Jinder Mahal über seine WWE-Zeit: Frust unter Triple H, Titel-Mythos und falsche Behandlung

Jinder Mahal spricht am Mikrofon Klartext

Der frühere WWE Champion Jinder Mahal hat sich in einem ausführlichen Interview mit Inside The Ropes selten ehrlich über seine aktuelle Situation und seine Erfahrungen innerhalb der WWE geäußert. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund, als es um die Veränderungen ging, die sich seit dem Wechsel der kreativen Führung von Vince McMahon zu Triple H ergeben haben.

Mahal erklärte, dass er sich während der McMahon-Ära trotz Höhen und Tiefen stets wertgeschätzt fühlte. Auch wenn er nicht immer im Rampenlicht stand, sei er regelmäßig in den Shows präsent gewesen – sei es in Matches, Backstage-Segmenten oder humorvollen Einlagen. Er sagte, Vince McMahon habe dafür gesorgt, dass er im TV war, selbst wenn es sich nur um kleinere Rollen handelte.

„Unter Vince wurde ich immer eingesetzt. Vielleicht nicht immer im Main Event, aber ich hatte Fernsehzeit. Egal ob als WWE Champion oder als 24/7-Champion – ich war präsent, ich war Teil der Show“, erklärte Mahal.

Jinder Mahal fühlt sich unter Triple H übersehen

Mit dem Übergang zu Triple H habe sich das Bild jedoch dramatisch verändert. Zum ersten Mal in seiner Karriere habe er erleben müssen, wie es sich anfühlt, „komplett vergessen“ zu werden. Über Wochen hinweg sei er gar nicht mehr gebucht worden. Selbst seine Flugreisen seien kurzfristig gestrichen worden, manchmal nur einen Tag vor Abflug.

„Manchmal waren es sechs Wochen am Stück ohne TV-Auftritt. Früher erhielt man seine Reisedaten Wochen im Voraus. Dann kamen plötzlich Anrufe am Sonntag mit den Worten: ‚Du bist nicht gebucht‘ – und der Flug wurde einfach storniert. Das war’s. Man spart Geld, aber für uns Performer fühlt es sich an, als wäre man ausradiert“, schilderte er.

Mahal betonte, dass die finanzielle Sicherheit in solchen Phasen wenig Trost spendet. „Es ist zwar schön, bezahlt zu werden, aber furchtbar, wenn man das Gefühl hat, es nicht zu verdienen. Niemand will einfach nur bezahlt werden, um zu Hause zu sitzen. Das nagt an einem, weil man weiß, dass diese Phase irgendwann endet.“

Zudem habe er nie dieselbe persönliche Verbindung zu Triple H aufgebaut wie zu Vince McMahon. Während McMahon regelmäßig das Gespräch mit ihm gesucht habe, sei der Kontakt zu Triple H eher distanziert geblieben. „Ich habe ihn kaum gesehen, nur kurz gegrüßt. Das war’s“, erinnerte sich Mahal.

Trotz seiner Enttäuschung betonte er, dass er weder nachtragend noch verbittert sei. Ihm gehe es darum, transparent zu zeigen, wie sich der Wandel in der kreativen Ausrichtung auf einzelne Talente auswirken kann. „Ich bin ehrlich – nicht wütend. Ich weiß, dass dieses Geschäft Aufs und Abs hat, aber das war das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl hatte, vergessen zu werden.“

Der Mythos um seinen WWE-Titelgewinn

Ein weiteres Thema, das Mahal in dem Gespräch ansprach, betrifft eines der hartnäckigsten Gerüchte seiner Karriere. Seit seinem Titelgewinn im Jahr 2017 wird häufig behauptet, dass sein Erfolg Teil einer strategischen WWE-Entscheidung gewesen sei, um den indischen Markt stärker zu erschließen.

Diese Theorie wies der gebürtige Kanadier entschieden zurück. Seiner Aussage nach hatte der Gewinn der WWE Championship nichts mit seiner Herkunft oder dem geografischen Markt zu tun, sondern sei vielmehr eine persönliche Anerkennung seiner physischen und mentalen Transformation gewesen.

„Ich wurde WWE Champion, weil ich mich komplett verändert habe – körperlich, geistig und beruflich. Vince hat erkannt, wie viel Arbeit ich in mich selbst investiert habe, und wollte mir diese Leistung anerkennen. Wäre ich noch derselbe Typ gewesen wie zu meiner Zeit bei 3MB, hätte ich den Titel niemals gewonnen. Das kann ich mit Sicherheit sagen“, erklärte Mahal.

Er enthüllte zudem, dass WWE während seiner Titelregentschaft keinerlei wirtschaftlichen Vorteil aus den Indien-Touren gezogen habe. „WWE hat während dieser Zeit in Indien kein Geld verdient. Es war keine Marketingstrategie. Es war einfach ein Teil meiner Reise.“

Darüber hinaus erklärte Mahal, dass er während dieser Phase sogar daran gehindert wurde, das WWE Network in Indien zu bewerben. Aufgrund vertraglicher Vereinbarungen mit dem lokalen TV-Partner sei es der WWE untersagt gewesen, Streaming-Abonnements in der Region aktiv zu bewerben.

„Ich wurde ausdrücklich angewiesen, keine Werbung für das Network zu machen, weil es gegen den TV-Deal verstoßen hätte. Das zeigt doch schon, dass es nie um eine wirtschaftliche Expansion ging“, sagte er.

Eine verhängnisvolle Verletzung und fehlerhafte Behandlung

Neben seinen Karriere- und Booking-Erfahrungen sprach Jinder Mahal auch über einen einschneidenden Moment seiner Laufbahn: die Verletzung, die ihn monatelang außer Gefecht setzte und durch ärztliche Fehler noch verschlimmert wurde.

Während einer WWE-Live-Show in Denver stand Mahal gegen Mustafa Ali im Ring. Es sollte ihr erstes gemeinsames Singles Match werden, doch die Begegnung nahm ein tragisches Ende. Mahal berichtete, dass er zuvor zehn Jahre lang verletzungsfrei geblieben war und sogar im Scherz behauptet hatte, „unantastbar“ zu sein. In derselben Nacht riss er sich jedoch die Patellasehne.

„Ich sagte aus Spaß: ‚Ich versuche, mich zu verletzen, und es klappt einfach nicht.‘ Dann fiel mir auf, dass ich auf Holz klopfen sollte – aber es war kein Holz da, nur ein Plastiktisch. Ich klopfte darauf, und in derselben Nacht passierte es. Das Universum hat mir eine Lektion erteilt“, erinnerte sich Mahal.

Nach der Operation und einer monatelangen Reha schien alles gut zu verlaufen. Doch kurz vor seiner Rückkehr begann das Knie erneut zu schmerzen. Es schwoll stark an, weshalb er den Arzt bat, die Flüssigkeit abzulassen. Nach dem Eingriff konnte er das Knie jedoch nicht mehr bewegen.

„Der Arzt meinte zu mir: ‚Sie sind gleich wieder fit.‘ Doch kaum stand ich auf, konnte ich mein Knie überhaupt nicht mehr bewegen. Später stellte sich heraus, dass sich ein Stück Knorpel gelöst und sich nach dem Ablassen der Flüssigkeit im Gelenk verklemmt hatte“, erklärte Mahal.

Ein MRT bestätigte einen Knorpelriss, der eine weitere Operation und eine noch längere Pause erforderlich machte. Damit verlängerte sich seine Auszeit um fast ein ganzes Jahr.

„Ich war bereits neun Monate raus, kam zwei Wochen zurück und fiel erneut für neun oder zehn Monate aus. Es war mental extrem belastend. Man denkt, man hat es überstanden, und plötzlich beginnt alles von vorn“, so Mahal.

Er betonte, dass diese Erfahrung ihn nachhaltig verändert habe. Verletzungen könnten jeden treffen, egal wie erfahren man sei. Besonders bitter sei gewesen, dass die WWE-Medizinabteilung seiner Meinung nach zu schnell handelte und den Zustand falsch einschätzte. „Sie wollten helfen, aber sie haben es schlimmer gemacht“, fasste er zusammen.

Jinder Mahal blickt heute mit gemischten Gefühlen auf seine Karriere zurück. Er hat fast alles erlebt, was das Wrestling-Geschäft zu bieten hat: Main-Event-Erfolge, Titelgewinne, Verletzungen und Phasen völliger Unsichtbarkeit. Dennoch ist er überzeugt, dass seine Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist.

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