Gears of War 4™ – Das Review

                                            Getestet und verfasst von General M

Die Locust scheinen besiegt zu sein. Mit dem Tod der Königin im grandiosen Finale von Gears 3 endete ein ewig andauernder Krieg zwischen Menschen und humanoiden Reptilienwesen. Die Folgen jedoch sind verheerend. Nahezu alles liegt in Trümmern, die Anzahl der Gefallen ist unzählbar. Aus der Asche erhebt sich eine neue Koalition unter der Führung der Vorsitzenden Jinn. Die sichert den Frieden nicht nur mit harter Hand, sondern auch mithilfe einer Armee aus Androiden, den sogenannten DeBees. 25 Jahre sind seit Kriegsende vergangen. Nicht jeder hat Lust, sich den Regeln der Konföderation zu beugen. So gibt es abseits kommunenähnliche Gemeinden, die von der Koalition zwar nicht wirklich gewünscht, aber im Kern geduldet werden. Was wie ein halbgarer Kompromiss erscheint, droht jedoch bald zu eskalieren, zumal ein alter Feind darauf lauert, zurückzukehren…

Gears of War 4 05.10.2016 17 22 25

Die Freunde J.D. Phoenix und Del Walker haben der KOR den Rücken gekehrt und sich einer der besagten Kommunen angeschlossen. Zusammen mit der Einheimischen Kait Diaz, der Tochter der Anführerin, versuchen alle ihr bestes, um das Leben auf dem Land erträglich zu gestalten. Die Welt von Gears of War ist seit dem Krieg nicht unbedingt ungefährlicher geworden, toben doch hin und wieder gewaltige und überaus zerstörererische Sturmfronten über die Landflächen. Auch der Frieden mit der Koalition ist überaus fragil, besonders seit eine andere Gemeinde von den DeBees vollständig ausgelöscht wurde. Alles beginnt dennoch recht simpel – das Dreiergespann um J.D. soll einen Fabrikator aus einer Koalitionsanlage stehlen. Die baut sowieso überall neue Siedlungen nach Plan, der Diebstahl sollte ein Kinderspiel werden. Doch dann kommt alles anders – die Vorsitzende Jinn taucht auf der Bildfläche auf und macht die Gemeinde für das Verschwinden einiger Soldaten verantwortlich. Da sich das Problem mit Worten nicht lösen lassen will, sprechen kurz darauf die Waffen.

Gears of War 4 05.10.2016 12 55 35

Zugegeben, der Einstieg in das neue Gears zieht sich. Das liegt daran, dass man mit den Robotergegnern einfach nicht so richtig warm werden will. Zu steril wirken die ersten Kapitel in sauber-sonniger Stadtumgebung, besonders in Hinsicht auf das brutale, düstere Setting der Vorgänger. Nach den ersten paar Stunden im Spiel war ich kurz ernüchtert vom Gebotenen, bis sich dann kurz darauf endlich wieder altvertrautes Gears – Feeling breitmachte. Und das dann auch mit Wumms und Klasse! Tatsächlich entfesselt das Spiel mehr und mehr ein derart rasantes, abwechslungsreiches und brachiales Action-Feuerwerk, dass man den Controller gar nicht mehr beiseite legen mag. Das liegt auch an der toll erzählten Geschichte, die einen perfekten Einstieg für eine neue Trilogie bietet und ebenso an den wunderbar geschriebenen Charakteren, die durch die Bahn frisch wirken und mit Humor und Menschlichkeit punkten – eine mehr als willkommene Abwechslung für die altbekannte Truppe aus raubeinigen Muskelpaketen. Tatsächlich beginnt man recht schnell, Sympathien für das Dreiergespann zu entwickeln. Man fiebert mit, man bangt, man leidet und hat spätestens zu Beginn des dritten Akts den eher laschen Einstieg voll und ganz verziehen. Dann begegnet man auf der Suche nach Hinweisen zu einer ganz neuen Bedrohung nämlich einem sehr bekannten Veteranen des Krieges, der darüber hinaus ( ihr habt es sicher bereits anhand des Namens erahnt), nicht nur J.D.’s Vater ist, sondern der legendäre Marcus Fenix höchselbst. 

Gears of War 4 02.10.2016 17 08 25

Der hat sich mittlerweile aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und lebt relativ verbittert und mit seinem Sohn zerstritten auf einem alten, heruntergekommenen Anwesen. Spätestens als sich herausstellt, dass der Menschheit tatsächlich neue Gefahr droht, zeigt sich zum Glück, dass der gealterte Marcus immer noch in seine Rüstung passt. Dann endlich dürfen auch wieder die Kettensägen – Lancer ausgepackt werden. Was danach passiert, will ich nicht verraten. Niemand sollte um das großartige Erlebnis gebracht werden, welches den Spieler in den kommenden Stunden erwarten wird. Tatsächlich ist es Entwickler The Coalition, die sich hauptsächlich aus alten Gears – Entwicklern zusammensetzen und bereits für das Remaster des kürzlich vom Index befreiten Erstlings verantwortlich waren gelungen, ein umfangreiches und abwechslungsreiches Erlebnis zu bieten, welches die Stärken der Vorgänger mit vielen sinnvollen Neuerung kombiniert und so nicht nur das bisher schönste, sondern auch beste Gears – Erlebnis abliefert, welches auch Einsteigern eine tolle Zeit bescheren sollte. Es gibt einfach unglaublich viel zu sehen, unglaublich viel zu erleben und ebenso eine Menge Collectibles einzusammeln, die weitere Hintergründe zur Geschichte liefern. Und obwohl sich Gears 4 nahezu wie alle anderen Teile der Reihe spielt, wirkt das Gameplay immer noch frisch und extrem unterhaltsam – etwas, dass nur ganz wenige Titel schaffen. 

Horde 3.0

Wer sich durch die umfangreiche Einzelspieler – Kampagne alleine oder im Ko-Op abgearbeitet hat, deren recht abruptes Ende einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt, kann sich anschließend nach Herzenslust im gewohnt gewaltigen Multiplayer – Modus austoben. Das Grundpaket aus 10 verfügbaren Karten, auf der sich allerhand Modi spielen lassen, ist abwechslungsreich und macht eine Menge Spaß. Natürlich darf da auch der berühmte Horde – Modus nicht fehlen. Hier kann man sich mit Freunden, Gästen oder Bots zusammentun, um anschließend gegen immer stärkere Gegnerwellen anzutreten. Zwischendurch können mit den vorhandenen Ressourcen Geschütze und Barrikaden errichtet werden, die einem das Leben sehr erleichtern können, aber auch sehr wohlüberlegt erworben werden müssen. Es ist immer noch ein großes Vergnügen, sich besonders mit Freunden darüber auszutauschen, welcher Gegenstand gerade erworben werden sollte, oder ob man nicht lieber eine Runde sparen könnte, um später mehr Chancen zu haben. Fakt ist – der Multiplayer – Modus wird nie langweilig und auch lange nach Release noch beschäftigen, zumal gerade auf der XBOX One momentan kaum besseres geboten wird. Dort benötigt man übrigens wie gewohnt einen XBOX Live Gold – Account zum Online – Daddeln. 

Gears of War 4 05.10.2016 15 50 59

Im Rahmen des Play Anywhere – Programms dürfen auch PC – Spieler ran, für die ist das Online – Gaming natürlich gewohnt umsonst. Mit über 80 GB Downloadgröße ist das wie gewohnt ausschließlich über den Microsoft – Store oder per Code erwerbliche Spiel zum Preis von 70€ für die Grundversion das bis dato größte Spiel, welches ich je durch die Leitung gedrückt habe und stellt sogar den bisherigen Rekordhalter GTA V mühelos in den Schatten. Für den hohen Preis erhält man jedoch die Konsolenfassung gratis dazu und kann problemlos zwischen beiden Versionen hin- und herswitchen, auch Crossplay ist möglich. Feine Sache!  So bietet Gears of War 4 ein Rundum – Sorglospaket. 

Schatten der Technik

Gears 4 bietet eine grandiose Atmosphäre, was besonders den durch Unreal Engine 4 ermöglichten Beleuchtungs- und Partikeleffekten geschuldet ist. Während die Konsolenfassung im Einzelspielermodus mit soliden 30 Frames läuft und im Multiplayer mit 60 Bildern pro Sekunde auftrumpft, bietet die PC – Fassung weitaus mehr Möglichkeiten, um das Spiel ans Maximum des optisch möglichen zu bringen. Dort ist Gears 4 ein kleines Paradies für Benchmarks und lässt sich dank der Vielzahl von Einstellungen nicht nur an schwächere Systeme anpassen, sondern zwingt auf maximalen Settings und 4K – Auflösung sogar High – End – Systeme beinahe in die Knie. Eine extrem starke DirectX 12 – kompatible Grafikkarte ist so oder so Pflicht. Dafür darf man sich neben einer unbegrenzten Bildate an wesentlich mehr Details erfreuen, darunter mehr Partikeldichte, feinere Beleuchtung und verbessertem Anti – Aliasing. Dennoch merkt man besonders der PC – Version an, dass sie lediglich von der Konsole portiert wurde. Das zwar überraschend sauber (für ein Spiel auf der Windows – Plattform, s. Forza Horizon 3 und Quantum Break), aber wer um die Stärken der Unreal Engine 4 weiß, trotzdem etwas unbefriedigend im Gesamtergebnis. Denn die Leistung der Konsolen ist limitiert, was mitunter der Hauptgrund dafür sein wird, dass man immer wieder auf teilweise verwaschene, matschige und detailarme Texturen trifft. Besonders gut sieht man das hier an den Wänden.

Gears of War 4 05.10.2016 15 40 24

Sämtliche Screenshots stammen übrigens aus der maximierten 4K – PC – Fassung. Auf der Konsole wird ein wesentlich unschärferes Gesamtbild geboten, was diese Unzulänglichkeiten zwar etwas kaschiert, insgesamt aber umso mehr die limitierten Leistungsfähigkeiten der aktuellen Konsolen, inbesondere im Umgang mit der neuen Unreal Engine, aufzeigt. Dennoch kann sich das Spiel auch auf der XBOX sehen lassenund überzeugt mit einer klasse Atmosphäre. Im direkten Vergleich ist die PC – Fassung gerade auf höheren Einstellungen allerdings in nahezu jeder Hinsicht weit überlegen.

Gears of War 4 05.10.2016 15 23 40

Überzeugen können dieses Mal übrigens neben der brachialen Soundkulisse auch die Deutschen Sprecher, die gerade in den Vorgängern (mit Ausnahme von Marcus Fenix) nicht mal ansatzweise mit den Originalsprechern mithalten konnten. Dieses Mal hat man aus der Vergangenheit gelernt und mit Maria Koschny (bekannt als Deutsche Feststimme von Jennifer Lawrence und Lara Croft in „Rise of the Tomb Raider“), Oliver Stritzel (unter anderem Stammsprecher von Dwayne „The Rock“ Johnson) und vielen mehr wunderbar passende Stimmen verpflichtet, die mit spürbarer Lust an die Vertonung gegangen sind. So gelingt es, auch im Deutschen die Geschichte und den Humor stimmungsvoll rüberzubringen. Die Tage, wo ein Dom Santiago klang, als hätte er gerade Helium inhaliert und sich dabei den Sack abgeklemmt, sind zum Glück vorbei. Erhalten blieb dafür die klassisch-intuitive Bedienung, die sich exakt wie die Vorgänger steuern lässt. Das bedeutet, abgepasstes Nachladen, Deckungskampf par excellence, Waffenwahl und Nahkampf sind genau dort zu finden, wo Gears – Veteranen sie zuletzt gelassen haben. Zwar hat man der Steuerung auch ein paar neue Aspekte hinzugefügt, wie beispielsweise das Deckungsausschalten, diese Features kommen allerdings fast nie zum Einsatz und sind am Ende ganz, ganz schnell vergessen. Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Fazit und Wertung

ava2 „Gears of War 4 gelingt tatsächlich, was bereits der erste Teil vor fast 10 Jahren geschafft hat – es liefert einen nahezu indiskutablen Grund, sich eine XBOX zuzulegen. Oder einen verflucht starken PC. Für Multiplayer – Fanatiker ist Gears ohnehin Gold, aber auch Solisten und Freunde toller Geschichten kommen um Gears 4 im Grunde nicht herum. The Coalition hat ein extrem umfangreiches Gesamtpaket abgelegt, welches kaum Wünsche offenlässt, sondern nur immens viel Lust auf den nächsten Teil weckt. Bei all dem leistet es sich zum Glück nur ganz wenige Schnitzer. Auch die Umsetzung für PC ist lobenswert zu erwähnen und die Steuerung geht sogar mit Maus und Tastatur recht gut von der Hand. Ich hatte gewaltigen Spaß mit dem Spiel und kann nur sagen, geht raus, besorgt euch Gears of War 4 und lasst es krachen. Männer, an die Kettensägen!“

PRO:

+ Grandioser Einstieg in eine neue Trilogie
+ Toll erzählte Geschichte mit emotionalen Höhen, Tiefen und Humor
+ Angenehm menschliche Charaktere
+ Abwechslungsreiches Gameplay
+ Tolle Atmosphäre
+ Guter Umfang
+ Brachiale Klangkulisse
+ Exzellente Deutsche Sprecher
+ Umfangreicher Multiplayermodus mit hohem Suchtfaktor
+ Sehr gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Ko-Op – Features
+ Viel zu sammeln
+ Gelungene Bedienung
+ Auch für Einsteiger geeignet
+ Zeitloses Deckungssystem
+ Crossplay
+ Saubere PC – Portierung

CONTRA:

– Enttäuschender Einstieg dank Blechgegnern
– Etwas abruptes Ende
– Teilweise dämliches K.I. – Verhalten
– Matschige, verwaschene und detailarme Texturen
– Ab und an Deckungsschwierigkeiten
– Neue Steuerungsfeatures werden so gut wie nie genutzt

                                          GESAMTWERTUNG:     88%

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 
©2016 Wrestling-Point.de/M-Review