Life is Strange™: Special Edition – Das Review für PC und PlayStation 4

                                      Life is Strange™: Special Edition
                                   Getestet und verfasst von General M 

Wie ich bereits in meinem kleinem Special zum mittlerweile längst beendeten Steam – Sale schrieb, gehört Life is Strange nicht nur zu den für mich größten Überraschungen des letzten Jahres, sondern auch zu dessen besten Spielen. Das in 5 Episoden gegliederte Abenteuer um die mit besonderen Kräften ausgestattete Teenagerin Max Caulfield vermochte es nicht nur, mich jede Sekunde zu fesseln und zu unterhalten, sondern mich zu berühren. Und das ist etwas, was einem Spiel nur ganz, ganz selten gelingt und oftmals nur den epischen Enden mehrteiliger Serien vorbehalten ist, die über viele Jahre erscheinen. Life is Strange gelang das über den Zeitraum von nur einem Jahr, in welchem die Episoden erschienen sind. 

Das Spiel ist also längst erschienen, warum jetzt erneut einen Testbericht schreiben? Zum einen kann man gar nicht oft genug betonen, was für ein tolles Spiel es ist und jeder, der es bisher nicht auf dem Radar hatte, sollte es dringend anpeilen. Zum anderen war das Spiel bisher nur als Digital Download erhältlich und dabei wie so oft nur vollständig in Englisch gehalten, was manche Spieler vielleicht trotz der gelungenen Fan – Übersetzungen davon abgehalten hat, sich das Ganze mal näher anzusehen. 

In dieser Woche schafft Publisher Square Enix dem Abhilfe. Denn erstmals erscheint das komplette Spiel auch als physische Version im Handel und das für PC, PlayStation 4 und XBOX One. Ab dem 22. Januar steht dabei auch eine Limited Edition in den Regalen, die neben dem erstmals mit offiziellen Deutschen Untertiteln versehenen Hauptspiel auch ein 17 Seiten umfassendes Art – Book und den offiziellen Soundtrack zum Spiel auf CD enthält. Die steampflichtige PC – Version schlägt dabei mit knapp 25€ zu Buche, für die Konsolen – Fassungen sind jeweils 10€ mehr fällig. 

Das Artbook selbst ist dabei solide verarbeitet und ganz im Stile von Max‘ Tagebuch gehalten, welchem im Spiel große Bedeutung zukommt. Auf besagten 17 Seiten aus hochwertigem Papier findet man eine Menge Artworks und Charakterzeichnungen aus dem Spiel. Das ist alles ganz hübsch umgesetzt und sicher eine nette Dreingabe, gleichzeitig aber auch nicht anspruchsvoller oder bedeutsamer als andere Artbooks, die Spielen sonst beiliegen. Der Soundtrack dagegen enthält alle 14 Titel, die man auch im Spiel hören kann, außerdem ist auch der der Original Score von Komponist Jonathan Morali auf der CD enthalten.

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Die Interpreten sind für die Meisten wahrscheinlich eher unbekannt, liefern aber mit ihren Tracks neben dem Original Score die perfekte Untermalung für Life is Strange und sind auch außerhalb davon mehr als nur hörenwert. Und nun genug von den Extras, widmen wir uns dem Spiel!

Leben und sterben in Arcadia Bay

Die 18 – jährige Schülerin Max Caulfield ist im Grunde ein ganz normales Mädchen. Aufgewachsen im etwas verschlafenen Arcadia Bay, einer fiktiven Küstenstadt im U.S. – Bundesstaat Oregon, kehrt sie nach 5 Jahren Abstinenz aus Seattle zurück in ihre alte Heimat, um an einer renomierten Akademie Fotografie zu studieren. Dabei begegnet sie auf Umwegen auch wieder ihrer ehemals besten Freundin Chloe, die sie völlig aus den Augen verloren hatte. Doch etwas ist faul in der kleinen Stadt, die nicht nur mit dem mysteriösen Verschwinden der Schülerin Rachel Amber zu kämpfen hat, sondern auch unter der korrumpierenden Macht eines reichen Ansässigen leidet. Als ein von Max heimlich beobachteter Erpressungsversuch auf der Schultoilette mit einem Mord endet, entdeckt die Protagonistin, dass sie über die Fähigkeit verfügt, in der Zeit zurück zu reisen. Sie macht das Verbrechen ungeschehen und setzt damit eine ganze Reihe von Ereignissen in Gang, die letztendlich in einer großen und zerstörerischen Naturkatastrophe enden könnten…

Spiel auf Zeit

So viel zu einer möglichst spoilerfreien Erzählung der Grundhandlung. Zwar hat die Geschichte so vieles mehr zu bieten, jedes Wort darüber würde aber unweigerlich Geschehnisse verraten, die jeder Spieler selbst erfahren sollte. Ich kann jedoch guten Gewissens eine Sache verraten: Von der ersten bis zur letzten Episode leistet sich das Spiel kaum erzählerische Schnitzer. Die Geschichte wird zumeist sinnvoll und spannend vorangetrieben und profitiert von seinen hektischen Momenten ebenso wie von seinen ruhigen, welche die Handlung mitunter eher nebensächlich erscheinen lassen und trotzdem ein wichtiger Teil davon sind. Man fragt sich stets, was als nächstes passiert und diese Neugierde treibt einen an. Und dann erkennt man plötzlich, dass man angesichts dessen, was die ein oder andere Entscheidung für Konsequenzen mit sich bringt, vielleicht doch gar nicht mehr so neugierig sein möchte.

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Weil einem das gerade Erlebte nicht passt, vielleicht sogar gänzlich das Herz bricht. So ergeht es Max im Verlaufe des Spiels ganz oft. Und auch mir als Spieler. Dem Spiel gelingt es extrem gut, dass der Spieler eine freundschaftliche und mitfühlende Bindung zu den Figuren aufbaut, ja sogar zu den eher sporadisch auftauchenden Nebencharakteren. Dann versucht man, die Zeit erneut zurück zu drehen um eine Sache irgendwie zum Guten zu wenden. Bis man schmerzlich erkennen muss, dass manche Dinge einfach geschehen müssen, egal wie schlimm sie auch sein mögen. Weil das Resultat womöglich eine noch viel schlimmere Gegenwart erschafft. Life is Strange vermittelt einem dabei eine ganz wichtige Lektion – alles hat Konsequenzen. Und selten waren die Konsequenzen innerhalb eines Spiels so massiv spürbar wie hier. Und das bis zum unausweichlichen Ende.

Technisch nicht ganz zeitgemäß

Bis dahin gilt es jedoch, unglaublich viel zu entdecken, unglaublich viel zu erleben und durch einen Strudel der Gefühle zu wandeln. Die Grafik ist in einem liebevollen und passenden Comic – Stil gehalten und erinnert entfernt an die Abenteuer aus dem Hause Telltale. Das bedeutet, dass der Titel zwar längst nicht mit aktuellen Grafik – Bomben mithalten kann, dafür aber auch auf betagten Systemen mit geringen Abstrichen prima läuft und auch beide Konsolenfassungen sich auf einem flüssigen, nativ in 1080p aufgelöstem Bild absolut sehen lassen können – dank Unreal 3 – Engine. Außerdem muss man klar festhalten, dass Life is Strange auch kein Titel mit High End – Ansprüchen sein möchte. Es möchte eine fantastische Geschichte erzählen. Und das gelingt zu jeder Zeit, ist sogar etwas, was den üblichen Verdächtigen der Videospielbranche mittlerweile fast gänzlich abhanden gekommen ist. Die tolle musikalische Untermalung in Verbindung mit der mal bunten, mal düsteren Welt erschafft kombiniert mit der Handlung und den Charakteren eine neue Form der Immersion, die sich nicht nur durch Optik definiert, sondern durch ein toll geschriebenes und toll inszeniertes Gesamterlebnis. 5 Episoden. 5 Tage. Eine Erfahrung.  

Die Steuerung geht dabei sowohl mit Tastatur und Maus als auch mit Gamepad gut von der Hand, wobei letzterem eindeutig der Vorzug zu geben ist. Die Kameraführung ist gelungen und erlaubt eine oftmals präzise Bewegung, die nur ganz selten mal Mätzchen macht.

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Übrigens:
Wer bereits den Season Pass zum Spiel besitzt und nicht unbedingt auf Soundtrack und Artbook aus ist, kann sich das Geld guten Gewissens sparen. Neue Inhalte wie Deutsche Untertitel oder der Entwicklerkommentar werden ebenso wie die zahlreichen kleinen Verbesserungen völlig kostenfrei auf allen Plattformen per Patch ins Spiel implementiert.

ava 
 „Wer Life is Strange bisher aber noch nicht gespielt hat, dem kann  nur  dringend dazu geraten werden. Denn dann bekommt man für  einen  angemessenen Preis ein schier atemberaubendes Erlebnis  mit  Wiederspielwert, welches selbst den größten Eisblock an die  Grenzen der  emotionalen Belastbarkeit bringt, sofern er denn gewillt  ist, sich gänzlich  auf das Abenteuer und die Charaktere darin  einzulassen.“

  
PRO:

+ Toll erzählte Geschichte mit Tiefe und vielen Wendungen
+ Glaubhaft und charmant umgesetztes Arcadia Bay
+ Gut umgesetztes Spiel mit der Zeit
+ Großartige Immersion
+ Gut durchdachte Charaktere mit Persönlichkeit
+ Konsequenzen deutlich spürbar
+ Solider Umfang zum angemessenen Preis
+ Toller Soundtrack
+ Perfekt gewählte (englische) Sprecher
+ Saubere Deutsche Untertitel 
+ Lässt sich auch mit Maus und Tastatur gut bedienen

CONTRA: 

– Etwas unbefriedigendes Ende
– Technisch eher altbacken
– Gelegentliche Trial – and – Error – Passagen
– Hin und wieder kleinere Kamera – Aussetzer

                                                      GESAMTWERTUNG: 93% (PC, PS4)

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