das Inventar ist einfach viel zu klein. Ständig nervt mich eine Stimme, dass in meinen Taschen kein Platz mehr ist. Worauf ich dann denke: „Was willst du denn, nur wegen den paar Tonnen Plutonium?!“ Ich beschränke mich daher auf das Nötigste, sammle genügend Ressourcen zur Reperatur und hebe dann von dem Planeten ab, der sich spätestens in dem Moment als feindselig zeigte, als ein kleiner Krebs mir bei der Erforschung seines Hinterteils frech in den Anzug kniff.

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Er wurde umgehend neutralisiert. Der Abbau von Ressourcen kostet jedoch auch Ressourcen. So wie nahezu alles im Spiel irgendwelche Ressourcen braucht. Der Laser beispielsweise wird mit Kohlenstoff aufgeladen, auf welchem die meisten Lebensformen und Pflanzen basieren. Eisen erhalten wir zuhauf aus Felsen und kleineren Gesteinsansammlungen. Spätestens, wenn dank besagter Ressourcen unser Scanner repariert ist, gestaltet sich die Suche nach interessanten Orten (mit einem ? markiert) und anderen Stoffen als bedeutend einfacher. Rein zufällig komme ich in genau dem Augenblick zurück zum Raumschiff, als über meinem Planeten gerade die Sonne aufgeht. In Verbindung mit dem malerischen, einnehmenden Soundtrack spüre ich für einen kurzen Moment Gänsehaut. Wunderschön ist es hier, trotz diesen verdammten Krebsen. Aber nun ist mein Raumschiff repariert. Ich betrete das Cockpit, zünde den Antrieb und steige empor zum Himmel.

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Ich weiß, meine Reise hat gerade erst begonnen. Spätestens, wenn ich all die Himmelskörper und Planeten sehe, die überall um mich herum am Firmament stehen. Von unten konnte ich einen recht nahegelegenen Mond entdecken. Ich entschließe mich, ihn anzusteuern. Ganz gemütlich. Der Flug wird einige Minuten dauern. Ich könnte den Booster nutzen, sogar auf Impulsgeschwindigkeit gehen, aber ich möchte den Flug gerne genießen. Die unendlichen vielen kleinen Sterne an mir vorüberziehen lassen, der Musik lauschen. Doch halt, was ist das? Raumschiffe? Eine Raumstation? Nein, ich denke, ich fliege lieber erst dorthin! Die Neugierde trifft auf chronische Unentschlossenheit. Ein ganzes Universum liegt mir zu Füßen, aber wo fange ich bloß an, wenn es doch so vieles zu entdecken gibt? In der Raumstation macht sich zunächst Ernüchterung bereit. Menschenleer, bis auf einen wenig geprächigen Alien – Händler, dem ich meine überschüssigen Ressourcen abkaufen kann. Wenn die Kohle stimmt, könnte ich sein Schiff sogar kaufen. Es wirkt etwas größer als meines, welches mich bisher immer an ein Weltraum – Pizzataxi erinnert. Aber daran ist momentan noch gar nicht zu denken. Ich decke mich im All noch mit einigen neuen Ressourcen ein, Kometen und dergleichen gibt es ja genug und mache mich dann endlich auf den Weg zu dem Mond. 

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Nun habe ich aber ein Problem. Der Mond erinnert nicht nur verdächtig an den Planeten, auf dem ich meine Reise begonnen habe, er bietet auch nahezu nichts neues zu entdecken. Wieder baue ich einige Ressourcen ab, erforsche über das etwas unübersichtlich wirkende Inventar erste Upgrades. Dann steige ich wieder in mein Raumschiff, fliege den nächsten Planeten an…und ja, das ist es im Grunde. Denn eine wirkliche Anleitung gibt einem das Spiel nicht in die Hand. Nach Missionszielen sucht man vergeblich. Sicher, einige erforschte Planeten später wurde mir klar, dass es nicht nur Wüsten im Weltall gibt. Ich traf hin und wieder auf neue Händler, konnte das ein oder andere gute Geschäft abgeben und wenn ihr eine Pflanze namens „Arschloch“ seht, der habe ich den Namen gegeben! Spätestens dann wird NMS aber verdammt repetiv. Immer wieder das Gleiche. Neuer Planet, neue Rohstoffe, neue Pflanzen, neue Kreaturen. Alles schön und gut, aber ohne roten Faden fühle ich mich bereits nach wenigen Stunden sehr gelangweilt. Ich weiß, dass ist eine individuelle Meinung. Ich weiß, dass ganz, ganz viele Spieler ihre helle Freude daran haben, Galaxie um Galaxie und Planet um Planet zu entdecken. Deshalb gibt es eine immense Bandbreite an diversen Genres und deren besten Vertretern, damit eben jeder etwas finden kann. Ja, es gibt viele Upgrades für Raumschiff und Anzug. Ja, es gibt viele Raumschiffe (deren Steuerung gerade bei den Gefechten im All gerne mal zu wünschen übrig lässt). Aber das alles ist für mich eben nicht Ansporn genug. Ich spiele Spiele, weil ich das Eintauchen in andere Welten liebe. No Man’s Sky erfüllt das wohl mehr, als jeder andere Titel. Ich spiele Spiele aber auch, um mich von Charaktere und Geschichten in diesen Welten verzaubern zu lassen. Und hier krankt NMS meiner Meinung nach enorm. 

Ich finde die Idee gelungen. Und mutig. Aber sie überzeugt mich persönlich nicht genug, um ihr über längere Zeit meine Aufmerksamkeit widmen zu können. Ich erkenne viel Gutes, aber genug Schlechtes, um für mich selbst kein lebensveränderndes Highlight der Videospielindustrie erkennen zu können. NMS ist kein Spiel für Jedermann, das soll es nicht sein, das will es auch nicht sein. Ich glaube sogar, dass der Titel in der Lage ist, aufgrund seiner Einzigartikeit auch Menschen zum Spielen zu animieren, die sich von den Kernkomponenten des Mediums eher distanzieren. Weil es mir für jede Altersklasse geeignet zu sein scheint. Für jung und alt. Für alle, die einfach nur mal virtuell spazieren gehen wollen. Aber so jemand bin ich nicht.

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Den tollen Soundtrack habe ich bereits erwähnt. Über Bedienung und dergleichen habe ich auch einige Worte verloren. Was bleibt, ist die gute, alte Technik. Wir haben diesen wunderbaren Wechsel zwischen Tag- und Nacht, der sich auf seine Weise durchaus mit meinen Lieblings-Wetter-Titeln GTA V und The Witcher III messen kann. Und wenn selbst ein Wüstenplanet etwas atmosphärisches und wunderschönes an sich haben kann, kann man über die Atmosphäre allgemein kaum meckern. Dafür jedoch über die stellenweise kargen und sehr matschigen Texturen, ab und zu auftretende Mikroruckler und trotz 4x Supersampling auftretendes (leichtes Kantenflimmern). Aber auch da hat NMS wieder diesen Moment, wo man sich denkt: „Es will ja eigentlich auch gar nicht hübsch sein. Wenigstens nicht theoretisch. Wenigstens nicht so wie die Triple A – Teile.“ Und dann verzeiht man das gleich wieder. So ein bisschen. Es ist natürlich kein hässliches Spiel, ganz und gar nicht. Aber es hat grafisch einfach seine Mankos und es wäre töricht, diese nicht zu realisieren. 

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Fazit und Wertung

ava2 „Die Idee ist gewaltig. Die Umsetzung in der Theorie beeindruckend. Aber wie so oft zeigt sich in der Praxis oftmals, dass ein Spiel nur selten oder gar nicht erfüllen kann, was der Hype zuvor über lange Zeit versprochen hat. Trotz unendlich vielen Planeten ist es gerade das etwas ziellos wirkende, sehr repetive Gameplay, welches mir bereits nach einigen Stunden die Lust auf mehr geraubt hat. Für mich wird NMS ein Spiel bleiben, in welches ich immer mal wieder zurückkehren, aber nie lange verweilen werde. Dafür fehlt mir einfach eine richtige Geschichte und die Möglichkeit, mit anderen Spielern gemeinsam auf Erlebnistour gehen zu können. Für geborene Entdecker ist der Titel sicherlich sehr ansprechend, für Abenteurer gibt es Alternativen.“

PRO:

+ Schier unendliche Anzahl von Planeten
+ Effektives Zufallsprinzip
+ Atmosphärisch absolut gelungen
+ Perfekt für Entdecker
+ Grandioser Soundtrack
+ Zahlreiche Upgrades
+ Vielfalt an Raumschiffen
+ Praktisch keine Ladezeiten
+ Erforschung zahlt sich aus 



CONTRA: 

– Extrem repetives Gameplay
– Für Story – Liebhaber gänzlich untauglich
– Wenige technische Unzulänglichkeiten
– Stellenweise leichtes Kantenflimmern
– Viel zu kleines Inventar
– Recht störische Bedienung in Weltraumschlachten
– Kein Multiplayer


                     GESAMTWERTUNG:    74%

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