
Seit ihrem Abgang von der WWE im August 2025 sind Karrion Kross und Scarlett Bordeaux Free Agents. In der „INSIGHT with Chris Van Vliet” Talkshow gaben beide ausführlich Einblicke in ihre Erfahrungen mit der WWE, ihre Sicht auf vergangene Vertragsverhandlungen, ihre Reaktionen auf Auftritte und ihre Perspektiven für die Zukunft. Dabei sprachen sie sowohl über persönliche Erfahrungen als auch über grundsätzliche Fragen zu Loyalität, Wertschätzung und kreativer Freiheit im Wrestling-Geschäft.
Kross, der bei WWE als Karrion Kross auftrat, schilderte, dass ihm nach der Rückkehr ins Main Roster ein neues Vertragsangebot gemacht worden sei, das innerhalb von 24 Stunden angenommen werden musste. Er habe die Situation als Druck empfunden und deshalb gezögert. Parallel dazu sei Scarlett von der Talentabteilung darüber informiert worden, dass ihre eigenen Vertragsgespräche erst beginnen würden, sobald mit Kross eine Einigung erzielt sei. Für sie war dies ein Signal, dass ihr Stellenwert direkt an die Entscheidung ihres Partners gekoppelt war.
Scarletts Vorwurf einer abwertenden Haltung im Vertragsprozess
Scarlett erklärte, dass sie die Vorgehensweise der Verantwortlichen als frauenfeindlich empfand. Ursprünglich war sie bereits vor Kross bei WWE unter Vertrag und sah sich nun plötzlich in einer Situation, in der ihr Wert scheinbar ausschließlich davon abhing, ob Kross seinen Vertrag verlängern würde. Sie betonte, dass dies ein deutliches Warnsignal gewesen sei, da es suggeriere, sie sei nur als Ergänzung zu ihm relevant. Diese Haltung habe sie nachhaltig enttäuscht und geprägt.
Kross bestätigte, dass ihm ähnliche Signale bereits in der Vergangenheit begegnet seien. Schon beim Wechsel von NXT zu RAW sei ihm telefonisch gesagt worden, man werde sich erst um Scarlett kümmern, nachdem sein eigener Vertrag geregelt sei. Rückblickend bezeichnete er dieses Vorgehen als unfair, da es nicht nur seine Partnerin in eine abhängige Position brachte, sondern auch das Vertrauen in die internen Abläufe erschütterte.
Missverständnisse und die umstrittene Post-WrestleMania-Promo
Ein weiteres Thema des Interviews war Kross’ berüchtigte Worked-Shoot-Promo nach WrestleMania 41, die er in der Post-Show von Sam Roberts und Megan Morant hielt. In dieser Rede kritisierte er die mangelnden Chancen, die ihm innerhalb der WWE geboten wurden, und sprach über seine frühere Entlassung. Die Promo wurde von den Zuschauern gefeiert, löste backstage jedoch Unruhe aus. Kross erzählte, dass er am Folgetag bei RAW einen Anruf aus der Talentabteilung erhielt, in dem man ihm mitteilte, einige Mitglieder des Kreativteams seien verärgert.
Kross suchte daraufhin das Gespräch mit mehreren Writern, die jedoch laut seiner Aussage gar nicht wussten, wovon die Rede war. Erst ein direktes Gespräch mit Triple H klärte die Situation. Laut Kross zeigte sich Triple H verständnisvoll und erkannte den künstlerischen Ansatz hinter der Promo. Für Kross war dies ein Beweis dafür, dass große Organisationen wie die WWE häufig an interner Kommunikationsvielfalt leiden und Missverständnisse leicht entstehen können.
Die Reaktion auf Fans und eine klare Haltung zu ihren Chants
In den Monaten nach seiner Abwesenheit aus dem WWE-TV sorgten bei mehreren Shows laute „We want Kross“-Chants des Publikums für Aufmerksamkeit. Kross zeigte sich dankbar für die Unterstützung, machte jedoch deutlich, dass solche Fanreaktionen keinen Einfluss auf seine beruflichen Entscheidungen haben. Laut Kross riet ihm sogar jemand aus dem Unternehmen, das neue WWE-Angebot möglichst schnell anzunehmen, solange die Chants anhielten. Er habe sich aber bewusst dagegen entschieden, da er seine Karriere nicht von momentaner Popularität abhängig machen wolle. Die Zuschauer kämen schließlich zu den Shows, um gute Unterhaltung zu erleben – nicht, um ihre Stimmung nur an einem bestimmten Wrestler festzumachen.
Darüber hinaus betonte er, dass es ihm unangenehm sei, wenn während Matches seiner Kollegen Chants über ihn angestimmt würden. Viele seiner Freunde würden Woche für Woche hart trainieren und kämpfen, um sich zu beweisen. Diese mit Chants für abwesende Wrestler zu übertönen, empfände er als respektlos. Er wolle den Support der Zuschauer wertschätzen, aber gleichzeitig die Leistung seiner Kollegen nicht schmälern.
Scarlett über ihre monatelange TV-Abwesenheit und Unterstützung hinter den Kulissen
Scarlett berichtete im weiteren Verlauf des Gesprächs, dass sie über einen längeren Zeitraum von etwa drei Monaten nicht im Fernsehen eingesetzt worden sei, während Kross weiterhin in Backstage-Segmenten auftauchte. Dies habe sie überrascht, da sie weiterhin bereit gewesen sei, ihre Rolle als Managerin auszufüllen. Hinter den Kulissen hätten sich mehrere Kollegen, darunter AJ Styles und The Miz, für sie starkgemacht. Besonders AJ Styles habe sich aktiv dafür eingesetzt, dass sie wieder Teil der Segmente werde. Schließlich sei sie dank seiner Initiative kurzfristig wieder in einer Aufzeichnung zu sehen gewesen.
Nach den Dreharbeiten habe sie jedoch eine Bemerkung eines Produzenten erhalten, der sie gefragt habe, wie sie es überhaupt geschafft habe, in das Segment zu kommen. Das habe ihr gezeigt, dass intern offenbar darüber diskutiert wurde, sie aus den Storylines herauszuhalten. Für Scarlett war das der einzige Moment in ihrer WWE-Zeit, in dem sie wirklich den Eindruck hatte, dass man versuchte, sie von ihrem Partner zu trennen.
Grundprinzipien und die Bedeutung von kreativer Freiheit
Sowohl Kross als auch Scarlett betonten mehrfach, dass sie bei zukünftigen Engagements künstlerische Freiheit über finanzielle Angebote stellen würden. Kross erklärte, dass er kein Interesse an lukrativen Verträgen ohne inhaltliche Überzeugung habe. Er wolle etwas schaffen, das beim Publikum nachhaltig Eindruck hinterlasse. Er habe Angebote ausgeschlagen, weil sie nicht zu seinen kreativen Vorstellungen passten. Diese Haltung ziehe sich durch seine gesamte Karriere und sei einer der Hauptgründe, warum er nicht vorschnell neue Verträge unterschreibe.
Scarlett ergänzte, dass ein Engagement bei einer anderen großen Promotion eine ernste Verpflichtung wäre, vergleichbar mit dem Beginn einer neuen langfristigen Beziehung. Man wolle sich dort voll identifizieren und die Promotion zu einem echten Zuhause machen. Wenn sie eines Tages zu AEW wechseln sollten, wolle man alles dafür tun, um die Marke zu stärken und sich vollständig mit ihr zu identifizieren.
Warum ein sofortiger AEW-Wechsel für sie ausgeschlossen ist
Auf die Frage, warum sie derzeit nicht zu AEW wechseln, erklärte Scarlett, dass es Tony Khan gegenüber unfair wäre, solange sie noch so positiv über ihre WWE-Erfahrungen sprechen. Sollte sich ein Engagement bei AEW ergeben, wolle man es mit voller Loyalität und Hingabe angehen. Für sie und Kross sei es wichtig, sich auf jedes Projekt vollständig einzulassen und nicht zwischen zwei Unternehmen zu stehen. Beide betonen, dass sie in der glücklichen Lage seien, von einer loyalen Fan-Community begleitet zu werden, egal wohin ihre Karriere sie führe.
Derzeit genießen Kross und Scarlett die Freiheit, unabhängig zu arbeiten. Sie treten in verschiedenen Promotions auf und schätzen die Möglichkeit, eigene Projekte umzusetzen. Kross beschrieb die Unvorhersehbarkeit der Indie-Szene als einen der spannendsten Aspekte seines aktuellen Alltags. Scarlett sieht darin eine wertvolle Gelegenheit, sich neu zu erfinden und ihre künstlerische Vision ohne Einschränkungen auszuleben.
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