Ein Abschied mit Ansage: Samantha Irvin über ihr WWE-Aus, warum ihre Tätigkeit als Ringansagerin nie ihr Endziel war, kreative Grenzen und die Hoffnung auf mehr

Samantha Irvin über ihr WWE-Aus, kreative Grenzen und die Hoffnung auf mehr

Ein Abschied mit Ansage: Warum Ringansage nie ihr Endziel war

Samantha Irvin war für viele Fans eine der beeindruckendsten Stimmen der modernen WWE. Ihre Art, die Superstars anzukündigen – dramatisch, musikalisch und mitreißend – wurde schnell zu einem unverwechselbaren Markenzeichen, das den Charakteren im Ring zusätzliche Tiefe verlieh. Doch hinter ihrem Erfolg als Ansagerin verbarg sich ein ganz anderer Karrierewunsch – und ein wachsendes Gefühl kreativer Grenzen.

In einem ausführlichen Interview mit Busted Open Radio sprach Irvin offen über ihre Entscheidung, WWE im Oktober 2024 zu verlassen. Sie machte klar, dass ihre Karriere im Wrestling nie ausschließlich auf die Rolle der Ringsprecherin ausgerichtet war. Vielmehr sah sie diese Aufgabe als Einstieg, nicht als Ziel.

„Ringansagen sind nicht mein Ziel, und ich bin sehr zielorientiert“, erklärte Irvin. „Als ich all das erreicht hatte – diese Reaktionen der Fans, das große Lob, das virale Feedback, dachte ich: ‚Okay, das war’s. Ich habe alles erreicht, was man erreichen konnte.‘ Und das bedeutete für mich: Es ist Zeit, weiterzugehen.“

Besonders bemerkenswert ist, dass Irvin von Beginn an geplant hatte, die Ringansage so eindrucksvoll zu gestalten, dass WWE sie irgendwann in eine andere Position befördern würde: „Als sie mich fragten, ob ich Ringansagerin sein will, sagte ich: ‚Ich werde das so aufpeppen, dass sie mich davon abziehen.‘“

Doch trotz ihrer Erwartungen blieb die große Veränderung aus. Stattdessen wurde sie immer mehr zur festen Größe am Mikrofon, ein Umstand, der ihre Kreativität zwar bestätigte, aber gleichzeitig ihre Entwicklung blockierte.

In ihrer Rückschau spekuliert Irvin auch darüber, wie sich ihre WWE-Karriere unter einer anderen Führung entwickelt hätte, vor allem unter dem langjährigen WWE-Patriarchen Vince McMahon: „Wenn Vince ehrlich gesagt mit Samantha Irvin aufgewachsen wäre, hätte er sie von der Ringansage abgezogen. Er hätte gesagt: ‚Setz sie woanders ein und lass sie etwas anderes machen.‘“

Diese Aussage macht deutlich, dass sie nie davon ausging, auf Dauer auf diese Position reduziert zu bleiben, sondern im Gegenteil immer darauf hoffte, eines Tages neue kreative Wege gehen zu können.

Der Traum vom kreativen Mitgestalten – und ein geplatzter Plan

Noch bevor sie überhaupt als Ringansagerin verpflichtet wurde, hatte Samantha Irvin bereits ein Bewerbungsgespräch in einer anderen WWE-Abteilung. Sie interessierte sich früh für Rollen hinter den Kulissen, sei es im kreativen Team, in der Produktion oder sogar als Referee: „Ich hatte tatsächlich ein Vorstellungsgespräch bei einer anderen Abteilung von WWE, als das Ansageteam mich anrief und fragte: ‚Hast du ein Gespräch in einer anderen (WWE) Abteilung?‘ Ich sagte: ‚Ja.‘ Und sie sagten: ‚Wir möchten dir einen Job anbieten.‘ Und dann war ich raus aus der anderen Nummer.“

Doch auch nachdem sie sich für die Rolle der Ringsprecherin entschieden hatte, blieb sie neugierig und mutig. Irvin offenbarte, dass sie sogar gefragt habe, ob sie Schiedsrichterin werden könne, dies wurde aber abgelehnt: „Irgendwann habe ich gefragt, ob ich Schiedsrichterin werden könnte, und sie meinten: ‚Nein!‘ Ich wollte alles ausprobieren. Das ist die Wahrheit.“

Michael Hayes, eine kreative Größe im WWE-Backstagebereich, erkannte offenbar ihr Potenzial. „Er fragte mich: ‚Willst du ein Booker sein?‘ Und ich sagte: ‚Ich will alles lernen.‘“

Irvin bewundert kreative Köpfe wie Paul Heyman und Eric Bischoff, die hinter den Kulissen neue Maßstäbe gesetzt haben. Genau dort sieht sie langfristig auch ihre Rolle, als gestalterische Kraft im Hintergrund, die Risiken eingeht, Grenzen überschreitet und die Industrie prägt: „Ich möchte eine alte, kluge Dame werden, die alles weiß und Dinge möglich macht.“

Kreative Neuausrichtung: Jetzt ist die Musik an der Reihe

Mit dem WWE-Abschied hat Irvin einen neuen Weg eingeschlagen, und dieser führt sie vorerst weg vom Wrestling. Stattdessen konzentriert sie sich nun voll auf ihre musikalische Karriere. Ihre erste Single „Make Me“ erschien am 14. Februar 2025 und sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie nun „etwas für sich selbst“ machen will.

Aber: Die Tür zur Wrestling-Welt bleibt offen. Irvin betont, dass sie jederzeit bereit wäre zurückzukehren, vorausgesetzt, die Rolle sei kreativ anspruchsvoll und biete ihr echte Gestaltungsmöglichkeiten: „Wenn es etwas zu tun gibt und etwas, das meiner Meinung nach verbessert werden muss, und ich dazu beitragen kann, werde ich mir meinen Weg zurück bahnen – wenn die Zeit reif ist, wo auch immer das sein mag.“

Ob sie eines Tages als Produzentin, Writerin, Regisseurin oder in einer anderen Rolle hinter die Kulissen zurückkehren wird, bleibt abzuwarten.