Grand Theft Auto V – „Fit für eine neue Generation?“

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                                                   Getestet und verfasst von General M 

gtavkaWohl kaum ein anderes Franchise hat es geschafft, die gesellschaftliche Wahrnehmung des Medium Videospiel so sehr zu prägen wie Grand Theft Auto. Begleitet von zahlreichen Kontroversen und noch mehr Auszeichnungen avancierte die Reihe spätestens mit Grand Theft Auto V auch dank seiner Mehrspielerkomponente zu einem Milliardenerfolg, der bereits zwei Hardwaregenerationen als meistverkaufter Titel dominiert hat. Dieses Kunststück will Rockstar Games nun mit der dritten Auflage für PlayStation 5 und XBOX Series X|S wiederholen und hat dafür zahlreiche Verbesserungen implementiert. Aber für wen lohnt sich die erneute Rückkehr nach San Andreas überhaupt? Sinnvolles Upgrade oder billiger Cashgrab? Wir finden es heraus!

                      Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der PlayStation 5 erstellt.

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The Story so far…

Ich glaube, ein ganz klassisches Review kann man sich an dieser Stelle eigentlich sparen, denn zum Spiel selbst ist über die Jahre alles gesagt worden.  Einhundertsechzig Millionen verkaufte Exemplare sind seit der Erstveröffentlichung von Grand Theft Auto V über die Ladentheken gegangen. Neun Jahre ist das her, trotzdem tummelt sich der Titel seitdem fast ohne Unterbrechung in den Verkaufscharts – was nicht zuletzt an Grand Theft Auto Online liegen dürfte. Nach einigen Startschwierigkeiten hat sich der Modus zu einem wahren Dauerbrenner entwickelt und lockt auch dank stetig neuer Inhalte heute noch täglich Millionen Spieler nach San Andreas. Solisten genießen dagegen das filmreif geschriebene Abenteuer rund um das Gaunertrio Franklin, Michael und Trevor, die es ungewollt zwischen die Fronten sämtlicher kriminellen Elemente im gesamten County treibt. Egal wofür man sich auch entscheidet, zu tun gibt es in Grand Theft Auto V mehr als genug. 

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Den Entwicklern ist es gelungen, eine zeitlose Welt voller Leben zu erschaffen, die sich gemessen am Erstveröffentlichungsjahr fast schon als prophetisches Abbild der Gegenwart entpuppt hat. Aktivitäten warten an fast jeder Straßenecke, aber auch abseits der umfangreichen Geschichte gibt es viel zu sehen und zu erleben. Grand Theft Auto V hat den Maßstab für das Design moderner Open Worlds massiv höher gelegt, die Einflüsse sind heute noch bei Titeln wie unter anderem Assassin´s Creed deutlich spürbar. Und obwohl Rockstar Games ihr Werk mit Red Dead Redemption II nochmals selbst übertreffen konnten, ist die grundlegende Formel identisch geblieben: Eine klasse geschriebene Story, dazu eine immersive Welt und die spielerische Freiheit, tun zu können, was immer man will. Und das funktioniert heute noch genauso effektiv wie vor neun Jahren. 

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Mit dem Aufkommen von PlayStation 4 und XBOX One war klar, dass man Konsoleros ein noch besseres Erlebnis bieten konnte, weswegen Ende 2014 eine vor allem grafisch stark verbesserte Neuauflage erschien, wenige Monate später kamen auch PC-Besitzer erstmals in den Genuss des Spiels. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der globale Siegeszug von Grand Theft Auto V nicht mehr aufzuhalten. Ich kann ehrlich gesagt nur entfernt erahnen, wie viele Stunden ich seitdem in San Andreas verbracht habe. Ob alleine in der Story, zusammen mit Freunden bei der Planung des nächsten großen Raubes, oder einfach nur, wenn ich mal für eine Weile virtuell Ferien am Strand machen wollte. Für viele Spieler ist Grand Theft Auto V über die Jahre zu einem Zuhause geworden, wie es in dieser Form kaum ein zweites gibt. Klar, dass ein Nachfolger längst in Arbeit ist. Und wir alle können nur erahnen, was uns in wenigen Jahren damit erwarten wird. Kommt die nächste große Revolution? Möglich ist es auf jeden Fall. Aber ganz gleich, was Grand Theft Auto VI auch auffahren wird: Man wird darüber reden. 

Was die neue Version bietet

So, genug in der Geschichte gegraben, machen wir uns ans Eingemachte! Für meinen Test habe ich die neuen Versionen für XBOX Series X|S und PlayStation 5 mit denen für PC, PlayStation 4 und XBOX One verglichen. Es erschien mir schwachsinnig, zusätzlich noch PlayStation 3 und XBOX 360 aus dem Schrank zu holen, dort ist die visuelle Diskrepanz einfach zu gewaltig. Ferner ist davon auszugehen, dass das Spiel mittlerweile überwiegend mindestens auf einer Plattform der letzten Generation gespielt werden dürfte. Grand Theft Auto V hat nie ein Upgrade für PlayStation 4 PRO und/oder XBOX One X spendiert bekommen, was die Ausgangslage zusätzlich vereinfacht. Es bleibt dort also über alle Modelle hinweg bei einer Grundauflösung von 1080p bei gleichzeitig maximal möglichen 30 Frames pro Sekunde. Dem gegenüber steht der PC mit nativem 4K und höchstmöglichen Settings. 

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Mit Ausnahme der XBOX Series S werden euch auf allen Plattformen drei verschiedene Modi offeriert. Im Grafikmodus löst das Spiel sowohl auf PlayStation 5 als auch XBOX Series X in nativem 4K auf, während die schwächere Series S hier lediglich hochskaliert. Es bleibt bei 30 Frames pro Sekunde, dazu kommt Raytracing für Schatten und Beleuchtung. Im Leistungsmodus greift die Skalierung auch bei den Spitzenmodellen, dafür wird die Bildrate verdoppelt. Hier rechnet die Series S nur noch bei 1080p. Und zu guter letzt gibt es exklusiv für PlayStation 5 und XBOX Series X noch einen Leistungsmodus mit Raytracing bei ähnlichen Grundvoraussetzungen aber gleichzeitig aggressiverer Skalierung, um weiterhin geschmeidige Bildraten garantieren zu können. In der Konsequenz bedeutet das leider einmal mehr, dass Konsoleros zwischen Schönheit und Schnelligkeit wählen müssen. Beides auf einmal geht nicht. Dafür liefern die neuen Konsolen deutlich mehr Farbsättigung, was gut zum sonnigen Setting einer amerikanischen Westküstenmetropole passt. Der milchige Look der Vorgängerversion ist darüber schnell vergessen. 

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Im Grafikmodus ziehen beide Plattformen fast mit der maximierten PC-Version in 4K gleich. Besonders die messerscharfen Texturen schinden ordentlich Eindruck. Wer das Spiel bisher nur von den alten Konsolen kennt, dürfte sich wie in ein ganz neues Spiel versetzt fühlen. Neue Assets gibt es jedoch nicht, auch die Charaktermodelle sehen identisch aus, profitieren aber im Detail ebenfalls von der vierfach höheren Auflösung. Allen Versionen ist über sämtliche Modi gemein, dass Verkehrsdichte und Weitsicht ordentlich nach oben geschraubt worden sind, was der Immersion sehr gut tut. Gefühlt tummeln sich auf den Konsolen jetzt sogar mehr Autos als auf den höchstmöglichen PC-Settings. Lediglich bei der Weitsicht sind auf dem PC immer noch geringfügig mehr Details auszumachen. Besonders vorteilhaft sind die immens verkürzten Ladezeiten. Bis zu zwei Minuten musste man früher ausharren, bis San Andreas endlich geladen war, jetzt dauert es vom Spielstart bis zum Betreten der Welt gerade einmal dreißig Sekunden. Ein weiterer Vorteil der Konsolen im Vergleich zum PC, wo man selbst mit schnellsten SSD´s noch eine gute Minuten veranschlagen muss. 

Altes Schaf im neuen Pelz

Trotz allem kann Grand Theft Auto V sein Alter nicht gänzlich verbergen. In neun Jahren hat sich grafisch eine Menge getan, alleine Red Dead Redemption II kann es in seiner Basisversion auf PlayStation 4 PRO und XBOX One X locker mit dem modernen Klassiker aufnehmen und lässt diesen gesamtvisuell betrachtet selbst in aufgehübschter Form bei fast allen Punkten ein gutes Stück hinter sich. Besonders die Charaktermodelle mitsamt Animationen wirken nicht einfach nicht mehr zeitgemäß. Hinter dem groß angepriesenen Raytracing verbirgt sich abseits einer etwas besseren Beleuchtung und realistischeren Schattenwürfen kaum mehr als ein übermäßiger Leistungsfresser, der als Gegenleistung nur sehr wenig visuellen Zugewinn anbietet. Von einem der zentralen Merkmale der neuen Technik – nämlich in Echtzeit berechneten Spiegelungen – macht das Spiel keinen Gebrauch. Gut zu sehen an den Autospiegeln, die immer noch nicht funktionieren, eben aber auch in den Glasscheiben der zahlreichen Läden und Häuser, wo euer Charakter weiterhin nicht zu sehen ist. PC-Besitzer müssen der Tatsache, dass sie von allen Verbesserungen komplett ausgenommen worden sind, nicht nachtrauern.

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Gleichzeitig bleibt Grand Theft Auto V inhaltlich immer noch Grand Theft Auto V, weder gibt es neue Missionen, Aktivitäten noch andere neue Features, die das Gameplay in irgendeiner Form erweitern. Momentan sind Story und Multiplayer zu unterschiedlich verbilligten Preisen in den jeweiligen Stores erhältlich, ab Mitte Juni wird jedoch ein Gesamtpreis von knapp vierzig Euro fällig, was gemessen an der Tatsache, dass wir es hier wirklich nur mit einer qualitativ näher an leistungsstarke PC´s herangebrachte Fassung zu tun haben, doch recht viel verlangt ist. Lediglich im Mehrspielermodus wird euch der Start dank überarbeiteter Menüs und mehr Anleitung beim Einstieg in die Welt dank vorgefertigter Karrierepfade inklusive einer ordentlichen Geldspritze einfacher gemacht. Aber auch das rechtfertigt in meinen Augen keineswegs den angedachten Preis. Wer also damit liebäugelt, auf die neue Version aufzurüsten, sollte das jetzt tun. Dann löhnt ihr für das komplette Bundle lediglich einen kleinen Obolus von zehn (PlayStation 5) bzw. zwanzig (XBOX Series X|S) Euro. Dass man bei Microsoft doppelt zulangt, ist aber trotz des insgesamt immer noch fairen Preises ziemlich frech. 

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Besonders ärgerlich: Grand Theft Auto Online verzichtet weiterhin auf Support für Crossplay und ermöglicht es auch Besitzern von PlayStation 4 und PlayStation 5 nicht, miteinander zu spielen. Das man die Community dadurch weiter ausdünnt und die Leute zum Upgrade zwingt, ohne dabei gleichzeitig die immer noch schlechte Verfügbarkeit der dazugehörigen Konsolen zu bedenken, lässt mich betroffen zurück. Zwar könnte man argumentieren, dass die unterschiedlichen Bildraten Spieler der Last Generation benachteiligen, würde man für den Beitritt in den Modus aber den Grafikmodus vorschreiben, wäre dieses Problem unmittelbar gelöst. Es geht hier also weniger um nicht können, sondern mehr um nicht wollen. Selbst das Übertragen der Fortschritte gelingt nicht ohne Wermutstropfen: Habt ihr euren Charakter einmal auf die neue Plattform gehievt, gibt es auf den Vorgängermodellen keine Option mehr, diesen dort weiterhin nutzen zu können. Abgesehen vom Preis ist die Version für PlayStation 5 aufgrund ihrer sehr gelungenen Einbindung des DualSense definitiv die beste Wahl. Das haptische Feedback ändert sich beim Fahren je nach Untergrund, bei Schusswechseln sorgen die Trigger für spürbare Widerstände am Abzugsfinger. 

Fazit und Wertung

profilbildapril„Es dauert nicht lange, ehe man sich als Rückkehrer wieder daran erinnert, warum Grand Theft Auto V eines der erfolgreichsten und besten Spiele aller Zeiten ist. Die Kombi aus exzellenter Story und dem immer noch stetig erweiterten Mehrspielersandkasten machen selbst nach neun Jahren immer noch unglaublich viel Spaß. Über die Neuauflage für PlayStation 5 und XBOX Series X|S bin ich aber geteilter Meinung, denn so sehr es mich für Konsoleros freut, dass das Spiel dort zumindest im Grafikmodus endlich mit dem PC gleichzieht, so ärgerlich ist, dass man abgesehen davon für sein Geld kaum einen richtigen Mehrwert erhält. Richtig frisch sieht das Spiel nämlich insgesamt nicht mehr aus. Halbgar implementiertes Raytracing, die Restriktionen beim Charaktertransfer, mangelndes Crossplay- und Platforming sowie die Tatsache, dass man inhaltlich absolut nichts neues geboten bekommt, hinterlassen gemessen am Preis zusätzlich einen faden Beigeschmack. Für den gegenwärtigen Rabattpreis sicher eine Überlegung wert, aber wenn man nicht gerade jeden Tag mehrere Stunden im Mehrspielermodus verbringt oder das Spiel zum ersten Mal erleben will, sollte man sich gut überlegen, ob man die dritte Auflage wirklich braucht.“

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PRO:

+ Ungebrochen grandios geschriebene Geschichte…
+ …mit exzellenten Charakteren 
+ Grand Theft Auto Online als gewaltige Mehrspielersandbox voller Möglichkeiten…
+ …und sinnvoll optimiertem Einstieg
+ Je nach Modus visuell nahezu gleichauf mit der PC-Version…
+ …und dieser in mancherlei Hinsicht sogar minimal überlegen
+ Überarbeitete Farbgebung (gemessen an Last-Gen-Konsolen)
+ Durchgehend stabile Bildraten auf allen Plattformen
+ Drastisch verkürzte Ladezeiten
+ Sehr gute Einbindung des DualSense

CONTRA:

– Keinerlei neue Inhalte
– Technisch stellenweise nicht mehr auf der Höhe der Zeit
– Echte grafische Verbesserungen fehlen abseits der Auflösung nahezu komplett
– Halbherzig implementiertes Raytracing
– Keine Rückübertragung von Mehrspielercharakteren möglich
– Weder Crossplay noch Crossplatforming
– Undurchsichtige Preisgestaltung

                                              GESAMTWERTUNG:     8.0/10 

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