John Cena gewährt Einblicke in seine Abschiedstour, kreative Prozesse, seinem kurzen Heelturn und die kommenden Entscheidungen von AJ Styles und Brock Lesnar

John Cena hat in seinem Gespräch mit Chris Van Vliet einen der offensten Einblicke seiner Karriere gegeben. Mehr als zwanzig Jahre lang prägte er das Gesicht der WWE, und nun, kurz vor seinem letzten Match, zeigt er sich beeindruckend reflektiert und emotional gefasst. Auf die Frage, wie er sich in diesen Tagen fühlt, antwortete Cena mit spürbarer Dankbarkeit: „Großartig, wirklich großartig. Wir haben ein Programm auf die Beine gestellt, das seit einem Jahr die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht.“

Er betonte, dass er stolz darauf sei, die Zuschauer auf seine Reise mitgenommen zu haben. Dass seine Abschiedstour nicht nur als Abschied, sondern auch als Blick nach vorn verstanden wird, ist ihm wichtig. Cena erklärte: „Ich werde meinen letzten Auftritt im Ring haben. Das steht fest. Danach werde ich nichts mehr machen. Dann ist wirklich Schluss. Für immer.“ Trotz der Endgültigkeit dieser Worte wirkt Cena nicht wehmütig, sondern eher zufrieden und erfüllt.

Ein zentrales Ziel dieser letzten Monate war es ihm, das Rampenlicht mit anderen zu teilen. Besonders mit NXT-Talenten, die er auf der großen Bühne präsentieren wollte. „Ich hoffe, dass ich die Aufmerksamkeit auf das lenken kann, was die nächsten zwei Jahrzehnte bringen könnten“, sagte er. Dieser Gedanke zieht sich durch seine gesamte Abschiedsphase.

Warum Cena die Abschiedstour selbst vorgeschlagen hat

Cena beschreibt, dass die Idee einer Abschiedstour lange in ihm gereift ist. Der entscheidende Moment kam 2022, als berufliche Verpflichtungen außerhalb der WWE immer schwerer mit dem Wrestling-Alltag zu vereinbaren waren. Er erklärt: „Wir haben zwei Optionen. Entweder ich poste einfach nur ‚Ich bin fertig‘, oder ich kann alle anderen Aktivitäten für dieses Jahr zurückfahren und mich ganz diesem letzten Jahr widmen.“

Cena entschied sich bewusst für die zweite Variante. Er wollte die Fans nicht mit einer schlichten Nachricht zurücklassen, sondern ihnen eine Reise bieten, die sowohl emotional als auch sportlich bedeutsam ist. Besonders wichtig war ihm die Authentizität seines Abschieds. „Kein Wrestler geht jemals wirklich in den Ruhestand, ohne sich nicht ein Hintertürchen offenzuhalten. Doch ich werde der Erste sein, der wirklich für immer aufhört“, sagte er entschlossen.

Intern stieß Cenas Idee nicht nur auf Zustimmung, doch sie fand schnell Akzeptanz, da sie etwas bot, das WWE so zuvor noch nie erlebt hatte. Cena betonte, dass die Fans auf diese Tour außergewöhnlich positiv reagiert haben. Er formulierte es so: „Ich weiß, dass einige Leute kritisch sind. Andere sind überglücklich. Aber es gibt keine Apathie.“ Für Cena ist das der größte Erfolg.

Kritik ist ein Teil seiner Karriere

Cena sprach offen darüber, dass Kritik ihn über Jahrzehnte begleitet hat. Für ihn sei sie kein Problem, sondern ein natürlicher Teil seines Berufs. „Kritik gehört zu unserem Job dazu. Das ist absolut Teil unserer Arbeit“, sagte er.

Auch nachdem er zu einem der erfolgreichsten Superstars der Wrestling-Geschichte wurde, änderte sich nichts daran. Cena lächelte fast, als er hinzufügte: „Ich werde ständig kritisiert.“ Doch er betrachtet Kritik nicht als Angriff, sondern als Zeichen dafür, dass die Fans emotional investiert sind.

Der lange Planungshorizont seiner Tour

Viele Fans glauben, eine Abschiedstour sei kurzfristig entstanden. Doch Cena verriet, dass die Planung rund drei Jahre gedauert hat. Der logistische Aufwand, seine Filmprojekte in Budapest und Marokko mit seiner WWE-Rückkehr zu verbinden, sei enorm gewesen. Von Drehs unmittelbar nach Matches bis hin zu extremen Versicherungsanforderungen war alles dabei. Cena erklärte: „Mit jedem Termin steigen die Kosten, sei es um 500.000 Dollar oder um 1.000.000 Dollar.“

Dass dieses Mammutprojekt überhaupt möglich war, bezeichnet Cena rückblickend als kleines Wunder.

Cenas überraschender Heelturn und wie er ihn erlebt hat

Der Heelturn bei WWE Elimination Chamber 2025 war einer der überraschendsten Momente seiner Karriere. Cena bestätigte, dass dieser Twist nicht langfristig geplant war „Nein, das, was man bei ‚WWE UNREAL‘ sieht, ist echt. Es hieß: ‚Wir müssen Elimination Chamber groß machen.‘ Also haben wir es getan.“

War er begeistert? „Ich bin von allem begeistert. Ich mag das Rätselhafte“, sagte er und lachte dabei.

Auch in den folgenden Monaten hörte Cena die Reaktionen der Fans. Was ihn besonders freute, war, dass viele wütend oder enttäuscht waren. Denn das hieß für ihn: Sie waren emotional drin. Cena erklärte, dass sein Heelrun dramaturgisch schnell ablaufen musste, da ihm nur rund 20 TV-Episoden blieben. „Wir mussten eine Geschichte erzählen, die ursprünglich zwei Jahre lang sein sollte.“

AJ Styles und die Frage nach der eigenen Abschiedstour

In der Abschlussphase seiner Karriere führte John Cena ein besonders prägendes Gespräch mit AJ Styles im Backstagebereich. Cena wollte wissen, ob Styles selbst eine Abschiedstour in Erwägung zieht. Styles band sich gerade die Schuhe, sah kurz zu Cena auf und sagte: „Mann, ich bin 48.“ In diesem Moment wurde Cena klar, dass Styles nicht vorhatte, seinen Abschied künstlich in die Länge zu ziehen.

Cena erklärte, dass Styles nicht mehr antreten möchte, sobald er das Gefühl hat, sein eigenes sportliches Niveau nicht mehr vollständig abrufen zu können. Obwohl es äußerlich kaum erkennbar sei, mache sich Styles intern Gedanken über sein körperliches Limit und darüber, ob er weiterhin auf dem Niveau performen kann, das er von sich selbst erwartet.

Styles habe ihm erklärt, dass eine klassische Abschiedstour für ihn aus körperlichen Gründen nicht infrage komme. Er empfinde deutlich, wie sehr er seinen Körper über die Jahre belastet habe, auch wenn dies für Zuschauer nicht sichtbar sei. Wörtlich gab Cena seine Aussage wie folgt wieder: Styles habe gesagt, dass Vorbereitung, Cooldown und Regeneration zunehmend Kraft kosten und dass er den Ring verlassen wolle, solange er noch sein eigenes Leistungsniveau halten könne und nicht erst dann, wenn Außenstehende infrage stellen, ob der Zeitpunkt für ein Karriereende schon früher hätte kommen müssen.

Das emotionalste Gespräch seiner Karriere

Cena beschrieb AJ als jemanden, der genau weiß, wann er gehen muss. Dieses Gespräch war einer der Gründe, warum Cena selbst loslassen konnte. „Ich gehe, weil ich euch immer noch geben kann, was ihr wollt“, sagte er emphatisch.

Durch diese Ausführungen wurde Cena endgültig klar, dass AJ Styles seinen Abschied bewusst kurzhalten möchte und keinen langen Farewell-Zyklus plant.

Was Cena der 17. World Title bedeutete

Ric Flair hatte 16 World Championship-Titel. Cena übertraf diese Marke. Doch er möchte diesen Erfolg anders verstanden wissen. „Ich wollte den 17. Titel gewinnen, damit ich dem Performer, der den 18. gewinnt, die Hand schütteln kann“, sagte er.

Damit möchte er ein Symbol setzen: dass Rekorde da sind, um gebrochen zu werden.

Der späte Gewinn der Intercontinental Championship

Ein Titel fehlte ihm lange: der Intercontinental Championship. Cena sprach liebevoll darüber, dass ihm besonders die Zusammenarbeit mit Dominik Mysterio in dieser Phase wichtig war. „Das Besondere daran war, dass ich den Titel auf diese Weise verlieren durfte“, sagte er. Es war  für Cena ein Moment des Respekts und der Weitergabe.

Die kreative Bedeutung seiner Niederlage gegen Brock Lesnar

John Cena sprach auch über seine Niederlage gegen Brock Lesnar bei WrestleMania und gewährte dabei erstmals einen tieferen Einblick in die kreativen Überlegungen hinter diesem Match. Er machte deutlich, dass Brock Lesnar an diesem Abend in beeindruckender Form war und keinerlei Anzeichen zeigte, dass ihn die Zeit einholen würde. Cena beschrieb Lesnar sinngemäß als nahezu unaufhaltsame Kraft, die genauso furchteinflößend wirkte wie in früheren Jahren. Seine eigene Rolle sei klar definiert gewesen. Er wollte Lesnar in dieser Phase so stark wie möglich aussehen lassen, denn auf Cenas Weg zum Abschied würde ihn eine solche Niederlage nicht mehr beeinträchtigen.

Im Verlauf des Gesprächs folgte eine Aussage, die die kreative Absicht hinter dem Match deutlicher als alles andere erkennen ließ. Cena erklärte, dass es im Wrestling entscheidend sei, zu verstehen, wer an einem bestimmten Abend im Mittelpunkt der Darstellung steht. Bei diesem Event sei es nicht seine Aufgabe gewesen, zu glänzen. Der Fokus habe eindeutig auf Brock Lesnar gelegen, der an diesem Abend das zentrale Aushängeschild sein sollte.

Hat John Cena das Ende der Wrestling-Karriere von Brock Lesnar verkündet?

Anschließend sprach Cena über den größeren kreativen Rahmen, der hinter Lesnars aktueller Darstellung stehen könnte. Er deutete an, dass Lesnars Rückkehr darauf ausgerichtet sei, die Faszination rund um seine Figur noch einmal zu verstärken, bevor eine bedeutende Phase seines Weges zu Ende gehe. Cena erwähnte dabei, dass dieser kreative Höhepunkt möglicherweise in Minnesota stattfinden könnte und entsprechende Entwicklungen nicht mehr lange auf sich warten lassen dürften. Um diesen Gedanken bildlich zu untermauern, erklärte er, dass man für einen großen Abschluss zuerst den passenden Rahmen schaffen müsse. Er selbst befinde sich ohnehin auf dem Weg aus dem aktiven Geschehen heraus, weshalb er bereit gewesen sei, Brock Lesnar diese Bühne zu bereiten.

Siehe auch: Gunther über John Cenas letztes Kapitel: Warum ihr Duell mehr als ein Abschiedsmatch ist – Garcia und Ventura bei WWE Saturday Night’s Main Event

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