Knack II™ – „Wenn´s beim ersten Mal nicht klappt…“

                                               
                                              Getestet und verfasst von General M 

…versucht man es dann noch ein weiteres Mal, oder lässt man es besser bleiben? Mit dieser Frage wird sich das Knack – Team um PlayStation 4 – Designer Mark Cerny wohl ausgiebig beschäftigt haben, nachdem der erste Teil als Launchtitel der Konsole Ende 2013 grandios bei der Fachpresse durchfiel. Auf der anderen Seite ist Knack auch ein Paradebeispiel dafür gewesen, wie gegensätzlich die Meinung der Presse hin und wieder auch zum Empfinden der breiten Öffentlichkeit sein kann: Knack verkaufte sich nicht nur besser als erwartet, bei Internetportalen wie Amazon schnitt der Titel in Sachen Nutzerwertungen deutlich besser ab. Was für Magazine und Co. als uninspiriertes, nicht mal im Ansatz forderndes und handlungstechnisch langweiliges Spiel mit unsympathischem Protagonisten galt, fand bei casualbegeisterten Gelegenheitszockern und Familienzocken mit den Kleinen bedeutend mehr Anklang. Vielleicht DER zentrale Grund, warum Sony die Marke nicht begraben hat, sondern bereits im letzten Jahr eine Fortsetzung angekündigt hat. Immerhin ist die Marktlücke momentan kaum besetzt. Die Chance zum Neuversuch ist heutzutage jedenfalls selten. Knack II steht seit letzter Woche in den Regalen. Wir gehen der Frage auf den Grund, ob Teil 2 alles besser macht, oder den letzten Sargnagel der Marke Knack darstellt. 

Roboter und Relikte

Wo im Erstling noch fiese Goblins bekämpft werden mussten, kommt der Feind nun direkt aus dem Weltall. Roboterwesen beachtlicher Größe sind abermals darauf aus, den Frieden zu stören. Ein Fall für das von Dr. Vargas konstruierte Reliktwesen Knack samt bekannter Begleiter, welche nun dem Ursprung der Attacke auf den Grund gehen und den Urheber dabei natürlich gleich dingfest machen sollen. Natürlich gilt es ebenso, auch noch dem ein oder anderen Kobold und anderem Getier auf die Mütze zu hauen. Leider muss man sagen, die Geschichte spielt sich genauso uninspiriert, wie sie auf dem Papier klingt. Ja, sie ist sogar extrem langweilig. Da hat man eigens die bekannte Autorin Marianne Krawczyk für das Script engagiert, welche bereits bei Hits wie der God of War – Reihe treibende Kreativkraft war, wirklich zur Arbeit erschienen scheint diese jedoch offenbar nie zu sein. Das ist schade, da gerade die banale Narration es einem mit jeder Minute schwerer macht, die Konsole nicht nahe dem Koma auszuschalten. Klingt hart? Ist auch so gemeint. Immerhin wird die Handlung in zahlreichen Zwischensequenzen vorangetrieben und nimmt so im Vergleich zu manch anderem Titel bewusst einen hohen Stellenwert im Spiel ein.

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       Zwar sind Roboter der neue Hauptfeind, Goblins und Co. haut man trotzdem auf die Mütze. 

Doch die Probleme des Erstlings wurden leider zu keinem Zeitpunkt gelöst. Die Protagonisten sind gleichermaßen wie die Bösewichte blass, Hauptfigur Knack will es auch beim zweiten Anlauf einfach nicht gelingen, mir irgendeine Form von Sympathie abzugewinnen, dafür bietet die Figur, die abseits von übertriebener Coolness kaum andere Facetten zu zeigen scheint, einfach keine Fläche. Daran ändert auch die durch die Bank gelungene Deutsche Synchronisation nichts. 

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                    Hauptfigur Knack bleibt wie der Rest der Charaktere blass und unsympathisch. 

Schrumpfen und wachsen

Auch hinter dem Vorhang hat sich nicht so viel getan, wie man nach vier Jahren erwarten würde. Zwar kann das Reliktkonstrukt nun über den Talentbaum auf insgesamt 36 verschiedene Fertigkeiten zugreifen, welche von der Kampfkrafterhöhung bis zu neuen Angriffstechniken reichen, Flexibilität beim jeweiligen Einsatz dieser Fähigkeiten gibt es jedoch kaum, da das Spiel immer sehr genau vorschreibt, was wann genutzt werden soll und keinerlei Optionen für spielerische Alternative als dem vorgegebenen Weg gibt. Das ist umso betrüblicher, da die Kombination der Angriffe durchaus Schwung in das im Vorgänger noch so öde Button Smashing als Weg zum Erfolg gebracht hätte, wenn man es denn nur zuließe. So laufen die Kämpfe auf allen Schwierigkeitsgraden nach einem immer gleichen Schema ab: Blind draufhauen, bis der Gegner Geschichte ist, ab und an mal blocken oder ausweichen, fertig. Zudem ist auch das Leveldesign überaus linear und lässt jedweden Wiederspielcharakter missen. Der spielerische Anspruch bewegt sich leider auch in der Fortsetzung auf dem Herausforderungslevel, welcher vergleichbar mit dem Schmieren einer Scheibe Brot wäre. Überzeugender sind da schon die Rätsel, welche zwar auch kein Superbrain erfordern, aber neben den Plattformeinlagen wenigstens etwas Abwechslung ins Spiel bringen. Wirklich feststecken kann man übrigens nie. Wer bestimmte Passagen immer wieder versemmelt, bekommt irgendwann die Möglichkeit spendiert, diese einfach zu überspringen. Auch auf den ersten Blick fordernde Rätsel lassen sich so einfach lösen, indem man bei Bedarf einfach so lange wartet, bis einem das Spiel den entscheidenden Hinweis gibt. Casualgamer wird es freuen, der nach einer Herausforderung suchende wird gelangweilt mit dem Kopf gegen die Wand rennen.   

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     Im Ko-Op – Modus ändern sich die Mechaniken nicht. Auch hier wurde Potenzial verschenkt. 

Insgesamt verweigert sich Knack II auch völlig irgendwelchen Neuerungen im Genre. Klar, die Möglichkeit, jederzeit auf Zwergengröße zu schrumpfen und sich dann durch kleine Lüftungsschächte zu zwängen, ist gut ins Spiel integriert und muss ebenso oft genutzt werden wie jene Fähigkeiten, die nur der große Knack bietet. Auch die Ausrüstung mit verschiedenen Elementarkräften wie Eis, Feuer und Co. ist eine Erwähnung wert, würden solche Dinge nicht immer streng kontrolliert und provoziert genutzt werden. Die Abwesenheit spielerischer Freiheit zählt mit zu den größten Kritikpunkten. Da haben Spiele wie Banjo-Kazooie und Co. bereits vor weit über zehn Jahren wesentlich mehr geboten. Im Ko-Op sieht es da leider nicht anders aus. Wo man Gruppenmechaniken á la Portal hätte einbauen können, wirft das Spiel einfach nur einen zweiten Knack mit gleichen Fähigkeiten auf´s Feld, der außerdem umgehend zurück ins Bild geschmissen wird, solange er selbiges, bzw. den anderen Knack verlässt.   

Technisch bleibt man ebenfalls bei veralteten Maßstäben, Knack II unterscheidet sich optisch kaum vom Vorgänger. Zwar begeistern die extrem liebevoll gestalteten Partikeleffekte auch heute noch, alles andere jedoch wirkt klobig, altbacken und haut niemanden mehr vom Hocker. Auch nicht auf der Pro – Version der PlayStation 4, wo natives 4K ausgegeben wird. Immerhin hält sich die Bildrate bei stabilen 60 Frames pro Sekunde und sorgt so für geschmeidiges Gameplay. Alles in allem bedient sich das Spiel sämtlicher Mechaniken, welche jeder Genrevertreter je in dieser Form einmal erdacht hat, schafft es dabei aber doch nicht, daraus irgendetwas brauchbares, bzw. irgendetwas mit einem gewissen Alleinstellungsmerkmal zu erschaffen. Am Ende bleibt die überraschende Frage, was um Himmels Willen Sony dazu bewogen hat, ein zweites Knack zu erschaffen. Wirklich nachvollziehen kann ich das nämlich nicht.

Fazit und Wertung  

ava2 „Vier Jahre nach dem enttäuschenden ersten Teil hat nun Knack II das Licht der Welt erblickt. Geändert hat sich leider nichts. Dank belangloser Geschichte, belangloser Charaktere und einem noch immer unsympathischen Helden, der sich in einer linearen Welt ohne wirkliche Herausforderungen mit Robotern, Goblins und Co. prügelt. ist Knack II gleichermaßen enttäuschend wie überflüssig. Selten ist mir ein Verteter des Casual Gamings untergekommen, dem man diesen Begriff als Schimpfwort nachwerfen möchte. Wer den ersten Teil mochte, hat entweder nie ein Nintendo 64 besessen, oder ist einfach froh, nach einem langen Arbeitstag an der Konsole hängen zu können, ohne sich Sorgen um die geringste Challenge machen zu müssen. Von der fachlichen Seite betrachtet lassen sich abschließend nur zwei Dinge sagen: Mut zur Innovation kann sich auszahlen. Und noch wichtiger: Bitte kein Knack III!“

PRO: 

+ Sehr gute Deutsche Sprecher
+ Erfordert keinerlei Kenntnisse über den Vorgänger
+ Bunte, kindgerechte Unterhaltung
+ Zugängliche Bedienung
+ Nette Partikeleffekte
+ Insgesamt guter Umfang
+ Zahlreiche Hilfen für die ganz Benachteiligten
+ Stellenweise nette Rätseleinlagen
+ Größenwechsel auf Knopfdruck als Spielelement
+ Faire Schwierigkeitsgrade

CONTRA:

– Belanglose Handlung
– Charaktere inkl. Knack selbst allesamt langweilig und unsympathisch inszeniert
– Spielerischer Anspruch quasi nicht vorhanden
– Sehr linear, daher kaum Wiederspielwert
– Fähigkeiteneinsatz meist fest vorgegeben
– Insgesamt altbackene Technik
– Trotz Fertigkeitenbaum: Buttonsmashing führt meist immer zum Erfolg
– Merzt die zahlreichen Schwächen des Vorgängers nicht aus
– Ko-Op bietet keinerlei Mehrwert oder neue Mechaniken

                                                        GESAMTWERTUNG:     49%


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