Final Fantasy VIII Remastered – „Alt trifft Neu“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

cropStolze zweiunddreißig Jahre, so lange existiert und begeistert die Final Fantasy – Reihe mal mehr, mal weniger Spieler auf aller Welt. Nicht wenige behaupten, dass die mittleren Jahre bis zum heutigen Tag die spielerisch besten gewesen sind. Während bei Square Enix momentan fleißig am Remake des legendären siebten Teils gewerkelt wird, ist nun auch Final Fantasy VIII neu aufgelegt worden. Nicht als umfassendes Remake zwar, sondern lediglich als Remaster, dafür aber mit vielen Verbesserungen und Erweiterungen gegenüber der erstmals 1999 für die PlayStation One veröffentlichten Version. Wie sich das epische Abenteuer von Squall, Selphie und Co. in dieser Form spielt und anfühlt, haben wir natürlich umfangreich für euch getestet. Alter Hut oder zeitloser Klassiker? Das ist nur eine der vielen Fragen, denen wir nachgegangen sind.  

                   Hinweis: Sämtliche Screenshots wurden mit der PlayStation 4 PRO erstellt.

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Eine düstere Zukunft

Schon seit ewigen Zeiten wird auf dem bisher friedlichen Kontinent Balamb in der angesehenen Militärakademie Balamb Garten für die Ausbildung zukünftiger Spitzensöldern besorgt. Hier lernen die Schüler nicht nur Kampfkünste und Taktiken, sondern sogar den Umgang mit Magie und mächtigen Helfern, den sogenannten Guardian Forces. Einer dieser Rekruten ist der siebzehnjährige Squall Leonhart. Der Heißsporn, der bevorzugt mit seiner Gunblade, einer Mischung aus Schwert und Revolver angreift, hat es im Trainingskampf gegen seinen Erzrivalen Cypher zu hart angehen lassen und erwacht mit einer frischen Narbe im Gesicht auf der Krankenstation der Akademie. Viel Zeit zur Erholung bleibt aber nicht, denn die Abschlussprüfung für die hauseigene Elitetruppe SEED steht an. Zusammen mit seinen Mitschülern Xell und Selphie, leider aber auch Cypher, gelingt es unter Leitung von Lehrerin Quistis tatsächlich, die Prüfung erfolgreich abzuschließen.

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Der erste richtige Auftrag lässt nicht lange auf sich warten, denn das Königreich Galbadia hat die lauschige Hafenstadt Dollet auf dem mit Balamb verbündeten Nachbarkontinent angegriffen. Die Überraschung für die eintreffenden SEEDs ist allerdings groß, denn die Angreifer wollten scheinbar lediglich den örtlichen Funkturm in ihre Gewalt bringen. Die Attacke scheint mit der Ernennung der machtgierigen Hexe Edea zusammenzuhängen, die kürzlich zur galbadischen Botschafterin gekürt wurde. Da Hexen aber seit dem großen Hexenkrieg als größtmögliche Bedrohung angesehen werden, soll das frisch bewährte Team um Squall und Co. mithilfe einer Rebellengruppe ein Attentat auf die Ränkeschmiedin ausführen. Doch der Plan misslingt, die Überlebenden landen im Hochsicherheitsknast. Und das ist noch nicht mal das größte aller Probleme, denn Edea plant, den Balamb Garten zu vernichten…

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All das ist aber nur der Beginn einer großen, gewaltigen Reise voller Überraschungen, Twists und mehr, die inhaltlich bis heute kontrovers von Fans weltweit diskutiert wird. Die komplexe, umfangreiche Story um Magie, Bewusstseinsreisen und die jeweils schleierhafte Vergangenheit der zahlreichen Charaktere erschließt sich erst Stück für Stück und verlangt dem Spieler typisch Final Fantasy eine Menge Aufmerksamkeit ab. Wer aber gewillt ist, sich interessiert durch die Massen an Text zu arbeiten, wird auch gegenwärtig noch mit einem der inhaltlich mutigsten und außergewöhnlichsten Serienvertreter belohnt, der angefangen bei seinen Charakteren bis hin zur dazugehörigen Welt viele Stärken der Reihe in sich vereint, der dabei aber auch unter Schwächen leidet, die auch das Remaster nicht aus der Welt zu schaffen vermag. Allem voran nervt damals wie heute das stetige Ziehen (sog. Draw) von Zaubern, auch das anschließende Koppeln bleibt umständlich und ist zum Glück danach nie wieder in dieser Form zum Einsatz gekommen. 

Alt trifft Neu

Was sich nämlich 1999 auf der PlayStation One in bahnbrechenden 240p noch wie ein grafisch hochimposanter Trip angefühlt hat, ist zwanzig Jahre später zwar längst nicht mehr in jeder Hinsicht zeitlos, trotzdem sieht Final Fantasy VIII dank seiner wunderschön gerenderten Zwischensequenzen und den aufwendig gestalteten statischen Hintergründen auch in der Gegenwart nicht ganz schlecht aus. An beiden Aspekten hat sich auch nichts geändert, das Remaster setzt dafür statt memeverdächtiger Pixelcharaktere auf von Grundauf neu modellierte Darsteller in echtem 3D, auch die Guardian Forces haben ein Grafik- und Effektupgrade spendiert bekommen. Die Vorteile sind von der ersten Szene an ersichtlich, denn schöner, greifbarer und lebendiger sahen die Charaktere in Final Fantasy VIII noch nie aus. Weil aber eben alles andere genauso geblieben ist, wie man es vielleicht in Erinnerung hat, beißt sich Alt mit Neu quasi in jeder Szene auf drastische Weise. Erhaben ist lediglich der Soundtrack von Komponistenlegende Nobou Uematsu, der statt platzsparendem MIDI – Format nun endlich in voller Pracht erklingen darf. 

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Zu den negativen Aspekten kommt hinzu, dass man auch das alte Format 4:3 beibehalten hat, also um die komplette Mitte herum mit dicken schwarzen Balken leben muss. Dass es in dem Umfang keinen Support für 16:9 geben würde, war aber wie schon bei dem ebenfalls remasterten Final Fantasy IX keine große Überraschung, da die vorgerenderten Backgrounds ebenso wie die FMV´s einfach nicht in anderer Form vorliegen und man für entsprechende Anpassungen wohl deutlich mehr Aufwand hätte leisten müssen. So stechen die frisch animierten Charaktere zwar positiver heraus, alles drumherum aber schlägt natürlich in die komplett gegensätzliche Richtung. Trotzdem muss man dabei nochmals erwähnen, dass Final Fantasy VIII bei weitem kein hässliches Spiel ist. Längst nicht mehr zeitgemäß, aber in vielerlei Hinsicht dennoch zeitlos und somit auch zwanzig Jahre nach Erstveröffentlichung allerbestens anschaubar und, was noch viel wichtiger ist, genauso spielbar. Eine krasse Ausnahme bildet die immer noch potthässliche Weltkarte, die aufgrund der deutlich höheren Auflösung am Output und leider auch der Tatsache, dass man hier ebenso auf Überarbeitung verzichtet hat, nur noch scheußlicher aussieht. Hier hätte man nicht nur mehr tun KÖNNEN, sondern wirklich mehr tun MÜSSEN.

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Die etwas marode Grundtechnik hat aber auch ihre Vorteile, denn durch den extrem geringen Anspruch an die heimische Hardware bekommt man mit dem Remaster auf sämtlichen Plattformen vom PC bis zur Nintendo Switch stets ein identisch ausschauendes, identisch gut performendes Spiel geboten. Die Bildrate beträgt jeweils stabile 30 Frames pro Sekunde, XBOX One und PlayStation 4 lösen auf den Standardmodellen ebenso bei 1080p auf wie auf den erweiterten Geräten, während die Switch es zumindest im Dock noch auf 900p bringt, also etwas hinter dem Rest zurückbleibt. Der PC gibt zwar abseits des Launchers die Option für natives 4K, aufgrund der bis auf die Charaktere und die Inhalte auf der Weltkarte komplett vorgerenderten Assets ist der Qualitätszugewinn aber verschwindend gering und hebt lediglich die Schärfe der Modelle noch einen Ticken an. Davon abgesehen wie erwähnt auch hier ein im Vergleich zu den restlichen Plattformen identisches Erlebnis. Das schließt aber leider auch die weiterhin teils extrem mies aus dem Japanischen Original übersetzten Dialoge mit ein.

Komfortzonen

In einer Zeit, in der man Spielehilfen eigentlich nur noch mit Echtgeld freischalten kann, präsentiert sich das Remaster zu Final Fantasy VIII einmal mehr als gütig und bietet von Anfang an jederzeit frei an- und ausschaltbare Hilfen an, um die Reise durch Balamb und Co. etwas komfortabler zu gestalten. So lassen sich nicht nur die knapp bemessenen Zeitlimits in manchen Momenten komplett umgehen, die im Original vielen Spieler immenses Kopfzerbrechen bereitet haben, auch maximale Lebens- und Magiepunkte lassen sich für mehr Entspannung aktivieren. Damit ist vorallem jenen geholfen, die nicht massiv Zeit mit Aufleveln verbringen wollen, sondern das Spiel mit Hauptfokus auf die Story genießen möchten. Um das zusätzlich zu vereinfachen, kann man sogar komplett auf Zufallskämpfe verzichten. Den wohl besten Booster stellt aber die Beschleunigung auf dreifaches Spieltempo dar.

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Das gilt zwar nicht für Cutscenes und Dialoge, lässt einen aber gemessen am quälend gemütlichen Pacing des Originals deutlich flotter durch das Spiel bewegen und erspart ungeduldigen Zockern eine Menge Zeit. Besonders die rundenbasierten Kämpfe bekommen durch den Turbo mehr Flow. All diese Optionen bietet neben den Konsolen auch die PC-Version, dort lassen sich aber noch mächtigere Cheats aktivieren, die man auf den Wohnzimmerplattformen nicht findet. Dafür sperren einen die extrem starken Hilfsmaßnahmen auf Steam komplett vom Erlangen irgendwelcher Achievements aus. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Final Fantasy VIII wird zumindest inhaltlich und spielmechanisch auf ewig eines der am meisten kontrovers diskutieren Spiele der gesamten Reihe bleiben. Nervige Draws und eine teils bizarre Story können die vielen Qualitäten des Klassikers trotzdem nicht kaschieren, denn mit dem Remaster zeigt sich einmal mehr, dass dem Spiel abseits der bis auf die neuen Charaktermodelle veralteten Optik immer noch viele Qualitäten anheim sind, die auch gemessen an gegenwärtigen Standards immer noch unterhaltsam sind. Dank einiger optionaler Hilfen lässt sich die lange Reise von Squall und seinen Freunden nun wenigstens etwas geschmeidiger und einfacher bewältigen. Komplettisten können definitiv zugreifen, Besitzer der Originalversion sollten aber zweimal überlegen, ob ihnen kleine Grafikupgrades und eine Handvoll Booster wirklich zwanzig Euro wert sind.“ 

Pay-2-Win/Miktrotransaktionen: Final Fantasy VIII Remastered bietet keinerlei zusätzliche Echtgeldinhalte oder anderweitige Möglichkeiten, sich gegen Bezahlung spielerische Vorteile verschaffen zu können. Eine Abwertung findet daher diesbezüglich nicht statt. 

PRO: 

+ Hübsche, grundlegend neu erstellte Modelle
+ Hoher Gesamtumfang mit zahlreichen versteckenten Zusatzinhalten
+ Stabile Performance über sämtliche Plattformen
+ Hörbar bessere Soundqualität
+ Nützliche, jederzeit frei zuschaltbare Booster
+ Zugängliche Bedienung

CONTRA:

– Selbst für ein Final Fantasy gewöhnungsbedürfte Story
– Weiterhin schlechte deutsche Übersetzung
– Potthässliche Weltkarte
– Die neuen Grafiken lassen den Rest nur noch unattraktiver erscheinen
– Nervige Draw- und Kopplungsmechaniken
– Kein freies Speichern
– Eher unübersichtliche Menüs, vor allem bei Draws und Kopplungen

 
                                                  GESAMTWERTUNG:     
8.0/10


Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

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