John Cena ging seine letzte Phase in der WWE nicht mit dem Ziel an, ein möglichst makelloses Bild zu hinterlassen. Stattdessen wollte er bewusst anecken und Grenzen verschieben. In Cody Rhodes’ Podcast „What Do You Wanna Talk About?“ erklärte Cena offen, dass er während seines Abschiedsjahres gezielt Entscheidungen traf, die polarisierten und Kritik hervorrufen konnten: „Ich wollte bewusst mutige Entscheidungen treffen, auch wenn diese Kritik auslösen würden. Ich hatte keine Angst, Fehler zu machen. Gerade gegen Ende meiner Karriere war ich bereit, dieses Risiko einzugehen.“
Für Cena war Scheitern kein Makel, sondern ein notwendiger Bestandteil von Entwicklung. Er wollte nicht auf Sicherheit setzen, sondern bewusst Situationen schaffen, in denen auch negative Reaktionen möglich waren.
Eine klare Botschaft an die nächste Generation
Ein zentrales Anliegen von Cena war es, jüngeren WWE Superstars ein anderes Verständnis von Kreativität zu vermitteln. Er wollte zeigen, dass es nicht darum geht, Fehler um jeden Preis zu vermeiden. Vielmehr sah er es als wichtig an, Risiken einzugehen und sich auch öffentlich angreifbar zu machen. Er erklärte, man könne sich über ein angeblich veraltetes System beklagen, oder junge Talente ermutigen, die vielen Live-Auftritte im Jahr zu nutzen und keine Angst davor zu haben, vor laufender Kamera Fehler zu machen.
Cena stellte klar, dass sein Fokus nicht auf Selbstschutz lag, sondern auf Vorbildfunktion. Wer sich ständig absichert, verhindert Weiterentwicklung. Gerade erfahrene Namen müssten den Mut haben, diesen Schritt vorzuleben.
WrestleMania als bewusster Bruch mit Erwartungen
Als konkretes Beispiel nannte Cena sein Match gegen Cody Rhodes bei WrestleMania. Die Begegnung sorgte nach der Show für intensive Diskussionen und Kritik. Cena machte deutlich, dass genau dies einkalkuliert war: „Du und ich bei WrestleMania – wir wollten bewusst etwas Neues versuchen. Es war ein großes Risiko und dafür gab es viel Kritik. Aber ich wollte nicht den einfachen Weg gehen. Mir ging es darum, etwas anderes zu zeigen.“
Für Cena war die Reaktion Teil des kreativen Prozesses. Entscheidend sei nicht, ob ein Moment einhellig gefeiert werde, sondern ob er etwas auslöse und zum Nachdenken anrege.
Der Elimination Chamber Moment ohne langfristigen Plan
Einer der meistdiskutierten Augenblicke seiner Abschiedstour ereignete sich bei Elimination Chamber, als Cena Cody Rhodes überraschend mit einem Tiefschlag attackierte. Viele Fans interpretierten dies als Beginn eines späten Heel Turns. Cena stellte später klar, dass es keinen langfristigen Plan dahinter gab: „Im Februar ging es einfach darum, einen starken Moment zu schaffen. Das kann ich nachvollziehen. In diesem Geschäft sind solche Momente wichtig. Man braucht dafür nicht immer einen Plan, der sich über viele Monate zieht.“
Er beschrieb diese Entscheidung als reines Schockmoment, das Aufmerksamkeit erzeugen sollte. Für Cena war das kein Problem, solange der Moment wirken durfte: „Man kann es so sehen: Heute Abend schauen alle genau hin. Lasst uns etwas Besonderes machen. Alles Weitere kann sich dann im Laufe der Zeit entwickeln.“
Vertrauen in Ausdruck statt Erklärung
Cena betonte, dass er sich bewusst auf Körpersprache und Mimik verlassen wolle. Lange Erklärungen oder nachträgliche Rechtfertigungen hielt er für überflüssig. Wichtig sei es gewesen, dem Moment Zeit zu geben. Diese Herangehensweise entsprach seiner Vorstellung, Geschichten nicht vollständig zu erzählen, sondern dem Publikum Raum für eigene Interpretationen zu lassen.
Der Abschied als Lebenszyklus
Rückblickend beschrieb Cena seine gesamte Abschiedstour als eine Art chronologischen Prozess, vergleichbar mit einem Lebenszyklus. Vom öffentlichen Ankündigen seines Rücktritts bis zum bewussten Akzeptieren des Endes: „Die ganze Zeitspanne von meiner Rücktrittsankündigung bis zum letzten Match war wie ein zusammenhängender Prozess. Diese rund 15 bis 18 Monate erzählen den kompletten Lebenszyklus, vergleichbar mit einem Menschen, der offen ankündigt, dass er sich dem Ende nähert.“
Diese Sichtweise spiegelte sich auch in seinem letzten Match wider, das mit einem ruhigen Lächeln im Sleeper Hold von GUNTHER endete – wir berichteten.
Verantwortung übernehmen bei Survivor Series
Ein weiterer prägender Moment folgte bei Survivor Series, als John Cena im Ring systematisch von allen vier Mitgliedern von Judgment Day ausgeschaltet wurde. Cena bestätigte, dass diese Idee direkt von ihm selbst stammte: „Meine Idee war, dass alle vier von Judgment Day mich nacheinander mit ihren Finishern attackieren und dabei jeder seinen eigenen Moment bekommt.“
Er räumte ein, dass es intern Bedenken gab, sein Image könne darunter leiden. Dennoch hielt er an der Idee fest: „Diese Jungs sind wirklich stark. Sie brauchen ihre eigenen großen Momente. Für mich ist das kein Problem, und wir können es so umsetzen, dass es für mich passt.“
Platz schaffen für andere statt Selbstschutz
Cena machte deutlich, dass es ihm nie darum ging, selbst im Mittelpunkt zu stehen. Vielmehr wollte er jungen Talenten sichtbar helfen und ihnen glaubwürdige Momente verschaffen. Diese Haltung zog sich durch sein gesamtes letztes Jahr und gipfelte an seinem Abschiedsabend, an dem zahlreiche NXT Talente Teil der Show waren.
Für Cena war dies keine Inszenierung, sondern die Erfüllung eines Versprechens. Sein Abschied sollte zeigen, dass wahre Größe nicht darin liegt, unantastbar zu bleiben, sondern Verantwortung abzugeben.
Hätte mir ein ähnlich würdges Abschiedsmatch wie vom Natureboy Ric Flair gegen HBK Shawn Michaels gewünscht. Das war nun wirlich mitreissend und auch emotional bewegend. Gunther hat seinen Job gemacht und das Match war auch richtig gut in meinen Augen. Wäre in einem PPV angemessen gewesen und das eben auch als letzter Kampf. Cena wird im Gegensatz zu Ric Flair sein Versprechen auch einhalten, da bin ich mir sicher.