Kreative Einschränkung: Kenny Omega über die Schattenseiten seiner AEW-Führungsrolle, AEW Collision (31.05.2025) in voller Länge und mit deutschem Kommentar

– Kenny Omega zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte von All Elite Wrestling. Seit der Gründung im Jahr 2019 ist er nicht nur als aktiver Wrestler ein fester Bestandteil der Company, sondern fungiert auch als Executive Vice President (EVP) – eine Position, die ihm damals nicht nur Verantwortung, sondern auch große kreative Mitbestimmung versprach. Doch genau diese kreative Freiheit, die ihn einst motivierte, scheint ihm heute mehr und mehr verloren zu gehen. In einem ausführlichen Interview mit dem Filmemacher Andi Shankar hat Omega nun sehr ehrlich über die Belastung gesprochen, die mit seinem EVP-Posten einhergeht.

Die Bürde der Verantwortung

Omega erläuterte, dass seine Funktion als EVP weitreichendere Folgen habe, als er ursprünglich erwartet hatte. Früher sei er Teil einer Gruppe Gleichgesinnter gewesen, die Wrestling auf eine neue, frische Art präsentieren wollten. Heute hingegen sieht er sich ständig mit einem Gefühl der Vorsicht konfrontiert. Jede Äußerung, jede kreative Idee, jede Ausführung im TV könne auf mehreren Ebenen Konsequenzen nach sich ziehen – sei es vonseiten der Fernsehsender, der Fans oder der internen Struktur von AEW.

„Für mich war eines der bedauerlichsten Dinge, als ich EVP bei AEW wurde, dass wir nun für alles, was wir taten oder sagten, verantwortlich waren. Wenn etwas nicht mit dem übereinstimmte, was der Sender wollte, oder wenn es Fans beleidigte, die eine formelle Beschwerde einreichten, konnten wir sofort aus der Show genommen werden. Das ist eine große Verantwortung – nicht nur gegenüber unseren Fans, sondern auch gegenüber den Hunderten von Mitarbeitern bei AEW“, erklärte Omega.

Seine Worte zeichnen ein klares Bild von der Zwickmühle, in der sich kreative Führungskräfte im modernen Wrestling befinden. Während sie einerseits für innovative Inhalte stehen sollen, unterliegen sie andererseits einem immer enger werdenden Korsett aus wirtschaftlichen, sozialen und medialen Erwartungen.

Die vermisste Leichtigkeit der Anfangszeit

Im weiteren Verlauf des Gesprächs sprach Omega mit viel Emotion über die ersten Jahre bei AEW. Damals sei das Team noch klein, unkonventionell und voller Idealismus gewesen. Namen wie Cody Rhodes, „Hangman“ Adam Page und die Young Bucks prägten diese Phase maßgeblich mit. Gemeinsam hätten sie eine Wrestling-Revolution angestoßen, ohne auf politische Korrektheit oder strategische Zurückhaltung achten zu müssen.

„Ich, die Bucks, Hangman und Cody – wir waren alle respektvolle, höfliche Menschen, die nur Gutes tun wollten. Wir haben nie versucht, jemanden zu verletzen. Wenn wir etwas Ausgefallenes oder Kontroverses gemacht haben, dann immer, um eine Geschichte zu erzählen und um einen Zweck zu erfüllen“, so Omega. „Ich habe mir kürzlich einige alte Clips mit den Bucks angesehen und darüber gelacht, wie albern und lustig die Dinge früher waren. Wir wussten, dass wir Witze gemacht haben, und die Fans auch. Sie haben mit uns und über uns gelacht, und das hat uns gefallen.“

Diese Leichtigkeit, dieser improvisierte Charme, sei es gewesen, was AEW in den Augen vieler Fans besonders gemacht habe. Doch genau dieses Element scheint laut Omega mittlerweile weitgehend verloren gegangen zu sein.

Wandel der Zeit bringt neue Herausforderungen

Omega sieht die heutige Medien- und Zuschauerlandschaft als wesentlich sensibler und kritischer an. Wo früher Raum für Ironie, kreative Grenzgänge und spontane Ideen gewesen sei, herrsche heute Vorsicht. Er beklagt, dass viele Menschen heutzutage bereit seien, sich von scheinbar harmlosen Inhalten verletzt zu fühlen und daraus ernsthafte Konsequenzen für die Akteure entstehen könnten.

„Jetzt ist es irgendwie traurig, dass wir das nicht mehr machen können. Damals wurde niemand dadurch verletzt. Niemand würde verletzt werden, wenn wir es heute tun würden. Aber heute würde jemand beleidigt sein und versuchen, uns im Gegenzug zu verletzen, und er würde sich dadurch ermächtigt fühlen. Also bleibe ich jetzt einfach in meinem Schneckenhaus und tue das, wofür ich bezahlt werde. Dieser Teil ist definitiv ein ‚Debbie Downer‘.“

Selbstkritik und Resignation

Was besonders auffällt: Kenny Omega äußert sich nicht nur kritisch über äußere Umstände, sondern auch selbstreflektiert über seine eigene Eignung als Führungskraft. In der Vergangenheit hatte er bereits zugegeben, dass er sich den EVP-Posten möglicherweise nicht wirklich verdient habe. Auch im aktuellen Interview deutet sich eine resignative Haltung an. Statt sich gegen den Wandel zu stellen, akzeptiert er die Veränderungen – wenn auch nicht ohne Bedauern.

„Ich habe mich damit abgefunden, dass die Dinge nicht mehr so sind wie früher. Es bringt nichts, dem nachzutrauern. Aber es ist schade, dass man heute nicht mehr einfach Spaß haben kann, ohne gleich mit Kritik oder Konsequenzen rechnen zu müssen“, fasste er seine Gedanken zusammen.

– Hier gibt es AEW Collision von Samstag in voller Länge und mit deutschem Kommentar: