Kevin Owens spricht über seinen Heelturn, Triple Hs Einfluss, Kritik am Körperbild, WWE als Lebensziel und seine Liebe zu Owen Hart – Wie Hunter KOs Heelturn strategisch plante und warum er erst skeptisch war

– In einem aufschlussreichen Interview mit Chris Van Vliet bei „Insight“ gewährte Kevin Owens seltene und persönliche Einblicke in mehrere zentrale Themen seiner Karriere – von seiner Sicht auf das kreative Wrestling-Storytelling unter Triple H über die Entwicklung seines Heelturns gegen Cody Rhodes bis hin zu seinem langjährigen Idol Owen Hart. Zudem sprach Owens mit entwaffnender Ehrlichkeit über Kritik an seinem Körper und seinen Kindheitstraum, eines Tages ein WWE-Superstar zu werden.

Triple Hs visionärer Plan: Der ungewöhnliche Heelturn von Kevin Owens gegen Cody Rhodes

Bei WWE Bad Blood 2024 sorgte Kevin Owens für einen der schockierendsten und gleichzeitig innovativsten Momente des Jahres, als er Undisputed WWE Champion Cody Rhodes unmittelbar nach der Show backstage attackierte – ohne dass dieser Angriff während der Liveübertragung zu sehen war. Stattdessen tauchten kurz nach dem Event Fan-Videos auf, die den Vorfall dokumentierten und sich viral verbreiteten. Schnell wurde klar: Dies war kein Zufall, sondern ein geplanter Schachzug, der das moderne Storytelling in der WWE auf ein neues Level hob.

Kevin Owens enthüllte nun, dass dieser kreative Pitch von Triple H stammte. Zunächst zeigte sich Owens gegenüber der Idee jedoch skeptisch: „Es war nicht meine Idee. Das war Triple H. Er fühlte sich sicher, es auf diese Weise zu machen. Ich war mir nicht sicher und fragte mich, ob überhaupt genug Leute darauf anspringen würden.“

Doch Triple H sollte recht behalten. Die virale Wirkung des Fanmaterials übertraf die Erwartungen und bewies, dass moderne Wrestling-Fans bereit sind, Storylines außerhalb des traditionellen TV-Rahmens zu verfolgen. Owens lobte die Herangehensweise: „Er [Triple H] will Geschichten anders erzählen und ist bereit, neue Wege zu gehen, um zu sehen, was funktioniert. Das macht die Show viel interessanter. Es bedeutet nicht, dass alles funktioniert, aber der Mut, etwas Neues auszuprobieren, ist extrem wichtig im Wrestling.“

Der Heelturn gegen Cody Rhodes war nicht der erste Versuch, durch unkonventionelle Inszenierung für Aufmerksamkeit zu sorgen. Bereits bei einem Angle mit Randy Orton wurde ähnlich verfahren: Während das TV-Publikum nur den letzten Teil des Angriffs sah, wurde das vollständige Sicherheitskameramaterial erst später veröffentlicht.

Kreative Evolution der WWE: Owens sieht die Gegenwart als Fortschritt

Kevin Owens sieht im kreativen Wandel unter Triple H einen bedeutenden Fortschritt gegenüber früheren WWE-Zeiten. Besonders im Vergleich zur Ära 2008–2009 äußerte er sich kritisch „Ich war ein riesiger Fan und habe nie eine Show verpasst, aber in den Jahren 2008 und 2009 fühlte es sich oft so an, als ob jede Woche dieselbe Show lief. Selbst in meinen Anfangsjahren bei WWE, wie 2016 oder 2017, hatte ich oft das Gefühl: Das haben wir doch gerade erst gemacht.“

„Es gab Zeiten, auch während meiner Zeit hier, zum Beispiel 2016 oder 2017, da hatte ich das Gefühl: Das haben wir doch erst vor zwei Wochen gemacht und jetzt schon wieder? Für mich ist das nicht der richtige Weg, wie wir an Dinge herangehen sollten. Ich denke, wir brauchen frische Ideen. Etwas Neues muss her.“

Heute empfindet Owens die kreative Offenheit als belebend: „Es muss sich unvorhersehbar und aufregend anfühlen. Nur so bleibt das Produkt frisch.“

Körperbild-Kritik: Kevin Owens kontert mit Selbstbewusstsein und Ehrlichkeit

Ein wiederkehrendes Thema in Kevin Owens’ Karriere war die Kritik an seinem Erscheinungsbild. Für viele entsprach er nie dem klassischen Idealbild eines Wrestlers, doch Owens machte stets klar, dass Talent und Präsenz weit über Muskeldefinition hinausgehen: „Ja, ich meine, das höre ich immer noch ständig. Aber ganz ehrlich: Wer das als Beleidigung auffasst, ist einfach ziemlich dumm. Ich fühle mich total wohl mit meinem Aussehen, so war ich schon immer. Und genau das macht viele Leute offenbar wahnsinnig. Mein Gewicht hat sich über die Jahre definitiv verändert. Es gab Zeiten, da war ich deutlich schwerer als heute und ja, dafür gab es Gründe. Manche sagen dann: ‚Du hast nicht genug trainiert. Du hast zu viel Mist gegessen.‘ Und weißt du was? Das stimmt sogar. Aber das hat nie meine Leistung beeinträchtigt.

Klar, vielleicht mochten manche nicht, wie ich damals aussah, aber ich habe trotzdem großartige Matches abgeliefert. Und meine Promos waren besser als die der meisten anderen. Daran hat sich nichts geändert.

Jetzt habe ich ein paar Kilo verloren und das Lustige ist: Ich habe gar nichts dafür getan. Ich bin nicht losgezogen, mit dem Ziel, abzunehmen. Mein Gewicht schwankt einfach stark. Vielleicht bin ich im Alltag ein bisschen aktiver, keine Ahnung. Ich verstehe meinen eigenen Stoffwechsel nicht mal wirklich. Aber ja, momentan bin ich schlanker. Vielleicht nehme ich wieder zu, vielleicht nicht, ich weiß es einfach nicht. Aber eins ist sicher: Ich habe nie bewusst entschieden, schwerer, leichter oder besser auszusehen. Und genau das bringt viele Leute offenbar total aus der Fassung.“

Kindheitstraum WWE: Wie eine Videokassette alles veränderte

Die Karriere von Kevin Owens begann, wie bei vielen großen Wrestling-Stars und zwar mit einem magischen Moment in der Kindheit. Als Elfjähriger sah er gemeinsam mit seinem Vater eine ausgeliehene VHS-Kassette mit einer WWE-Show. Diese Entscheidung sollte sein ganzes Leben verändern: „Wir hatten alle Filme aus der Videothek schon gesehen, also sagte mein Vater: ‚Lass uns mal dieses Wrestling-Ding anschauen.‘ Ich wusste, was Wrestling ist, aber hatte es noch nie wirklich gesehen.“

Nach wenigen Minuten war Owens, damals noch Kevin Steen süchtig. Besonders The British Bulldog hinterließ Eindruck, doch es war Shawn Michaels, der sein Herz gewann: „Ich war so klein für mein Alter, und Shawn Michaels war der kleinste Typ der Show, aber auch der beste. Da wusste ich: Wenn er das kann, dann kann ich das auch. Als das Band zu Ende war, sagte ich meinem Vater: ‚Das werde ich machen.‘ Und er unterstützte mich von Anfang an.“

Owens’ Eltern zeigten sich nicht nur offen, sondern förderten seinen Traum aktiv, bestellten Pay-per-Views Events und ließen ihn bis spät in der Nacht wach bleiben und unterstützten ihn bedingungslos. Diese Unterstützung legte den Grundstein für eine der authentischsten Karrieren in der WWE.

Emotionale Bindung: Warum Owen Hart für Kevin Owens so viel bedeutet

Abseits von Karriereträumen und Wrestling-Technik sprach Owens auch mit besonderer Emotionalität über Owen Hart. Die Faszination für den jüngeren Hart-Bruder entstand aus einem sehr persönlichen Grund: der Parallele zu seinem eigenen Leben: „Ich habe einen zehn Jahre älteren Bruder. Als Kind haben wir uns ständig gestritten und natürlich hat er immer gewonnen. Als ich Owen Hart sah, wie er sich gegen seinen älteren Bruder Bret stellte, konnte ich mich sofort damit identifizieren.“

Owen Hart wurde für Owens nicht nur zu einem Vorbild, sondern auch zu einem Symbol seiner eigenen Geschichte. Diese emotionale Verbindung führte dazu, dass Owens 2014 als Hommage an das Idol seiner Kindheit den Namen seines WWE-Rings wählte: „Er war ein unglaublicher Wrestler, charismatisch und unterhaltsam. Ich wurde ein riesiger Fan.“